Zwei Jahre nach der großen „Family Horror“-Compilation folgen die Remixe dazu. Alles kann, nichts muss – einmal mehr zeigt sich, wie passend der Label-Name ist.
Zwischen Falke und Traumprinz klaffte eine Lücke im Katalog von Kann Records. Ausgerechnet die Nummer 10, könnte man meinen. Doch es dauerte einfach länger mit den Remixen. Und ob die zehnte Platte besonders herausstechen sollte oder nicht, war auch eine zeitlang nicht klar. Also erst einmal freilassen.
Jetzt wird die Lücke geschlossen. Drei Stücke aus der „Family Horror“-Compilation wurden rausgegeben, an RVDS – einigen vielleicht als Richard von der Schulenburg von Die Sterne bekannt –, Edward aus dem White/Giegling-Umfeld und an Salax Peep Show, einem Zweierprojekt der Schweden Axel Boman und Petter. Interessant besetzt, fern von großen Namedropping-Ambitionen.
Musikalisch hatte Edward wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe mit „Rendevous“ von Johannes Beck. Das Stück war der Moment des Durchatmens auf „Family Horror“, ein ambientes House-Fragment. Edward greift sich die hellen Streicher auf und webt sie ab und an in seinen Stakkato-Groove. Die intime Stimmung behält er im Grunde bei, bei spürbar angezogenem Tempo aber.
Auch RVDS ändert die klangliche DNA des Originals kaum. Man erinnere sich: Even Tuells „Dramaqueen“ bestach durch seine roh arrangierte Hypnose, die fast prototypisch für den Workshop-Label-Sound steht. Bei RVDS ist diese analoge Kratzigkeit in den Claps und Percussions noch zu erahnen. Aber er glättet auch enorm. Die „Dramaqueen“ wirkt dadurch aufgeräumter, losgelöster.
Und schließlich „Enola“, Map.aches fröhlich schwingendem Original hauchen die zwei Schweden einerseits deutlich mehr Funk ein, andererseits dosieren sie die Euphorie etwas niedriger. Mit unglaublicher Leichtigkeit, obwohl sie auch sehr spielerisch mit dem Stück umgehen. House-Freestyle auf hohem Niveau. Remix-Kultur auf hohem Niveau.