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Christoph
Christoph mag es, wenn es breakig und verspielt klingt. Nicht zu gerade. Als Kid Kozmoe legt er auch auf. Und heimlich produziert er eigene Tracks. Aber pssst.

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Leipzig Drum & Bass-News

18. Mai 2017 / Kommentare (0)

Wir hängen notorisch hinterher: Auch im Drum & Bass gibt es neue Releases aus Leipzig. Zum Beispiel von Defrostatica, Boundless Beatz, 45Seven und Lunar³.

Various Artists „Rogue Style 1 EP“ (Defrostatica)

Ganz frisch ist die vierte Veröffentlichung von Defrostatica: Sinistarr, Kiat, Kabuki und HomeSick vierteln sich mit jeweils einem Track eine 12″, in denen sie ihre Liebe zur HipHop- bzw. B-Boy-Kultur ins Zentrum rücken. Sinistarr eröffnet mit „Yo Speakerz“ die EP und kombiniert gechoppte Vocals mit einem zum Kopfnickenden anregenden Beat. Eine charmante Verbindung aus Juke-Einfluss und Oldschool-Drum-Samples.

Defrostatica-Stammgast Kiat ist noch direkter im Ansatz und lädt Klose für einige Raps über sein staubtrockenes Instrumental ein. Das erinnert stark an die Tracks von Lynx und Kemo und steppt ebenso konsequent durch. Übrigens: It’s Yours! hat sich die beiden für ein Interview geschnappt.

Kabuki überrascht mich am meisten: Eine Melodie, wie sie typisch für britische Grime-Produktionen wäre, gewinnt auf „South Bronx Subway Riddim“ meine Aufmerksamkeit. Klar, Kabuki ist gegenüber den britischen Producern natürlich vergleichsweise entspannt und schlägt außerdem die Brücke zum Oldschool-HipHop, indem er sich typische Breakdance-Drum-Samples ausleiht und (hoffentlich liege ich richtig) einen Ausschnitt aus „Wildstyle“ zitiert.

Zum Abschluss haut uns HomeSick die Beatmaker-Gegenwart mit „Mass Appeal“ um die Ohren und hat gleichzeitig einen Fuß im Jungle. Sehr fresh und ein stimmiger Abschluss für die bisher vielseitigste Platte auf Defrostatica.

Dreadmaul „Dust & Bones EP“ (Boundless Beatz)

Bereits im März erschien die sechste EP auf Boundless Beatz. Wieder gibt es vier superdüstere Tracks von Dreadmaul, der auch hier cinematische Qualitäten aufweist. Track-Namen wie „Vodou Priestress“ weisen auf die naheliegendsten Bilder zu Dreadmauls Sound hin, der von Track zu Track bedrohlicher wird.

Dummerweise höre ich seine Tracks bei strahlenden Sonnenschein und der ersten vorsommerlichen Hitze – denkbar ungünstige Umstände für die Wirkung dieser EP, aber das WLan im modrigen Keller ist leider zu schlecht. Aber ja, auch in sommerlichen Nächten eignet sich die EP besonders gut als Soundtrack für Spaziergänge im Wald und anderen möglichst schlecht beleuchteten Orten.

RUZ „Broke Dub / Love Beyond Price“ + Dub Across Borders „Black Lake / Lack Blake“ (45Seven)

Auch auf 45Seven gibt es neue Releases, die wir bisher nicht vorgestellt haben. Der Leipziger RUZ bekommt die zwei Seiten der Nummer 18: „Broke Dub“ ist eine schön sommerliche Uptempo-Nummer mit allen bekannten Ingredienzien plus einem Saxophon-Sample. Etwas langsamer und noch stärker im Reggae verwurzelt hingegen „Love Beyond Price“, bei dem auch Plug Dubs Toni Wobble beim Dub geholfen hat.

Die Nummer 19 wird von Dub Across Borders bespielt. „Black Lake“ entwickelt einen eigenen Vibe dank durchgängig ratternden Percussions. Erstaunlich, wie vielseitig sich der Sound im 45Seven-Rahmen doch immer wieder entwickelt. Auf der Rückseite sind die Percussion in „Lack Blake“ dann wieder zurückhaltender, dafür tauchen hier ein paar schön schräg gepitchte Sounds auf.

Lunar³ „Occupy Your Heart“

Bereits seit einem Jahr gibt es die Fünf-Track-EP des Live-Projekts Lunar³.

Filburt hat uns auf die vierköpfige Live-Band hingewiesen, deren EP wir im Mai 2016 komplett verpasst haben. Kürzlich standen sie als Support für Jojo Mayer und Nerve im Conne Island auf der Bühne – eine passender Anlass, nochmal in die „Occupy Your Heart“-EP reinzuhören. Die fünf Tracks zwischen Pop und Drum & Bass gibt es als digitales Release, vier davon zudem auch auf Vinyl.

Gleich beim ersten Track „Occupy Your Heart“ fühle ich mich an die Nuller Jahre im Drum & Bass erinnert, in denen das Soul- und Pop-beeinflusste Sub-Genre Liquid Funk die Drum & Bass-Welt in Freunde und Hasser spaltete. Vermutlich ist dies auch für Lunar³ eine prägende Zeit gewesen und so finden sich auf den fünf Tracks der EP eine Menge Gesangs- und Rap-Parts, die von teilweise sehr süßlichen Melodien, knarzigen Bässen und treibenden Drums begleitet werden.

Man möge dem Kritiker verzeihen: Für ihn schimmert hier vor allem auf den ersten drei Tracks zu oft die Rock-Band durch, die mit dem Sound auf einer größeren Bühne besser aufgehoben ist als im gemütlichen Club und eben dafür auf maximale Effekte zielt. Und für diese ist auch sehr gut umgesetzt: Ein Reggae-Jungle-Tune wie „Where The Grass Is Greener“ wird live fantastisch funktionieren. Aber leider sind es vor allem die Vocals, die mich auch hier abschrecken. Dabei zeigt der letzte Track der EP, „Shadowbroker“, dass die Band ohne Gesang eine ganz andere Sogwirkung entfalten kann. Wenn nicht soviele Dubstep-Rave-Bässe dabei wären. Und soviel Rock-Schlagzeug. Oje, Lunar³, ich merke schon, das wird schwierig mit uns beiden …

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