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Jens
Im Stadtmagazin Kreuzer war irgendwann kein Platz mehr für die viele gute elektronische Musik aus Leipzig. Also hat Jens im Sommer 2009 frohfroh gegründet.

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Spring & Summer-Backstock – House

04. Oktober 2017 / Kommentare (2)

Nach unserem Überblick über einige Special-Platten aus dem Sommer, folgt nun ein größerer Rundumblick auf das, was in letzten Monaten an House im entferntesten Sinne aus Leipzig kam. Bitte Zeit einplanen.

Jaja, der Sommer war eigentlich gar kein richtiger Sommer. Wie gefühlt jedes Jahr. Doch in diesem Sommer ist etwas mehr an Themen liegengeblieben. Das holen wir nun nach.

Various Artists „Th!nk? You & O*RS“ (O*RS)

Los geht es mit O*RS. Filburts Label durfte auch in diesem Jahr wieder einen eigenen Floor auf dem Think-Festival bespielen. Parallel dazu wurde auch eine große Label-Compilation veröffentlicht. Natürlich mit Tracks der eigenen Family, aber auch mit befreundeten Acts wie Thomas Stieler, Daniel Stefanik und Pandaro.

Wie auch auf dem Festival spielt auf der Compilation House eine große Rolle. In verschiedenen Spielarten, mit Funk-Einflüssen, Sci-Fi- oder Dudelsack-Assoziationen und mit klassischer Deepness. So richtig spannend sind jedoch nur der Anfang und das Ende. Da wo Ranko und Pandaro einen Gang zurückschalten bzw. langsam aufdrehen. Und da wo sich Yannick Labbé mit kargem Arrangements verlangsamt Techno widmet. Am Schluss überraschen Filburt & F.D.M. dann mit einer zurückhaltenden Hymne für spätere Stunden.

Panthera Krause „Cloud Cake“ (STEP Recordings)

Beim Label des polnischen Duos Catz n Dogz, STEP Recordings, servierte uns vor einigen Wochen Panthera Krause seinen Wolkenkuchen. Die Zutaten sind ähnlich zu den bisherigen Krause-EPs. Musikalisch höchst versierter und tiefgründiger House, der sich rhythmisch und von den Sounds gern auch einmal abseits der Standards wagt.

„Illusions“ ist hier eine echte Perle. Wirrer, hektisch tanzender Beat mit feixenden Synth-Modulationen und versteckt treibender Power. „Cloud Cake“ und „In My Hand“ sind wiederum sehr schöne Hommagen an die Cosmic-Disco. Weit ausholend und leicht obskur. „In My Hand“ gefällt mir da besonders gut, auch mit seinem späteren Pop-Appeal.

John Horton „Halftrue3“ (Half True Records)

Im Frühsommer aka Frühling kam dritte Halftrue-EP heraus. Im letzten Jahr hatten wir erstmals über das Label von John Horton berichtet. Die Nummer 3 ist auch von ihm und sie wirklich gut.

Denn die drei Tracks haben genau die richtige Dosierung aus Lofi-Trockenheit und klassisch-sphärischer Deepness. Dazu klar gezogene, schnell und tight ziehende Bassdrums. Manchmal kann es so einfach sein, wenn nur die Auswahl der wenigen Sounds passt. Die beste Half True so far.

Chris Manura „Dauerfliege EP“ (Ackerdub Records)

Im Juli gab es auch neue Tracks von Chris Manura, erstmals beim Mecklenburger Ackerdub-Label. Die vier Tracks der „Dauerfliege EP“ eignen sich gut zum losgelösten Schweben in den späten Clubstunden. Teilweise orientiert sich Manura an jener Dub-Techno-Zeitlosigkeit, die wohl nie an Anziehungskraft einbüßen wird.

Bei »Thunder And Lightning« und »Coffee And Sun« verknüpft er die Schwerelosigkeit mit ravig schiebenden Basslines. »Speak To Me« ist dann aber mit seiner eleganten Reduziertheit, den angeteasten Beats und dem später auftauchenden Preacher-Vocal der eigentliche Hit.

Mollono.Bass und Marc Vogler verewigen sich hier auch mit einem Remix, der einerseits treibender, anderseits folkloristischer anmutet.

Micronaut „Forms Remixes“ (3000Grad)

Beim Mutterlabel von Ackerdub sind vor wenigen Wochen auch die Remixe zum dritten Micronaut-Album „Forms“ erschienen. Fünf Neuinterpretationen gibt es. Während sich Schlepp Geist, Johannes Wagner und Mollono.Bass auf gerade Bassdrums und Rave-Schub einigen, bringt der großartige Kalipo eine angenehm ätherische Slow-House-Version hervor. Und Mac-Kees Remix gefällt mir gut: breakig-schwere Bassdrums, dazu Dub-Techno-Deepness.

Leibniz „Online“ (Hundert)

Damit noch etwas weiter zurück, ins Frühjahr – als die Vorfreude auf den Sommer sehr groß war. Und auch auf die erste Platte habe ich mich wirklich gefreut. Nicht nur, dass Leibniz gerade einen extrem guten Lauf hat. Mit seinem Bruder und einem Hamburger Freund hat er auch das Label Hundert gegründet. Hundert, weil im Freundeskreis von Leibniz alles was gut ist, mit „hundert“ goutiert wird.

Doch: Es wird wohl auf absehbare Zeit die letzte Leibniz-Platte sein, die wir hier bei frohfroh vorstellen. Denn Leibniz ist nach Berlin gezogen – wie Talski, Krink und Jennifer Touch auch. Das ist alles andere als hundert, eher super sad. Besonders, da die erste Hundert-Platte die wunderbare UK-Vielseitigkeit und Ruppigkeit aufzeigt, mit der Leibniz von Anfang aufhorchen ließ. Abgesehen von der hektischen Detroit-Hommage „Pizza“ ist „Online“ als Ganzes auf Kontemplation aus, mit deutlich mehr Wehmut als zuletzt.

Das macht den Abschied nicht leichter, beschert Hundert aber einen enorm gelungenen Start. Mittlerweile ist auch schon die zweite EP herausgekommen, von DJ bwin.

Map.ache „Perception Shift“ (Altin Village & Mine)

Dass Kann Records-Mitbegründer Map.ache tief mit Indie, Post-Rock und Electronica verwurzelt ist, dürfte keine Neuigkeit sein. Altin Village & Mine, ein Leipziger Indie- und Elektronik-Label, dessen künstlerische Hochkarätigkeit mir ehrlich gesagt nicht bewusst war – Xiu Xiu, Von Spar, Sven Kacirek und Die Goldenen Zitronen veröffentlichten dort bereits – erwies Map.ache eine besondere Ehre.

Er konnte sich vier Stücke aus dem Altin Village & Mine-Backkatalog zum Remixen auswählen. Und heraus gekommen sind umwerfend gute Neuinterpretationen für Skeletons, Phoebe Killdeer & The Shift, Urban Holmes und Sven Kacirek. Umwerfend, weil man in jedem Remix spürt, wie nah Map.ache den jeweiligen Befindlichkeiten der Originale steht. Einerseits greift er behutsam ein, andererseits durchdringt er die verschiedenen Ursprünge und hüllt sie in seine eigene beseelte House- und Electronica-Deepness.

Spirituals „Doumen 07“ (Doumen)

Nach dem beglückenden Abe-Album im letzten Jahr bewegte sich Doumen in diesem Frühjahr sorgte Doumen für ein Wiederhören mit Spirituals. Auf Mana-All-Nite hatte er schon einmal ein sehr eigenwillige House-Platte veröffentlicht. Und auch „Doumen 07“ spielt zwar mit klassischen House-Elementen, aber noch viel mehr mit Auslassungen, ungewohnten Verschiebungen und einer extrem hohen Musikalität.

Es ist eine EP, bei der sich ein großer Reichtum an Harmonien mitten in super reduzierten Arrangements mit filigran federnden Beats entfalten kann. Der musikalische Anspruch kommt hier immer vor Dancefloor-Diktaten. Logisch, dass da auch manche schrullige Stellen auftauchen. Doch genau diese Mischung macht „Doumen 07“ so anziehend und großartig. Kammer-House a its best.

Interviews „Christine“ (Ortloff)

Ebenfalls im Frühjahr veröffentlichte Ortloff eine 7″ mit zwei unterkühlte Synth-Wave-Tracks von Interviews. Ein Teil des überguten Duos QY steckt dahinter. „Christine“ und „Opera“ vertonen mit kantigen Synths und simplen Wave-Beats auf retrofuturistische Weise eine Dystopie. Sehr aufrichtig in der Patina und dem Pathos gelingt dies.

Ranko „Arid CC“ (Blaq Numbers)

Und zum Schluss noch einmal Ranko. Der hatte auf Blaq Numbers nämlich im Frühjahr ein dickes Tape mit 16 neuen Tracks veröffentlicht. Und er zeigt hier erneut, wie vielseitig er sich zwischen Instrumental HipHop, Folk, Downbeat, UK Funky und House bewegt.

Das ganze Tape ist geprägt von einer zurückgelehnten Atmosphäre. Dabei aber so voller Details, dass die halbe Stunde wie im Flug vergeht. Und dann heißt es: Repeat.

CommentComment

  • haeckle / 08. Oktober 2017 / um 13:15
    Juhu, geschafft! Danke für die Zusammenstellung!
  • SS17: new House from Leipzig – doobiesundboobies / 05. Oktober 2017 / um 21:39
    […] the compl3te Spring & Summer-Blacklist-House h3r3 :::::: http://www.frohfroh.de/23405/spring-summer-backlist-house […]

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