Seit Anfang Januar schlummert hier ein Thema, das eigentlich längst hätte bearbeitet werden sollen: Shishigami.
No Label, no fame – eigentlich ist Shishigami ein Thema für die Neues aus der Wolke-Reihe. Doch seine Bandcamp-EP „Sea Green“ vom letzten Dezember klingt so ausgereift und stimmig und anders, dass Shishigami nun endlich so rein reinkommen soll.
Sechsmal große, mit Hall beladene Ambient-Elegie, die durchaus Avant-Pop, viel Pathos, Subbass und Shoegaze-Doomness mit aufsaugt – so klingen die Stücke von Shishigamis selbst veröffentlichter EP. Bei „Atlia“ schwingt ein wenig von der Micronaut-Opulenz mit durch, sonst verlaufen sich die Referenzen im Nirgendwo. Ganz aus dem Nichts kommt er jedoch nicht: für A Forest und Wooden Peak steuerte er Remixe bei.
Auf Stimmen gehen viele Sounds zurück, so der gebürtige Rostocker, der seit dem Sommer 2013 in Leipzig lebt. Zuvor spielte er in einer Band, die für sich im Stillen herumjammte – erst mit Funk-Rock, später mit Post- und Math-Rock.
Insbesondere letztere Genres seien bis heute große Einflüsse für die sehr eigenwillige und introvertierte Musik von Shishigami. „Ich mag so größer werdende Klangflächen, aber auch starke Umbrüche, die es öfter im Math-Rock gibt“, beschreibt Shishigami selbst seinen Inspirationsradius. Die Solo-Arbeiten abseits der klassischen Band-Besetzung hätten dabei etwas therapeutisches für ihn.
Mit diesem Background, überraschend fein geschichteten Arrangements und einem diffusen Gefühl zwischen Euphorie und Schwermut ist Shishigami eine der spannendsten EPs des Leipziger Frühjahrs gelungen. Ende der Überwältigung.