Seit 2014 begleiten wir Friederike Bernhardts musikalischen Weg zwischen Theatermusik und elektronisch-klassischer Avantgarde. Und endlich scheint es auch die große Musikwelt zu checken, wie spannend die Leipziger Komponistin ist – denn unter ihrem neuen Alias passiert aktuell einiges.
Es ist gar nicht so lange her, dass wir Friederike Bernhardt im Blog hatten – im Dezember erwähnten wir ihren mittlerweile traditionellen Vocal-Part bei Micronauts neuem Album. Und im Herbst 2020 hosteten wir die Video-Premiere ihres Band-Bandprojekts Geza Cotard.
Mit Moritz Fasbender, einem neuen Alias, fokussiert sie sich nun verstärkt auf Solo-Piano-Stücke mit dezent eingewobener Elektronik. Zwei erste sehr beeindruckende Lebenszeichen ihres neuen Projekts sind bereits hörbar.
Letzte Woche veröffentlichte der Leiter Verlag – ein Label von Nils Frahm – ihr Stück „Aride Alas“. Es ist die zweite Single der ersten „Piano Day“-Compilation ever, die am 29. März 2022 veröffentlicht wird. Extra dafür wurde ein aufwendiges Video in der Villa Hasenholz aufgenommen, das Moritz Fasbender eine imposante Bühne für ihr vielschichtig schwankendes, zugleich stilles und sich später aufbäumendes Spiel gibt.
„Aride Alas“ ist eines von ingesamt 32 Stücken, die allesamt das breite Spektrum zeitgenössischer Piano-Musik aufzeigen. Mit dabei sind neben vielen jungen Musiker:innen auch bekannte Namen wie Chilly Gonzales, Ólafur Arnalds und Nils Frahm selbst.
Letzterer hatte 2015 den 29. März zum Piano Day ausgerufen – weil es der 88. Tag des Jahres ist und Klaviere 88 Tasten haben –, um dem Instrument sowie den damit verbundenen Menschen eine jährliche Plattform zu bieten. Also nicht nur den Musiker:innen, sondern auch den Instrumentenbauer:innen und Piano-Umzugsprofis. Jedes Jahr gibt es eine neue Spotify-Playlist, 2022 wird es nun erstmals eine Vinyl-Compilation sowie mehrere Events am 29. März geben.
Fragments x Erik Satie
Im Mai folgt dann eine weitere Compilation auf Vinyl, bei der Moritz Fasbender mit einem Beitrag zu hören sein wird. „Fragments“ ist eine neue Reihe der Deutsche Grammophon, bei der sich zwölf zeitgenössische Künstler:innen mit dem Werk eines:r Komponist:in auseinandersetzen. Zum Start widmen sich Christian Löffler, Sascha Braemer, Monolink, French 79, Snorri Hallgrímsson, Two Lanes und Moritz Fasbender den Stücken von Erik Satie.
Doch während Braemer, Löffler & Co das Originalmaterial wenig inspiriert in ihre immer gleichen, glatt gezogenen Pop-, Tech- und Ambient-House-Rahmen hieven, öffnet Moritz Fasbender die Compilation in Richtung Experimental. Nicht ohne gefällige Momente, aber insgesamt mit deutlich mehr Mut, Reibung und Anspruch. Ihre Herangehensweise beschreibt sie so:
„Es war mir wichtig, den assoziierten Chorstil des Stücks beizubehalten und mich daher auf sein kleinstes Element zu konzentrieren: die ersten fünf Noten.“
Und weiter: „Ohne auf die freie metrische Form oder die Harmonien Saties zurückzugreifen, habe ich die ersten beiden Takte zum Hauptelement meiner Version gemacht und sie in ein neues Gewand gekleidet.“
Online ist „Fragments“ übrigens schon auf Spotify als Playlist zu finden. Und demnächst kommt eventuell endlich die erste Solo-EP von Moritz Fasbender. We hope so!
Bild-Credit: Maximilian König