Fuck, die Zeit. Seit 10 Jahren hat das Conne Island mit „Electric Island“ eine regelmäßige Reihe für elektronische Clubmusik. In zehn persönlichen Hymnen schauen einige Wegbereiter zurück.
Ich erinnere mich an einen kreuzer-Artikel in dem es um die internationale Erweiterung der anfangs familiären und lokal besetzten Reihe ging. Im Herbst 2007 war das und Jake Fairley läutete eine neue Ära für die Reihe ein. Heute gehört Electric Island zum festen Monatskalender des Conne Island.
Zum Jubiläum habe ich noch einmal kurz in den Beitrag im „Conne Island 20 YRS“-Buch nachgelesen. „Zuviel Gutes passierte in der Zeit musikalisch (bei House und Techno), als dass es am Conne Island vorbei ziehen durfte“, schreibt Jan Barich / Map.ache da zu den Beweggründen im Jahr 2004. Nach den kommerziellen Entgleisungen ab Mitte der Neunziger hatten Techno und House keinen guten Stand im Conne Island.
Für das Revival war der Rahmen entscheidend: „Die DJs sollten nicht mehr unerreichbar von hoher Bühne abseits vom Publikum ihr Süppchen kochen müssen. Die unmittelbare Nähe zur Crowd war Teil des Konzeptes. Das DJ-Pult sollte vor der Bühne ebenerdig aufgebaut werden, DJs und Publikum sollten eins werden.“
Sofort ging die Rückkehr der 4/4-Bassdrums nicht auf. Zur ersten Veranstaltung kamen 30 Besucher. Mit dem Erfolg, so Barich weiter sei aber auch Kritik von Außen gewachsen. Großraumdiskothek, ein zu starker House-Fokus. Nichtsdestotrotz hat sich Electric Island nicht nur für das Conne Island, sondern für die gesamte lokale Szene zu einer festen Größe etabliert.
Zum Jubiläum hat die Crew einige beteiligte Leute der Reihe nach deren persönlichen „Electric Island Anthems“ gefragt. Alle 10 sind nun hier zu finden. Bei der Groove gibt es übrigens noch die Hymnen von Efdemin, Resom und Thomas Becker.
Und ihr könnt die Liste um eure Hymnen ergänzen. Einfach unten in den Kommentaren Namen des eigenen Hits mitsamt der Geschichte dazu posten. Unter allen Teilnehmern werden 2 x 2 Gästelistenplätze verlost. Bis Donnerstag 18 Uhr (27.11.) ist Zeit dafür. Wer gewinnt, bekommt eine Mail, also bitte eine richtige E-Mail-Adresse angeben.
Feinrausmarcel (Hausmeister)
Moomin – „The Story About You“
Toller Track, kein bestimmter Moment, eher die Summe der schönsten. Ab 7 Uhr, zwischen Blumfeld-Afterdance und einer halben Hundertschaft im Backstage – und das letzte Stück kommt von einer gebrannten CD auf dem Plattenspieler. Love.
Filburt (O*RS)
Efdemin – „Just A Track“
Der Tune hat so eine einnehmende Wärme, die ich auch immer dort im Raum gespürt habe. Wenn die Vocals einsetzen „If House Is A Nation, I Wanna Be President“ fühlte sich die tanzende Masse immer wie „Nation Under A Groove“ an.
Lux (IO, Giegling)
Plaid – „OI“
Eine der Electric Island-Nächte, die ich definitiv nicht vergessen werde, war bei Dial mit Roman Flügel und Lawrence im Herbst 2011. Wilhelm hatte den Anfang gespielt. Die Musik war die ganze Nacht durchgehend so fantastisch gewesen, dass ich mich kein einziges Mal von der Tanzfläche lösen konnte.
Kurz vor Schluss am späten Morgen, als sich das graue Tageslicht durch die Deckenfenster in den stickigen Saal streute, spielte Lawrence „OI“ von Plaid. Das war so ein Moment zwischen warmer Erschöpfung und taumelndem Glück, der mir rückblickend immer noch ganz unwirklich erscheint.
Map.ache (Manamana, KANN)
Ferrer & Sydenham – „Timbuktu (Pan-African Electro Dub)“
„Timbuktu“ steht für mich für Electric Island wie kein anderes Stück. Rhythm, Emo, Euphorie – irgendwas zwischen House & Techno. Das Stück kam 2004 raus, im Geburtsjahr von Electric Island. Always!
Neele (G-Edit)
Efdemin – „Acid Bells“
Efdemins „Acid Bells“ ist der Track, den ich mit meinen ersten Electric Island-Erfahrungen verbinde. Sein selbstbetiteltes Debütalbum „Efdemin“ ist auch das erste, welches mich wirklich abgeholt hat und mir den Zugang zu House und Techno eröffnete. Bis heute eines meiner liebsten Stücke!
OneTake (HW Rhapsody)
Aril Brikha – „Winter“
Auch wenn ich es nie gespielt habe und nichtmal besitze: „Winter“ ist mein Electric Island-Stück, weil es immer wieder das Bild und das Gefühl in mir hochholt, welches diese Veranstaltung für mich oftmals so schön gemacht hat.
Beim Live Set von Aril Brikha, es war die Zeit, als Electric Island erwachsen wurde und auch mal mit internationalen Gästen auffuhr, gab es eben diese Momente, dass man in den ersten Reihen rund um das DJ-Pult vor der Bühne wirklich jeden kannte und zusammen eine unglaubliche Atmosphäre kreierte. „Nothing comes closer to this familiar feeling“ eben.
Rentek (Caramba!)
Demian and Klima – „Ginol Tonic“
Das Stück ist total deep und zugleich recht sperrig mit einigen Unterbrechungen. Ich hatte es schon lange und hab’s irgendwann wieder „ausgegraben“. Bei Electric Island habe ich es nicht nur einmal gespielt. Und immer reagierten die Leute auf dieses „seltsame“ Stück total euphorisch, es nahm sie auf eine ganz besondere Weise gefangen. Das hat mich stellvertretend wahnsinnig gefreut!
> http://www.discogs.com/Demian10-And-Klima-Demian-2-EP/release/311726
Sevensol (Manamana, KANN)
Omar S – „U“
In den letzten zehn Jahren sind wohl mehr oder weniger fast alle Omar S-Tracks einmal aus den Membranen des kongenialen Soundsystems im Conne Island gehört worden – in den Nächten selbst oder nur zum Aufbau. Genau erinnern kann ich mich an dieses hier, gespielt als erstes Stück von DJ Snow nach einem Lawrence Live Set zur Dial Nacht 2008. Alles klar.
Steffen Bennemann (Holger, Nachtdigital)
Whomadewho – „Keep Me In My Plane (DJ Koze Hudson River Dub)“
Von diesem Whomadewho-Song gibt es zwei Kosi-Remixe. Der eine fährt den Pop-Appeal des Originals voll aus, mit Vocals und allem. Der Hudson River Dub dagegen hält was der Name verspricht – und war für mich immer der noch größere Hit.
Manamana haben dann das Kunststück fertig gebracht, eines Morgens erst den Dub zu spielen und direkt im Anschluss den poppigeren Remix. Als nach zehn Minuten verhuschten Samples dann doch plötzlich die Vocals einsetzten auf die alle so sehnsüchtig gewartet haben: Unvergesslicher Moment.
Wilhelm (Doumen)
Charles B. & Adonis – „Lack of Love“
Wurde gespielt als ich das erste Mal beim Electric Island war und hat sich tiefstens eingebrannt – verbindet alt mit neu und ist heute immer noch eine Waffe in meinem Plattenkoffer.