Erst Myspace, nun Soundcloud – die Demo-Track-Kultur hat sich komplett geöffnet. Tracks kommen einer breiten Öffentlichkeit nicht mehr erst dann zum Vorschein, wenn ein Label sie pressen lässt. Lupos Benai ist dennoch eine Ausnahme unter den Soundcloud-Neulingen.
Es ist eine eigene Diskussion mit vielfältigen Verzweigungen. Vielleicht beginnt sie mit der Demokratisierung des Musikmachens durch immer günstiger werdende Producer-Software. Da entstehen tausendfach Tracks in Kinder- und WG-Zimmern, die sich über verschiedene Web-Plattformen sofort „veröffentlichen“ lassen.
Veröffentlichen hat in diesem Zusammenhang eine neue Bedeutungsebene bekommen. Denn natürlich macht das Hochladen bei Soundcloud einen Track öffentlich – doch für wen eigentlich? Für die eigenen Freunde und ein paar Freundesfreunde. Die großen Myspace-Hypes lassen sich dagegen an einer Hand abzählen.
Hier können sich die Labels nach wie vor einen kleinen Vorsprung zugestehen – sie werden mit ihren Veröffentlichungen noch einmal anders wahrgenommen, mit einer gewissen Ernsthaftigkeit, wobei ein Label nicht unbedingt gleich eine hohe Qualität garantiert. Was aber, wenn ein Neuling in Eigenregie seine Tracks herausbringt. Nicht nur auf Soundcloud oder mit einem Net-Label, sondern mit einer eigenen Platte – auf Vinyl, echtem Vinyl.
Lupos Benai, ein Producer aus Leipzig hat zwei seiner Tracks extra mastern lassen und sie in Kleinstauflage pressen lassen. Für sich, aber natürlich auch, um zu schauen, was passiert. „Da ich nicht bei all den hippen Labels hausieren wollte und auch etwas müde bin vom Musikgeschäft, habe ich mich entschlossen, die Platte selber rauszubringen“, schreibt Lupos Benai auf seinem Blog. Und er kennt das Geschäft als ehemaliger Label- und Vertriebsbetreiber sowie als Produktmanager bei einem Major-Label tatsächlich. Insofern ist er auch nicht unbedingt der klassische Newcomer.
Wozu braucht es aber eigentlich mehr Mut? Sich auf die Gefahr von Absagen der Labels einzulassen oder das viele Geld für ein paar Vinyl-Exemplare hinzulegen, die vielleicht nur zuhause liegen werden? Wie auch immer. Die „v1001“-EP ist also eine private Null-Nummer. Ein Testlauf mit offenem Ausgang. Den Tracks an sich wird es egal sein, auf welchem Format sie zu hören sind – und so gibt es sie auch als kostenlose MP3s auf dem Blog.
„Ospan“ startet zugegebenermaßen sehr hölzern. Er entwickelt sich später jedoch zu einem dichten, rhythmischen und melodisch schiebenden Stück. Vielleicht insgesamt ein wenig zu aufgeregt und zu sprunghaft.
„Signale“ ist da schlüssiger. Vielleicht ist es der flirrend-deepe Chord, der unendlich lang laufen könnte, ohne dass er an Reiz einbüßen würde. Selbst die los marschierende Bassdrum kann dem Schwelgerischen nichts entziehen. Nicht schlecht.
Wer die Tracks auf Vinyl haben möchte, kann sie nur bei Lupos Benai selbst kaufen – vorerst zumindest.
Zu einem anderem Track, „Westkreuz“ hat er übrigens auch ein Video in Leipzig und Halle gedreht – fast ausschließlich auf dem iPhone, wie er selbst sagt. Fehlendes Engagement kann man hier nicht vorwerfen.