Dark, schroff und sehr eigen – so klingt das Debüt-Album von IfZ-Resident Subkutan. Letzte Woche kam es beim Leipziger Label Hypress heraus. Und wir haben reingehört.
Subkutan hat die Leipziger Clubszene der letzten fünfzehn Jahre deutlich mitgeprägt. Vor elf Jahren hatten wir ihn in einem längeren Interview – damals stand er mit seinem dytopisch-treibenden Techno recht allein in Leipzig. Heute schwer vorstellbar, aber Leipzig war Anfang der 2010er Jahre fest in House- und Minimal-Hand. In dieser Zeit hostete Subkutan die Vertigo-Reihe und gehörte zum Inner Circle der ersten aufregend-turbulenten Jahre des Institut fuer Zukunft.
Auch wenn er hauptsächlich für seine Techno-Sets bekannt ist, Subkutan produziert schon länger Musik, solo und als Teil des Duos artPara – erste Tracks waren bereits auf diversen IfZ-Compilations zu hören. Dort wurde schnell klar, dass er als Producer experimenteller und industrieller unterwegs ist.
Mit seinem Debüt-Album „Unwritten“ festigt Subkutan diese Linie nun weiter. Techno im klassischen Sinn gibt es nur auf einem Track: „I Can See We’re Already There“. Und selbst hier liegt eine schroffe Kühle und dystopische Unruhe in den Sounds. Ansonsten löst sich Subkutan rhythmisch von allen funktionalen Dancefloor-Ansätzen und spielt mit breakigen, dubbigen und scheppernden Kicks. Auch sonst ist „Unwritten“ klanglich stark von einer bedrohlichen und neurotischen Atmosphäre geprägt – mit industriell-harten Synths, unruhig-repetitiven Sounds und spooky Spoken Words und waviger Unterkühltheit. Überhaupt die Words: Subkutan scheint ein Faible für dunkle Poesie zu haben – in vielen Tracks kommen Poems vor. Am eindrücklichsten ist hier „The Early Bird“ mit einem theatralischen Vocal-Feature der Leipzigerin Mia Gara.
„Unwritten“ ist kein einfach zugängliches Album, es fordert und wehrt sich gegen eine vorschnelle Techno- und Club-Vereinnahmung. Es vertont viel mehr eine Welt voller Zerwürfnisse und Brüche, unangenehmer Umgebungen und verstörender Situationen. Und das auf sehr vielfältige und kompromisslose Weise – kein Track gleicht dem anderen, Subkutan wählt jedes Mal einen neuen Ansatz. Das macht es nicht leicht, „Unwritten“ als zusammenhängendes Artist-Werk zu verstehen, es könnte auch eine Compilation verschiedener Acts sein.
Aber andersherum liegt genau darin auch die Stärke des Albums: Es ist so unberechenbar und mutig, so eigen und dramatisch, wie auch Subkutan als DJ und Producer agiert. Wer aus diesem Kosmos doch etwas für den Club sucht, findet es mit den Remixen von Kaltes Herz und Sylie Mariarz. Alex.Do und Kareem lassen sich dagegen ebenfalls auf die musikalischen Experimente der Originale ein.