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Antoinette Blume
Alles, immer, gleichzeitig und umgekehrt-nacheinander: Autorin, Journalistin, Redakteurin, Moderatorin und Podcasterin.

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Queer Music Festival: „Identität ist Realität“

16. April 2025 / Kommentare (0)

Das Queer Music Festival findet vom 24. bis 27. April zum zweiten Mal in verschiedenen Leipziger Locations, darunter die Neue Welle und das UT Connewitz, statt. Welche Events ihr nicht verpassen solltet und wie ihr Tickets gewinnen könnt, lest ihr bei uns.

Zacker ist eine Leipziger Bekanntheit. Und wenn er das hier liest, sehe ich ihn vor mir, wie er abwinkt und sagt: “Ich mache das nun mal schon sehr lange, Bekanntheit würde ich jetzt nicht sagen.” Aber doch, schon, Zacker und seine Veranstaltungen sind seit vielen Jahren in Leipzig bekannt und beliebt.

Ein wenig extravagant, immer ganz in schwarz gekleidet, mit einem Händchen für Newcomer-Bookings und einer ungebrochenen, absoluten Hingabe für die Musik- und Kulturbranche in Leipzig. Das ist Zacker, der seit mehr als 20 Jahren in Leipzig Partys und Konzerte veranstaltet.

Sein Festival, das Queer Music Festival, wird von frohfroh präsentiert. Es ist bereits die zweite Edition mit Fokus auf queere Musik, queer Joy, Drag und queere Nächte. Wir haben nachgefragt, welche Events Techno- und Elektro-Fans auf dem Radar haben sollten und auf welche Acts sich der Initiator und Veranstalter besonders freut.

frohfroh: Wir haben uns vor einigen Jahren über dein Archiv für queere Musik, Bouygerhl, unterhalten. Damals hast du schon davon gesprochen, ein Festival aufbauen zu wollen. Wie kam es letztlich dazu, wie konntest du es wahr machen? 

Zacker: Das war ganz organisch. Seit 20 Jahren veranstalte ich Partys in Leipzig, früh auch schon Konzerte. Im Zuge des Bouygerhl-Archivs zu queerer Musik habe ich dann die erste Queer Music Night veranstaltet, das war Ende 2022. Aber ich wollte es irgendwie größer haben – denn ich hatte die passenden Kontakte und bekam viele Mails von queeren Bands und Artists, die gerne mal bei mir spielen wollten. Dann habe ich mir gesagt: Ich gehe es nochmal an. Und habe mich, das erste Mal, um Fördermittel gekümmert, um das zu realisieren. 

Du organisierst das Festival fast ausschließlich alleine. Warum? 

Im Grunde ist es so, dass die Idee, die Konzeption und die Durchführung alleine bei mir liegen. Anträge, Venues und Künstler:innen buchen, die Pressearbeit und Grafik, das läuft alles über meinen Tisch. Meine Ideen bespreche ich aber in regelmäßigen Abständen mit meinem Mann, der mir Feedback gibt. Und ich habe, das möchte ich betonen, fantastische Partner: die Nato, das UT Connewitz, meine helping hands. Ohne die ginge es nicht. Darüber hinaus habe ich dieses Jahr auch zwei Sponsoren, die mir ebenfalls ein bisschen helfen. 

Warum ich das Festival überhaupt veranstalte, das ist eine schwierige Frage. Ich hinterfrage es kaum, denn es ist eine Gewohnheit. Seit 20 Jahren mache ich nichts anderes, ich habe immer Veranstaltungen organisiert. Während Corona habe ich mir das erste Mal Gedanken gemacht, warum ich das alles mache. Das Festival für die Community zu gestalten, gemeinsam laut zu sein, Geschichten zu erzählen und sich den Raum ganz klar zu nehmen – das ist, bleibt und wird in diesen Zeiten immer wichtiger. Und ist mir persönlich eben auch sehr wichtig.

Die zweite Ausgabe des Queer Music Festivals findet ab dem 24. April in Leipzig statt. Mit Konzertnächten, Filmvorführungen, Tanzkurs, Branchentreff, Lesung. Was ist an dieser zweiten Edition anders, was ist neu, was hat sich bewährt? 

Alle Veranstaltungen haben das Bindeglied queere Musik, jede Veranstaltung dreht sich darum. Auch die Filme, das sind Dokumentationen über queere Musiker:innen. Dieses Jahr sind wir mit dem Festival im Gewandhaus, das ist ein besonderes Highlight. In einem intimen Rahmen, mit Piano-Musik. Ich möchte dieses Jahr auch das Thema Artist Talk mehr in den Fokus nehmen, um gemeinsam mit dem Publikum mehr über die Arbeit der Künstler:innen auf der Bühne zu erfahren. Im Zentrum stehen weiterhin die zwei Konzertnächte. Etwas kleiner als letztes Jahr, dafür aber umso wilder wird dieses Mal die Clubnacht in der Neuen Welle. 

Auf welchen Moment freust du dich dieses Mal besonders, was ist für dich das Wichtigste beim Festival-machen?

Das Schönste, das Allerschönste ist für mich wirklich die Reaktion der Teilnehmenden und des Publikums. Unter den Teilnehmenden ist wirklich eine Stimmung wie bei einer Klassenfahrt. Mit vielen bleibe ich danach auch in Kontakt, beobachte weiterhin deren Karrieren, man supportet sich gegenseitig. Und natürlich das Publikum an diesen Abenden. Die Menschen dabei zu sehen, wie sie tanzen, mitfühlen, Tränen in den Augen haben, das ist wirklich ein fantastisches Gefühl.

Und was lässt dich nervös werden?

Na ja, das ist eine Sache, die mich seit 20 Jahren nervös macht: In Leipzig kannst du dir nie sicher sein. Ich hatte schon mehrmals die Situation, einen tollen, großen Act gebucht zu haben, im Sommer – und da liegt das Leipziger Publikum manchmal lieber am See. Was völlig okay ist, aber das ist etwas, mit dem man umgehen muss. So groß ist die Stadt dann nun auch nicht, es kommt schon auf das Zielgruppenpublikum an. 

Steigende Kosten sind auch etwas, was mich wirklich umtreibt. Jeder Euro, den ich beim Preis erhöhen muss, tut mir weh. Es gibt dieses Jahr deshalb wieder einiges an kostenlosem Programm. Und es gibt Supporter-Tickets für diejenigen, die es sich leisten können und wollen, das Projekt finanziell ein klein wenig zu unterstützen. Geld, Geld, Geld – das ist natürlich für uns alle ein großes Thema.

Welche Acts sind dabei, die unbedingt gesehen werden müssen? Und was ist für unsere frohfroh-Leser:innen besonders interessant?

Ich buche nur Acts, hinter denen ich hundert Prozent stehe. Wenn ich dennoch eine Person herausheben müsste, dann ist es Lie Ning. Lie Ning hat eine unfassbar tolle Stimme, die mit melancholischem Indie-Dance-Electro gepaart wird, was ich sehr liebe – in der Kombination ist das für mich einfach ein echter Superstar, der da auf die Bühne kommt. Die Drag-Performance von Hungry wird auch ein Höhepunkt des Festivals sein. Viele kennen Hungry als Art-Director von Björks Make-Up ihrer vergangenen beiden Alben. Das ist Hungrys Artistry auf Björk. Beide performen am Freitag, den 25. April im UT Connewitz.

Für die frohfroh-Leser:innen wird die Partynacht am Samstag, den 26. April interessant sein. In der Neuen Welle starten wir mit Schwuppenexpress sehr poppig und exzentrisch. Danach wird es technoider und durchaus eklektisch mit The Menstruaters. Und, unbedingt, das Event mit Bertolt Meyer im ZiMMT – er steuert seine Armprothese mit seinen Gedanken, und damit seine analogen Synthesizer, das ist total faszinierend. Den Talk und die Performance würde ich also sehr empfehlen, beides findet auch am Samstag, den 26. April statt, aber schon etwas früher, ab 17 Uhr geht es los. 

Und dann gibt es noch einen Film über Genesis P-Orridge, den ich all denjenigen ans Herz lege, die sich für die Historie von Industrial und experimenteller Elektronik begeistern können. Die Filmvorführung findet am Freitag, den 25. April in der Kinobar Prager Frühling statt.

Die NoNoNo- und die Glitter und Trauma-Partys werden ebenfalls von dir organisiert. Dann gibt es die besagten Queer Music Nights und das große Queer Music Festival. Wie schaffst du das alles?

Ich stehe jeden Tag um sechs Uhr auf. Dann arbeite ich bis 17, 18, 19 oder auch mal bis 23 Uhr. Ich arbeite tatsächlich durch. Meine Freunde kennen das schon – ich bin dann auch mal einen Monat komplett im Festival-Tunnel. 

Vor allem das Werben und Ankündigen, das hat sich mit der Zeit stark verändert, da komme ich mit einem Flyer und Plakaten nicht mehr weit (lacht). Das muss alles zeitgemäß gestaltet werden, macht mir aber natürlich auch Spaß. Als ‚Hobby‘ würde ich es nicht bezeichnen, das ist zu wenig. Wenn ich sage, es ist ‚das Leben‘, klingt es zu pathetisch. Irgendwo dazwischen befinde ich mich.

Dein Festival wird vom Kulturamt in Leipzig gefördert. Wie kam es dazu, hast du Tipps für andere Veranstalter?

Corona war hier ein großer Grund. In dieser Zeit war alles komisch, die Eintrittspreise sind damals im Clubbereich schon extrem gestiegen und man fragte sich, wo es damit noch hingeht. Ich habe den Papierkram und die Bürokratie für Fördergelder anfangs zwar gescheut, aber ich kann wirklich jedem und jeder nur den Tipp geben: Arbeitet euch einmal ein und versucht es. Die Leute bei der Stadt sind extrem nett und beraten euch. Mir haben sie sehr gut zugehört.

Was ist das Motto des Festivals?

Das Motto ändert sich nicht, es ist und bleibt „Identität ist Realität“. Denn die Aussage wird immer wichtiger, finde ich. In der Dringlichkeit hat sich ja einiges, leider, getan. Der Slogan bleibt also. Dieses Jahr wird das Motto das erste Mal auch auf Merch zu lesen sein.

Das Festival-Motto ändert sich nicht, es ist und bleibt: Identität ist Realität.

Es ist immer etwas merkwürdig, noch bevor die zweite Edition stattfand schon nach der Zukunft zu fragen. Aber ich tue es trotzdem: Planst du eine dritte Ausgabe?

Ja! Das sage ich zumindest jetzt, wir können meine Aussage nächstes Jahr dann mit der Realität abgleichen (lacht). Ich bin tatsächlich schon in Gesprächen mit einigen Künstler:innen – aber ich will noch nicht darüber sprechen, erst wenn es spruchreif ist.


Wer aufmerksam gelesen hat, der:diejenige hat nun die Chance 1 x 2 Gästelistenplätze für den Konzertabend im UT Connewitz oder 1 x 2 Gästelistenplätze für die Party in der Neuen Welle zu gewinnen. Schreibt uns eine Mail an hello@frohfroh.de und erzählt uns, zu welcher der beiden Veranstaltungen (Freitag, 25. April @UT oder Samstag, 26. April @Neue Welle) ihr gehen wollen würdet – und welchen der Acts ihr unbedingt live sehen möchtet. Ausgelost wird am 20.04.2025.

Viel Glück!


Reguläre Tickets gibt es hier zu kaufen.

CommentComment

  • MeXania / 18. April 2025 / um 13:28
    Das so einem bekannt misogyn und übergriffigem Typen so viel Plattformgegeben wird ist auch anders sad.
  • + 1.721160 BTC.NEXT - https://graph.org/Binance-04-06-6?hs=666a145e6954a6812b216c41e4dd46ea& / 18. April 2025 / um 12:08
    5gusfz

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