Free/Future/Music – Altin Village & Mine eröffnet kreative Allianzen

Vor Kurzem erschien beim Leipziger Label Altin Village & Mine ein sehr besonderes Mixtape, das auf mehreren Ebenen neue Perspektiven ermöglicht: „Free/Future/Music – Volume 1“. Wir haben es oft gehört in letzter Zeit – und ihr solltet das auch tun.

Altin Village & Mine erhält bei uns immer mal wieder einen extra Blick mit ausführlicheren Stand-alone-Reviews. Und das aus einem guten Grund: Die Releases dieses seit über 20 Jahren aktiven Labels sind meist sehr besondere Ereignisse. Mit eigener Tiefe, großer musikalischer Offenheit und unkonventionellen Twists. „Free/Future/Music – Volume 1“ toppt das nochmals.

Ursprünglich als Compilation zum 20. Labeljubiläum geplant, brauchte dieser Release doch noch einige Jahre mehr zum Reifen und Herausforderungen meistern als gedacht. Am Ende waren es vier Jahre an Arbeit. Herausgekommen ist ein Mixtape im doppelten Sinn. Denn tatsächlich ist „Free/Future/Music – Volume 1“ auch auf Tape erhältlich. Und musikalisch ist die Zusammenstellung so divers wie es früher gute, selbst kuratierte Mixtapes für Freund:innen auch waren. Dieser Release öffnet ebenfalls mehrere Horizonte mit jedem neuen Song. Auch für die beteiligten Musiker:innen – es handelt sich nämlich ausschließlich um Stücke, die in teils bewährten, teils neuen Kollaborationen entstanden sind.

Und genau dieses Zusammenbringen und Aufeinanderprallen verschiedener musikalischer Handschriften und Perspektiven macht „Free/Future/Music“ so wertvoll. Er schafft „kreative Allianzen“, wie es sehr passend im Pressetext heißt. Ein Blick auf die Tracklist verrät, dass hinter diesen Allianzen lauter Musiker:innen stecken, die irgendwie schon einmal mit Marcel Schulz und dessen Label Altin Village & Mine verbunden waren. Das schafft erstmal eine große Vertrautheit, und doch gibt es viele Überraschungen. Die Zusammenarbeit von Kalme und Map.ache beispielsweise. Natürlich passen beide mit ihren subtilen Sounds und der sanften Ästhetik eh schon sehr gut zusammen. Dass „Mexico“ dennoch so schlüssig traumwandlerisch-poppig klingt, lässt einen noch um einiges mehr beseelen.

Das Gleiche gilt für „Salamander“, der Zusammenarbeit von Station 17 und Dataschock, bei der zeitgenössischer Krautrock mit eindrücklich-abstrakten Vocals in einen langen mantrahaften Sog münden. Ansonsten flackern über die 72 Minuten und zwölf Tracks von „Free/Future/Music“ immer wieder spannende Genre-Überlagungen auf. Dub und Jazz, Minimal-Techno und Ambient, Indie und folkloristische Sounds von unterschiedlichen Kontinenten.

Was die Compilation bei all der Diversität gut zusammenhält, ist eine gewisse Zurückgelehntheit und ein künstlerisches Understatement von Künstler:innen, die Lust am Forschen haben und zugleich so versiert sind, dass sie sich easy auch in unbekannten Sphären schnell neue Pfade ebnen können. Und sicherlich hat auch Fritz Brückner alias Modus Pitch beim Mastern seinen Anteil an dieser Homogeninät im hyper-hetorenen Ansatz von „Free/Future/Music“ gehabt.

Zur Vielschichtigkeit der Compilation passt auch, dass sie eine solidarische und theoretische Ebene aufmacht. Zum einen geht die Hälfte des Erlöses an Mission Lifeline. Zum anderen hinterfragt sie mit theoretischen Exposés zu den drei Schlagworten des Compilationtitels aktuelle Dysbalancen der kulturellen Praxis. Zu der gehört, dass die beteiligten Künstler:innen und das Label ihre Arbeit umsonst zur Verfügung gestellt haben. Das „Free“ öffnet in diesem Zusammenhang zwei Bedeutungsräume: Wie frei kann Musik sein, wenn sie von vielen Menschen weitgehend frei im Sinne von „kostenfrei“ genutzt wird und von Musiker:innen oftmals ohne ausreichende finanzielle Gegenleistung produziert wird? Und wie viel Zukunft steckt in einer zeitgenössischen Musikkultur, die sich stärker denn je in historizistisch-nostalgischen Revival-Schleifen verfangen hat?

„Free/Future/Music – Volume 1“ ist also so vieles mehr als eine einfache Compilation und Label-Werkschau. Das „Volume 1“ macht sehr viel Hoffnung, dass daraus eine Reihe wird, die in Zukunft immer wieder neue Perpektiven, Faszinationen, Diskussionen und Überraschungen offenbart. Der Premiere ist dies nämlich sehr gut gelungen.

KW 23 – Freitag

Das Pfingstwochenende startet mit einem seltenen Label-Showcase und vier sehr unterschiedlichen Partys.

frohfroh-Tagestipp //

RAND Muzik Recordings presents: Like Spinning Plates // Kulturlounge // 23:00 – 06:00 Uhr
w/ Eira Haul + Reece Walker

Dafür dass R.A.N.D Muzik Recordings – das Label des gleichnamigen lokalen Vinyl-Presswerks – derzeit eines der aktivsten und erfolgreichsten Leipziger Labels ist, ist es vor Ort recht wenig live zu erleben. Heute gibt es mal eine dieser seltenen Gelegenheiten. Und zwar im kleinen Rahmen mit einem All-Nighter von Label-Head Reece Walker sowie Eira Haul, einem Act aus dem R.A.N.D.-Roster. Neulich hat Eira eine neue EP auf dem Label herausgebracht. Freut euch also auf eine intime Nacht voll pulsierendem, perkussivem und sphärisch-deepem House


Außerdem heute //

Medea 002 / Conserve, 22:00 – 06:00 Uhr – Zweite Ausgabe dieser neuen international-queer-dunklen Underground-Reihe für Wave-Minimal-Synth-Sounds, sehr gut getimed zum Wave Gotik Treffen (WGT) an diesem Wochenende. Heute spielt Synth-Punk-Act Ruhr sowie Gia, Tau Ceti, Medea Project

Hypnotic Tango / Ilses Erika, 23:00 – 06:00 Uhr – Die Ilse hostet an diesem Wochenende einige WGT-Specials. Heute gibt es neben einem Nine-Inch-Nails-Floor auch einen Italo-Disco-Floor mit Dans Danza, Mr. Urns, Uschmar

Datsche #22 / Elipamanoke, 23:59 – 09:00 Uhr – Die Sommer-Datsche öffnet wieder zu einer uplifting Trance-House-Nacht mit Escalea, Luzi, R-Sohr, Traxx Jr, DJ Stimula

N8chtschicht Clubnight / Absturz, 23:30 – 06:00 Uhr – Volle Edit-Trance-Hard-Dance-Abfahrt mit Vluna, Miss Lulu, Richie Rollin, Scrappy Coco

KW 23 – Sonntag

Und weiter geht’s – mit House, Trance und Trap geht es in den Pfingstmontag rein.

frohfroh-Tagestipp //

2PM Club // Ost:end // 12:00 – 22:00 Uhr
w/ Theodor, Marie Lung, May/o, Lulu b2b Nell, Osinscky

Das Ost:end kann dieses Jahr endlich seine erste Open-Air-Saison genießen. Heute öffnen die Tore des Tanklager Wests beim Lindenauer Hafen wieder für einen lauschigen Day-Rave mit jeder Menge soulful-softem House und „psychodelic Soul“ von Theodor.


Außerdem heute //

Mische x Kollektiv Kitsch / Axxon N., 16:00 – 06:00 Uhr – Gut gemixt startet heute die nächste Mische-Ausgabe. Gemeinsam mit dem Leipziger Kollektiv Kitsch gibt es erst draußen und später drinnen Live-Acts, Trance, Trap und Rap. Mit dabei sind Am3li3, Vice und Versa, Blaubassbube, Alemiko, Elysea, Minthrill b2b J<3ss, Desperate House Guy, Mehrlinks, IsoSportler, Aroma Pink, Sweetboyz, Malina

Next Generation / Absturz, 23:30 – 06:00 Uhr – Newcomer:innen aus Trance und Techno checken Part 1? Heute geht das mit DJ Lieb, Raphus, Spirituelli, Arcomaus b2b Rauh

New Faces Weekend Special / Elipamanoke, 23:59 . 09:00 Uhr – Newcomer:innen aus Trance und Techno checken Part 2? Heute geht das auch im Eli mit Alibirlopez, DJ Vicimaus, Kaltekola, Lumor, Mona:mi, Passix, Pflux, Resüma, The Spooky Spill, Stenella

Arndt29 Open Air / Neue Messe, 12:00 – 22:00 Uhr – Day-Rave mit sommerlichen House-Vibes mit Mp.ulle, Jay Magnum und der Arndt29-Crew

KW 23 – Samstag

Am Pfingstsamstag gibt es einen WGT-Classic sowie ein WGT-Gier-Special.

frohfroh-Tagestipp //

Glitter+Trauma // Axxon N. // 23:00 – 08:00 Uhr
w/ Amperia, Black Nakhur, Nici Palm, Mrs. Pinkeyes, Antina Christ, Lvlvn, Timo, Zacker

Ein Party-Classic zum Wave Gotik Treffen lebt nun auch im Axxon N. weiter – die Glitter+Trauma-Reihe. Sie vereint queere Subkultur mit darken Sounds zwischen EBM, Techno, Synthpop und 80s-Hits. Mit dabei ist auch Berlin-Act Amperia – Resident von zwei wichtigen Queer-Post-Punk-Reihen in der Hauptstadt. Dazu gesellen sich mehrere tolle Locals und natürlich Glitter+Trauma-Host Zacker.


Außerdem heute //

Gier Open Air / Volkshain Stünz, 14:00 – 22:00 Uhr – Ein special Gier-Showcase steht heute zum WGT-Weekend an. Unter freiem Himmel startet heute eine goth-influenced und sexpositive Party mit viel EBM, Dark Wave, Industrial und Techno mit Darren Black, Kati Haller, Reverse Cowboy, Atzenpunkt und Itsadisasta

Gier Club Rave / Elipamanoke, 23:59 – 09:00 Uhr – Später geht es dann im Eli weiter mit einem der letzten Gigs von Atalanta sowie Schlusslicht, Daniel Knutz, Ludmila Houben, Mofs, Eisheth, Gia, L

Bright Future Club / Noch Besser Leben, 21:00 – 03:00 Uhr – Auf der Karl-Heine-Straße gibt es heute eine Micro-House-Party mit extra Visuals. Mit dabei May/o & All Time High

Sektfrühstück Showcase / Duqo, 15:00 – 22:00 Uhr – Techno-Nachmittag mit Berlin-Vibes von Dynamic Experience, Oblique, Repthiloid

Yard Affair / Spätikatessen, 14:30 – 22:00 Uhr – Vacanza und Ultima Ratio laden in den Hinterhof des Westwerks ein, um sich mit House, Disco und Downtempo von Elea Eluanda, Frido Blanko, High Torque, Phoebe und Picaro durch den Samstag zu tragen

Rave Together Prelude #2 / Auensee, 13:00 bis 22:00 Uhr – Trance, Groove, Hardtechno und Bounce, alles Open Air mit B-Tur, Lydia M, Sagezza, Vluna, Wendy und Yoni

KW 22 – Samstag

Heute wird es nochmals voll – mit zwei Festivals, einem sehr guten Headliner und einer spannenden japnanischen Band.

frohfroh-Tagestipp //

Axxon N. invites Marrøn // Axxon N. // 23:59 – 08:00 Uhr
w/ Marrøn, Goldie, Azil b2b Wemory, Noxsonos, Morgenstern, DJ Bjoerg

Yeah, Amsterdam-Groove-Techno-Held Marrøn kehrt wieder zurück nach Leipzig. Mit seinen super hypnotisch-treibenden, perkussiven, afro-deepen und hochpräzisen Techno-Sets hat er einen wirklich uniquen Sound herauskristallisiert. Sehr passender Support kommt u. a. von den Maniac-Residents Azil und Wemory. Wer etwas durchatmen mag, kann auch auf den Prog-House-Floor diese Nacht wecheln.


Außerdem heute //

Klang / Neue Welle, 17:00 – 22:00 Uhr – Special-Klang-Nacht heute mit dem japanischen Post-Punk-Acid-House-Duo Heavenphetamine, davor und danach legen Credit 00 & Miami Müller ihre Floor- und Listenening-Schätze auf

The Looong Saturday / Inch by Inch, 16:00 – 20:00 Uhr – Langes Vinyl-Diggen mit Instore-DJ-Sessions von T_No, Conoley Ospovat sowie Sarah & Philipp vom IBI

Elotrance Unbound / Pittlerwerke Wuest, 14:00 – 08:00 Uhr – Das Elotrance-Kollektiv holt heute zu einer extra großen Festival-Edition aus – mit einem Open-Air-Start und einem Indoor-Rave später. Das heißt: Volle Trance-Abfahrt mit Leipzigs Superstars Mischluft und Butschi sowie Sarah4k x Jacky Icks, Cargo x DJ SeXex, DJ Würlpool, Ellen Trenn, Felix Schwarzenberger, Igor, I!I!, Lukov, Montezuma

Progressive Leipzig 3rd Anniversary / Elipamanoke, 18:00 – 10:00 Uhr – Ein kleines Jubiläum feiert die Progressive-Leipzig-Crew heute mit einem extra-langen Party. Mit dabei: Adrija, Amiguito & Tropicalito, DaPan, Doko, Emeveka, HoudaFK, Often Vague, Milox, MoodFreak, Skoria, Flayman

Bass Rotation Vol. 7 / 360 Grad Waschbar, 22:00 – 03:00 Uhr – Drum & Bass- und Jungle-Heads sollten heute die Georg-Schwarz-Straße ansteuern. Dort spielen Mary Jane, Base, Karl8, Marek, ^Foxic^

Housemusic with Blitz & Donner / Absturz, 23:30 – 05:30 Uhr – Classic House in verschiedenen Facetten mit Flash Goerdten, Duktus, Lutz Hartmann

Westhafen Festival Spring Edition / Westhafen, 13:00 – 09:00 Uhr – Big-Room-Festival-Vibes mit einigen großen Namen. Unsere Tipps: Sarah Wild und Kid Simius. Sonst dabei: Anna Reusch, Anka, Extrawelt, Jan Oberlaender, Kaufmann, Klanglos, Lydia M, Livet, Mathias Kaden, Markus Knauth, Nøvae, Thomas Schumacher, Drik & Dirk, Reese_0410 b2b Lars Fester, Zymp b2b You&Na

KW 22 – Freitag

Das lange Wochenende geht weiter – mit einem Späti-Rave, dem Datsche-Opening und mehr.

frohfroh-Tagestipp //

Brombért Cabinet of Curiosities // Spätikatessen // 18:00 – 03:00 Uhr
w/ Die Brombären, J Nuggetz, Karete Bu, Simon Hinter

Das Leipziger House-Label Brombért Records lädt mal wieder ein – dieses Mal zu einer kleinen familiären Späti-Sause. Es geht früh los mit und wird sicher durchaus wild mit UK Garage von J Nuggetz und bouncy House von Karete Bu. Mit Simon Hinter legt heute auch ein spannender breaky-fluider House- und Drum & Bass-Producer mit eigenem Brombért-Release auf. Am Ende gibt es ein Open-End-Back-2-Back.


Außerdem heute //

Datsche #21 / Elipamanoke, 23:59 – 09:00 Uhr – Die Datsche-Reihe ist zurück und läutet die Sommersaison im Eli ein. Das heißt: Der Hof ist offen und es erwartet euch Karaoke, Quiz und schneller Techno von Alba Acab, FlexibleHeart, S-ray b2b :Mumm, Kreone

Südost x Atze / Garage Ost, 19:00 – 02:00 Uhr – Das Südost-Achse-Kollektiv entert die Garage Ost wieder mit einem uplifting Mix aus Trance, Trance, Hardgroove, Techno und House von DJ Pabloma Blanca b2b DJ Bürgergeld, Parallelprocess, Speedy Gonzales, Nicootin, Emmski98 b2b Palouh

Calling … Absturz / Absturz, 23:30 – 06:00 Uhr – Die Lpzg-Callin stürzt heute Nacht zu deepen House und detroit-inspirierten Techno von Tevital, Teemo, Monomom, Kudja und Junction ab

KW 22 – Donnerstag

Heute Feiertag means: Dayraving. Drei Tipps für draußen haben wir.

frohfroh-Tagestipp //

Duqo Garden Open Air // Duqo // 12:00 – 22:00 Uhr
w/ Traxx Jr, F.D.M., DJ Hefeweizen b2b Werner Benzo

Im Duqo-Garten wird es heute deep, groovy und sicher immer wieder auch sehr euphorisch – denn die My-Grooves-Crew hostet ein Day-Open-Air mit zehn Stunden Classic House. Neben den Residents Traxx Jr und F.D.M. sind bei dieser Ausgabe auch zwei Electric-Island-Locals mit einem B2B-Set am Start – und viel Deepness.


Außerdem heute //

In:Vite Fäncy / xxx, 10:00 – 22:00 Uhr +++ – Die Fäncy-Crew lässt den Westen glitzern mit viel deepen bis powerful House sowie maximalen Hedonismus. Erst draußen, später zur Afterhour geht es rein. Mit dabei sind dieses Mal Dahmar, Map.ache, Goldie Palm, I$a b2b Naitwa, Kleine Klinke, Mauro Caracho, Napoleon Dynamite, Peter Invasion

Frauensache zum Männertag / Villa Hasenholz, 12:00 Uhr – Deepe House-Sounds im Obstgarten mit Anne Schreit, Eli Altenberger und Robert Tessmann

KW 22 – Mittwoch

Morgen Feiertag means: Heute Rave. Vier gute Tipps haben wir.

frohfroh-Tagestipp //

Zan – Not Your Babe // Elipamanoke // 23:59 – 09:00 Uhr
w/ Onlylu, Jun.Choi, Acid Adams, Slany, Kimya, Lena xx b2b DJ Stimula, Tatjana Ballert & Daria Scheppert

Die Zan-Reihe ist zurück mit einem sehr schön kuratierten FLINTA*-only-Line-up und einem Mix aus bouncy und proggy House, Techno, Acid und Trance. Neben tollen Locals wie Slany bringen dieses Mal auch mehrere Gäst:innen aus Hamburg, Berlin und Dresden ihre Vibes und Sounds mit ein – besonders spannnd hier: Acid Adams. Außerdem gibt es ein feministisches Musik-Bingo.


Außerdem heute //

Konzert / UT Connewitz, 20:00 – 23:00 Uhr – Interessantes Pop-Elektronik-Klassik-Konzert mit dem isländischen Komponisten Valgeir Sigurösson sowie einem Countertenor und einer Violinistin. Support kommt sehr passend vom Leipziger Musiker Philipp Rumsch

Bar Extended / Neue Welle, 21:00 – 03:00 Uhr – Die Welle-Bar liefert heute nicht nur gute Drinks, sondern auch gut zwischen Floor und Listening ausbalancierte House- und Breaks-Tracks von Big Honey, Solaris und Grandmalheur

Apostrophé / Axxon N., 19:00 – 06:00 Uhr – Das Apostrophé-Kollektiv übernimmt den Rave in den Feiertag mit Berlin-Bounce-Headliner Ben Derris sowie fließenden Grenzen zwischen Tech House, Trance und Peak-Techno von Adrija, Apøllo, DJ Schnellena, Goke b2b Luna.Le, Isl&, Multifunnn, Solala, Szenegal, Takt & Taumel, Tamara Tischtennisball

Hey Hey – Im Talk über 30 Jahre Radio Blau

In diesem Jahr feiert Radio Blau ein großes Jubiläum – 30 Jahre freie Community-Radio-Kultur mit einem unglaublich diversen und niederschwelligen Programm. Ein guter Grund, etwas tiefer einzutauchen.

Radio Blau ist eine dieser Leipziger Konstanten, die gefühlt schon immer da waren und für mehrere Generationen an lokalen Radio-Fans eine Heimat sind – egal, ob hörend oder selbst sendend. Am 28. Mai 1995 ging Radio Blau erstmals on air, und seitdem ist das Community-Radio stark gewachsen. Von wenigen Stunden pro Tag gibt es heute ein 24-Stunden-Programm. Mit vielen festen Sendungen, journalistischer Bildung im Hintergrund und jeder Menge Basisdemokratie und Idealismus. Und auch wir von frohfroh sind seit Kurzem mit unserem „New In Radio“ dort sehr happy angekommen.

Läuft also? Keineswegs. Freie Radios zu betreiben, ist in Sachsen leider nach wie vor ein Kampf. Darum und um die Geschichte sowie einige Höhepunkte der letzten 30 Jahre geht es in unserem Hey-Hey-Podcast.

Sebbi, Hey-Hey-Host, hat sich vor Ort – im Studio 3 von Radio Blau – mit Anja Thümmler getroffen. Sie ist seit 2008 an Bord und kümmert sich heute um Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit bei Radio Blau. Viel Spaß beim Anhören:

30 Jahre Radio Blau – Tag der offenen Tür28. Mai 2025

Neben einer Live-Sendung zu den vergangenen 30 Jahren Radioaktivismus in Leipzig gibt es ab 17 Uhr am Jubiläumstag einen Tag der offenen Tür. Hier könnt ihr die Moderator:innen kennenlernen und bei Häppchen, Sekt oder Limonade ab über Freies Radio quatschen. Bei gutem Wetter brennt von 20 bis 22 Uhr auf dem Hof auch der Grill.

New In – April 2025

Dieses Frühjahr hat es in sich – für unsere April-Ausgabe unserer New-In-Reihe haben wir uns durch 17 Leipzig-Releases gehört. Hier sind unsere Gedanken dazu.

Crc x Vc-118a – „Flow Zone“ (Zyntax Motorcity)

Oha, da gab es eine Überraschung Ende April – das Comeback von Zyntax Records. Wer es nicht mehr auf dem Schirm hat: Das ist ein Leipziger Classic-Electro-Label aus dem Post-Statik-Entertainment-Umfeld. Seit dem Frühjahr 2020 schlummerte es jedoch dahin und schien auch Geschichte zu sein. Nun war aber wohl wieder Zeit für ein Release. Komplett neu ist „Flow Zone“ nicht, digital und auf CD erschien das Album des finnisch-niederländischen Duos Crc x VC118a schon beim UK-Label Touched Music im letzten Herbst. Zyntax kümmerte sich nun nochmals um das Doppel-Vinyl. Ganz klassisch in oldschool Artwork und limitiert auf 200 Stück. Crc und VC118a sind in der Szene für klassischen 80s Electro durchaus bekannte Namen, die seit über zehn Jahren Releases veröffentlichen. Auf „Flow Zone“ featuren sie einen sehr angenehm gleitenden, auf gute Weise glatt gezogenen und melodiösen Electro-Sound. Mit vielen Ambient-Flächen, warmen Basslines, einer nächtlich eingefärbten Deepness und einer 90s-Ästhetik, die einfach nichts von ihrer Faszination eingebüßt hat. „Flow Zone“ liefert damit einen guten Gegenentwurf zum derzeit oft bouncy und E-Funk-inspirierten Electro, wie er sonst in Leipzig gefeiert wird. Tolles Album – aber schnell sein, das Vinyl scheint bald sold out zu sein.

Jens‘ Hit: „Last Night“ – Why: Weil es so herrlich nächtlich deep und warm dahin mäandert.


Various Artists – „Jahtarian Dubbers Vol. 5“ (Jahtari)

Leider hat niemand in der New-In-Redaktion so richtig Berührungspunkte mit dem Dub-Genre. Dennoch sind wir uns einig, dass diese Compilation besprochen und auf frohfroh vorgestellt gehört. Denn das Label Jahtari veröffentlicht seit 2004 (!) spannende Releases in der Schnittmenge Dub, Reggae und elektronischer Musik. Sie selbst bezeichnen das als „Digital Laptop Reggae“ und wir hatten gerade ihre ersten Releases immer wieder auch vorgestellt. Diese bereits fünfte Werkschau diverser Künstler:innen kann für Genre-Newbies wie mich als Einstieg dienen.

Die Artists kreieren hier allesamt ihre eigene Version von elektrifiziertem Dub. Das ist deep, verhallt, oft mit Betonungen auf die zwei versehen und eben auch elektronisch. Beim Jura Soundsystem kann ich sofort andocken. Das klingt doch ein bisschen wie Nightmares On Wax und die finde ich ja seit Jahren gut. Und auch wenn hier insgesamt neu bin, muss ich doch sagen, dass ich allen Stücken irgendwie was abgewinnen kann. Einfach mal die Compilation anschmeißen und durchhören. Gibt es übrigens auch auf Vinyl!

Nils‘ Hit: „Jura Soundsystem – On My Way (Dub)“ – Why: Super deepe und schöne Nummer.


Sam Paradise – „All This Love“ (Miura)

Es gibt Releases, die hört man und sie gehen direkt beim ersten Mal richtig gut rein. Unter dem Titel „All This Love“ hat Sam Paradise genau so eine EP auf Miura veröffentlicht – catchy, funky Filter House, entspanntes Voice-Sample, stellenweise gleitet sie unter Zuhilfenahme eines Pianos leicht ins balearische ab. Machen wir uns nichts vor, in die Tiefe gehts hier nicht allzu sehr, aber wen interessiert das. „All this Love“ soll einfach ganz entspannt Spaß machen. Es gibt Momente, da ist Sam Paradises lässige Ungezwungenheit fürs konzentrierte Close-Listening am Rechner ein bisschen arg repetitiv; minimal mehr Ornament hätte hier und da vielleicht nicht geschadet. Aber das passt dann auch wieder zur entspannten Beiläufigkeit, die der EP insgesamt dann eben doch extrem gut steht. „All This Love“ ist Musik für weiße Leinenhemden und geschmackvolle Retro-Sonnenbrillen, für ambitioniertes Daydrinking und souveräne Bartmode, findet definitiv unter freiem Himmel statt. Ein (heimliches?) Faible für entspannten Jetset-Kitsch hilft – im richtigen Setting ist diese EP der perfekte Soundtrack, um lässig den Sommer zu genießen.

Davids Hit: „Blue Hour“ – Why: Das Piano rundet die Gesamtstimmung komplett ab.


Various Artists – „VA01“ (Aggregat)

Im April launchte das noch junge Aggregat-Kollektiv aus Leipzig, Eichstätt und Wien sein eigenes Label. Zum Records Release gab es auch eine Party in der Neuen Welle. Die Nummer 01 setzt den Fokus auf lauter Newcomer:innen mit einem sehr breiten musikalischen Spektrum. Das Kollektiv mag ganz offensichtlich sehr verschiedene Sounds – dreamy Breakbeats, pumpender Power-House, dubby Breaks-Techno, HipHop-Pop-House mit Spoken Words und am Ende natürlich auch noch etwas jungle-inspirierter Ghetto-Rave. So verschieden jeder Track dieser ersten Aggregat-Werkschau auch ist, eine gute 90s-House- und Electro-Ästhetik hält diese Compilation ganz gut zusammen. Besonders holen mich die deepen Tracks von DJ M€r$€bvrg ab, auch wenn die anstrengende Typografie des DJ-Namens etwas ganz anderes erahnen ließe. Stattdessen klopfen die beiden Merseburg-Tracks sehr schön an den Delsin-Sound an. Mit viel Detroit in den Zwischentönen. Auch wenn bei den anderen drei Stücken deutlich mehr Ironie mitschwingt, ist doch eine tiefe Verneigung vor den Neunzigern herauszuhören. Schöner Start.

Jens‘ Hit: „Tarn“ – Why: Weil hier so schön die deepen Dub-Wellen mit den hektischen Breakbeats gebrochen werden.


The Chord Memory Club – „Piano Lessons Remixes“ (Noiseberry Records)

Diesen Release wollte ich unbedingt besprechen, denn: Ein alter Bekannter steuert hier einen Remix bei: Hans Nieswandt! Seit Jahrzehnten bekannt und erfolgreich als DJ, Producer („From: Disco To: Disco“) und Autor („Plus Minus Acht“) war ich immer irgendwie Hans-Nieswandt-Fan. Auch zuletzt konnte man auf Instagram mit ansehen, was er so in Südkorea trieb. Sehr unterhaltsam. Und so ist Hans Nieswandt irgendwie schon immer „da“ in meinem Leben.

Der Chord Memory Club ist ebenfalls schon eine Weile präsent. Immer mal wieder ploppen Tracks in meinem Sichtfeld auf. Sei es mit einer EP auf Riotvan oder als Beitrag zur letzten Blaq-Numbers-Compilation. Ich mag den cheesy Sound des Duos, der sich irgendwo zwischen 80s Disco, House und New Order bewegt. Der Hans-Nieswandt-Remix ist nicht der stärkste Remix auf der EP, aber das Voice-Sample verfängt sehr gut. Und so will man ihn nach dem ersten Durchlauf gleich noch einmal hören.

Schneller landet bei mir tatsächlich der Remix von Shesokey. Wunderbar treibende Nummer und die Piano-Chords werden nur andeutungsweise verarbeitet. Nicht so voll auf die Zwölf, aber wunderbar groovend. Dieser Bass-Sound und das Voice-Sample – das passt einfach super zusammen. Love it!

Auch kein Unbekannter ist der Produzent Panthera Krause, der „Truly Painful / Sad All The Time“ in typischer Krause-Manier zu einem deepen Disco-House-Tune umbaut. Das Stück wächst und wächst. Richtig stark! Der Zacharias-Remix von „Numb Spots“ kommt ein bisschen weniger sonnig, dafür umso deeper daher. Der Piano-Loop ist natürlich sehr catchy. Da kommt man als Remixende/r wahrscheinlich nicht vorbei. Es gelingt Zacharias dennoch eher einen robert-hood-artigen Sog zu erzeugen als zu sehr in die cheesy Ecke abzudriften. Am Ende wird mit den Flächen noch ein weiteres Element des Originals verarbeitet und man hat das Gefühl, das nächste Stück hat bereits begonnen. Der Track rundet diese Sammlung an Remixes sehr schön ab. Und jetzt einfach nochmal die Originale hören!

Nils‘ Hit: „Numb Spots (Zacharias Remix)“ – Why: Eigentlich sind alle Remixes toll, aber man muss sich halt entscheiden.


8x 10 – „Artist“ (Patching Flowers)

Kleine Quizfrage: Angenommen, ihr findet eine alte, leider von Batteriesäure zerfressene Drummachine auf Kleinanzeigen.de – wie verhaltet ihr euch? Richtig – ihr kauft natürlich besagte Drummachine, restauriert sie sehr aufwendig, nehmt dann ein Konzeptalbum über menschliches Aufbegehren gegen die Herrschaft von Computern in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft auf und releast das Album schlussendlich auf einer MiniDisc. Selbstverständlich, will man fast sagen, ist genau das die dramatisch zugespitzte Entstehungsgeschichte dieses Albums. Musikalisch findet sich hier eine weitere Facette von wunderschön verspielt-artsy Spät-Neunziger-Sci-Fi-Fantasy Electro, aber das allein macht das Album nicht mal so besonders. Zur völligen konzeptionellen Entfaltung gehört, dass dieser Schaffens- und Veröffentlichungsprozess in seiner ästhetischen Entschiedenheit stellvertretend für die Kompromisslosigkeit steht, mit der Patching Flowers zu einem der innovativsten Labels der Stadt geworden ist.

Davids Hit: „Architecture“ – Why: Starkes musikalisches Statement direkt zu Beginn.


Byron – „Parray“ (Patching Flowers)

„Parray“ ist ein interessantes Experiment, fast ein Paradoxon in sich. Es handelt sich hier um Aufnahmen von live und mit Hardware gespieltem Techno. Im Grunde ist der ganze Release eine Meditation darüber, dass Techno das Potenzial hat, den Moment in dem es selbst stattfindet seiner Zeitlichkeit zu entheben. „Parray“ wirkt direkt, schaltet sich vor weitere Wahrnehmungen, gibt nichts auf das, was drumherum passiert. Es wird nichts beschönigt, gefiltert, es ist rohes, ungefiltertes ästhetisches Vermögen. Und es geht hier auch wirklich nur um den Moment, es gibt kein Netz, keinen doppelten Boden, die Aufnahme ist per se schon eigentlich Blasphemie, weil die Stücke auf „Parray“ streng genommen Improvisationen sind, geboren aus dem Moment, und sofort vergangen, sofort egal. Niemals war es jemals für eine Archivierung gedacht. Die Akt der Veröffentlichung ist radikal, und macht im Katalog der dezidierten Radikalästheten von Patching Flowers unfassbar viel Sinn.

Davids Hit: „View in Yellow“ – Why: Der „Hit“-Begriff zieht hier jetzt nicht so richtig, aber „View in Yellow“ ist eine phänomenale Techno-Komposition. 


Primitive Needs – „RM12034“ (R.A.N.D. Muzik Recordings)

Unsere „einfachen Bedürnisse“ werden mit dieser EP garantiert befriedigt. Die Infos zu den einzelnen Releases werden bei R.A.N.D. auch immer kürzer. Aber sei es drum. R.A.N.D. muss die Musik nicht erklären, die hier veröffentlicht wird. Denn ganz nach dem Motto „never change a running system“ gibt es hier wieder Progressive und Tech House in gewohnter Manier zu hören. Der Opener gefällt mit spacigen Bass-Sounds und einer tiefen und schönen Basslinie. Voice-Sample über Beat mit reichlich Percussion. Nothing new. „Bascik“ bringt dann noch ein flirrenden schönen Synth-Sound ins Spiel. Ansonsten „classy“ R.A.N.D.-Sound all over the place. Auch Track 3 und 4 können nicht überraschen auf dieser EP.

Nils‘ Hit: „Bascik“ – Why: Schöner Synth-Sound mit an Bord. I like.


Oliver Rosemann & Jonas Kopp – „Unnamed Phenomenom EP“ (Recorded Things)

Nach DJ Surgeles droppte Recorded Things im April den nächsten Headliner auf dem Label: Jonas Kopp steht seit über zehn Jahren für straight-minimalistischen und präzisen Techno. Und gemeinsam mit dem Leipziger Label-Head Oliver Rosemann hat er nun gleich sechs Kollab-Tracks veröffentlicht, die vor allem eines sind: sehr spannungsgeladen und special. Die beiden bündeln auf ihrer „Unnamed Phenomenon EP“ nicht unbedingt klassische Techno-Banger. Vielmehr sind es experimentelle Tracks, die zwar viel hypnotische Kraft und ein hohes Tempo haben, in den Details aber immer wieder doch die klassischen Pfade verlassen. Einmal durch ungewohnte, teilweise auch fordernde Sounds, Verschraubungen und Überlagerungen, dann aber auch durch sehr minimalistische Arrangements, die oftmals ohne zentrale Drops auskommen. Aber eben immer mit viel Druck und Präzision. Eine sehr konsequente, gute und irgendwie auch überraschende Kollab-EP.

Jens‘ Hit: „The Space Between Waves“ – Why: Weil die Claps so dicht gesetzt sind, dass hier eine unglaubliche Dynamik entsteht


Oh No Noh – „As Late As Possible“ (Teleskop)

Markus Rom lässt uns mal wieder teilhaben an den Ergebnissen seiner Klangforschung, die er seit Jahren mit dem Projekt Oh No Noh betreibt. Er hat sich als Live-Musiker (Gitarre, Banjo) und Mitglied zahlreicher Formationen (Elme, Sun, Philipp Rumsch Ensemble, Elephants On Tape usw.) sowie als Produzent sein eigenes kleines musikalisches und nerdiges Universum aufgebaut. Kleine Roboter, die live und im Studio auf perkussiven Elementen herumspielen, Mikrofone aus alten Telefonhörern, selbstgeschnittene Tape-Loops, alles blinkt und leuchtet auf der Bühne.

Bei diesem Album ist alles gleich, aber dennoch anders. Es gibt den typischen Oh-No-Noh-Sound zu hören, der sich zwischen Kraut, Electronica, Pop und Postrock bewegt. Ungerade Rhythmen an Gitarre und Schlagwerk sind immer noch genauso gefragt wie Field Recordings und geloopte Sounds. Aber es gibt eben auch ein paar Neuerungen. Zum ersten Mal ist beispielsweise ein händisch eingespieltes Schlagzeug zu hören. Und das wiederum kommt von keinen Geringeren als Andi Haberl, der auch in der bekannten Formation The Notwist die Drums spielt. Weitere Gastmusiker:innen (Damian Dalla Torre, Liz Kosack, Joseph Kamaru) unterstützen Markus auf dem neuen Album, was den Sound bereichert und um weitere Facetten ergänzt. Neben ambient-artigen Stücken wie „Fawn“ gibt es sogar Geradliniges, ja fast schon Poppiges („Loot“) zu hören auf dem neuen Album von Oh No Noh. Das Artwork wurde übrigens von Anna Haifisch gestaltet und was soll man sagen: Es ist wunderschön! Genauso wie die Musik von Oh No Noh!

Nils‘ Hit: „Loot“ – Why: Zum Reinkommen, aber hey: Hört euch das Album von vorne bis hinten an.


Wylid Node – „The Hug“ (Nynode Intermedia)

Knapp zwei Jahre nach „Greyhound“ veröffentlicht der Leipziger Komponist Philipp Rumsch mit „The Hug“ den zweiten Track unter seiner künstlerischen Identität Wylid Note. Während der Vorgänger atmosphärisch noch recht eindeutig war – es ging recht eindeutig bergab – besticht „The Hug“ mit einer schwer durchschaubaren Ambivalenz. Das Stück ist durchaus persönlich wie eine Umarmung, aber gerade die besten Umarmungen sind ja auch sehr häufig ambivalent.

Es scheint wenig Sinn zu ergeben, „The Hug“ mit Genrezuschreibungen beschreiben zu wollen. Dazu ist das Arrangement zu distinguiert; es ist kein Zufall im Spiel, keine Konvention, keine Gewohnheit. Der Song ist nicht formlos, nicht improvisiert, er ist kein Experiment in dem Sinne, dass Philipp Rumsch keine Kontrolle übers Ergebnis gehabt hätte – im Gegenteil. Der Track ist präzise durchkomponiert, bis ins allerletzte Detail. Im Vergleich zu Werken, die Phillipp Rumsch unter seinem Klarnamen veröffentlicht hat, strahlt „The Hug“ mehr Wärme ab, es ist im allerbesten Wortsinn ein wenig gefälliger, aber eben nicht trivial. Philipp Rumsch beweist auf „The Hug“ erneut sein Talent zu Komposition und Arrangement, und erschafft so ein Stück Musik, dessen zugängliche Tiefe zu erkunden große Freude macht. 

Davids Hit: „Der Radio Edit“ – Why: Weil der Gesang das atmosphärische Gesamtbild entscheidend mitprägt.


Toffi Regenstein – „Rauschen“ (Self-released)

Oh, das ist schön! Der Pianist Toffi Regenstein (ist das ein Künstlername?) traut sich erstmal mit eigenem Material an die Öffentlichkeit. Der Hang zum Perfektionismus hat ihn bislang davon abgehalten, seine Musik zu teilen. Aber hier soll das Perfekte in den Hintergrund treten und der Ausdruck im Vordergrund stehen. Das gelingt mit dem Stück „Rauschen“ sehr gut. Artists, die seit Jahren das Genre (Solo-Artists am Klavier mit Vorliebe für elektronische Spielereien; auch gerne mal unter „Neo-Klassik“ einsortiert) prägen, dienten dem Künstler als Inspirationsquelle. Nils Frahm, Ólafur Arnalds, Max Richter usw. Und ja, es stimmt wirklich. Das ist zwar keine neue Musik, aber einfach schön. Das Stück wird nur am Klavier performt. Ab und zu gesellen sich ein paar Hall-Effekte dazu oder ein paar streicher-artige Sounds sorgen für mehr Raum. Technisch vielleicht nicht ganz so fluffig wie ein Nils Frahm, aber dennoch ein wundervolles Stück. Danke fürs Teilen der Musik, Toffi Regenstein!

Nils Hit: „Rauschen“ – Why: Nicht neu, aber schön!


Kinked – „Plastico Empire“ (Prepaid Records)

„Plastico Empire“ ist eine Herausforderung. Es wird von vornherein ein sehr klar begrenzter auditiver Raum gezeichnet, in dem ein reduzierter, experimenteller Ambient-Sound zur Geltung kommt. Entfremdung wird zum ästhetischen Prinzip erhoben und in Sound gefasst, „Plastico Empire“ ist ein dekonstruktivistisches Werk von dogmatischer Strenge. Wir verzichten auf vieles, aber worauf wir nicht verzichten ist Atmosphäre; sie ist alles, doch auch diese wird sehr differenziert gestaltet.

Das Schöne: Das Album hat einen Tape-Release beim Leipziger Tape Label Prepaid-Records erhalten, und so entsteht eine überaus interessante Verbindung der italienischen Kollektive New Weird Italia, Misto Mame und Riforma und Leipzig. „Plastico Empire“ fügt sich wunderbar in eine lange kunsthistorische Tradition italienischer Avantgardisten ein und schreibt den schier unbändigen Willen zur Irritation, wie er sich schon in der Arte Povera oder bei Carol Rama gezeigt hat, mit musikalischen Mitteln weiter; so weckt das Album Unbehagen und ist mit dem Potenzial ausgestattet, das hörende Individuum durchaus hypervigilant zu hinterlassen. 

Davids Hit: Auch hier: Hit ist ein Begriff, der sich nicht direkt aufdrängt. Doch „Il Muro, Il Basso, Il Passaggio“ fasziniert mit seiner paradoxen Vielseitigkeit; freilich im Rahmen dessen, was halt möglich ist. 


Trond Jervell – „Seasons“ (Grubenwehr Freiburg)

Das Stöbern bei Bandcamp bringt ja immer wieder einige Neuentdeckungen mit sich – auch im April gab es da wieder eine für uns. Und zwar eine mit einem sehr schrägen Namen: das Tape-Label Grubenwehr Freiburg. Tatsächlich ist das Noise-Ambient-DIY-Label in Freiburg/Breisgau 2017 gestartet worden, mittlerweile lebt der Label-Macher David Leutkart aka Grodock aber in Leipzig-Connewitz. Eigentlich ist es erstaunlich, dass wir erst jetzt auf Grubenwehr Freiburg aufmerksam geworden sind, denn das Label ist sehr aktiv und hat schon mehr als 40 Releases herausgebracht. Im April kam „Seasons“ vom norwegischen Musiker Trond Jervell heraus – mit einem besonderen 20-minütigen Soundtrack durch die Jahreszeiten. In einem nicht endenden, loop-artigen Fluss an fisseligen Sounds zieht einen dieser Release in einen sehr speziellen Sog. Irgendwie noisy, aber doch zugänglich, abstrakt und doch organisch. Wer sich in den Sog begibt und genau zuhört, fühlt irgendwann die mikroskopischen Veränderungen. „Seasons“ klingt wie ein Soundtrack mitten aus den Übergängen von Wasser- und Erdschichten. Sehr faszierend.

Jens‘ Hit: „Seasons (C40 / MiniCDr Version) – Why: Es ist der in den Sog ziehende Main-Track.


Various Artists – „Après Skweee“ (Istotne Nagr.)

Ende April gab es noch einen spannenden Einblick in die Welt des Mikro-Genres Skweee. Um 2010 entstand das in Finnland und Schweden und fiel durch seinen wilden Mix aus etwas naiv klingenden Chiptune-Sounds und einem entwaffnend fröhlichen E-Funk heraus. In Leipzig war dieser Sound nur selten zu hören, wenn dann durch DJs und Producer wie Kid Kozmoe (btw langjähriger frohfroh-Autor) und Robyrt Hecht von Sleeve++, Clear Memory und Yuyay Records. Die beiden sind auch mit eigenen Tracks auf „Après Skweee“ zu hören. Das ist eine eine 25-Stück-starke Compilation des polnischen Label Istotne Nagr., die einen aktuellen Soundcheck von Skweee bietet – mit vielen bekannten Namen und den unterschiedlichen Nuancen des Genres. Da gibt es nämlich doch einiges an Variation. Die Leipziger Beiträge sind auch schon recht divers: Während Robyrt Hecht mit einem lässig-reduzierten Funk daherkommt, taucht Kid Kozmoe in die wundersame Welt der crisp-cuten Skweee-Sounds ein. Mit matschigen Synths und tiefen Bassdrums. Beide sind auf jeden Fall sehr bereit für eine Runde Après Skweee. Unbedingt auch den Rest anhören.

Jens‘ Hit: „Simple Mood“ – Why: Weil dieses Stück so schön unbeschwert und etwas unbeholfen dahin tänzelt.


Various Artists – „OSMVA001“ (Osmium)

Ende April kam noch eine weitere Compilation mit Leipziger Beteiligung heraus: „OSMVA001“ von der Hamburger Osmium-Crew. Sie scheint in der Hansestadt einige sehr spannende Techno-Partys zu veranstalten. Seit Kurzem agieren sie auch als Label, bislang kamen zwei Compilations heraus. Hier mit einem neuen Track der Leipziger Producerin Slany. Sie ist Teil der Zan-Crew, die bereits im Eli sehr energetische All-FLINTA*-Partys veranstaltet hat. Ihr „Unknown Caller“ ist ein schön deeper, zurückgenommen-treibender und bassgeladener Techno-Track. Sehr minimalistisch arrangiert öffnet er sich im weiteren Verlauf und mündet in einen hell-gleisenden Break in der Mitte. Schöner Warm-up-Track. Slany werden wir auf jeden Fall mehr im Blick behalten.

Das Mastering der Compilation lag übrigens auch in Leipziger Hand: Farkas, eine ebenfalls hörenswerte Neuentdeckung.

Jens‘ Hit: „Unknown Caller“ – Why: Weil Leipzig-only.


Nspktklr – „Witchcraft EP“ (Self-released)

In unserer April-Ausgabe machen wir eine Ausnahme, was Rap angeht: Normalerweise spielt das bei uns keine Rolle (obwohl in Leipzig viel geht), aber bei Nspktklr haben wir etwas genauer hingehört. Denn die Tracks der neuen EP sind gemeinsam mit der Leipziger Producerin supaKC entstanden. Die „Witchcraft EP“ nimmt im Namen schon einiges vorweg: Es geht um Witchrap mit augenzwinkernd-okkulten Referenzen und jeder Menge dunkel-sphärischen bis pathetisch und bassgeladenen Trap- und Wave-Sounds. Musikalisch schon special, gerade weil hier sehr fluide zwischen Metal-Double-Bassdrum, Techno-Beat und Trap-Bounce geswitcht wird. Und auch die Texte wagen sich in verschiedene Übergangsräume zwischen Okkult-Klischees, Battle-Bars, Szene-Kritik und Storytime. So richtig catcht mich diese EP aber dennoch nicht, hauptsächlich stimmlich nicht. Bei Rap ist das aber mit das entscheidende Element. Und für Witchrap fehlen mir irgendwie die echten Überzeichnungen, es bleibt recht brav insgesamt. Aber hey, ich bin auch einfach nicht die „Zielgruppe“.

Jens‘ Hit: „Hardcore“ – Why: Erst Doube-Bass, dann 4-to-the-floor – wild, gibt mir Think-About-Mutation-Flashbacks.

KW 21 – Freitag

Das neue Wochenende startet stark mit acht Rave-Optionen.

frohfroh-Tagestipp //

Bliss // Neue Welle // 22:00 – 06:00 Uhr
w/ Coco Cobra, Gladee, Mi$$ Junia – Performances von Ego:Neo

Die Neue Welle startet eine genre-fluide Queer-Partyreihe – Bliss. Die Premiere klingt schon mal sehr viel versprechend. Neben den breakig-housy Sounds von Local Gladee sind auch Coco Cobra und Mi$$ Junia mit ihren special treibenden, funky-breaky Sets mit dabei. Dazwischen ist Ego:Neo mit „que€r0tic“ Performances zu erleben. What a bliss!


Außerdem heute //

Chroma / Kulturlounge, 23:00 – 08:00 Uhr
Die Vaertism-Crew lädt mal wieder zu ihrer Chroma-Reihe. Und das bedeutet: pulsierend-glitzernde und deepe House-Sounds. Dieses Mal mit den Berlin-Friends Annina und Scoopsi sowie Goody und Submod

M3 by Metro.mp3 / Axxon N., 18:00 – 06:00 Uhr
Das Axxon N. weiht heute seinen Open-Air-Bereich ein, musikalisch übernimmt draußen und später drinnen das Leipziger Metro.mp3-Kollektiv, wieder einmal mit einem sehr diversen Genre-Mix zwischen Techno, Trance, House und Dream-Pop. Mit dabei: Omegavybe, Cheetah b2b DJ Softice, Clemi b2b BBetriebswirt, Magengo, Maruwa, Midnxight b2b DJ G1na R., Mp, ulle, Yowlandi

Chimaera: Premaers x Proper Pull / Elipamanoke, 22:00 – 10:00 Uhr
Das Chimaera-Festival ist gerade mit einer Pre-Party-Tour durch mehrere Städte unterwegs. Heute ist Leipzig an der Reihe. Gemeinsam mit der hiesigen, wunderbaren Proper-Pull-Posse gibt es heute zwölf Stunden Breakbeats, Techno und Live-Rap mit Ch4r20tte b2b Yung Jacob, DJ DVB b2b Ibu 600, Flausen feat. Pira, Gacc00n, GlutenfreeGirlz, Gretaepisch b2b K Bye, Habiri b2b Tim Niwo, Lea Occhi, Peter Sniffin, Silberquelle United, Stefano Samba, Tim Adieu, Viikatory

Female For Future / Absturz, 23:30 – 06:00 Uhr
Die Brotfabrik-Crew hostet eine weitere Female-only-Nacht – mit Techno, Disco, Downbeat und Trance von Meema, Nøvae, Riod., Knete, Maradoca, Tenebra, Klara Klawitter

Flinta* Groove Night / Garage Ost, 20:00 – 02:00 Uhr
Im Osten gibt es ebenfalls eine FLINTA-Nacht – hier mit verschiedenen Groove-Nuancen von Lana Del Rave, Zlayalice, DJ Würlpool, DJ Jdy

Serotonin Tankstelle / Ilses Erika, 23:00 – 06:00 Uhr
Im Ilse-Keller werden heute Nacht funky House-Tracks und poppige Indie-Dance-Vibes für einige Glücksmomente sorgen. Mit dabei: Senior Citizen, FADD, Serotonin Catwalk House

Cumbiation 2025– Latin American Festival #1 / Westhafen, 18:00 – 03:00 Uhr
Das Cumbiation-Festival geht in eine neue Runde, dieses Mal über zwei Tage mit einem breiten Einblick in lateinamerikanische Sounds zwischen Salsa, Reggaeton und Cumbia. Dazu gibt es auch Tanzworkshops. Heute sind dabei: Faustina Calavera, Mescla Mezcal, La Dupla Colombiana, Cafgar, Zuletaa b2b Nea.Cuajo, Suena Chelo, Akire, Marcela

KW 21 – Samstag

Ein mies voller Samstag steht bevor – mit viel Techno, einigen Breaks, einem Open Air und einer Instore Session.

frohfroh-Tagestipp //

Seelen. // Conne Island // 23:00 – 07:00 Uhr
w/ Vril, Janein, Shaleen, Stigmatique

Oh, heute gibt es eine der seltenen Möglichkeiten, mal wieder schön hypnotisch-treibenden Techno im Island zu erleben. Das Leipziger Label Seelen. hostet dafür eine kompakte Nacht mit einem dubby Headliner-Live-Set von Vril sowie einem Set der wunderbaren Berliner DJ Shaleen. Mit Janein und Stigmatique sind auch zwei Seelen.-Residents mit am Start – und Janein hat übrigens gerade auch eine neue EP draußen, passenderweise mit einem Vril-Remix.


Außerdem heute //

Open Air / AOK-Wiese Clara-Park, 14:00 – 22:00 Uhr
Cremig-housy Start in den Samstag gefällig? Dann hat der Créme Club hier ein passendes Open Air

Jetset / xxx, 22:30 – 05:00 Uhr
Classic Wave mit etwas Techno und House, dafür steht die Jetset-Reihe. Heute ist sie wieder im Westen mit Electro-Pop von Zalvox und DJ-Sets von Meta-Trønic sowie Catjes & Templeton

ASMR / Axxon N., 23:59 – 09:00 Uhr
Noch eine gut kuratierte Hypno-Techno-Nacht. Hier mit Berlin-Headlinerin Nene H sowie unserer Neuentdeckung IGLO. Außerdem dabei: Strangerkat, Lea Jessen, Cleo, Miss Take

Praxis13.5 / Elipamanoke, 23:59 – 10:00 Uhr
Etwas härteren, schnelleren und düsteren Techno präsentiert die Praxis13.5-Reihe heute mit Valerie Ace, Sas, Kardiologie, Nachtigall, Hypnosta, Neptune

Bassmæssage Family & Friends / xxx, 22:00 – 07:00 Uhr
Mächtige Dub-Bässe, rollende Jungle-Beats und spannende Future-Bass-Sounds lässt heute die Bassmæssage-Crew im Versteckten auf selbstgebauten Soundsystemen los. Mit dabei sind Prince Istari, Selektah Pehle, Zulu Steppaz, MRN, A|X, PanzerfLXCee, Kid Kozmoe, Porpoise, Easykiel, Shortee, Tano, Old Man Crane, Tico, Unofficially Invited, Cun

Sonic Crash Course V7 / Absturz, 23:30 – 06:00 Uhr
Noch ein Bass-Tipp heute. Die Sonic-Crash-Course-Reihe liefert schnellen Drum & Bass von Re:scripted Ainex Raw78 Opres Optimiz3d SGS

Instore Session / Vary, 18:00 – 22:00 Uhr
Nach dem Opening der neuen Plattenladen-Location vom Vary gibt es heute die erste Instore-Session. Das Label Row Records präsentiert seinen neuen schön breaky Release von FM Pause. Zur Session sind er und Bhed mit eigenen Live-Sets dabei – neben Kaep als DJ

MG-01 Grooves / Garage Ost, 20:00 – 02:00 Uhr
Nach dem Vary könnte es nur wenige Schritte entfernt weitergehen. Hier gibt es heute „Miese Grooves“ von DJ Herzsport, Daturæ, Nidardø

Planet Groove / 360 Grad Waschbar, 22:00 – 03:00 Uhr
Groovy Prog House, Downtempo und Afrohouse gibt es heute in der Waschbar mit Elbasto360, Neomint, Panne Möhre

Cumbiation 2025– Latin American Festival #2 / Westhafen, 12:00 – 06:00 Uhr
Der zweite Tag des Cumbiation-Festivals startet heute früher und geht deutlich länger. Wieder mit viel Reggaeton und Cumbia und einem großen lateinamerikanisch geprägten Rahmenprogramm. Heute sind dabei: Planta Santa, La Melodica, Humani, Linapary, Itsundrmusic, Bony Selektor, Cubanito, Ecuajey, James & Elena, Suena Chelo, Sebas Diaz, Mscula, Gaby Dance Workshop, Flor de Jacaranda, Grupo Amasaigua, Forro di Lei, Junior Flow Cubano