Christelle Gualdi alias Stellar OM Source ist keine Leipzigerin. Aber sie hat die Demos ihres neues Albums hierher geschickt, um sie von Kassem Mosse bearbeiten zu lassen.
Von einer „carte blance“ an Kassem Mosse sprach die Wahl-Belgierin bei Resident Advisor Anfang Mai. Ihre live gereiften Stücke für das Album „Joy One Mile” kamen ihr zu barock vor, und Kassem Mosse sollte sie entschlacken, abstrakter gestalten – künstlerisch weitgehend frei. So beschreibt es Christelle Gualdi in einem anderen Interview.
Was für ein mutiger Zug, die Zügel in dieser Weise aus der Hand zu geben. Noch dazu an jemanden, den man bis dahin nur von seinem musikalischen Output her kannte. Es ging immerhin nicht um klassische Remixe, sondern um das Mixen und Arrangieren, ein tief greifender Prozess. Doch Christelle Gualdi wollte die Distanz zu den eigenen Stücken, und sie war wohl anfangs schockiert von der Konsequenz mit der Kassem Mosse herangegangen war.
Eigentlich wäre es im Nachhinein auch spannend, die Ur-Versionen einmal zu hören. Aber letztendlich geht es eben auch nicht nur um den Prozess hinter „Joy One Mile“, sondern um das Ergebnis. Und das klingt synthetisch, analog, rau, verbrüdert mit den Vorläufern und Anfängen des Detroit Techno und Electro.
Kassem Mosses Handschrift ist nicht zu überhören. Es kommen aber nach wie vor auch Christelle Gualdis Kraut- und New Age-Wurzeln heraus, die auf den ersten CD-R-Veröffentlichungen ihren Sound bestimmten. Vertonter Sci-Fi-Futurismus ist es nun, mit großen euphorischen Momenten, schon vom Club inspiriert, aber mit einem stärker poetischen, erzählenden Fokus.
Auf der Vorab-12″ war schließlich auch ein Kassem Mosse-Remix von „Elite Excel“ dabei – noch mehr Freiheit von der Freiheit. Bei Bandcamp gibt es das komplette Album im Stream zum Vorhören.
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