← ZurückPeoplePeople

Autor:in

Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

Tags

Teilen

Düstere Ambivalenzen – Blac Kolor im Interview

23. Februar 2016 / Kommentare (0)

„Born In Ruins“ heißt das zweite Album von Blac Kolor – wir wollten endlich wissen, wer dahinter steckt und haben ihn zum Interview getroffen.

Es kommt nicht oft vor, dass mir der Chef einer etablierten Digital-Agentur gegenübersitzt und von alten EBM-Zeiten vorschwärmt. Doch Hendrick Grothe alias Blac Kolor verkörpert auf dem ersten Blick nicht das Bild eines satten und angeschnöselten Agentur-Bosses.

In legerem Schwarz bestellt er Burger und Bier, holt in seinen Erzählungen und Erklärungen weit und selbstbewusst aus, aber stapelt an vielen Stellen in Demut vor seinen musikalischen Helden auch wieder tief. Ambivalenzen und Zwischenräume sind denn auch seine Welt – das wird im Interview immer wieder deutlich.

Sein zweites Album „Born In Ruins“ erscheint in diesen Tagen, und es war Anlass für uns, einmal näher zu fragen, woher diese düstere, sich scheinbar permanent wandelnde Musik herkommt.

Ich kannte dich eigentlich als Santini, dann war plötzlich Blac Kolor da – wie kam es zu dem Switch?

Der Switch kam in erster Linie aus dem Bedürfnis heraus, technisch besser auflegen zu können. Ich hab irgendwann begriffen, dass ich mit dem Produzieren anfangen muss, um ein besseres Musikverständnis zu bekommen und Tracks granularer zu hören. Ich habe dann mit Beat-Basteleien angefangen und alle Fehler gemacht, die man so machen kann.

Irgendwann habe ich gemerkt: Egal wie ich an Tracks herangehe, es gibt immer diese extrem düstere Komponente – ich baue irgendwie immer Maschinengewehre zusammen. Die ersten Ergebnisse habe ich dann immer noch unter Santini auf Soundcloud – teilweise ungemischt und ungemastert – rausgehauen, um einfach nur Feedback zu sammeln.

Ich wurde besser in den Produktionen und je dunkler diese wurden, desto klarer wurde mir, dass das nicht mehr unter dem Moniker Santini laufen sollte, dass ein Neustart hermüsse. Santini war für mich generell vielleicht auch einfach etwas verbraucht.

An welchem Punkt hattest du das Gefühl, dass das Produzieren mehr sein könnte als eine DJ-Schule?

„Rule Forever“ war der erste Track, der die Aufmerksamkeit von Daniel und Dejan von Haujobb bekam. Die Beiden boten mir an, diesen Track auf dem ersten „Frost“-Sampler ihres Labels Basic Unit Productions zu veröffentlichen. Eigentlich noch unter Santini produziert, bekam hier also alles schnell seinen eigenen Drall, eben nicht zuletzt durch positives Feedback von befreundeten Musikern.

Es fühlte sich richtig an, diesen düsteren Sound, den ich in der Anfangszeit von Santini ja fast ausnahmslos gespielt habe, wieder konsequenter anzugehen, mich quasi zurückzubesinnen – Blac Kolor war geboren. Mein Debüt-Release, die „Range“- EP folgte dann auch recht schnell, ebenfalls auf Basic Unit Productions und ich wusste, ich sollte hier am Ball bleiben. Das war genau der Sound, den ich machen wollte.

Warum Blac Kolor?

Blac Kolor ist als Widerspruch und vielleicht auch Ambivalenz zu verstehen. Da Schwarz keine Farbe definiert, sondern einen Kontrast – hier spricht dann wohl der Grafiker aus mir – und ich diese Widersprüchlichkeit aber auch immer in der Musik spürte, passte der Name für mich perfekt. Darüber hinaus fühle ich mich oft fehlplatziert, bei dem, was ich tue, obwohl ich es gern tue. So, als würde ich nicht hingehören, wo ich gerade bin und trotzdem gern da sein.

Das ist wirklich schwer zu beschreiben. Grund dafür ist sicher eine Art Unterwürfigkeit dem eigenen Schaffen gegenüber. Vielleicht ist es auch einfach nur aus dieser kritikschwangeren Unsicherheit und den ständigen Selbstzweifeln heraus, die kreative Menschen so häufig mit sich herumschleppen.

Das Cover-Artwort meines Debüt-Albums „Wide Noise“ ist übrigens bestes Zeugnis dieses Gefühls: Exotische Tiere in einen europäischen Mischwald – unpassender geht’s wohl kaum. Aber aus diesem Gefühl des „Fehlplatziert-Seins“ zog ich andererseits auch schon immer irgendwie meine Energie – alles sehr ambivalent eben.

Mir war es bei Blac Kolor von Anfang an auch immer wichtig, nie so wirklich greifbar zu sein und trotzdem so etwas, wie einen eigenen Sound zu schaffen. Ich freue mich jedenfalls, dass man sich schwertut, Blac Kolor in eine Genre-Schublade zu packen. Darüber hinaus, mag ich wohl einfach Schwarz ganz gern.

Du bist automatisch zu einem düsteren Sound gekommen – dem muss ja eine musikalische Sozialisation in diese Richtung vorgegangen sein. Wo kommst du da her?

Die musikalische Sozialisierung begann bei mir Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger. Ich komme aus einem kleinen, anhaltinischen Nest und wir fuhren damals regelmäßig zur Disko ins entfernte Bad Kösen. Das war mit dem Moped zwar immer eine Weltreise, dafür kriegten wir dort aber zuverlässig unsere Dosis Leila K und Konsorten, was zu der Zeit halt die Tanzflächen füllte.

Der DJ schickte dann aber jeden Samstag ab 1 Uhr die gesamte Tanzfläche in die Pause, machte einen völligen Stilbruch und spielte Dark Wave und EBM – alles superfinster. Es gab im Umkreis eine recht große Szene und die Tanzfläche wurde quasi einmal komplett ausgetauscht. Wir standen mit unseren bunten Pash-Klamotten maulaffenfeil am Rand und waren völlig fasziniert von diesen ganzen schwarzen Gestalten und der Musik zu der sie tanzten.

Mitte der Achtziger machte zwar schon ein dubioses Front242-Tape bei uns im Dorf die Runde und sicher war man irgendwie Depeche Mode-Fan, aber erst durch die Disse in Bad Kösen verdichtete sich das für mich. Spätestens als dann dort „Metal Hammer“ von And One lief, war es um mich geschehen – das war 1991. In der Zeit haben wir die gesamten Kataloge von Throbbing Gristle, SPK und Skinny Puppy etc. nachgeholt. Was man als Ossi, kurz nach der Wende musikalisch so machte – nachholen, viel nachholen.

Ich habe damals alles aufgesaugt, was aus dieser Szene kam. In Halle eröffnete um diese Zeit herum auch der großartige Plattenladen „Schlemihl“, den es leider schon lange nicht mehr gibt. Jedenfalls wurde das schnell unser musikalisches Epizentrum. Dort bekam man einfach alles aus Darkwave, EBM und Industrial. Die Bands gaben da noch höchstpersönlich ihre Releases ab – Kundenbindung galore – und wir haben alles gekauft. Irgendwann habe ich dann angefangen selbst Partys zu veranstalten.Wo war das?

In Merseburg. Wir spürten einen gewissen Mangel an Club-Subkultur. Es gab im Umkreis keine relevante Clubnacht für uns. 1994 veranstalteten wir im damaligen Studentenclub „Reaktor“ eine Project-Pitchfork-Nacht mit dem Ziel, unsere Musik laut im Club hören zu können. Keiner von uns konnte wirklich auflegen und so haben wir das erste Mal live am Publikum geprobt. Die Szene war aber noch nie wirklich mix-affin, so störte es damals niemanden, solange wir die Hits abfeuerten.

Wir sprechen aber hier ohnehin über eine recht heterogene Musik mit hohen BPM-Schwankungen, am Mix verzweifelt man da schnell mal. Es ging mehr um die Bands, deren Hits und deren Image. Floor-Tools spielten keine Rolle, insofern musste ich in meiner damaligen Dark Wave- und EBM-Zeit auch nie wirklich mixen können. Das wurde nie vom Publikum erwartet.

Auch heute ist das noch so?

Ich glaube hier und da findet man heutzutage schon den einen oder anderen Szene-DJ, der sein Handwerk beherrscht und auch in der Selektion zu überraschen weiß. Der Standard ist das jedoch leider nicht – aber darüber will ich hier gar nicht richten. Wir konnten es damals jedenfalls definitiv nicht. Es kamen trotzdem 350 Gäste.

Ab da startete ich mit zwei Freunden das DJ-Team „Electrosmog“ und wir veranstalteten zweimal im Monat „Szene-Relevantes“. Wir hatten eine Menge Live-Acts, unzählige geile Sausen, doch irgendwann war alles gefühlt übersättigt, ringsum machten Szene-Clubs auf, die Gäste verteilten sich, wir konnten uns nicht wirklich neu erfinden und so war die Sache dann auch irgendwann durch.

Fakt ist: Hierdurch bin ich musikalisch sozialisiert wurden. Fakt ist aber auch, dass ich recht schnell von Dingen gelangweilt bin. Musikalisch brauchte ich nach gewisser Zeit immer frischen Wind. Ich habe Ende der Neunziger beispielsweise Drum & Bass-Warm-Ups zu unseren regulären Veranstaltungen aufgelegt – verstanden hat das aber niemand. Erstaunlicherweise hat meine „erste“ EBM-Phase ziemlich lange durchgehalten, bevor ich angeödet war.

Seit wann bist du in Leipzig?

1998 bin ich nach Leipzig gezogen und habe weiter als Santini aufgelegt, da aber musikalisch bewusst mit dem ehemaligen Sound gebrochen. Alles was düster war, war für mich uninteressant geworden. Die Szene hatte keine Relevanz mehr für mich. Mir fehlte das Neue. Ich habe damals dann recht kunterbunte Rave-Sachen und viel Breaks gehört und gespielt, wirklich dunkle Sachen nur sehr selten – meist im Kontext des Wave Gotik Treffens.

Wie ist es heute?

Mittlerweile gehe ich mit diesem Erbe stolz um. Es gibt ja gerade auch eine gewisse Wiederbelebung dieser Sounds. Im Berliner Boiler Room hört man jetzt die düstersten Sets mit Musik, die wir vor zwanzig Jahren schon gut fanden. Ich freue mich, dass der Sound überlebt hat und wir ihn damals auch irgendwie mitprägen und erhalten durften. Seit vielen Jahren lege ich im Rahmen des WGT auf und das macht nach wie vor eine Menge Spaß. Ich habe definitiv Frieden geschlossen mit der Szene.

Verfolgst du aber noch aktuelle Sachen der Szene oder ist das eher ein Schwelgen im Genre-Archiv?

Wenn, ist das ist schon eher Archiv-Konsum. Wirklich spannende Sachen liefert mir die Szene nicht mehr. Hier und da tauchen vielleicht mal ein paar Amis auf, die mich total wegblasen, wie Youth Code oder 3 Teeth beispielsweise. Aber auch die Label-Kollegen von Haujobb kehren immer noch ganz vorzüglich vor der eigenen Haustür. Aber generell bleibt da wenig.

Doch um ehrlich zu sein, weiß ich auch gar nicht mehr, wo die Szene anfängt und wo sie aufhört. Ich kümmere mich da nicht groß drum. Labels wie Aufnahme + Wiedergabe finde ich noch ganz spannend. Inwieweit man das aktuell zur Szene zählt, kann ich aber schon gar nicht mehr beurteilen. Vielleicht komme ich auch generell mit dem Begriff „Szene“ nicht mehr so wirklich zurecht.

Bei deinen ersten Tracks war die EBM-Erdung noch deutlicher zu hören. Bei „Wide Noise“ war dann plötzlich ein anderer Techno-Einschlag dabei.

„Wide Noise“ ist in sehr kurzer Zeit entstanden. Mit Familie und Firma im Vordergrund blieb doch recht wenig Zeit zum Produzieren. Trotzdem war mein Kopf voller Ideen, die raus mussten. Ich brauchte für mich ein Prinzip, um schnell auf den Punkt zu kommen. Ich habe mich nie wirklich lange an Skizzen aufgehalten und versucht immer innerhalb kürzester Zeit Tracks fertig zu machen.

Es ergab sich dann, dass ich drei Wochen am Stück keinen Esel zu kämmen hatte und mir wurde klar: Wenn ein Album entstehen soll, dann jetzt oder nie. Die Herausforderung war groß, das Album derart zeitlich zu bündeln, aber es hat geklappt. „Wide Noise“ habe ich dann tatsächlich innerhalb von drei Wochen durchproduziert. Ich habe viele Stimmungen aus der kurzen Zeit eingefangen und mich auf ein paar wenige Soundquellen konzentriert.

Zu der Zeit ist fast alles digital entstanden, heute taucht dann hier und da doch mal ein analoger Sound auf. Aus dieser Einschränkung und der inhaltlichen Herangehensweise ist auch ein bestimmter Sound entstanden. Ein halbes Jahr später hätte ich das so möglicherweise gar nicht mehr reproduzieren können – es war schon eine Momentaufnahme.

Ich erkenne aber auch eine gewisse Entwicklung bei meinen Releases: Die „Range“-EP war eine konzeptfreie Track-Sammlung, „Wide Noise“ war das erste ernsthafte Auseinandersetzen mit Themen und einem Konzept. Die „Stormfly“-EP hatte wieder mehr Tool-Charakter und schaut dabei auch erstmals klar auf den Dancefloor und bei „Born In Ruins“ wusste ich bereits im Vorfeld, welcher Sound herauskommen wird.

Also war die Stimmung bei „Born In Ruins“ auch eine andere als bei „Wide Noise“ – der Sound unterscheidet sich enorm.

Meine Grundstimmung und die Produktionsumstände sind unverändert. „Born In Ruins“ war jedoch im Gegensatz zu „Wide Noise“ von Anfang an einem klaren Konzeptgedanken unterworfen: Geboren in Ruinen. Meine ganz persönliche Geschichte von mir selbst musikalisch erzählt. Es ist sehr retrospektiv und fast schon autobiografisch. Ich will hier mein Aufwachsen in der DDR, und die damit verbundenen Empfindungen dem Hier und Jetzt gegenüberstellen und in einem Stück Musik dokumentieren.

Klingt erstmal alles sehr verkopft, ist es sicher auch, aber ich hatte rückblickend einfach das Glück, zwei Systeme mitzuerleben. Ich war 16 als die Wende kam, da kann man schon gut einordnen, was da gerade im Land passiert. Und dann ist da wieder dieser Widerspruch: Die tristen Plattenbauten von damals und mittendrin ein Kind mit einer Menge bunter Knete im Kopf. Das habe ich versucht auch alles etwas kritisch für mich aufzuarbeiten. Ich habe mich gefragt, was ich eines Tages meiner Tochter erzähle, wenn sie mich danach fragen sollte. Das war sicher auch ein Trigger, sich dem Thema zu nähern.

Ich habe mich bewusst für Plattenbau-Fotomaterial von Frank Machalowski entschieden, denn in so einer Platte bin ich groß geworden. Und wenn man sich das anschaut, dann war das tatsächlich trist, kaputt und irgendwie ruinös und doch kommen dabei tolle Kindheitserinnerungen hoch. Dieses zweischneidige Schwert habe ich versucht, irgendwie in Musik einzufangen. Das ist meine Geschichte, so war ich, so bin ich, so fühle ich mich. Ich fand den Ansatz interessant: bewusst kaputte, industrielle Musik erzählt eine Geschichte über ein fröhliches Kind.

Auf dem Cover ist übrigens auch ein Kinderfoto von mir verarbeitet, das „Born In Ruins“ einmal mehr zu einem sehr persönlichen Album macht. Man fragt sich unweigerlich, warum heute, viele Jahre nach diesem grauen Staat, draußen in unserem gesättigten Leben alles so schön kunterbunt ist, in den Köpfen dafür aber ziemlich viele graue Wolken langziehen.

Was waren denn Themen oder konkrete Bilder?

Wie gesagt, vornehmlich Bilder aus meiner Kindheit, aber auch ein, zwei Momente aus meinem Leben als Familienvater und Geschäftsmann. Bei „Terpentin“ habe ich mich an ein Bild aus meiner Kindheit erinnert, was irgendwie noch erstaunlich präsent ist – irgendwo im Wald, ein harzender Baum. Keine Ahnung mehr, was der Kontext war, ich habe nur abgespeichert, dass ich zu diesem Zeitpunkt sehr glücklich war.

„Doomed“ wiederum beschreibt eine herbe geschäftliche Erfahrung, bei der ich mir eine sehr blutige Nase geholt habe. Neben aktuellen Erlebnissen ist das Album aber wie gesagt, schon eher retrospektiv. Es geht beispielsweise auch um starke, familiäre Bindungen (Strong Bonds) oder aber auch um meine Zeit als Reisender (Wanderings). Alles einfach mal aufgearbeitet, an was man sich so erinnern will, was einen geprägt hat.

Bei „Born In Ruins“ als Titel-Track gehen dann thematisch die Fäden zusammen. Ich wollte bei der Titel-Platzierung eigentlich chronologisch vorgehen – das machte konzeptionell zwar Sinn, musikalisch aber irgendwie nicht. Also habe ich zeitliche Sprünge in Kauf genommen, um eine musikalische Reise zu erzeugen. Das Album schaut hier sicher auch weniger auf die Tanzfläche, dafür mehr auf eine kaputt-ruinöse Couch und ein paar anständige Kopfhörer.

Du sprichst immer wieder von Ambivalenz – wie wird das in den jeweiligen Szenen wahrgenommen?

Ich weiß es nicht wirklich. Als Projekt bin ich sicher schwer greifbar – sowohl für die Tool-Time-Fraktion des Techno als auch für die alteingesessene Dark-Wave-Szene. Wenn ich live spiele, ist das schon meist im WGT- und Dark Wave-Umfeld. Ich bin z.B. nebenbei seit vielen Jahren als Grafiker für das Szene-Event „Planet Myer Day“ tätig. Da kennt und schätzt man sich.

Ich denke aber, dass ich in vielen Kontexten wahrgenommen werde und zugleich in keinem richtig. Ich fühle mich auch selbst zwischen den Welten. Der Sound ist jedenfalls nicht so leicht einzuordnen und vielleicht hier und da für das Publikum schwer zu konsumieren. Von einigen aus der EBM- und Dark Wave-Szene habe ich aber schon gehört, dass Blac Kolor als innovatives Projekt wahrgenommen wird, was mich natürlich sehr freut.

Dass wenig Frisches kommt, ist etwas, was ich an der Szene immer bemängelt habe. Aber ich bin auch außerhalb dieser Gefilde unterwegs. Demnächst werde ich zusammen mit Georg Bigalke wohl öfter in der Distillery zu finden sein. Das wird dann eher ein straighter, düsterer Techno-Sound – Tooltime sozusagen.

Dann wirst du in der Techno-Szene schon wahrgenommen – die Distillery hat dich auf dem Schirm.

Ich denke, im Ansatz schon. Für mich verschwimmt das aber ohnehin alles. Ich spiele meinen Sound und wer’s mag, der bleibt, wer nicht, der geht eben wieder. Für mich wird es spannend, wenn wir am 27. Februar den Album-Launch im Distillery-Keller veranstalten werden. Mal sehen wieviel „Szene“ man dann antreffen wird. Aber am Ende ist das eigentlich auch egal.

Wer hat dich bei der Distillery eigentlich mit eingebracht?

Georg war das. Er hatte mich vor einiger Zeit für seine Mix-Reihe „45 Minutes of Techno“ angefragt und wir haben dann auch mal zusammen gespielt, was prima funktioniert hat. Wir haben uns sofort super verstanden. Georg spielt seinen Sound und ich meinen, aber es gibt eine gewisse Schnittmenge, die, über einen ganzen Abend betrachtet, sehr spannend für das Publikum sein kann.

Du hast gesagt, dass du dich musikalisch schnell langweilst – bist du jetzt mit der Veröffentlichung von „Born In Ruins“ eigentlich auch schon wieder an einem anderen Punkt?

Ja, der nächste Schritt ist für mich schon so gut wie fertig. Das wird alles etwas schneller, geradliniger und mehr auf die Tanzfläche blickend. Ich weiß zwar noch nicht, welche Tanzfläche das sein wird, aber ich fühle, dass es die irgendwo gibt. Ich arbeite momentan auch mehr mit Hardware, was den Sound sicher auch beeinflussen wird.

Ich bin keinesfalls von „Born In Ruins“ gelangweilt, aber das Kapitel ist abgeschlossen, die Geschichte erzählt und jetzt habe ich Bock auf neue Sachen. Die neuen Sachen möchte ich jedenfalls gern irgendwann in diesem Jahr auf meinem eigenen Label herausbringen.

Eigenes Label?

Ja, ich habe vor, ein eigenes Label zu gründen – zu viel möchte ich aber noch nicht verraten.

Du hast eine Familie und eine Firma, machst Musik und hast auch noch die Ressourcen für ein Label?

Wie viel Ressourcen das sein werden, wird sich herausstellen. Ich habe zumindest einen guten Partner dafür und wir haben einen guten Plan. Wir müssen nicht davon leben und wollen uns in erster Linie den Spaß an der Freude bewahren. Die Strenge der Veröffentlichungspolitik des Labels wird sich auch erst noch zeigen. Erstmal alles ganz entspannt, so, wie’s halt ins Leben passt. Familie und Job gehen bei beiden ganz klar vor.

Am Ende ist das alles sicher auch irgendwie ein riesengroßer Selbstverwirklichungsworkshop für mich. In erster Linie wird das sicher ein Hafen für unsere eigene Musik, ohne Kompromisse beim Sound und der Vermarktung. Wir werden sehen. Hm, jetzt hab ich ja doch drüber geplaudert …

Blac Kolor Website
Mehr zu Blac Kolor bei frohfroh

CommentComment

    RelatedRelated

    zum Seitenanfang scrollen