Auch wenn Leipzig nicht Berlin ist, so strahlt „Der Klang der Familie“ doch bis hierher. Pflichtlektüre quasi.
Dieses Buch verschlinge ich ebenso wie „Lost & Sound“ von Tobias Rapp. Wahrscheinlich sogar noch schneller, weil das Oral History-Konzept von „Der Klang der Familie“ ein so leichtes Eintauchen ermöglicht. Techno als Geschichtsstoff. Der Schulmusikunterricht ist weit davon entfernt.
Aber ich erinnere mich an eine Musikstunde in der jeder seine Lieblingsmusik vorstellen sollte. Ende der Neunziger. Natürlich brachte irgendwer auch etwas elektronisches mit. Der Lehrer versuchte es zu analysieren, switchte aber schnell weiter. Mit Wiederholung als Prinzip schien für ihn alles erklärt. Und für mich als damaliges Gitarren-Kid war das auch okay.
Wie auch immer: „Der Klang der Familie“ ist ein großes Buch. Nicht nur vom Umfang her. Es zieht einen schnell rein in das alte West-Berlin, in die Anarchie auf dem ehemaligen Mauerstreifen und die frühe Zuspitzung von Under- und Overground. Es ist auch spannend mit zu erleben, wie Techno eben auch erwachsen wird. Da reden Leute zwischen 40 und 50 von einer musikalischen Revolution, die wir so wahrscheinlich gar nicht mehr miterleben werden.
Für uns Zuspätgeborene ist alles konsolidiert. Höchstens Nivellierungen finden noch statt. Ein wenig ist es so, wie wenn die Eltern von den Beatles sprechen. Dabei liegen gerade einmal 20 Jahre dazwischen. Die Muster zwischen Alten und Jungen bleiben aber scheinbar gleich. Es wird natürlich genörgelt, dass sich alles wiederholt. Dass diese Bassline auch schon 1992 groß war. Dass nichts Neues mehr kommt. Nicht in dem Buch, aber in Gesprächen mit Alt-Ravern kommt diese Stimmung öfter durch. Auch wie bei den Beatles.
Ich bin noch gar nicht komplett durch. Aber wer das Buch noch nicht auf dem Schirm hat, dem sei es sehr empfohlen. Wo kaufen: hier oder hier zum Beispiel. Tanith, einer der frühen Protagonisten hat auch ein paar Zeilen bei sich geschrieben.