Die Distillery hat ein neues Zuhause in Aussicht. Über die Hintergründe und die Zukunft haben wir mit Club-Chef Steffen Kache gesprochen.
Seit 1992, also seit unfassbaren 27 Jahren, gibt es die Distillery. Holy guacamole, den Laden gibt es genauso lange wie mich. Nicht nur wegen ihrer langen Bestandszeit ist die Tille eine Art Institution unter den Clubs. Sie ist ein Teil der Geschichte des Technos in Deutschland. Dass ausgerechnet dieser etablierte Laden aus seinen vier Wänden ausziehen muss, bewegt nicht nur Stammgäste und Mitarbeitende des Clubs.
Aber von vorn.
Die Distillery zog 1995 von Connewitz in die Südvorstadt. Jetzt wird der Club einmal mehr umziehen müssen. Die Bagger werden über kurz oder lang anrollen und ihn niederreißen. Denn wo jetzt noch die Distillery ist, wird ein neues Wohngebiet entstehen.
Leipzig wächst, ohne Rücksicht auf Verluste: Der Konsum-Supermarkt in der Westwerkhalle feiert bald Eröffnung und vom So&So-Club ist nichts mehr übrig, er wurde dem Erdboden gleichgemacht – und das ist ganz wörtlich zu verstehen. Auch dort sollen Wohnungen entstehen. Verdrängt wurden Ateliers, das Pferdehaus im Westwerk und eben das So&So.
Wir befinden uns also mitten in der Zeit des Clubsterbens, die wir mit roten Stecknadeln am Zeitstrahl der stadtgeschichtlichen Entwicklung markieren könn(t)en. Im Falle der Distillery wollen wir den Teufel nicht grundlos an die Wand malen, auch wenn er meist im Detail steckt.
Grundstückseigentümer des Areals, das die Distillery (noch) ihr Zuhause nennt, ist die Stadtbau AG. Distillery-Chef Steffen Kache hat Vertreter*innen dieser AG schon mehrfach getroffen und mit ihnen gesprochen. Schon vor zwei Jahren sagte Kache in einem Interview bei uns, er schätze, die Distillery müsse wohl innerhalb der nächsten fünf Jahre das Feld räumen – quite accurate, wie sich herausstellte.
Die gute Nachricht: Die Distillery kann in jedem Fall bis Februar 2022 auf dem heutigen Gelände bleiben, das versicherte zumindest Stadtbau-Vorstand Patrik Fahrenkamp. Einen Vertrag darüber gibt es bislang aber noch nicht.
Noch besser als dieses vorläufige Bleiberecht ist, dass die Club-Betreibenden um Chef Steffen Kache bereits einen neuen Club in Aussicht haben.
„Wenn das alles so klappt, dann wird das ein cooles Ding“,
sagt er mir am Telefon. Noch ist es nicht unter Dach und Fach – trotzdem ist er sehr zuversichtlich, was die Zukunft der Distillery angeht.
Irgendwie wird es weitergehen, das steht außer Frage. Dass sich jetzt schon eine interessante Immobilie aufgetan hat, ist ein gutes Zeichen.
Foto (1) frohfroh / Foto (2) von Stefan Leuschel.