Wohin eigentlich mit dem Electro-Pop? frohfroh sieht sich nicht als hermetisch, aber irgendwie gibt es doch ein gewisses Ressentiment gegenüber dem Versuch Indie-Pop mit elektronischen Mitteln zu übersetzen. Und so blieb auch das Leipziger Trio Brockdorff Klang Labor hier bislang außen vor. Ihr Song „Festung Europa“ geht aber nicht spurlos vorüber.
Nicht nur inhaltlich betrachtet. Auch der Fakt, dass der Song den von Spex und Byte.fm ausgelobten Contest nach dem besten Protestsong gewonnen hat, schenkt ihm eine durchaus gebührende Beachtung. Brockdorff Klang Labor haben es aber auch ohne diese Medaille schon zu einem gewissen Ruhm geschafft. Indie-Heroe Alfred Hilsberg entdeckte das Trio für sein Label What’s So Funny About und veröffentlichte dort 2007 das Album „Mädchenmusik“.
Im letzten Jahr traten die Drei im deutschen Pavillon der Expo 2010 in Shanghai auf. Im Juni dann der Gewinn des Protestsong-Contests. „Festung Europa“ ist kein schallend scheppernder Protest. Er vermittelt eher einen poetischen, hedonistisch sozialisierten Umgang mit politischer Meinung – mit schwelgerischen Melodien und tight gesetzten Beats.
Im Spex-Interview beschreiben Nadja und Sergej ihre Beweggründe zu dem Stück, das sich mit der europäischen Flüchtlingspolitik auseinandersetzt. Das klingt reichlich ungewohnt, zelebrieren Brockdorff Klang Labor sonst doch hauptsächlich einen artifiziell-überzeichneten, immer heiteren Gestus. Doch der neue Ton klingt keineswegs aufgesetzt.
Ein Video gibt es nun auch dazu. Und das nächste Album folgt im Herbst.