Mit dem Herbst gibt es wieder ein großes Update bei Alphacut und seinen Sub-Labels.
Various Artists “A Phuture Never Happened EP” (Alphacut)
Eine Zukunft, die nie stattgefunden hat: Mit der neunten EP der dritten Welle wirft Alphacut einen Blick zurück auf die Jungle-Anfänge. Achtung, Nostalgie-Verdacht! Und ja, hier klappern die Drums und grummeln die Bässe, als hätten 20 Jahre Drum’n’Bass-Geschichte nicht stattgefunden. Find ich gut: Irgendwie bringt dieser Sound eine Leichtigkeit mit, die der hochverdichteten Drum’n’Bass-Suppe so häufig fehlt. Wahrscheinlich hätten die Tracks so auch schon Mitte der Neunziger veröffentlicht werden können. Mit einer Ausnahme: Paranoid One’s “Sumo Spectah” lässt seine Samples so im Hall- und Filternebel verschwimmen, als handelt es sich um eine bruchstückhafte Erinnerung an fast vergessene Tunes statt um eine originalgetreue Reproduktion.
Dyl “Infinite Dylays EP” (Alpha Cutauri)
Alpha Cutauri setzt wie gewohnt seine Raumfahrtmission fort, diesmal mit Dyl am Steuer. Na sowas: Dyl kennen wir bereits von einer 7″ auf Minor, die der Alpha Cutauri-Ästhetik sehr nah kommt. Tatsächlich ist die EP weitaus aufgeräumter, aber schon allein aufgrund der sechs Tracks sehr viel hypnotischer. Natürlich sind die Zutaten bereits bekannt, aber es ist immer wieder faszinierend, wie gebannt man den Erzählungen auf Alpha Cutauri folgt. Wenn aktuelle Science-Fiction-Filme genau so aussehen würden wie diese EP klingt, würde ich die ganze Zeit im Kino verbringen.
Inushini “Organisierte Ruhestörung” (Alphacute, Minor Obscur, Ohm52, Phantomnoise & Scrotum)
Die größte Überraschung ist aber, dass das Alphacute-Label nach fünf Jahren reaktiviert wurde. In Zusammenarbeit mit gleich vier weiteren Labels erscheint die 7″ “Organisierte Ruhestörung”, die vier lärmige Breakcore-Tracks von Inushini sammelt. Unwillkürliches Grinsen angesichts dieser zweieinhalb-Minuten-Punk-Ausbrüche: Damit kann man auch im Jahr 2018 immer noch Connaisseure des schönen Klangs ärgern. Das wird bei mir sicherlich nicht in Dauerrotation laufen, erinnert aber gut daran, wie häufig sich radikal gebende Musiker eigentlich konventionelle Musik machen. Inushini ist da ein gutes Gegenbeispiel.