Drei EPs in einem Monat – so konzentriert wie in diesem Oktober hat Daniel Stefanik noch nie neue Tracks veröffentlicht.
Außer mit seinen Alben natürlich. Doch die drei EPs unterscheiden sich mehr als ein Album klanglich stimmig zusammenhalten kann. Und genau diese Vielseitigkeit scheint es Daniel Stefanik nicht immer leicht zu machen. Die Bandbreite würde teilweise die Hörer überfordern, so bekommt es Daniel Stefanik immer wieder mit. Deshalb möchte er künftig stärker bündeln – in drei Strängen.
Seiner Liebe für den Detroit- und Post-Hardwax-Sound widmet sich fortan das Projekt Urban Force – im Sommer kam auf Ornaments eine neue EP heraus. Die lang gedehnten, von Perlon beeinflussten Deep House-Tracks laufen unter dem ebenso reduzierten Namen DLSK. Und Daniel Stefanik? Steht ab sofort eindeutig für den druckvollen, weiter ausholenden Cocoon-Sound.
Der ist auf seiner neuen Cocoon-EP „I Wonder“ auch klar herauszuhören. Während sich der Titel-Track in ebenso melodisch weich geerdeter wie hoch konzentrierter Weise zur Hymne hochschraubt, mutiert „Twilight Zone“ von Anfang an zum alles abreißenden Acid-Detroit-Rave-Killer. Peaktime hoch drei. Und doch in seiner Ruppigkeit einnehmender als die letzte Cocoon-EP „Signs“.
Für ein anderes Frankfurt steht seit Ende der Neunziger das Label Raum … Musik – und zwar für den weich gezeichneten, stromlinienförmigen Deep House, der sich viel Zeit zum Entfalten nimmt und der in den vergangenen Jahren etwas in den Hintergrund geraten ist. Nichtsdestotrotz steht er auch für die Suche nach Zeitlosigkeit, einen Ruhepol zwischen schnell aufflammenden und abebbenden Trends.
Hier setzt Daniel Stefanik mit DLSK ein Zeichen mit seiner „Subterraneans EP“. Hauptsächlich mit dem Track „Sense Of Doubt“, der sanft dahin gleitet auf federleichten Bassdrums, warmen Chords und angeteasten Vocals. „Subterraneans“ selbst rückt dann aber doch wieder näher in die Tech House-Gegenwart. Die Beats fallen druckvoller aus, dahinter gruppieren sich diffuse, improvisierte Sounds, die an Vogelstimmen erinnern – Ornithologen-House. Oder aber ein subtil eingebetteter Jazz-Ansatz, der es schafft, mehr aus der eigentlichen Tech House-Eintönigkeit herauszuholen.
Schließlich gibt es noch eine weitere EP, die allerdings nicht ganz in das neue Konzept passt. Denn eigentlich müssten die dubbigen Tracks der „Aftermath EP“ auf dem nicht weniger renommierten Label Dissonant von Marc Antona eher unter dem Urban Force-Alias laufen. Hier zeigt sich dann eben auch das Dilemma mit den verschiedenen Pseudonymen. Daniel Stefanik ist einfach der Name mit der stärksten Wirkung und so wundert es nicht, dass Marc Antona sich die EP unter genau diesem Namen wünschte. Als Kompromiss in der Übergangsphase ist es aber ebenso nachvollziehbar.
Wie auch immer: „It Might Be Drizzle Until September“ und „Jolly Green Giant“ klingen ähnlich federnd und schwerelos wie „Sense Of Doubt“, aber eben mehr im Dub-Techno als im Deep House verwurzelt. Mit weiten Hallräumen und klassischer Dub-Deepness knüpfen die beiden Tracks nahtlos an Stefaniks Alben „Reactivity“ und “Genesis“ an. Classic Stuff, der einfach nie an Glanz verliert.