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André
André gehört zum Relativ Kollektiv, mit dem wir unsere „Close to …“-Reihe realisieren. Manchmal schreibt er auch für uns. Doch sein Hauptfokus liegt auf Sound Design und Ton im Filmbereich. Hier geht es zu seiner Website.

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Selbst mit Field Recordings anfangen

09. Dezember 2016 / Kommentare (0)

In unserer ersten „Close to …“-Folge geht es ja um Musik aus Field Recordings. Für alle, die es das selbst ausprobieren wollen, gibt unser Tonmann André hier ein paar Tipps zum richtigen Einstieg.

Ihr habt schon öfter von Field Recordings gehört und hegt Interesse, eigene Geräusche für eure Produktionen aufzunehmen? Egal ob für Musik, Hörspiele oder Filme, die Aufnahme von Umgebungsgeräuschen, Tier- und Natursounds ist eine spannende Erweiterung des akustischen Horizonts und bringt eigenen Aufnahmen auf ein extrem individuelles Level, das komplett losgelöst ist von Konservensounds.

Für den Einstieg in das Thema, sind hier die wichtigsten Fakten zusammengetragen. Dieses Fragen solltet ihr euch vor dem Kauf stellen:

1. Ist das Field Recording als Hobby gedacht, oder soll es später professionell ausgebaut werden?
2. Was sind die gewünschten Aufnahmeziele?
3. Was ist die gewünschte Aufnahmequalität?
4. Wie hoch ist das Budget?

Der Anfang ist bekanntlich der schwierigste Teil. Ich empfehle jedem, der noch nie Sounds aufgenommen hat, dieses zuerst mit einem Handheld-Recorder auszuprobieren. Nichts wäre unnützer als sich teures Equipment zu kaufen und dann nach zwei Monaten zu merken, dass es einem keinen Spaß macht. Zudem bekommt man zum Anfang auch erst mal ein gutes Gefühl, wie man mit Naturklängen umgeht und diese am besten isoliert einfangen kann.In der Anfangszeit bilden sich auch persönliche Präferenzklänge heraus, die man seinen späteren Equipment-Einkäufen anpassen kann. Stellt euch nur vor, wie großartig ihr auf einmal Wasserklänge findet, doch dann besitzt ihr ein teures Mikrofon, das nicht für Unterwasseraufnahmen geeignet ist. Viel lieber hättet ihr euch für das Geld ein Hydrophone gekauft.

Im Laufe der Zeit wird man merken, dass man um einen portablen Recorder nicht herumkommt, da man diesen immer dabei haben kann und damit auch ordentliche Ergebnisse erzielen kann. Aktuell gibt es zudem mehrere Anbieter, die sehr gute Stereo-Aufsteckmikrofone für Smartphones im Katalog haben. Diese besitzen die Möglichkeit mit 24Bit und 96kHz in professioneller Qualität aufzunehmen.

Absolute Pflicht beim Kauf eines portablen Recorders ist es, einen extra Windschutz zu kaufen.

Zwar werden eigentlich alle Geräte mit einem Schaumstoff-Windschutz geliefert, jedoch ist dieser bei Außenaufnahmen nicht zu empfehlen. Hier sollte man lieber auf ein professionelles Windschutzfell zurückgreifen.

Hat man die Möglichkeit auf AB-Vergleiche, sollte man diese nutzen und umsetzen. Der Windschutzvergleich ist ein schöner Anfang in einer langen Reihe von Versuchen und Fehlschlägen. Man sollte sich jedoch nie von Fehlern aufhalten oder unterkriegen lassen, sondern als nächsten Schritt die Fehleranalyse und die Problemlösung angehen.

Beim Recorder-Kauf sollte man sich bewusst sein, in welchen Bereichen er vorrangig eingesetzt wird. Werden lediglich die eingebauten Mikrofone gebraucht oder möchte man später auch externe anschließen? Besitzt der Mikrofonanschluss eine Phantomspeisung für Kondensatormikrofone? Was sind die Formate, die der Recorder ausgibt und welche benötige ich? Wie sollte die Auflösung der Dateien sein? Wo und wofür wird das Material verwendet? Wie groß und schwer sollte der Recorder höchstens sein, damit er mich nicht stört, wenn ich ihn bei mir führe?

Nach Beantwortung all dieser Fragen sollte man den Recorder vor dem Kauf unbedingt testen. Heutzutage ist das nicht mehr unbedingt ein Problem. Entweder hat man einen Laden in seiner Näher der portable Field Recorder anbietet und zum Testen zur Verfügung stellt oder man bestellt ihn sich im Internet und nimmt die zweiwöchige Rücksendezeit in Anspruch. Hierbei lassen sich alle Ansprüche und Wünsche testen und schauen, wie man mit dem Gerät zurecht kommt.Wenn man nun Spaß und Freude am Field Recording findet und seine Technik ausbauen möchte, sollte man wohl zuerst in ein paar gute Mikrofone investieren. Es gibt allgemein zwei Mikrofontypen, die selten fehlen dürfen. Zum einen ist das ein ordentliches Kondensator-Richtmikrofon, das zum Einfangen von Einzelgeräuschen geeignet ist.

Zum anderen kommt ein gutes Stereo-Kondensator-Mikrofon hinzu, mit dem man Atmo-Aufnahmen einfängt. In beiden Kategorien sind die Preisspannen sehr groß und man muss beim Kauf auf eine Menge kleiner Details achten. Dies wird an dieser Stelle zu komplex. Was ich euch hier aber als unbedingten Tipp nahelegen möchte, ist, die Mikros vor dem Kauf anzuhören.

Am Ende ist es egal, ob das Mikrofon 400 oder 1400 Euro gekostet hat, wenn die Ergebnisse überzeugen.

Vor dem Kauf sollte man unbedingt den Gebrauchtmarkt beobachten, denn Mikrofone verlieren nach dem Kauf schnell an Wert und so sind oft gute Mikros auch second hand zu finden.

Auch bei externen Mikrofonen ist der Windschutz unumgänglich. Die Mikros sind sehr empfindlich und stark anfällig für Trittschall, Körperschall und den einfallenden Wind. Daher werden externe Mikrofone beim Field Recording nicht nur mit einem Fell zum Windschutz versehen, sondern in eine komplette Vorrichtung namens Windschutzkorb eingelassen.

Ein Windschutzkorb besitzt mehrere Vorteile: Zuerst ist das Mikrofon stoßsicher aufgehängt und Griffgeräusche durch die Hand oder Trittgeräusche beim Laufen bilden keine akustischen Probleme bei der Aufnahme. Zudem halten Windkörbe starken Wind am effektivsten ab. Bei leichtem Wind reicht die umspannte Membran des Korbs selbst für eine störfreie Aufnahme. Bei stärkerem Wind wird ein zusätzliches Fell über den Korb gezogen.

Ein Windschutzkorbsystem schützt eure Aufnahmen mit externen Mikrofonen dementsprechend am besten. Für schwierig zu erreichende Stellen kann auch eine Tonangel von nutzen sein, wie man sie aus Filmproduktionen kennt. Diese erlaubt einen geringeren Abstand zu den Geräuschquellen, die manchmal nicht erreichbar sind oder durch die körperliche Nähe beispielsweise ein Tier verschrecken würden.

Inhaltlich ist das Thema Field Recording sehr komplex und wird vor allem durch das Ausprobieren erschlossen. Die Technik ist wie so oft nur ein Werkzeug, mit dem man umgehen können sollte. Viel Spaß also bei euren Weihnachtseinkäufen und den ersten Aufnahmen in den schönen Wintermonaten.

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