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Nikta

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Collagenhaft-trippiges Patchwork beim Meakusma Festival

08. September 2022 / Kommentare (0)

Am vergangenen Wochenende fand im belgischen Eupen das Meakusma-Festival statt. Dort spielte auch Philipp Matalla sein Live-Debüt. Unsere Autorin Nikta war da und hat mit ihm gesprochen.

Seit 2016 findet in Eupen, einem beschaulichen 20.000-Einwohner-Städtchen kurz hinter der deutsch-belgischen Grenze, das Meakusma Festival statt. Gut 1.000 Menschen schlenderten nach dreijähriger Pause am diesjährigen ersten September-Wochenende durch Eupens Gassen und über das Gelände des Alten Schlachthofs, wo ein Großteil der Veranstaltungen stattfand. Das Line-up steht den großen Akteuren der Szene in nichts hinterher, ist ein Sammelbecken für Techno-Avantgarde, Zeitgenössische-Musik-Nerds und Feierwütige, die noch ein letztes Festival der Saison mitnehmen wollen. 

Auch ein Name aus der lokalen Halle-Leipzig-Szene tauchte im Line-up auf, und das gleich zweimal: Philipp Matalla. In Eupen feierte er eine Premiere: sein Live-Debüt. Das kommt mal dubbig daher, mit Elementen aus Hip Hop und Industrial, zunächst ganz experimentell und später tanzbar. So, wie auch die DJ-Sets des Künstlers: Alles ist unerwartet und auch mal gewollt disharmonisch. Aber dennoch harmoniert es, dieses collagenhaft-trippige Matalla-Patchwork. Wir haben mit ihm über aktuelle Projekte und seine Verbindung nach Eupen gesprochen.

Nach einer Pause findet nun wieder das Meakusma-Festival in Eupen statt. Du bist nicht zum ersten Mal dabei. Wie kam die Verbindung zum Meakusma zustande?

Ich wurde vor einigen Jahren mal eingeladen, in Eupen zu spielen, noch bevor es das Festival gab. Seitdem sind die Veranstalter und ich in Kontakt geblieben. 

Was macht für dich den Reiz des Meakusma-Festivals aus? 

Das Festival ist spannend kuratiert, sowohl die Auswahl der Künstler:innen als auch die Orte und Räume funktionieren unglaublich gut zusammen. Generell fühlt es sich oft eher an, als würde man eine Reihe von Ausstellungen besuchen, als auf ein Festival zu fahren. Auch weil Eupen als Ort gut integriert wird.

Das jüngste Release auf deinem Bandcamp-Account ist im Oktober 2021 auf dem „Training Tactics“-Sampler, einer Compilation hallescher Künstler:innen, erschienen. Was hast du die vergangenen Jahre so getrieben? 

Ich habe vor allem an meinem ersten Album als Philipp Matalla gearbeitet. Gemeinsam mit anderen Leuten habe ich  in Halle und Umgebung einige Veranstaltungen organisiert mit Partys, Konzerten und Ausstellungen. Zum Teil als WUEST, unter anderem in Spätis, im Theater oder auch im Schwimmbad. Auch beim Tarmac-Festival war ich involviert. Ansonsten habe ich im Januar noch eine Radiosendung bei Radio Corax angefangen.

Und woran arbeitest du gerade?

Bis zuletzt habe ich an einer ersten Version eines Live-Sets gearbeitet, das ich zum ersten Mal auf dem Meakusma Festival gespielt habe. Ich habe noch einige Ideen, die ich noch ausprobieren will, wie zum Beispiel eine zusätzliche Videokomponente.

Deine Gigs sind generell rar gesät. Wie fühlt es sich nach der langen Corona-Pause für dich an, wieder live zu spielen und aufzulegen?

Ich merke auf jeden Fall, wie viel da gefehlt hat, wenn man nach langer Zeit mal wieder einen guten Abend hatte. 

Du warst gleich doppelt im Meakusma-Line-up vertreten, einmal als Liveact und einmal als DJ. Wo liegen die Herausforderungen?

Beim Live-Set ist alles neu für mich und deshalb eine große Herausforderung. Als DJ will ich generell die Musik spielen, die mich in dem Moment abholt und jederzeit alles umwerfen können, wenn mir danach ist, unabhängig von üblichen Strukturen oder im Rahmen bestimmter Styles. Das war schon immer so, birgt aber das Risiko, dass die Stimmung im Raum jederzeit kippen kann. Es wird dafür aber umso mehr belohnt, wenn die Leute vor Ort ähnlich ticken. 

Und in welche Richtung geht das Set? Was war dir bei der Kuratierung fürs Meakusma-Set wichtig?

Das Meakusma Festival ist sehr offen. Deshalb lässt sich dort ohne Probleme ein Set so angehen wie eben beschrieben. Ansonsten habe ich auch ein paar Artists integriert, die am Wochenende auch vor Ort waren.

Lange ist’s her, dennoch verbindet man den Namen Philipp Matalla noch sehr mit dem Leipziger Label Kann. Wie hat dich diese Zeit geprägt?

Das war damals wichtig für mich. Sonst hätte ich definitiv schlechter Selbstvertrauen aufbauen können, was meinen Output angeht, sowohl als DJ, als auch in Produktionen. Die Leipziger Szene war wahnsinnig offen mir gegenüber und ich konnte in kürzester Zeit viele Leute und Clubs kennenlernen. Dafür bin ich immer noch sehr dankbar. 

Du machst seit Anfang des Jahres deine eigene Radio-Show: Sie heißt „Unarchived“ und läuft bei Radio Corax. Was verbirgt sich hinter dem Namen und was ist dir beim Gestalten der Sendungen wichtig?

Ich hatte während der Pandemie darüber nachgedacht, eine Sendung zu starten, damit ich einen neuen Kanal habe, um Musik zu spielen, auch wenn Clubs nicht offen sind. Das hat bisher gut geklappt, auch mit einigen super Gästen. 

Die Sendung soll möglichst zum Zeitpunkt der Ausstrahlung gehört werden. Es läuft zwar auch noch eine Wiederholung, aber auf ein Archiv vergangener Sendungen hatte ich keine Lust. Es soll sich nicht so anfühlen, als würde man was für die Ewigkeit aufnehmen, sondern eher ein klassischer Radio-Moment für die Hörer:innen sein.  

Was steht in nächster Zeit an?

Mein Album! Es heißt „Stakes“ und kommt später dieses Jahr auf dem Label Meakusma heraus.

Foto Live-Set: Caroline Lessire

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