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Antoinette Blume
Alles, immer, gleichzeitig und umgekehrt-nacheinander: Autorin, Journalistin, Redakteurin, Moderatorin und Podcasterin.

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Afterhour #12 Liebe, Techno, Leipzig – fragmentiert

01. Dezember 2017 / Kommentare (0)

Hier ist sie, die letzte Ausgabe der Afterhour-Kolumne von Antoinette Blume. Zum Abschluss hat sie einen Kandidaten frei.

Ausgewachsen, erwachsen?
Wir sind ganz am Ende und doch wieder am Anfang. Im Dezember „hab ich einen frei“; es ist bald Weihnachten, Silvester und die Afterhour endet. Wtf. Mein Baby. Unser Baby, pardon, ist jetzt schon erwachsen.

Vor einem Jahr hat mich mein Freund, Mitbewohner und Freund-Freund Manuel gefragt: „Schreib doch mal über Liebe im Nachtleben, wie wäre das?“ – und damit hat das Ganze hier angefangen. Rausgekommen ist natürlich nix über Liebe, die Idee hat sich gewandelt, verwandelt, hatte ihre guten und ihre schlechten Momente. Es ist nicht alles perfekt geworden, ich habe Fehlerchen (nicht nur Kommafehler) gemacht, hab es genossen, hab weiterhin gefeiert (jetzt aus literarischen Recherchegründen), geschrieben, notiert. Sagte ich schon gefeiert? Und bei jeder Ausgabe habe ich Manuel meine Texte mit verstellter Stimme vorgelesen. „Gedankenstrich, in Klammern, klingt das doof?“ – als Antwort kam fast jedes Mal in singendem Badisch: „Des machscht!“

Und jetzt bekommt er seinen eigenen Text. Weil ich „einen frei hab“. Und damit endet ein Stück Historie. Stimmt schon, denn da war mal das Westwerk, das gibt es jetzt nicht mehr. Da war mal Solaris als Bookerin, die jetzt ein Label gegründet hat und sich als Bookerin (aber nicht als Resident) aus dem Institut für Zukunft zurückgezogen hat, da war mal Ronya Othmann, die seitdem tausend Gedichte mehr geschrieben hat und da waren mal wir, die wir von jeder Ausgabe zur nächsten etwas schlauer geworden sind.

Steckbrief
Lieblingsclub?Westwerk (R.I.P.)
Musik oder Rausch?Rausch, Musik, Rausch, Musik
ZuhausemusikAmbient

Fragmente der Nacht
Kommunikationsdesigner, Live-Act, Badener. Das beschreibt in drei Worten die augenscheinlichsten Eckdaten von fragmentiert, der eigentlich Manuel heißt. Seit drei Jahren in Leipzig, fast jedes Wochenende unterwegs, zwar mehr die Fraktion „ich gehe mal eine Rauchen“ (und ward nie mehr auf der Tanzfläche gesehen), aber trotzdem, eine recht intensive Feierexpertise lässt sich erahnen.

Bar oder mit Karte?
Seinen ersten Auftritt hatte er damals im Westwerk, die nächsten auch, dann mal im Elipamanoke und auf verschiedenen Open-Airs.

Zwei Wochen vor seinem ersten Auftritt wurde dann auch ihm klar, dass es Zeit wäre, sich Equipment zu besorgen, zu leihen, zu testen, wenigstens zu üben. Im Laden fiel ihm noch sein MacBook runter (Ach, Manu …) und der nötige Technikkram war vorhergesehen recht preisintensiv. Half ja nichts, auf Raten abbezahlen und am Mittwoch auftreten. So kam er zu seinen Lieblingsgeräten und dem ersten Auftritt, Feuerprobe geschafft.

Irgendwann kam dann das lang ersehnte und herbeigewünschte Booking im Institut für Zukunft. Funfact: Wir saßen gerade im Eventpalast an der Alten Messe und sahen uns eine grotesk-schlechte (!!!!!!!) Dinoshow an, als eine Mail mit verheißungsvollem Absender kam. Wir gingen dann, ohne dem schlecht gecasteten Paläontologen und der restlichen Gaunerbande Tschüß zu sagen. Sie werden im Notfall ihre Tränchen der Enttäuschung mit den von uns bezahlten Geldscheinen trocknen. Man merkt, ich kann diesen Tag nicht vergessen … Zurück zu fragmentiert.

Seit September gibt es im Institut für Zukunft einen monatlichen Ableton-Workshop (den gab‘s vorher schon, aber es musste aus bekannten Gründen erstmal ein Umzug vom Westwerk ins IfZ vollzogen werden), bei dem sich Manu engagiert. Techno habe ihm eine neue Welt eröffnet, eine Parallelwelt, in die man sich nicht nur flüchten kann, sondern mit der man etwas erschaffen kann. Dazu habe die Leipziger Feierwelt mit diversen Veranstaltungen, Filmscreenings und Vorträgen dazu geführt, dass er sich mehr mit Chancengleichheit in der Musikszene auseinandersetzt. Das Thema klang auch in dieser Kolumne an, wirkt scheinbar positiv ansteckend.

Berghain oder Bahncard
Einfach weil ich‘s kann, verrate ich euch noch zwei-drei Kleinigkeiten über fragmentiert. Er ist ein richtiges Fangirl von fr. JPLA und tausendschüchtern. Manus größter Traum ist übrigens nicht im Berghain zu spielen (das ist Platz 2), sondern mit einer Bahncard 100 alle Bahnhöfe Deutschlands zu bereisen. Kein Scherz, er liebt Bahnhöfe, Schienen, Züge, Tunnel, es fehlt ihm nur die Modelleisenbahn, um den Spleen so richtig perfekt zu machen.

Schlusswort
Und … und was war‘s jetzt? Ja schon, aber noch nicht ganz. Es wird keine neuen Ausgaben der Afterhour geben; es bleibt bei diesen zwölf zufällig, nicht so zufällig und überzufällig ausgewählten Menschen, die ihrerseits (meine) Fragmente der Nacht abbilden. Einzelne Menschen wurden beleuchtet, nicht weil sie repräsentativ für die Leipziger Feierszene sind, denn vielleicht sind sie das, vielleicht nicht – es sind zwölf Individuen, die am Nachtleben teilhaben, auf die ein oder andere Weise, im Publikum, als Produzent_in, Veranstalter_in, Türsteher_in, Barfrau_mann, Techniker_in, DJ*, etc, etc, etc. Diversität deskriptiv abbilden, das habe ich versucht, ob das alles so geil geworden ist, wie ich mir das dachte, ist natürlich fraglich und möchte und kann ich nicht beantworten.

Wie bei einer guten Hausarbeit für die Uni muss ich im Teil „Limitationen“ noch ein letztes (schnief!) Mal alles auseinanderreißen, um dann zu sagen: Ich gebe das Thema der Forschung frei, erneute, kommende Betrachtung ist notwenig, gewünscht, wird Spaß machen.

Um den Abschied besser zu verkraften, wird es noch etwas Besonderes geben. Zum Abschluss wird die Afterhour gedruckt in ‚A6-Passt-in-die-Bauchtasche-Format‘ in verschiedenen Clubs ausliegen – mit einem exklusiven Illustrationsteil mit den Arbeiten von Simon Guthold und Lea Wegner aka Slinga Illustration. Ein kleines Stück historischer Feierwelt wird also ab Dezember in Leipzig rumgehen.

Das Heftlein ist kostenlos, zum Herumtragen, Lesen, Anschauen und Weitergeben. 100 Stück werden gedruckt, die wir mit einem kleinen Fördermittelbonus finanzieren. Dazu wird es eine Ausstellung am 7.12.2017 im Institut fuer Zukunft geben. Im Rahmen der Channel-Reihe werden die Artworks von Manuel ausgestellt und an diesem Abend könnt ihr euch unser Magazin das erste Mal genauer anschauen & mitnehmen.

Und damit endet die Afterhour, nicht hier im digitalen Web, sondern bei euch, face2face. Wie im real life: Da passieren die wirklichen Sachen, hier wird nur darüber geschrieben.

Es wird noch ein Stückchen länger, denn ich muss noch Danke sagen. Danke an alle Beteiligten der Kolumne, allen voran Henry und Manuel. Danke an alle zwölf Porträtierten, Danke an Simon und Lea für eure Illustrationen. Lena – Danke! – this is for you, meine beste, talentierteste Freundin, du hast den Print erst möglich gemacht. Und Danke an jede_n, die_der die Kolumne liest, gelesen hat und ein Küsschen an all diejenigen, die bis zum Schluss mitgefeiert haben.

Foto (as always) von Henry W. Laurisch und Artwork dieses Mal von Oliver Sommer.

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