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Paula
Paula Charlotte ist M.Sc. Psychologin in Leipzig,spricht und schreibt als Autorin und Redakteurin über intersektionalen Feminismus, elektronische Musik und mentale Gesundheit. Außerdem spricht sie mit Fabian Ajaj im gemeinsamen Podcast "St*rytime" über unsere Gesellschaft zwischen Privilegien und Diskriminierungen.

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Fotoporträt – Flynn

28. Februar 2020 / Kommentare (0)

Autorin und Fotografin Paula hat eine neue Reihe für uns begonnen: Studioporträts. Ihr mittlerweile dritter Besuch war bei Producer Flynn.

Flynn – warum und welche Musik produzierst du?

Ich glaube mich haben am meisten immer die Beats interessiert, die man aus dem Hip-Hop kennt, die Hip-Hop bedeuten. Als ich klein war, hatte der damalige Freund meiner großen Schwester ein Wu-Tang Album. Ich fand das super cool, das war ein Comic-Cover, GZA Liquid Swords. Das war dann für mich auf Hip-Hop als ich so sechs oder sieben war. An englischen Worten hab ich damals „Yes“, „No“, „Fuck“ und „Shit“ verstanden so ungefähr. Für mich war also Hip-Hop der Beat, und die Leute, die drüber gerappt haben, waren irgendwie Superhelden. Ich glaube, umso älter ich geworden bin, und umso mehr Text ich verstanden habe, umso mehr habe ich mich manchmal davon abgewandt.

Ich bin einfach nicht empfänglich dafür, wenn du mir erzählst, was für coole Schuhe du hast. So kam ich dann zu den Beats. In der Pubertät habe ich dann, weil mir Hip-Hop nicht mehr so gefallen hat, angefangen, super viele Jazz-Platten zu hören. Da habe ich von A Tribe Called Quest “can I kick it” gehört, in dem “Walk On The Wild Side” von Lou Reed gesamplet wurde.

An der Stelle dachte ich: Krass. Ich verstehe, wie Hip-Hop gemacht wird.

Vorher konnte ich mir nicht vorstellen, wie man das technisch macht – dann hab ich verstanden, dass im Grunde nur Aufnahmeschnipsel aneinander gereiht werden. Zu der Zeit gab es kein Youtube etc., ich wusste nicht, dass da jemand einen kleinen Drumcomputer nimmt und drauf rumdrückt. Ich weiß nicht, ich dachte da steht vielleicht eine Band im Studio, die dann immer diese kurzen Passagen spielt.

Als ich angefangen habe Beats zu machen, so vor zehn, zwölf Jahren, hab ich das einfach nur gemacht, weil ich Beats hören wollte.

Zuerst hab ich mir einen Roland Sampler gekauft, SP606. Diese Art von Sampler sind inzwischen, durch diese ganze LoFi Geschichte, wieder unglaublich modern. Das sind die letzten Hardware-Sampler die produziert wurden, bevor Leute dann mit Ableton und SFStudio mehr softwareseitig produziert haben. Mit dem SP606 und einem alten Sechspuraufnahmegerät hab ich angefangen, alle möglichen Sampler ausprobiert, den 606 hab ich aber bis heute und mittlerweile benutze ich, wie viele, Software – einfach weil es günstiger ist.

Ich seh‘ das heute auch alles nicht mehr so eng, sample auch digital, aber ich kenne durchaus Leute, vor allem im HipHop, die das engstirniger sehen und die sagen, wenn du Hip-Hop machen willst, dann brauchst du ne MPC, Technix1210…

Leute, die sich so an der Hardware festhalten, auf Plattensamples bestehen usw., stehen oft ihrer eigenen Kreativität im Weg – weil du den Beat, den du im Kopf hast, vielleicht nie machen kannst, weil du die Platte für das Sample nicht bekommst. Das ist doch eigentlich traurig.

Was ich natürlich sagen muss, wenn ich nur mit der Software arbeite und meinen Sampler nicht benutze, dann ist das sehr statisches Arbeiten und sehr wenig spielen – deswegen mache ich für mich immer mal fünf, sechs Tracks mit dem Sampler, einfach um mal wieder ein paar Tasten zu drücken.

Es kann schon sehr repetitiv werden, wenn man Beats immer nur mit der Maus zusammenklickt.

(Das Interview stammt aus einem früheren Artikel, den ihr hier lesen könnt, Anm. d. Red.)

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