Zwei Compilations aus Leipzig haben es uns im zweiten Halbjahr 2025 besonders angetan. Und zwar nicht nur wegen der jeweils viel versprechenden Tracklist, sondern vor allem auch optisch.

Denn die Crew der Conne-Island-Partyreihe „Electric Island“ und Vaya, das Label mit eigener Radio-Show von unserem Hey-Hey-Podcast-Host Sebastian, bescherten uns jeweils eine sehr besondere Tracksammlung zum Anfassen, ins Regal stellen, zum in den eingestaubten Ghettoblaster stecken oder zum direkten Gebrauch beim Auflegen. Das eine Medium hat seinen 50. Geburtstag schon eine Weile hinter sich (2013), das andere Medium dominiert seit mehreren Jahren die Clubs. Es handelt sich um die Kassette (Vaya) und den USB-Stick (Electric Island).
Nun stellt sich – wie so oft – die Frage: Braucht es das? Ein Medium mit Musik, wo doch heutzutage alles ganz bequem gestreamt oder heruntergeladen werden kann? Die Antwort lautet ganz rational: Nein, das braucht es nicht! Tape-Liebhaber:innen werden sofort die passenden Argumente „Pro Tape“ liefern können. Etwa den „anderen“, analogeren, leicht rauschigen Sound, die gefühlt höhere Wertigkeit im Vergleich zum Digitalen und wahrscheinlich die längere Halbwertszeit der Musik. Denn das Tape wird nach dem Kauf wahrscheinlich eine Weile im Regal ihr Dasein fristen und sicherlich das ein oder andere Mal aufgelegt werden.
Es ist sicher nicht falsch, wenn man hier den Begriff der Nostalgie einmal ins Spiel bringt. Die Kassette ist popkulturell so dermaßen aufgeladen, dass gefühlt nichts an ihrem Image kratzen kann. Zuletzt bekam sie sogar einen prominenten Auftritt im Film „Perfect Days“ von Wim Wenders. Der Protagonist treibt sich in Plattenläden rum und ist ein Tape-Sammler. Es wirkt irgendwie kauzig, aber irgendwie kriegt man auch Lust, sich so eine Wand an Tapes zuzulegen. Und mal irgendwas zu konsumieren, ohne dass im Internet das Tun analysiert und man mit zielgerichteter Werbung oder mit algorithmisch ermittelter Musikauswahl überschwemmt wird.

Auch bei der ersten Compilation-Veröffentlichung der seit zwei Jahrzehnten etablierten Partyreihe „Electric Island“ schwingt eine ganze Menge Nostalgie mit. Der Stick hat natürlich noch nicht so viele Jahre auf dem Buckel wie die Kassette und ist durchaus praktisch. Er kann weiter gefüllt werden mit eigener Musik und ist für alle CDJ DJs ohnehin seit Jahren das Medium der Wahl.
Aufgeliefert wird der Stick aus dem Island in einem formschönen Case (praktisch) und in einer selbst bestempelten Hülle (schön). Dazu bekommt man einen Umschlag mit ausgewählten Bildern der Veranstaltung aus dem Bereich „Moods“. Ich muss zugeben, dieses Paket hat mich sofort gekriegt. Einfach nur herzerwärmend. Bei Vaya kommt das „Disco Orangen“-Tape in einem klassischen Case und mit farbstarken und funny Illustrationen. Passend dazu gibt es übrigens auch ein Shirt.
Die Musikauswahl von House, dubbigen Sounds, über Breaks bis Ambient ist übrigens auf beiden Compilations weitestgehend lokal und durchgehend fantastisch – Varum, DJ Balaton, Robyrt Hecht, Siggatunez, Zacharias, Hal & Perm, Karo, R!ke usw.
Eines lässt sich festhalten: In beiden Compilations stecken viel Liebe und vor allem sehr viele gute Tracks drin. Und außerdem gilt immer: Support your local Label und Veranstaltungsreihe! Vielleicht braucht ihr das ein oder andere Medium doch – bzw. ist es auch ein sehr ansehnliches Weihnachtsgeschenk.
