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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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New In – Apr 22

04. Mai 2022 / Kommentare (0)

Der April war ein guter Release-Monat in Leipzig. Hier sind sieben hörenswerte EPs, Compilations und Alben – musikalisch so offen, wie lange nicht.

Roberto Auser „Touch Your Fear“ (Lunatic)

Es geht düster los, nicht ganz passend zum Frühlings-Uplift. Aber Lunatic ist zurück. Das Label veröffentlichte kürzlich nach 1,5 Jahren Pause wieder etwas – und gleich ein Album. Roberto Auser aus den Niederlanden nutzt die beiden Seiten für acht ruppig-dunkle Tracks zwischen Classic Electro und Techno. Durch das ganze Album zieht sich eine tief-dystopische Atmosphäre, mit spooky Melodien und runtergepitchten Vocals. „Touch The Fear“ ist also ein sehr ernst gemeinter Titel für dieses dennoch sehr hörenswerte Album.

Für die Die-Hard-Vinyl-Liebhaber:innen gibt es eine Mini-Auflage mit 30 Exemplaren – das ist schon fast wie eine Kunst-Edition.

Mein Hit: „Open Sky“. Why: Weil er in diesem vertonten Nightmare so eine leise Hoffnung ausstrahlt.


Greazus „Phantasia EP“ (Defrostatica)

Für eine ordentliche Konter-Dosis an Euphorie und Happiness sollte die neue Defrostatica-Platte nachgelegt werden. Sie featuret Greazus, ein Duo aus Vancouver, das seit zwei Jahrzehnten an unterschiedlichen Stellen mit elektronischer Musik verbunden ist. Ihre „Phantasia EP“ kumuliert diese Leidenschaft auf höchst energetische Weise. In vier Tracks bündeln Greazus die besten Momente aus UK-Offenheit, Hardcore, Jungle, Electro, Footwork und Rave. Dies entfaltet einen so unbeschwerten Mix aus Old- und Newschool, dass man gar nicht anders, als das Herz zu öffnen.

Mein Hit: „Raverz“. Why: Weil hier so smart UK Hardcore und Footwork verschmelzen.


Sexy Lazer „Mr. Lava Lava“ (Riotvan)

Ebenso unbeschwert, aber slower und trippiger ist das Riotvan-Debüt des Kopenhagener Producers Sexy Lazer. Er lässt sehr präzise, ebenso dicht wie reduziert den Cosmic Disco-Sound aufleben – fast schon esoterisch klingt das. Aber immer auch etwas entrückt und experimentell. Die drei Tracks halten so erstaunlich gut die Balance zwischen Weirdo und Euphoric. Panthera Krause und Axel Boman übertragen zwei Tracks der EP dann noch einmal in andere Sphären – einmal sehr tropical, dann sehr dubby. Sehr runde und interessante EP.

Mein Hit: „Jing Jang“. Why: Weil er so soft beginnt und später sehr kantig wird.


Various Artists „Solidarity“ (Vaya)

Mitte April brachte die Leipziger Crew Vaya eine Soli-Compilation heraus, deren Erlöse an Mission Lifeline und deren Unterstützung für Menschen aus der Ukraine zugute kommen sollen. Fünfzehn Künstler:innen hat Vaya auf die Schnelle zusammenbekommen, wow. Mit dabei viele Bekannte aus Leipzig wie Carlotta Jacobi, Lootbeg, DJ Detox und Lars Goldammer. Darüber hinaus aber auch viele neue Namen. Musikalisch bewegt sich die Compilation weitgehend im House-Bereich – mit sehr unterschiedlichen Nuancen. Nur Mamore stechen mit „Pfeil ins Herz“ und ihrem Wave-Pop heraus. Am Schluss gibt es dann noch zwei deepe Techno-Tracks. No filler!

Mein Hit: „Resistance“. Why: Weil Carlotta Jacobi hier sehr schwebend und pulsierend die Stimmung der Zeit einfängt.


Kepler „RM12016“ (R.A.N.D. Muzik)

Und klar, es gab im letzten April auch eine neue R.A.N.D. Muzik-Platte. Dieses Mal ist Kepler aus Leeds mit vier Tracks dabei. Er taucht tief ein in die Classic-House-Gefilde von Großbritannien. Dezente Rave-Einflüsse, trippige Chord-Flows und trocken-pushende Bassdrums. Alles da, um die Retro-Kids abzuholen – aber eben auch so solide, dass es alles passt.

Mein Hit: „Drifter“. Why: Weil er so dreamy und doch pushend nach vorn drückt.


Meggy x Tilmann Jarmer „Can U Still Dance“ (Old New Records)

Old New Records hatte ich auch schon länger nicht mehr auf dem Schirm. Im April erschienen dort gleich mehrere spezielle Kollaborationen. Zum einen remixten Lutz Hartmann, Tilmann Jarmer und Patrick Föllmer drei Lilabungalow-Songs, was mich nicht so abholte. Jarmers Cover-Version von Fast Eddies 1988 veröffentlichten Klassiker „Can U Still Dance“ – neu eingesungen von Meggy aus Berlin – ist dagegen ganz gut geraten. Wie ein softes Update an die Soul- und House-Sounds von heute. Dazu gibt es noch einen deeperen Remix von Bauarbeiter der Liebe.

Mein Hit: „Can U Still Dance“. Why: Weil Cover irgendwie selten sind im House, oder?


Various Artists „8CHT“ (Institut fuer Zukunft)

Und zum Schluss noch die IfZ-Compilation zum achten Geburtstag. Sie beginnt super dark, hart und hypnotisch mit unterschiedlichen Techno-Facetten und öffnet sich in der zweiten Hälfte für ruhigere und auch avantgardere Sounds. Hier wird es dann auch etwas spannender. Tinkah remixt das FLED-Debüt, das im letzten Dezember erschien, HAL & Perm tänzeln in schwebenden Delsin-Sphären, Irakli pulsiert in einer dunklen Sound-Spirale und Make Boys Cry schließen mit einer Piano-Ambient-Pop-Ballade die Compilation ab.

Übrigens hatten wir neulich eine große Story zum IfZ-Geburtstag.

Mein Hit: „Irakli“. Why: Weil er mit diesem Track perfekt die beiden Welten der Compilation verbindet.

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