Es ist ein gutes Kann Records-Jahr bisher. Mit mutigen Platten und nun auch mit vier „Avocado Dreams“.
So heißt die neue Mini-Compilation, die mit einer erfreulichen Überraschung kommt: die Leipzigerin Mary Yalex ist mit einem Track dabei. Erstmals abseits ihres eigenen Labels und nur wenige Wochen, nachdem wir sie vorgestellt haben und ihren Sound tatsächlich in der Nähe von Kann Records verorteten.
Zu dem Zeitpunkt dürfte aber bereits klar gewesen sein, dass „Bellflowers + Unicorn“ auf der Compilation unterkommt. Und die vielen verspielten Sounds mit all den mikroskopischen Details und der harmonischen Tiefe bewegt mich noch immer sehr. Erst recht in dem sehr passenden Kann Records-Kontext.
Eine Neuentdeckung ist der in Köln lebende Matt Karmil, der in den letzten drei Jahren unglaublich produktiv gewesen sein muss: Drei Alben und mehrere EPs veröffentlichte er und beim schnellen Durchskippen ist da eine große Faszination für ungeschliffene, ungerade und ruhige House- und Electronica-Tracks zu erahnen. Sein Beitrag „Love Letter“ ist ebenfalls ein hintergründig puckernder, zurückgelehnter House-Track mit Vinyl-Rauschen und einem runtergepitchtem Vocal-Loop.
Sein Stück bildet den ruhigen Ausklang von „Avocado Dreams“, während Giegling-Held Leafar Legov in sehnsüchtiger und perkussiver House-Deepness schwelgt und Kann-Mitbetreiber Bender sich langsam in hymnischen Ambient-Techno hochschraubt. Da werden bei beiden weite Assoziationsräume ausgelotet. Bestes Kann-Programm.