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Autor:in

Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Bassment Business mit Varum – inklusive Interview

15. Februar 2022 / Kommentare (1)

Ende Januar brachte Varum sein Debüt-Album „Bassment Business“ heraus – und es lief direkt auf Repeat, weil es so gut Electro und HipHop vereint. Also wollten wir mehr zur Entstehung wissen und haben Varum interviewt.

Varum hat sich in den letzten sechs Jahren als eine der Leipziger Konstanten für pushenden Classic Electro etabliert. Nur logisch, dass er zur Clear Memory-Crew gehört, die auch Cyan 85 neulich schon bei frohfroh als eines der aktuellen Aushängeschilder der Leipziger Szene benannte.

Varum hat einen entscheidenden Anteil daran – mit EPs auf Hypress, A Friend In Need, Pulse Drift Recordings und zuletzt bei Strictly Strictly. Sein Sound bildet dabei die ganze Range des Genres ab – extrem pushend und mit scharfkantigen Acid-Schrauben, aber auch poppig und mit lässigem Funk.

„Bassment Business“, Varums erstes Album, holt nun zusätzlich classic HipHop- und Soul-Vibes mit rein. Hauptsächlich durch lange ausgespielte Rap- und Vocal-Samples mit toller 80er-Patina. Vermutlich kommen sie original aus dieser Zeit, sollten aber in keiner Lizenzliste auftauchen.

Aber auch Varums Sound an sich klingt auf „Bassment Business“ deutlich luftiger, heller, melodischer und einfach offener für Pop-Gesten. „Me & U“, „You & Me“ sowie „Oh Word“ sind beispielsweise unglaublich nice Hits. Dazu gibt es mehrere laidback Tracks. Immer mit fein verwobenen Chords und einem anderen Varum als auf seinen clubbigeren und oftmals düsteren EPs.

Auch wenn Varum später im Interview sagen wird, dass es kein Konzept-Album ist, so klingt „Bassment Business“ doch erstaunlich rund aus einem Guss produziert. Ein sehr guter Start ins neue Jahr.


Unser Interview mit Varum

Hast du gezielt an einem Album gearbeitet oder haben die Stücke einfach gut als Ganzes gepasst?

Ich hatte schon seit Langem den Plan, endlich das erste Album rauszubringen. Am Ende hatte ich ein größeres Portfolio an Tracks fertig rumliegen. Da habe ich mich immer wieder durchgeklickt und für mich eine passende Mischung an Tracks rausgehört, die es nun auch geworden ist. Also, es war eher zufällig, dass es in dem Moment auf einmal da war. Aber ja, es hat einfach gut als Ganzes gepasst, ein wirkliches Konzept-Album ist es aber nicht. Fertig war das Album eigentlich schon Ende 2020. Durch Mastering und Ähnlichem hat sich die ganze Geschichte dann noch etwas verzögert.

Beim ersten Hören kommen mir die Tracks deutlich musikalischer, weniger pushy vor – hattest du einen anderen Drive bzw. Ansatz beim Produzieren des Albums?

Jein, also einerseits wollte ich schon Musik auf dem Album haben, die auch auf dem Floor spielbar ist, andererseits aber auch im Wohnzimmer funktioniert. Das ist mir mittlerweile wichtig geworden. Zumal man in der aktuellen Zeit ja doch häufiger Musik zu Hause als im Club hört. Am Ende ist es auch das, was ich in den jeweiligen Momenten empfunden und versucht habe musikalisch umzusetzen.

„Ich werde eben auch älter, wenn man das so sagen kann.“

Bei vielen Tracks sind auch Oldschool-HipHop-Referenzen herauszuhören – war dieser Sound ein wichtiger Teil deiner musikalischen Sozialisation?

Auf jeden Fall. Ich bin in meiner Jugend, abgesehen von einer klassischen musikalischen Ausbildung im Chor, größtenteils mit HipHop groß geworden. Ich verbinde definitiv einiges meiner frühen musikalischen Erfahrungen damit. Danach hatte ich längere Zeit eine Pause und bin in extremere Genres abgedriftet. In den letzten Jahren hat es mich dann wieder gecatcht und ich habe viel alten Kram aus Memphis entdeckt. Davon ist einiges mit eingeflossen, auch Musik, die ich schon damals gehört habe. Als DC Wreck habe ich 2018 auch mal einen Ausflug in die jazzige Boom Bap-Welt gemacht, kann man auch bei Bandcamp entdecken. Der Prozess und vor allem der Spaß beim Plattensamplen damals haben mich ebenfalls angespornt, noch einmal so zu arbeiten. Doch in kommender Zeit und bei kommenden Releases wird das mit dem Sampling wohl gewollt, aber auch notgedrungen wegen Copyright etc., weniger werden. 

Es gibt zu „Bassment Business“ ein sehr umfangreiches Booklet – was gibt es dort zu sehen und wie passt es konzeptionell zur Musik?

Das Booklet beinhaltet viele Graffitibilder von Freunden und Bilder von Orten in der Stadt, die es teils so nicht mehr gibt. Ein bisschen wie ein Foto-Tagebuch oder so. TIN, der das Album auch gemastert hat, und ich hatten beide den Wunsch, etwas in der Hand halten zu können, während man das Album hört. Wir sind selbst beide leidenschaftliche Sammler und große Freunde von Inserts, Booklets und Ähnlichem. Da hat man noch was, worin man blättern kann und ein paar neue oder auch alte bekannte Eindrücke, die man zu sehen bekommt. Zudem liegen Electro, HipHop und Graffiti ja doch sehr nah beieinander. Daher war für uns schnell klar, dass wir derartiges dazugeben wollen. 

Was ist noch geplant bei dir in nächster Zeit?

Also in direkter Zukunft ist vor allem ein Liveset mit mir und Georg aka Int Main zusammen als Yarn Init geplant. Außerdem arbeite ich bereits am nächsten Album, dieses Mal jedoch mit mehr Konzept bzw. dem Versuch, einen roten Faden zu ziehen. Auch wenn mir das bisher noch schwer fällt. Mal sehen, was am Ende dabei rauskommt. 

CommentComment

  • Later Partner / 15. Februar 2022 / um 18:16
    Bester Mann <3

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