Am vergangenen Sonnabend wurde die Ära Freezone Records beendet – nach 15 Jahren. Doch in der Kochstraße werden weiterhin Platten verkauft, nur unter anderem Banner.
Aus dem inoffiziellen Headquarter von Kann Records wird nun das offizielle. Inklusive Plattenladen, Textildruckerei und kleinem Online-Shop. Der Schritt ist mehr als schlüssig. Seit Anfang des Jahres ist Sevensol alleiniger Betreiber des Ladens. Und auch er spürte die zunehmende Hinwendung zum Digitalen. Ein Plattenladen funktioniert im Jahr 2012 anders als noch vor zehn Jahren.
Gejammert werden soll aber nicht. Dafür gebündelt. Enge Label-Laden-Beziehungen sind nicht selten. In Jena das Fat Plastics, in Hamburg Smallville, in Rotterdam Clone Records, in Berlin Hardwax und Innervisions. Ein wenig sei es auch wie mit den Merchandise-Ständen bei Konzerten, meint Sevensol. Das Erlebnis direkt bei der Band das Album kaufen, sei anders als im Saturn. Gerade bei einem Liebhaber-Format wie Vinyl dürfte diese persönliche Komponente künftig noch stärker ausfallen.
Nebenbei ist es natürlich auch eine wirtschaftliche Erwägung, es so hinzubekommen, dass ein Labelprojekt hauptberuflich betrieben werden kann. Weder mit einem Plattenladen noch mit einem Label allein ist dies noch recht möglich. Und ohne Internet funktioniert es heute auch nicht mehr. Doch anstatt in eine aussichtslose Konkurrenz zu Decks & Co zu treten, wird sich der neue Kann-Shop im Netz auf eine kleine kuratierte Auswahl konzentrieren.
„Es geht nicht darum jede verfügbare Platte anzubieten. Das machen andere ziemlich gut. Aber in der großen Flut zu filtern ist so ein Ziel – wie es ja schon immer im Plattenladen funktioniert“, so Sevensol. Insbesondere die Leipziger Labels sollen hier eine gebündelte Online-Adresse finden. Bereits jetzt fanden sich im Kann Records-Online-Shop auch Platten von Doumen, Rose Records oder Ortloff.
Da ist nun also noch mehr Bündelung von anderen Leipziger Labels zu erwarten. Eine weitere Form der Zusammenkunft ist übrigens der Schreibtisch von Constantin Menze alias Wilhelm. Von der Kochstraße aus bucht er für Buki Good die Konzerte der Kann-Künstler und anderen. Geballte Kräfte also.
Parallel zum Laden erscheint auch eine neue Platte auf Kann Records. Eine, die die engen Beziehungen zwischen Leipzig und dem Weimarer Label Giegling deutlich macht. Der Prince Of Denmark hat dort als Traumprinz sein eigenes Sublabel. Und mit seiner „Paradise With A Lobotomy“-EP macht er nun bei Kann Records halt. Der House-Entwurf der drei Tracks ist eher im roughen Bereich der Deepness angesiedelt.
„Big Baby Jesus“ knistert und dubbt vor einer trocken-geraden Bassdrum. „Feel“ klingt ebenso herrlich angeraut – nur verlangsamter und ein Tick mehr Soul darin. Und auch wenn direkte Vergleiche mit anderen Producern eher langweilen: aber „Love Yeah“ erinnert unheimlich an Richard Davis. Besonders an dessen erstes Album „Safety“ von 2002 – übrigens ein Erleuchtungsalbum von mir persönlich.
Umso intensiver bleibt dieses Traumprinz-Stück hängen. Die unbeirrt schiebende Bassdrum, der gedämpfte Gesang, der glöckchenhafte Chord, die unterschwellige Euphorie. Ein tolles Wiederhören mit Kann nach gut einem halben Jahr Pause. Und ausschließlich auf Vinyl.