← ZurückReleasesReleases

Autor:in

Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

Links

Tags

Teilen

DŌMU „Lucid Themes“

08. März 2018 / Kommentare (0)

Gerade haben wir sie im Interview, denn DŌMU veröffentlichen heute ein sehr spannendes Debütalbum, das auf das erste Hören sehr düster wirkt – aber eigentlich überall Licht reinlässt.

Zugegeben: Der Auftakt von „Lucid Themes“ ist ordentlich verstörend: Zu einem schroffen, holzschnittartigen Sound drischt Drummer Zar Monta Cola in infernalischer Weise auf das Schlagzeug ein. Fast zwei Minuten lang. Doch Aushalten lohnt sich. Es folgt eine Reise in verschiedene Sphären des Träumens. Dark und kontemplativ, trippy und erleuchtend.

Musikalisch ist das Aufeinandertreffen von Ambient- und Field Recordings-Musiker Stefkovic van Interesse und Warm Graves-Drummer ein echter Glücksfall. Denn Zar Monta Colas offener Drumming-Ansatz ist fern vom klassischen Rock- und Elektronik-Repertoire. Er bringt in das diffuse Sound-Dickicht von Stefkovic van Interesse – sehr treffend selbst mit „Aura“ beschrieben – eine neue einnehmende Dynamik. Aus Dark Ambient wird so eine schwer greifbare Zwischenwelt von Ambient, Post Rock und Avantgarde.

Fünf längere Stücke bilden den Kern, drumherum reihen sich mehrere kürzere, intensive Tracks. Mit „E.M.S.“ zieht sich eine Interlude-Serie durch das ganze Album, die teilweise nahtlos an das nächste Stück anschließen. Dadurch entsteht quasi ein Mix mit unterschiedlichen Stimmungen. Neurotisch marschiert „Hypnagogia“, kontemplativ windet sich das wunderbare „Bardo“, dystopisch kreischt „Gestalt“. Mit „False Awakenings“ gibt es ein groß aufblühendes Finale, das sich nach einem hell leuchtenden Ambient-Intro zum reduzierten Techno-Trip mutiert. Ab hier könnte es noch stundenlang weitergehen. Doch „Lucid Themes“ endet so schroff wie es angefangen hat.

Dramaturgisch gibt es in den Stücken kein Anfang, kein Ende. Alles ist irgendwie im jeweiligen Moment präsent und wirkt direkt. Was eben war, verliert sich sofort. Auch das gehört zum Träumen, das Flüchtige und Vergängliche. Insofern gelingt es DŌMU sehr gut, Konzept und Musik in Einklang zu bringen. Wäre spannend, „Lucid Themes“ tatsächlich mal nachts zum Schlafen anzumachen.

Bei DŌMU wird der DIY-Ansatz voll ausgelebt: Musik und Visuals aus einer Hand, nun auch das erste Album in Eigenregie auf Vinyl veröffentlicht. Wer mehr zu dem Trio erfahren möchte, sollte unser Interview mit DŌMU lesen.

CommentComment

    RelatedRelated

    zum Seitenanfang scrollen