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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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New In – Jan 22

28. Januar 2022 / Kommentare (2)

Das neue Jahr ist mit Nostalgie, Electro-Funk und analoger Ruppigkeit gestartet. Hier sind unsere sechs EP-Empfehlungen vom Januar 2022.

DjBadshape „Hurrican Kick“ (Defrostatica)

Bevor es mit einer ganzen Reihe an Oldschool-Stuff losgeht, fange ich mit dem freshesten an, was dieser Monat wohl hervorgebracht hat: die erste eigene EP von Dj Badshape. Die Leipzigerin bewegt sich zwischen Design sowie Musik und hatte bei Human und Defrostatica bereits erste Compilation-Beiträge – bei uns gab es auch schon eine Track-Premiere mit ihr. Nun also das EP-Debüt. Und was für eins. Zwei Tracks, die einerseits unglaublich filigran und detailliert ist, andererseits total minimalistisch bleibt.

„Hurricane Kick“ mäandert in Midtempo voran und lässt dem Preacher-Vocal der Londonerin Stormskater viel Raum. „PMS (I Am Tired) verschiebt die Soundgrenzen dann zu düster-ravigem Breaks-Techno. Ohne aber an Minimalismus und Tiefe zu verlieren. Mega gute EP.

Mein Hit: „Hurrican Kick“. Why: Weil mich die fette Bassdrum direkt reingezogen hat und Stormskater die Spannung so gut hält.


Robyrt Hecht „Type EF“ (Clear Memory)

Damit beginnt eine längere Nostalgia-Reise. Robyert Hecht überrascht mich hier mit einer vollen Ladung Electro-Funk, Detroit-Straigthness und wahnsinnig positiven und verspielten Vibes. Irgendwie hatte ich seinen Sound anders in Erinnerung. Aber diese neue selbstbewusste Happieness gefällt mir richtig gut. Raus aus den verspulten interstellaren Träumen, rauf auf den alles umarmenden Dancefloor. „Scrilla Cruise“ strahlt hier besonders heraus und offenbart echte Hit-Qualitäten. Aber auch die anderen fünf Tracks legen den Fokus auf einen eher leichtgängigen, fast poppigen Zugang zu klassischem Oldschool-Electro.

Mein Hit: „The Cone“. Why: Weil er so simpel so viel gute Laune verbreitet, bester Konter gegen das Winter-Grau.


Credit 00 „Data Phobia“ (Mechatronica)

Klanglich nicht weit entfernt bewegt sich Credit 00 auf seiner neuen EP. Gerade „Being Baked“ kommt ähnlich unbekümmert und poppig daher. Allerdings sind die anderen Tracks deutlich darker und rougher und geradliniger. „Fatty Acid“ taucht herrlich tief ein in die Acid-Spirale. Mit kosmischen Melodien, schroffen Claps und äußerst trippigen Synth-Schleifen. „Control Z“ ist der Gegenentwurf dazu: sehr spannungsgeladen mit spooky Vocals und reduziert-düsterer Atmosphäre. I love it.

Mein Hit: „Control Z“. Why: Weil die wenigen, präzise gesetzten Drums eine unglaubliche Spannung aufbauen – und trotzdem hat es Pop-Appeal.


Core „Rise“ (RUNLXC)

Nun wird es richtig oldschool – und zwar tatsächlich. Denn LXC vom Leipziger Traditionslabel Alphacut hat sich entschieden, auf Bandcamp ein Archiv all seiner Tracks zu veröffentlichen. Nach und nach. Von den Neunzigern bis heute. Los geht es mit Core, einem ersten Projekt von LXC aus einer Zeit, als DIY-Producing mit 512 KB RAM auskommen musste und es noch keine tausende Youtube-Tutorials gab. Die ersten elf Tracks wurden alle neu gemastert und sind dadurch quasi kaum gealtert. Musikalisch ist das Ganze äußerst divers: von Breakcore über Jungle, Rave und Drum & Bass bis zu komplett verrückten Riot-Momenten. Eine tolle Zeitreise. Lest unbedingt auch die Liner Notes bei Bandcamp zu jedem Archiv-Release. Dort erzählt LXC noch mehr zu den einzelnen Tracks.

Mein Hit: „Deny“. Why: Weil hier eine super wilde Riot-Hymne wiederhervorkommt, mit in Headphones eingesungenen Vocals.


Reflex Blue „RM12014“ (R.A.N.D. Muzik)

Gefühlt kein Monat, in dem nicht eine neue R.A.N.D. Muzik-Platte erscheint. Nach einigen Compilations gibt es mal wieder eine reine Artist-EP – von einem australischen Newcomer. Seit rund einem Jahr gibt es erste Tracks von ihm öffentlich zu hören. Dafür klingen sie aber schon sehr versiert und auf den Punkt gebracht. Die vier House-Stücke sind sehr powerful und treibend, durchaus mit progressiven, kitschigen und triballastigen Vibes, aber nie plump dabei. Immer mit einer gewissen Reibung, um sich der Beliebigkeit zu entziehen.

Mein Hit: „Into the Void“. Why: Weil dieser Track auf entspannte Weise die ganze Vielfalt der EP vereint.


TIBSLC „How To Open Your Eyes In The Eye Of A Sandstorm“

Zum Schluss noch eine Neuentdeckung. TIBSLC, noch nie davon gehört, obwohl es bei Soundcloud schon sechs Jahre alte Tracks gibt. Wahrscheinlich aus dem Pracht-Umfeld, bei einer Compilation erschien auch ein Track. Bei Bandcamp hat er im Januar eine sehr spannende EP mit kurzen Ambient- und Experimental-Tracks veröffentlicht. Mit leicht melacholisch eingehüllten Sounds, unsophisticated Glitches und dennoch einigem Art-Appeal. Bei Instagram lässt sich erahnen, das TIBSLCs Musik sehr eng mit moderner Kunst verbunden ist. Nice one.

Mein Hit: „Curiosity City“. Why: Weil hier Wärme und Unruhe so gut und schlüssig aufeinanderprallen.

CommentComment

  • Jens / 31. Januar 2022 / um 09:58
    Hey, vielen Dank für den Hinweis, nun funktioniert der Link
  • user / 31. Januar 2022 / um 01:13
    Bandcamp Verlinkung von Core „Rise“ (RUNLXC) ist bei mir dead.

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