Da hat die Hashtag-Aktion um #ListentoLeipzig bereits einen neuen Kandidaten für unserer „Neues aus der Wolke“-Reihe hervorgebracht. Welcome Thigh Gap Boi.
Ein Jahr liegt der letzte Teil dieser Reihe zurück. Wer es vergessen hat: Mit „Neues aus der Wolke“ wollen wir Artists vorstellen, die noch ohne Label unterwegs sind, dafür aber schon bei Soundcloud spannende Sachen veröffentlichen.
Thigh Gap Boi flashte gleich mit seinen ersten Tönen. Beatmaker-Offenheit plus viele Sidekicks ins Neurotische, Hektische und Elegische. Gerade läuft kaum ein Track durch, überall bricht es, zerfasert und setzt sich neu zusammen. Das klingt dann noch einmal anders als der lässig dahingleitende Sound der OverDubClub-Compilation – obwohl Thigh Gap Boi da wohl auch hinpassen würde.
Viel mag er nicht preisgeben. Mit dem Con Han Hop-Laden in der Eisenbahnstraße hängt er zusammen. Und mit ihm noch ein paar weitere Leute, von denen hier sicher demnächst auch noch zu lesen sein wird. Genregrenzen scheint es dabei nicht zu geben. Auch Techno wird gefeiert und eine Stoner-Rock-Band speist sich aus den Leuten des Ladens. Seine – sehr eigenwillige – Sicht auf die Dinge seines Solo-Projektes erklärt Thigh Gap Boi aber nun selbst.
Woher kommst du – lokal und künstlerisch?
Geboren wurde ich in Laurussia – im ehemaligen Pangeae. Die Leute vom Con Han Hop haben mich in einer Höhle im sächsischen Erzgebirge gefunden und bei sich auftauen lassen. Wie ich dorthin gekommen bin oder was in den 200 Millionen Jahren dazwischen passiert ist, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Diese Amnesie beeinflusst meine Musik wahrscheinlich stark. Der Wechsel war nicht einfach und hat mich schon ziemlich mitgenommen. Manchmal fühle ich mich entfremdet und als sollte ich gar nicht hier sein.
Was flasht dich musikalisch – von bestimmten Sounds oder Artists her?
Als ich das erste Mal zeitgenössische Musik gehört habe, traf mich das wie ein Schlag. Ganz anders als damals bei meiner Familie am Lagerfeuer. Gleichzeitig konnte ich alle Einflüsse von damals immer noch hören. Durch alle Zeitalter hindurch ist der Geist des Lebens in der Musik erhalten geblieben und findet seinen Ausdruck.
Dieses Gefühl der Verbundenheit mit dem Planeten und die Zeitlosigkeit der Kunst, das ist einfach toll. Ganz stark spüre ich das zum Beispiel bei den Werken Thomas G. Hornauers.
Die älteren Tracks waren eher TripHop und Pop-geerdeter als heute – gab es neue Inspirationen?
Naja, meine primitiven Anfänge hingen damit zusammen, dass ich andere Instrumente erst noch erlernen musste. Meine Feinmotorik war nach den Äonen im Eis ganz verkümmert. Inzwischen komme ich mit elektrischem Equipment aber ganz gut zurecht und plane in Zukunft auch mit Nanotechnologie zu arbeiten. Dafür werde ich mich schrumpfen und mich auf die Reise in einen Computerchip begeben. Das birgt Gefahren, aber als Pionier der Musikgeschichte will ich das Risiko auf mich nehmen.
Mit was für Equipment arbeitest du?
Hauptächlich spiele ich mit meinem Thigh Gap.
Was kommt demnächst von dir?
Mein nächstes großes Projekt ist die Zusammenarbeit mit Rappern aus Leipzig und Detroit – eine EP wird folgen. Außerdem spiele ich in einer Stonerband namens Weedshitter. Wir sind beim frisch geschlüpften Leipziger Label Schmutzige Teenager.
Mein Idol Thomas G. Hornauer versuche ich seit Jahren zu kontaktieren und zur Kollaboration zu bewegen, leider kam bis jetzt noch keine Antwort. Ich bleibe aber zuversichtlich. Ehre dem Tod.
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