Und wieder ein Remix-Thema. Dass das thüringische House-Soul-Trio Marbert Rocel auch gute Verbindungen nach Leipzig unterhält, dürfte nicht neu sein. Insofern passt es auch, dass auf der Remix-EP gleich drei Leipziger Beiträge dabei sind.
Für Compost dürften Marbert Rocel ein echter Glücksfall gewesen sein. Keine Ahnung, ob wie erfolgreich die Band für das Label ist, aber sie hat die Münchner NuJazz-House-Downbeat-Institution wieder auffrischen können – neben den erfolgreichen Sub-Labels Black Label und Drumpoet Community. Aufgefrischt daher, weil sie der Schnittstelle von House und Soul überraschend viel an gutem Pop-Appeal verleihen konnten.
Die Remix-EP zum letztjährigen Album „Catch A Bird“ kommt daher zurecht umfangreich daher – insgesamt neun Remixe, vier davon noch einmal extra auf Vinyl gebündelt. Aus Leipzig haben sich Good Guy Mikesh & Filburt, Sevensol & Bender sowie Boytalk an die Tracks gesetzt. Bei „Love Me“ fällt die musikalische Differenz am deutlichsten auf. Im Original ist das Stück eine ruhige soulig-poppige Ballade, mit organischem Band-Sound und richtigen Vocals. Sevensol & Bender lassen die fast gänzlich weg und konzentrieren sich auf einen in sich ruhenden und sanft schwebenden House-Track in dem sogar ein Sound auftaucht, der nach einem Theremin klingt. Sehr deep, sehr ausgeglichen, süß-melancholisch.
Toll, wie Good Guy Mikesh & Filburt dann in demselben Track etwas ganz anderes betonen – und zwar den Pop-Einschlag. Das klingt dann so, als würde Mikesh leibhaftig im Duett mit der Marbert Rocel-Sängerin singen würde – wunderbar. Toll auch, wie gedrosselt das Tempo über den gesamten Track durchgehalten wird. Dadurch behält „Love Me“ einerseits seinen balladesken Charakter, wird andererseits aber ganz behutsam auf den Dancehall geführt. Das ist eigentlich schon eine Cover-Version, so musikalisch und fernab der Funktionalität hier mit dem ursprünglichen Vibe umgegangen wird.
Boytalk haben sich mit „Chambers“ einen der balearisch tänzelnden Tracks von Marbert Rocel rausgesucht. Im Original schwingt mir da zuviel Kitsch mit. Der wird bei den Neu-Leipzigern mit einem Disco-Filter überzogen, was den Track geradliniger macht und ihm ein permanentes Augenzwinkern verleiht. Ob das Marbert Rocel auch so ironisch gesehen haben? Bei Boytalk bin ich mir nicht immer ganz sicher, ob die sich nun über diese Disco-Funk-Lässigkeit lustig machen oder es total ernst meinen. Ist vielleicht auch egal. Denn kaum einer ist darin gerade so konsequent.
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