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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Chino „Hiss“ (Holger Records)

27. Juni 2016 / Kommentare (0)

Holger Records hat mit seiner aktuellen EP die Fühler in Richtung Osten ausgestreckt. Mit Chino wird einer von Polens aktivsten Live-Acts gefeatured.

Er spielte auch schon in Leipzig und war vor kurzem auf der Shtum-Compilation zu hören – mit seinem sehr angenehm emotional aufgeladenen „Motor City Racers“. Allerdings hatte ich da nur Ohren für Leibniz und Perm. Jetzt bekommt Chino durch Holger Records hier die Aufmerksamkeit, die ihm gebührt.

In Krakau lebt er und ist currently in „Polish Brutalist architecture, poster art, 80’s drum machines, FM synthesis, tape hiss, obscure eastern electronics and Tatra mountains.“ Und er sucht die – durchaus schwierige – Balance zwischen „Hi-Tech dreams and lo-fi reality“. Beste Voraussetzungen also für eine waghalsige musikalische Reise durch feuchte, unterkühlte Zeittunnel mit kurzen, intensiven Lichtschimmern.

Auf “Hiss“ wird sie groß inszeniert, die Freude an der analogen Session-Freiheit und der aufgenommenen Übersteuerung, dem Rauschen, Knistern, Imperfekten und Querschlagenden. Da passt Acid gut rein wie bei „Paper Rider“ und „Worker“, aber auch spartanische Avantgarde-Intros für das episch lange „31.08.“, das später doch noch auf einen tief im Keller eingemauerten Dancefloor findet. Und natürlich liegt auch ein Abzweig zum schillernden Oldschool-Electro nahe – „Shifter“ liefert ihn in klassischer und fröhlicher Vertracktheit.

Man hört den vier Tracks an, dass bei Chino viel aus Live-Situationen heraus zu entstehen scheint. Sie entziehen sich immer irgendwelchen Berechenbarkeiten, holen bei aller Kühle und Kantigkeit plötzlich Analog-Synth-Funk hervor. Alles atmet den Moment und spiegelt dessen Beiläufigkeit wider. Ob da jemals ein Track haargenau identisch wiedergegeben wird? „Hiss“ passt perfekt in die aktuell nicht zu stoppende Dancefloor-Kraut-Avantgarde. Holger forever!

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