← ZurückLifeLife

Autor:in

Antoinette Blume
Alles, immer, gleichzeitig und umgekehrt-nacheinander: Autorin, Journalistin, Redakteurin, Moderatorin und Podcasterin.

Tags

Teilen

Balance Club / Culture Festival 2019 – 2nd Edition

21. Mai 2019 / Kommentare (0)

Das Balance ist überall – in der taz, bei das Filter, Facebook und der Groove – das Festival ist omnipräsent in der Szene. Wer es nicht kannte, der*die kennt es jetzt. Wir haben uns mit vier Vertreter*innen des Organisationsteams getroffen, um über so manche Lehre aus dem ersten Jahr, das diesjährige Konzept und das anstehende Festivalprogramm zu sprechen. 

Bigger, better, Balance: Mehr Personal, mehr Acts, mehr Programm

Unsere Interviewpartner*innen Anna Jehle (Kunst/Installation), Sarah Ulrich (Diskursprogamm), Jonas Holfeld (Booking) und Anja Kaiser (Grafikdesign) besetzen unterschiedlichste Stellen innerhalb des Festivalteams. Trotzdem überschneiden und befruchten sich ihre Arbeitsfelder immer wieder, wie sie erzählen. Außer den vier Interviewten sind noch Franz Thiem, Kyle van Horn und Ulla Heinrich im festen Kernteam mit dabei.

Schon diese Entwicklung ist bemerkenswert – die erste Ausgabe des Balance-Festivals wurde damals von drei Kuratoren gestemmt. Das Team ist also für die zweite Runde deutlich angewachsen. Eine natürliche Entwicklung, da das Festival in seinem Programm ebenfalls enorm gewachsen ist. Es ist ausdifferenzierter, zugespitzter, aber weiterhin genreübergreifend.

 
NOTE NOTE –

Was ist Balance?

„Normen werden umgedeutet, Identitäten gebrochen, Diskurse verschärft. Musikalisch, performativ, politisch.“

Das Balance Club / Culture Festival versteht sich als Schnittstelle von Clubkultur und Gesellschaft. Durch die Verschränkung von Diskurs, Kunst und Club schafft es die Möglichkeit, Gegenkultur in seinen vielen Facetten zu erforschen und politische Debatten zu ermöglichen. Balance ist offensiv, interdisziplinär, feministisch, performativ und hybrid. Balance dekonstruiert und materialisiert. Balance lädt zur Ekstase gleichermaßen wie zur Reflexion, zum sich fallen lassen sowie zum neue Allianzen bilden.

Wie lassen sich Identitäten dekonstruieren und Normen aufbrechen? Wie können strukturelle Ungleichheiten destabilisiert werden? Welche musikalischen Manifestationen gibt es abseits des Mainstream? (…) – (u.a.) diesen Fragen widmet sich das Balance Club / Culture Festival.

Die aktuelle Edition fußt auf drei Säulen: performative Kunst, Diskurs und Musik.

Quelle: Balance.ifz.me


Kulturfestival

Schon damals titelten wir in unserem Artikel zur Premiere des Festivals in einem Absatz mit „Kulturfestival“ – dieses Jahr trifft dieser Begriff mehr denn je zu. Installation, Performances, Workshops, Tanz, Diskurs, Film-Screenings und Partys on point. 

“Dieses Jahr gibt es noch mehr Politik und Kunst!“ – Sarah

Und um nur ein bisschen Namedropping für die musikalischen Nächte zu betreiben: Helena Hauff, Juliana Huxtable, Solaris und M.E.S.H. kommen – nothing more needs to be said, right? Und gefühlt noch 100 Top-Artists (Angel-Ho, Nkisi, Sentimental Rave,…) mehr.

Artists

Wir haben die vier des Festivalteams als erstes nach ihren Top-Events gefragt, um euch einen Einblick und zwei, drei Infos zur ein oder anderen Party oder Performance zu geben. 

Sarah freut sich auf das das, was sie halb scherzhaft „Anti-Männertags-Programm“ nennt. Sie sagt: „Für mich persönlich geht es um das politische Potenzial des Festivals“. Das Programm am „Männertag“ (30.5. aka Christi Himmelfahrt) ist als feministisches Gegenprogramm und als Forum konzipiert. „Eine Sinn-Oase und ein Empowerment-Tag“ wurde dafür vom Team erarbeitet.

Das Programm am 30.5. – u. a. mit Juliana Huxtable

Eine persönliche Empfehlung von ihr sind noch zwei Tanzworkshops. Einmal von Ariclenes Garcia (House of Melody), der einen Voguing-Kursfür Einsteiger*innen geben wird und Isis (Watch mi step) Booty-Workshop. Letzterer wird über die Maßen sexy und empowernd, verspricht sie.

Perspektiven und Positionen im Container 

Anna Jehle, Kuratorin des diesjährigen künstlerischen Programms der Balance, stellt die Installation im Festivalzentrum in den Mittelpunkt. Das Festivalzentrum in der Galerie KUB wird der sogenannte Container für alle darin stattfindenden Events sein. Hier entsteht eine Installation namens Convolution des Künstler*innenkollektivs SEXES.

29.5. / 19 Uhr / Eröffnung im Festivalzentrum / Musik von Dorothy Parker / Choreographie von Francisco Baños Diaz / Performer*innen: Natasa Dudar, Luke Francis, Yan Leiva, Lou Thabart

Die Performance von SEXES (and friends) am Eröffnungstag wird beispielsweise inmitten dieser Installation stattfinden, genau wie einige andere Events.

Auf ein Event abseits des Festivalzentrums freut sich Jonas am meisten: den Closingabend in der Pracht am Sonntag. Er sagt: “Dieser Abend entfernt sich musikalisch wahrscheinlich am weitesten von klassischer Club-Musik und gibt eher experimenteller elektronischer Musik einen Rahmen, die sich auf abstraktere, innovative Sounds konzentriert.“

Die Künstler*innen an diesem Abend sind Obsequies, sinosc, Shō und Corazón de Robota. Constanza Piña (aka Corazón de Robota) hält am Freitag (vor ihrem Live-Set am Sonntag) einen Vortrag zum Thema Techfeminist*innen in Lateinamerika und wie sie sich sichere(re) Räume frei von sexistischer Gewalt erschaffen. 

Constanza Piña (aka Corazón de Robota) spielt am 2.6. live in der Pracht.

Auf Juliana Huxtable und Koschka Linkerhand ist Anja am meisten gespannt. Juliana Huxtable wurde als eine der ersten Headliner bekannt gegeben – sie wird nicht nur zur Eröffnung am 29.05. (also gleich Mittwoch, der nächste Tag ist frei) auflegen, sondern auch an besagtem Donnerstag eine Lecture namens „Post“ halten. Huxtable ist „the iconic artist“ of our time, kann man sagen. Sie ist Musikerin, Schriftstellerin, Performerin, DJ. Ganz sicher eine der Künstler*innen, die wir auf keinen Fall verpassen sollten. Auch die Leipzigerin Koschka Linkerhand wird am Samstag einen Vortrag zum Thema „Die Frau als politisches Subjekt“ halten. „Und die Live-Performance von Angel-Ho ist mir noch wichtig – das hat uns Kyle von der ‚Traumabar und Kino‘ ermöglicht“, ergänzt sie.  

Angel-Ho wird am 1.6. live im UT Connewitz performen.

2nd Edition: Hybride 

Bei der nun zweiten Edition der Balance treffen nachweislich verschiedenste Perspektiven, Expertisen und Positionen aufeinander, die trotzdem mäandrisch verbunden sind. So sollen sich Synergie-Effekte entfalten und beim Publikum ankommen. Anna erklärt das näher: „Es werden Hybride geschaffen. Manche denken vielleicht, ein Clubevent, sei nicht so bildend wie ein Panel oder eine Ausstellung. Das stimmt aber einfach nicht. Es sind jeweils andere Erfahrungen, andere Abläufe und vor allem eine andere Sprache“, was nicht gegeneinander aufgewiegelt oder in eine hierarchische Kette gebracht werden kann. 

Wenn die Idee des Teams aufgeht, werden Besucher*innen eines Workshops, eines Screenings oder eines Diskurspanels anschließend ungeplant (doch_noch) zur Party abtauchen – und umgekehrt. 

„Erfolg misst sich nicht nur an der Besucher*innenzahl“ – Anna

Die Zielgruppe so zu erweitern, das war beispielsweise eine der Erfahrungen, die das letzte Jahr mitbrachte. Ein paar der letztjährigen Veranstaltungen waren nicht wirklich ausverkauft. Das erste Festival war aber keinesfalls ein schlechter Start, sagen sie. „Dass zu einem neuen Festival mit noch ganz neuem Konzept nicht Tausende Leute kommen, ist klar – und das ist auch nicht schlimm“, sagt Sarah. Es war und ist mehr ein Learning-by-doing-Prozess, bei dem man unter anderem festgestellt hat, gerade für Leipzig mehr Perspektiven einbinden zu müssen und zu wollen.

29.5.-2.6.2019

Netzwerke schaffen

Die Organisator*innen, in diesem Falle besonders Ulla Heinrich, die für das Social Media und die Presse zuständig ist (Grüße an dieser Stelle!), arbeiten – und das klang schon zur ersten Balance an – daran, Netzwerke zwischen lokalen und internationalen Künstler*innen zu schaffen. 

Menschen zusammenzubringen, die sich seit Jahren genau mit den Themen rund um das Potenzial von feministischer Clubkultur und -politik beschäftigen, ob in Leipzig oder Mexiko, ist eines der Ziele der Balance. Und genau das haben sie teilweise in der Vorbereitung bereits geschafft.

Schlussformel

Das Balance Club / Culture – Festival macht viel, kann viel und ist schon jetzt ein viel beachtetes Festival. Das Programm wird in den Besuchenden Fragen und Antworten hervorrufen und damit zu einer Erfahrung werden, die über den reinen Genuss von Musik oder Tanz hinausgeht. Dafür sprechen das Programm und der persönliche Einsatz der Mitwirkenden.

Das Balance-Team ist über die Zeit nahezu zusammengewachsen, was schon ziemlich besonders ist und sich gerade deshalb auch auf die gesamte Kuration des Festivals überträgt, auswirkt und dem Balance eine vielseitige, dennoch eindeutige Handschrift verleiht. Zwischen ihnen ergaben sich jetzt schon so viele neue Themenfelder, die es zu bearbeiten gilt, dass sie im Hinterkopf schon Ideen für die dritte Edition des Festivals haben. 

Als Medienpartner*in des Festivals sind wir mindestens auch ein kleines bisschen co-aufgeregt und freuen uns auf Events voller Musik, People, Input, Tanzen (selbstverständlich auch jenseits der Tanz-Workshops) und Netzwerken. Und noch ganz wichtig: Um das Festival mitzuerleben, müssen wir nicht nach Berlin fahren oder ins Ausland fliegen – das Alles findet wirklich hier bei uns in Leipzig statt. Eigentlich kaum zu glauben. 


Das komplette Festival-Programm lest ihr hier
Tickets, für alle Unspontanen wie mich, gibt es bei TixforGigs
Alle Events auf einen Blick bei Facebook.

CommentComment

    RelatedRelated

    zum Seitenanfang scrollen