Neulich erst kam mir das erste Album von Praezisa Rapid 3000 ins Gedächtnis zurück. Eine telepathische Hellseherei: Denn es gibt ein neues Album.
Auf der letzten Nachtdigital-Compilation gab es ein kurzes Wiederhören mit dem Trio. Und damit ein schöne Erinnerung an „314159265“, das Debüt-Album von Praezisa Rapid 3000, das im Herbst 2012 herauskam. Im Nachhinein betrachtet, ist der Nachtdigital-Beitrag „This One Goes Out To Our Grandmothers & Großmuddis“ noch ein Gruß aus der alten Praezisa-Zeit.
Die neue klingt komplett anders. In weiten Teilen zumindest. Natürlich hat sich an dem wilden, dauergrinsenden Ansatz des Trios wenig geändert – die permanenten Wendungen, Sample-Überdosen, rhythmischen Achterbahnfahrten, sie sind weiter zu hören. Nur die thematische Auseinandersetzung ist 2014 eine andere. „Miami/Mumbai“ setzt sich mit dem blutleeren Abhaken von Backpacker-Stationen und dem wahllosen Aneignen fremder Kulturen auseinander, wie Simon12345 im frohfroh-Interview erklärt. Mit einem Schwall an folkloristischen Eindrücken.
Eine Weltreise im Zeitraffer. Musikalisch wie inhaltlich. Und wäre das alles nicht durch den Praezisa Rapid 3000-Filter gejagt worden, wäre es nicht halb so spannend. Erstaunlich besänftigend dann „+997 Landlin“ mit der japanischen Sängerin Cuushe. Ein Electronica-Pop-Song, der nach hinten raus kurz den House-Floor in den Augenschein nimmt. Großartig. Aber auch „Ukrainian Dirtmob“ mit der wahnwitzig gepitchten Klarinette und dem plötzlichen Switch zum mächtigen Bass.
Während Doumen die Vinyl-Version mit den sechs neuen Originalen herausbringt, kümmert sich das japanische Label Noble um die CD und packt dort noch vier sehr eigenständige Reworks drauf. Dass hier neben einem japanischen Act und dem Berliner Heatsick auch Serph und Ras G & The Afrikan Space Programm zeigt, welchen Stellenwert Praezisa Rapid 3000 in Japan mittlerweile haben müssen.
Letzterer überträgt „+997 Landline“ in ein berauscht deepes und sich doom-anfühlendes „+997 Silence Of Lullaby“. Serph kommt genau mit dem Gegenteil: Eine breitwandig-launige Techno-Hymne. War er nicht eher ernste Electronica?
Auch der Berliner Heatsick bringt „Miami/Mumbai“ mehr auf den Dancefloor mit spleenig-schallendem 8Bit-House, der am stärksten die immer mitschwingende Praezisa Rapid 3000-Ironie in seinen Entwurf einbaut. Ein mehr als würdiger Nachfolger zum Debüt-Album.
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