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Antoinette Blume
Alles, immer, gleichzeitig und umgekehrt-nacheinander: Autorin, Journalistin, Redakteurin, Moderatorin und Podcasterin.

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EBM-DJ und Producer Hkkptr

01. Dezember 2019 / Kommentare (0)

Regelmäßig bringt die ausladende Schriftart von Hkkptr unser WordPress-Backend an seine Grenzen – die Schrift ist so besonders wie der Style des Künstlers, der es innerhalb von drei Jahren auf einige Platten und am 19. Dezember in die Säule in Berlin geschafft hat. 

Von der E-Gitarre zur Drum Machine

Seit sechs Jahren lebt Peter, der unter dem Künstlernamen Hkkptr als DJ und Produzent bekannt ist, in Leipzig. Seinen ersten Auftritt hatte er vor ein paar Jahren auf einer WG-Party in Jena, im Dezember spielt er in der Säule – Grund genug, ihn zu seiner Musik und anstehende Projekte zu befragen. 

Seine Wurzeln hat er in der Metal- und Hardcoreszene, er hat früher E-Gitarre gespielt – bis er Hardcore-Techno und Schranz für sich entdeckte und mit einer Korg Electribe ESX herumexperimentierte. Ab da fing es an, mit Techno. Den ersten Bezugspunkt zu “richtigem Techno”, wie er sagt, gab es dann im Westwerk (RIP) und im Institut fuer Zukunft. Dort kam es zur endgültigen und bis heute anhaltenden Faszination für Clubs:

“Ich kam einfach vom Dorf, hatte solche Abende wie im IfZ noch nie erlebt oder gesehen. Es war alles neu für mich”, erinnert er sich. 

Der gemeinsame Nenner zu seinen Wurzeln war “das Düstere, das ich eh mochte”. Prägende DJs für ihn sind und waren seither Solaris und Subkutan. Und irgendwie ging dann alles ziemlich schnell: Bei Freunden in Berlin lernte er aufzulegen und schon bald hatte er einen seiner ersten Auftritte in Leipzig in der Distillery; den Auftritt verschaffte ihm sein Early-Supporter Georg Biegalke, der nicht nur Tille-Resident ist, sondern auch die bekannte 45-Minutes-of-Techno-Podcastreihe betreibt. 

Hkkptr
Foto von @carcrashchristoph

11qm in Schleußig mit genervten Nachbarn

DJing und Produzieren (früher noch mit FL Studio, heute mit Ableton) liefen immer parallel, daher sind in seinen aktiven drei Jahren auch schon einige namhafte Releases auf bekannten Labels zustande gekommen. Zum Beispiel bei dem im Libanon ansässigen Label Modular Mind, X-IMG und kürzlich Lebendig. Was schon verraten werden darf: Bei Aufnahme und Wiedergabe erscheint nun auch bald eine EP von Hkkptr auf Vinyl. Und ganz nebenbei kündigt er an, noch dieses Jahr in der Säule im Berghain gebucht zu sein. 

Solche Meilensteine kommen nicht einfach so, auch wenn einiges an Glück und Zufall dazugehört, erklärt er. Früher produzierte er

“auf 11qm, in meinem Zimmer, mit beschissenen Boxen und genervten Nachbarn, die ab 19 Uhr klingelten, wenn’s ihnen zu laut war”

und ohne Zugang zu “richtiger” Technik. Das änderte sich über die Jahre. Viel Input bekam er durch die Ableton User Group, die mittlerweile monatlich im IfZ (früher im Westwerk) stattfindet und auch der Proberaum im Conne Island zählt zu seinen Anlaufstellen in Leipzig.

Clubkultur außerhalb des Mainstreams

Das Institut fuer Zukunft als Club per se habe ihn nicht nur musikalisch geprägt: “Das IfZ hat mich persönlich und politisch geformt, was linke Clubpolitik, Clubkultur außerhalb des Mainstreams, Awareness und Israel-solidarische Politik angeht.”

In eben diesem Club selbst einmal zu spielen, war gleichermaßen Ansporn, in der Musik und beim DJing weiterzukommen. Da passt es, dass er momentan, nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit Inhalt der Nacht und Echoes of October, gerade richtig Lust aufs Auflegen hat. Besser oder spannender als ein Live-Set findet er es aber nicht, beides habe seine Reize. 

Hkkptr
Foto von @carcrashchristoph

Der große Coup, das Booking in der Säule, ist ihm allerdings als DJ gelungen. Und – ich muss sie stellen, die Frage aller Fragen – wie wird man eigentlich im Berghain gebucht? “Man bekommt eine Mail und freut sich”, kurz und knapp. Hier spielte aber wohl auch sein Boiler-Room-Set eine Rolle, vermutet er.

Leipzig oder Berlin?

An einen Umzug in die Technostadt Berlin denkt Hkkptr nicht – im Gegenteil: “Ich will in Leipzig bleiben und nicht nach Berlin ziehen. Aktuell will ich das Ganze auch nicht beruflich machen.” Am liebsten wären ihm 20h/Woche in einem ‚normalen‘ Job zu arbeiten und den Rest der Zeit mit Musik, Auflegen und Produzieren zu verbringen. Jedes Wochenende auflegen? Lieber nicht. Er findet, dass sich der Spaß verliere, wenn man wirtschaftlich von bezahlten Gigs abhängig sei.

Hkkptr privat

Was mich – und vielleicht auch den*die ein*e oder andere*n, noch interessiert: Woher kommt der doch recht auffallende Style? „Früher war ich Emo und bekam auf dem Dorf in Nordhausen viele dumme Kommentare und Blicke ab. Den Black-Metal-Style habe ich so schon in der 6. Klasse getragen, heute ziehe ich mich immer noch auffällig an.“ Die Tribal-Shirts und der Leder-Mantel sind also Alltagskleidung und keine Bühnenkleidung – so geht er zum Beispiel auch zur Arbeit oder zum Salsa-Kurs. 

IfZ, IfZ, IfZ… Vertigo

Ja, in diesem Text war ziemlich oft vom IfZ die Rede – und es geht sogar noch weiter. Das aktuelle Veranstaltungsprojekt, an dem Peter beteiligt ist, heißt Vertigo und dieser Name lässt so manche Ohren klingeln. Nach drei-jähriger Durststrecke ist es soweit und die sexpositive Party kehrt – endlich – zurück. 

Vertigo – 06.12.2019 / IfZ

Mit Dresscode-only-Policy, Darkroom, Performance und gewohnt düsterem Line-Up geht es am 6. Dezember im IfZ auf Trakt I wieder los. Neben Hkkptr, der mit Subkutan b2b spielen wird, spielen Qual, ArtificialParadise (live), nyt und Carlotta Jacobi. Neben Reaktionen auf das bei Instagram veröffentlichte Look-Book gibt es auch im real life viel Rücklauf, seit bekannt ist, dass der Veranstaltungsreihe wieder neues Leben eingehaucht wird.

“Das Publikum von früher – aus dem E35 und Westwerk – ist schon richtig heiß drauf”, lacht Peter. Spätestens zur Vertigo haben wir also die Gelegenheit uns von seinem darken EBM- und Industrial-Sound mitreißen zu lassen.

Kurzum: Wir werden in nächster Zeit noch viel von Hkkptr sehen und hören…

…zum Beispiel einen Mix, den er exklusiv für frohfroh gemacht hat – danke!

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