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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Ampeln auf Rot?

05. Dezember 2011 / Kommentare (6)

Superkronik, Victor Jara, Alte Damenhandschuhfabrik und nun auch die Distillery. Die Stadtverwaltung eckt gerade vermehrt mit den hiesigen Clubbetreibern an. Auch wenn meist unterschiedliche Gründe dahinter stehen, bleibt doch die Frage: will Leipzig seine Subkultur nur zu Marketingzwecken?

Denn beinahe peinlich romantisierende Artikel wie letztes Jahr in der New York Times oder kürzlich in der FAZ dürften auch der Stadtverwaltung die Relevanz der Leipziger Subkultur im Allgemeinen, und der Clubszene im Speziellen endgültig offenbart haben. Sie schmückt sich auch gern damit.

Doch die aktuellen Ereignisse nach Superkronik & Co sprechen eine rauere Sprache. Oder eben gar keine. Im Fall der Distillery hieß es letzte Woche in der LVZ, dass die ursprünglich angekündigten Absprachen über die Zukunft des Clubs seitens der Stadt nicht sehr engagiert und konkretisierend laufen würden.

Der Artikel scheint aber auch etwas übereifrig zu sein. Nimmt er doch die angeteaste Kreuzungseinmündung mit der Ampelanlage als möglichen Hinweis für ein baldiges Aus des Clubs.

Die Distillery-Betreiber geben sich auf ihrer Facebook-Seite da etwas gelassener: die Weiterführung der Altenburger Straße – mitten durch die Distillery – sei schon in den Neunzigern geplant gewesen. Weit bedrohlicher ist das neue Quartier, das bis zum Bayrischen Bahnhof entstehen soll. In jedem Fall fehlt hier scheinbar Transparenz. Und anderswo möglicherweise doch ein gewisses Maß an Offenheit. Im Prinzip kommt gerade viel von dem noch einmal hoch, was die Global Space Odyssey seit Jahren lautstark auf der Straße proklamiert.

CommentComment

  • andreas / 12. Dezember 2011 / um 17:45
    @ richard:

    ohne das es dazu eine "offizielle" version gäbe, hängt die restriktive behandlung des superkronik wohl doch sehr deutlich mit dem kauf und der sanierung des nachbargebäudes zusammen.
  • audite / 06. Dezember 2011 / um 00:54
    die kritik richtete sich an die stadt, nicht an die dhf!
  • dhf - leipzig / 06. Dezember 2011 / um 00:01
    ups .... schon "komisch", wenn uns aus der eigenen Szene der Vorwurf gemacht wird, dass wir wieder an den Start gehen können.... Dabei laufen unsere Anwälte nicht umsonst auf Hochtouren. DANKE AUCH !!!
  • Richard / 05. Dezember 2011 / um 17:51
    Ich bin in de Thema aktuell nicht so belesen, daher diese und weitere Fragen: Was gab es denn für wirtschaftliche Interessen im Fall Superkronik?

    Was spricht gegen eine Art "Lobby"? Kann man diese "Abgrenzung" nicht auf ein Maß reduzieren, auf dem zuverlässig und kontinuierlich gearbeitet werden kann? Es dreht sich ja hier explizit um Clubs, die ja so oder so regelmäßig den Gang zum Amt machen müssen. Warum also geht man nicht geschlossen auf die Stadt zu? Wenn ich an der Stelle einen vielleicht hinkenden Vergleich anbringen darf: Der Gastronom auf der Karli macht doch genau das, wie es scheint, mit Erfolg. Ist ja nicht so als würden hinter den Clubs und Veranstaltungsräumen in Leipzig keine wirtschaftenden Unternehmen stecken.
  • andreas / 05. Dezember 2011 / um 13:53
    ich fürchte, die haltung der behörden gegenüber freier kultur wird immer lauten "ihr müsst zu uns kommen - nicht wir zu euch". da subkultur aber per definition nicht die nähe zum offiziellen suchen, haben sie auch keine lobby bei der verwaltung.

    ich bin ein bisschen skeptisch, was das argument "lebendige subkultur ist tourismus-werbung, also müsste die stadt sich besser darum kümmern" angeht. zum einen ist tourismus aus sicht einer kommune erst dann richtig interessant, wenn er übernachtungsgäste bringt. und zwar solche, die nicht bei freunden in der wg pennen. zum anderen ist die frage, wie man einen spagat schaffen soll, dass man sowohl von "denen" wahrgenommen wird, und sich gleichzeitig als freie szene treu bleibt. ich würde deswegen viel basaler sagen, dass es ein recht auf kultur und pluralität gibt und von dort ausgehend die strukturelle ungleich-behandlung der kultureinrichtungen anprangern.

    zumal sich in den meisten fällen (superkronik z.b.) handfeste privat(-wirtschafts) interessen hinter dem behördenstress verbergen.
  • audite / 05. Dezember 2011 / um 11:42
    danke für die thematisierung!
    das verhalten verschiedener stellen des ordnungsamtes ist wirklich blanker hohn, wenn man sich die artikel renommierter medien über leipzig, slogans wie "leipziger freiheit" oder "musikstadt" vor augen hält. auch die leipziger uni wirbt ja ständig mit der tollen subkultur leipzigs...blablabla...
    die liste der betroffenen "clubs" kann man auch noch um die gieszerstr. und einige andere erweitern. schikanen noch und nöcher. dort werden unverhältnismäßige auflagen (behindertentoilette, stellplätze...) gefordert, die es den betreibern nahezu unmöglich machen eine konzession zu erlangen. durchgeführte, vorher mit den ämtern abgesprochene, auflagen, werden dann nach der durchführung doch wieder nicht abgenommen und um weitere klauseln erweitert, die vorher nicht angesprochen wurden. das schreit geradezu danach, dass ein legaler betrieb überhaupt nicht gewollt ist.
    rätselhaft bleibt auch weiter, warum gewisse maßstäbe nicht für alle gelten. es gibt verschiedene institutionen, die narrenfreiheit zu haben scheinen.
    mysteriös auch, dass im falle der dhf nach einer woche der betrieb wieder aufgenommen werden konnte, wenn eine woche zuvor noch mit der versiegelung gedroht wurde. die veranstalter der ausgefallenen veranstaltungen bleiben auf ihren kosten sitzen, haben keinerlei einnahmen zu verbuchen und arbeit umsonst investiert. zudem könnte beim publikum ein unangenehmer beigeschmack hängen bleiben.

    die signale, die dabei gesendet werden sind frustrierend. man macht seit jahren kultur und betreibt kostenlose (jugend)sozialarbeit und werbung für die stadt. die nutznießer sind andere und wir bekommen nur nen arschtritt und zahlen noch drauf! danke auch.

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