Kopfkino für die Leinwand

Jaja, ein oft strapaziertes Bild beim Beschreiben von Musik – das Kino im Kopf. Klangsüchtig geht es aber um die Vertonung eines echten Films und ruft zum zweiten Mal einen Contest aus. Die Global Space Odyssey sucht übrigens auch jemanden.

Filmmusik oder Sounddesign? Komponist oder Gestalter? Bei Klangsüchtig, dem Ableger des Kurzfilmfestivals, soll die Trennung keine Rolle spielen. Um einen Soundtrack oder Score für „Reizen der Gedachten“ von Miro Bernatek geht es vielmehr – siehe unten. Egal ob dahinter eine Partitur oder dutzende Ableton-Spuren stehen.

Der Wettbewerb richtet sich an Musiker aus Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen, die nicht älter als 35 Jahre sind. Bis zum 1. April können sie ihre Tonspuren einsenden. Zu gewinnen gibt es neben Studiotagen und Mastering auch ein Überraschungspaket von Wintermute und Neonlight, die mit leed:audio auch als Sounddesigner arbeiten.

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Dann eröffnet auch die Global Space Odyssey eine kreative Spielwiese. Nicht musikalisch, dafür grafisch. Die komplette Gestaltung wird in diesem Jahr öffentlich ausgeschrieben. Und öffentlich meint auch öffentlich: nach der Sichtung der eingesandten Entwürfe, wird öffentlich über den Sieger abgestimmt. Einsendeschluss ist der 17. März, mehr Details gibt es unter gso-grafik [at] gmx.de

Ironie und Saxofon?

Zwei auf einen Streich – hier vorgestellt. Die neue Cargo Edition und die neue Esoulate Music.

Vor zwei Wochen schon kam „The Death Of The Funky Chameloen“ heraus. Es ist die Steven Cocks erste Artist-EP auf Cargo Edition nachdem er auf den letzten beiden „Warehouse“-Compilations zu hören war. Schon dort gefiel sein dunkel eingefärbter, dezent schiebender Deep House. Die EP vergräbt sich bis auf den Titel-Track noch einmal mehr in den schwebenden, unaufgeregten Wohlklang. Sehr musikalisch und mit Disco-Glitzern bei „F.D. One“, dann wieder epischer bei „Language Of My City“.

„The Death Of The Funky Chameloen“ als Track tänzelt schließlich mit so trockener Bassdrum voran, dass man annehmen könnte in Dresden hätte man besondere Fähigkeiten im Umgang mit der House-Bassdrum. Die Uncanny Valley-Platten zeugen ja auch davon. Irgendwie aber abgefahren, dass es noch immer Vocals wie „Party People in da House“ in einen heutigen Track schaffen. Oder überhöre ich die Ironie?

Simon-Sunset-The-Owl-Tree-EsoulateBei Esoulate Music kommt Simon Sunset zu seiner ersten eigenen EP. Seine beiden Beiträge zu den anfänglichen Esoulate-Compilations deuteten einen schwelgerisch-aufgeräumten Sound an. Und die vier Tracks der „The Owl Tree“-EP tendieren ebenfalls dahin. Sie tragen aber auch eine Menge Wehmut mit sich.

Auf eine gewisse und durchaus tolle Weise etwas oldschool in der hintergründigen Musikalität, gerade bei „Watching Birds“ oder „Coasting Islands“. Ein wenig kratziger könnten sie sein. „Manihiki Gallery“ macht da eigentlich vieles richtig – bis das schreckliche Saxofon kommt. Der Oberkitsch. Oder bin ich mit meiner Saxofon-Antipathie allein?

Cargo Edition Website
Esoulate Music Website
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Unknown „Mini Royal 01“ (Mini Royal)

House-Realness predigen? 2013? Dies kann nur Persiflage oder verklärte Realität sein – bei Mini Royal ist die Stoßrichtung klar.

Richtig underground ist diese erste Platte von Mini Royal. Weder Artistname, noch Cover, einfach schwarzes Vinyl in einer ebenso schwarzen Papierhülle. Label-Etikett? Schwarz. Dafür kursiert ein beschreibendes Manifest herum, das den Kontext dieses auf Hymnenniveau hochgeschraubten Oldschool-House-Tracks erklärt. Denn die doomen Afterhour-Stunden verbrachte das unbekannte Trio mit einem schnell hingelegten, unvermissverständlichen House-Killer zu dem ein Vocal eingesprochen wurde.

Wie diese alten House-Platten, auf denen sonore Stimmen von der Kraft dieser Musik und der Realness einer ganzen Kultur predigen, von den unverbrauchten Anfängen einer Bewegung. Hier aber nicht in amerikanischem Englisch, sondern mit derb deutschem Akzent.

Und genau hier wird der augenzwinkernde Bruch auch ohne das Pamphlet deutlich. Es ist kein Appell für einen großen Wandel. Der Status Quo mit seinen nostalgischen Plattitüden und der Gewinnmaximierung wird hingenommen. Wer die sarkastische Reminiszenz erkennt, wird auch mehr daraus ziehen können, als die Kopie eines Pseudo-Chicago-Klassikers.

Aber: es ist eine Ironie ohne Trash-Anspruch. Ein perfektes trojanisches Pferd auf dem Dancefloor also. Nur auf Vinyl, logisch.

Digital vorhören geht hier.

Alpha Cutauri funkt

Nach 457 folgt nun ein weiteres Sublabel von Alphacut Records. Und Alpha Cutauri startet nicht einfach so, sondern mit gleich drei EPs – vertrieben vom Berliner Hardwax. Label-Betreiber LXC erzählt mehr.

Was für ein Start, was für eine Serie, was für ein Sound. Bei Alphacut sind mir ja oft die Tracks am liebsten, die sich eher etwas zurücknehmen, sich ruhiger und mit mehr Crisp bewegen. Alpha Cutauri konzentriert genau diesen Sound, der ebenso wenig an Genres festgezurrt ist, wie beim Hauptlabel. Es ist auch hier ein tief sitzender Sound-Ansatz, der sich unterschiedlich entfaltet.

Allerdings viel langsamer, ruhender und auch reduzierter. Bei Alpha Cutauri bleibt der Dancefloor meilenweit entfernt. Nicht in der aufgeräumten, seligen Ambient-Weise, mehr als Driften durch dunkle, weitläufige Sphären, entlang an kleinen Dissonanzen und Fetzen aus Drum’n’Bass, Dubstep, Drone, House und Electronica. Und immer wieder flasht der Minimalismus in den Tracks der ersten drei EPs.

Sub war auch schon auf anderen Alphacut-Platten zu hören. Koto ist noch jung dabei. Und Felix K ist so etwas wie das Zugpferd dieses Label-Einstands. Speziell für Alpha Cutauri entstand auch ein neues Artwork, Klarsicht-Sleeves mit siebgedruckten Alphacut-Schneeblumen. Flirrend wie die Sounds. Eine tolle Nuance, die bereits länger geplant war, wie LXC im Kurzinterview erklärt.

Wie kam die Idee zu Alpha Cutauri?

Die Idee spukt zugegebenermaßen schon ein paar Jahre auf Festplatten und in Köpfen herum. Zum einen basiert sie auf einer Demo von eben jenem Koto aus Großbritannien, der die zweite Alpha-Cutauri-Scheibe bestreitet. Der Demo-Ordner besagt, dass er schon Mitte 2010 Arbeitsversionen der Titel geschickt hat. In dem Jahr ist viel passiert im Bereich Microfunk in Russland und auch in sonstiger 170-BPM-Deepness weltweit.

Ich hatte Bock, auch mal solche Sounds zu pushen. Gleichzeitig war aber auch klar, dass Alphacut mit seiner DIY-Vertriebsstrategie solche Platten nicht ansatzweise zufriedenstellend in der Weltgeschichte verteilen könnte. So lief das Konzept einige Monde nebenher, wechselte mehrmals den Namen und das Outfit, dann kam aber mehr und mehr Material zusammen, und weitere Releases formierten sich erstaunlicherweise ohne jegliche Anstrengungen.

Von der anderen beiden?

Ja, die Zusammenarbeit mit Sub ist sehr fruchtbar, da er präzise auf den Punkt produziert. Ohne Schnickschnack aber trotzdem mit Liebe fürs Detail. Er ist ein echter Vollblutmusiker, macht auch Auftragssachen. Seine Platte hat ein schönes Spektrum an Tempi – das ist mir auch wichtig bei der Serie. Bei Felix K war auch schnell klar, was auf seine Alpha Cutauri kommt.

Und warum drei EPs auf einmal?

Es bringt einfach Synergieeffekte für die Fans, die am andern Ende der Welt sitzen und nicht alle paar Monate nur wegen einer 12″ eine Bestellung machen wollen. Ich denke auch, dass so deutlich namhaftere Leute auch einmal Produzenten mit Newcomer-Status mitziehen können.

Ich mag dieses Namedropping-Business nicht, aber die Erfahrung zeigt leider deutlich, dass so etwas immer mitspielt. Kleine, unbekannte Namen werden schnell links liegen gelassen. Deshalb kommen hier gleich drei Sachen und man kann halt alle sammeln, muss aber nicht.

Hardwax erstmals als Vertrieb klingt nach mehr.

Hardwax als Vertrieb zu haben, ist natürlich spannend und ich bin gespannt, wie die ganze Sache anläuft. Es sind schon einige zukünftige EPs in Planung, auf die ich mich sehr freue. Der eher experimentelle, ambienthafte, künstlerische Ansatz passt auf jeden Fall gut in ihr Repertoire.

Felix K war so freundlich, beim Hardwax noch einmal nachzubohren. Und ich denke, dass es das Projekt in der aktuellen Form gar nicht gäbe ohne ihn. Das Hardwax hat zwar ausgewählte Alphacuts und 457s im Regal, aber so richtig ist erst durch Felix und sein ebenfalls bei Hardwax vertriebenes Label Hidden Hawaii der Knoten geplatzt. Vielen Dank noch mal.

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Unbedingt checken: den Mix zum Label-Start. Knapp 90 Minuten lang Slow-Action.

Alphacut Records Website
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Grüße von den Pentatones

Nach dem Album und dem opulenten Sinwald-Auftritt mit dem MDR-Sinfonieorchester arbeitet die Band derzeit an einem neuen Album. Zwischendurch gibt es Video-Live-Mitschnitte.

Gefördert wird das Album von der Initiative Musik. Zwei Live-Mitschnitte des Sinwald-Konzerts gibt es bei Youtube. Darunter auch „Back Home“, das auf dem Album mit drauf sein wird.

Pentatones Website
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Gewonnen hat…

… das Musikvideo zu Daniel Stefanis Track „Reactivity 5“. Wir gratulieren und schauen es uns noch einmal an.

Vor vier Jahren wurde Daniel Stefaniks „Reactivity“-Album auf Statik Entertainment veröffentlicht. Damals entstand auch ein schönes Video zu einem der Tracks. Und genau das wurde jetzt für den unicato-Award 2012 in der Kategorie „Bestes Musikvideo“ nominiert. unicato ist das studentische Filmmagazin im MDR, und die Nominierungen beziehen sich auf Beiträge, die erstmals 2012 in der Sendung ausgestrahlt wurden.

Bei der Geschwindigkeit könnten dann vielleicht 2016 auch die Videos von Here Is Why, Marbert Rocel oder Praezisa Rapid 3000 mit reinkommen. Eine Auswahl von Leipziger Musikvideos gibt es übrigens schon jetzt in unserem frohfroh-Vimeo-Kanal.

Jetz hat das Video zu „Reactivity 5“ tatsächlich den MDR-Unicato-Preis gewonnen. Mit einem ordentlichen Abstand zu den beiden anderen Nominierten. Gratulation. Da hat das Facebook-Mobilisierungspotential funktioniert. Hier noch einmal zum Nachschauen.

Gedreht hat das Video übrigens filmatom.

Petula „Don’t Forget Me, Petula! Don’t Forget Everything, Petula!“ (Dia)

Dia, das Analogsoul-Sublabel wird schon nach zwei Split-EPs erwachsen. Mit dem wunderbares Album von Petula. Und Indie-Hymnen in Miniatur. Ja, richtig gelesen: Indie.

Oder Loop-Folk, wie Petula selbst sagt. Schon auf der letzten Dia-EP waren zwei Stücke von ihm enthalten. Dass nun ein ganzes Album folgt, ist eine sehr angenehme Überraschung. Eine mit Gitarren, Indie-Leichtfüßigkeit und Loop-Überschlägen. Ich kenne das Solo-Projekt von Sebastian Cleemann, der auch bei den Bands Kate Mosh und SDNMT mitwirkte und das Label Sinnbus mitgründete als Experimentierwiese voller Skizzen, loser aber schöner Ideen, Veröffentlichungen auf CD-R und Floppy Disk.

Auf Indiepedia steht noch etwas von Aufnahmen, die „von Virtuosität weitgehend freie Studiosimulationen“ präsentieren. Es ist aber ein großer Sprung zum aktuellen, zweiten Album geschehen. Denn die Home-Recording-Niedlichkeit ist einem ausgewachsenen Pop-Entwurf gewichen. Ein Entwurf, der die großen Spannungsbögen ohne Mühe aufbaut und zugleich die brüchigen Wendungen und klanglichen Dissonanzen nicht scheut. Cleemann war aber nicht ganz allein. Oliver Stangl von Clickclickdecker verkroch sich mit in ein erzgebirgisches Bergidyll, um an dem Album zu arbeiten.

Geloopte Elektronik, Folk-Gitarren sowie flüsternder, samtiger und auch lausbübischer Gesang. Verdammt: es hat mich schon lange kein Gitarren-Album so bewegt wie „Don’t Forget Me, Petula! Don’t Forget Everything, Petula!“. Nun bin ich auch nicht mehr so davon angetan und habe sicherlich auch vieles überhört in den vergangenen Jahren. Wenn schon. Von Petula lasse ich mich gern belehren. Um das Vergessen geht es inhaltlich. Diese elf Stücke werde ich wohl erstmal nicht wieder vergessen.

Dia Website
Petula Website

Stefan Jurrack „Just Another Day EP“ (Tiefenherz)

Statt Spreewälder Gurken also Stefan Jurrack. Nie vorher gehört, aber wohl ein regional hero zwischen Potsdam und Cottbus. Wuttig & Reuter holen ihn als Producer auf ihr Label.

So richtig richtig warm bin ich mit den Tiefenherz-Platten noch nicht geworden. Drei Stück sind es mittlerweile. Allesamt gut temperiert für die funktionalen House-Ansprüche. Doch es kommt keine echte Faszination auf. Sie ärgern aber auch nicht.

Auch bei Stefan Jurrack nicht. Sein „Just Another Day“ könnte ebenso „Just Another Track“ heißen. Natürlich erwartet hier keiner die großen Überraschungen. Strings, Deepness, Vocal-Samples, alles da. „Super funky“, sagt Laurent Garnier. Es rauscht aber einfach so durch. Ohne Anker.

Ben Anders probiert es in seinem Remix mit mehr Kanten und einer deftig-rollenden Bassline, Marco Fender mit hakigem und effektvollem TechHouse. Beide bleiben „Just Another Remixes“.

Tiefenherz Facebook

Wright & Bastard „The Week EP“ (Digitalgewitter)

Im letzten Sommer tauchte Wright & Bastard erstmals auf – auch beim Jenaer Netlabel Digitalgewitter. Jetzt hat er sich einem fünf Jahre alten Soundtrack aus Finnland vorgenommen.

„The Week“ heißt der drei Minuten lange Film, der anhand einer Woche beschreibt, wie nahe beieinander Enthusiasmus und Frust liegen, beim Versuch die Welt zu verändern. Der Finne Jukka Koops alias Sumo Lounge animierte den Film. Er gehört zu dem Demo-Kollektiv Moppi Productios, wobei nicht recht klar ist, ob es dies überhaupt noch gibt.

Aus dem TripHop des Original-Soundtracks macht Wright & Bastard einen anfangs sachten und schön akzentuierten, später bohrenden Dubstep-Track. Die Stimmung bleibt ähnlich angespannt durch den übernommenen Text. Aber irgendwie wird die gute Idee von einem Stadion-Rock-Ansatz konterkariert, der den Remix entzaubert. Ziemlich schade.

„Between The Lines“ tröstet aber hinweg. Mit aufgeräumtem, dunkel-wohligem Drum’n’Bass, der auf angenehme Weise unspektakulär bleibt. Beide Stücke gibt es hier zum Download.

Digitalgewitter Website

Various Artists „Frost Vol. 1“ (Basic Unit Productions)

Es kommt nicht oft vor, dass aus einer Party-Reihe eine Compilation erwächst, die sich einem bestimmten Sound widmen möchte. Frost macht genau dies.

Im Absturz gastierte die Frost-Crew um Santini, Booga und Daniel Myer mehrmals in den vergangenen zwei Jahren. Und immer stand Techno auf dem Plan. „The Techno Evolution“, so das Credo der Partys. „Frost Vol. 1“ möchte den damit verbundenen Sound nun weiter manifestieren. Die Digital-Compilation vereint neun Stücke, wobei Tausendsassa Daniel Myer mit gleich zwei Projekten dabei ist.

Wenig verwunderlich, er zählt zu den wahrscheinlich produktivsten Musikern Leipzigs, mit gefühlten hundert Pseudonymen und ebenso als Teil der Band Haujobb. Als Hexer war er auch auf Alphacut des Öfteren zu hören. Bei „Frost Vol 1“ kommt neben seinem bekannten Architekt-Alias auch ein sein neues Projekt Liebknecht erstmals mit einem Track hervor. Mit DSX ist auch der zweite Haujobb-Part mit dabei. Und schließlich Santini als Blac Kolor und Booga als Square7.

Und was ist der Frost-Techno? Enorm aufgeladen, maximalistisch und mit ordentlich düsteren Rave-Ansagen. Also weniger die dystopische Reduktion, eher ein pathetischer Industrial-, Electro- und IDM-Einschlag. Sehr treibend, aber auch sehr breitwandig. Gerade bei Blac Kolor und Liebknecht wird es mir schnell zu viel davon. DSX und Square7 kriegen mich aber. Mit der analogen Schroffheit von „Burn Your Radio“ und der widersprüchlichen Deepness von „Audiogast“.

Daniel Myer erklärt, wie es zu der Compilation kam.

„Die Idee zur Compilation kam, weil uns noch eine eigene Identität fehlte, ein Sound. Frost soll ja düster und kalt, aber auch tanzbar und vielleicht sogar ravig sein. Dass auch in einen Sound umzusetzen, war und ist das Ziel. Und da jeder der beteiligten – Booga, Santini und auch ich – ja Musik produzieren, lag es auf der Hand, auch Stücke für Frost zu produzieren.“

Was ist für dich die Essenz des Frost-Sounds?

„Wenn wir die Party machen, ist die Essenz ganz klar Techno! Nun ist dieses Genre allerdings sehr umfangreich und wir versuchen, uns unsere kleine Sparte da aufzubauen. Wenn wir auflegen, kann auch mal Garage laufen, oder House. Aber es ist immer ne Spur sperriger und kälter, als auf anderen Floors. Und so sind auch unsere Tracks aufgebaut.“

„Vol. 1“ verrät, dass da noch mehr zu erwarten ist?

„Das hoffe ich. Wir werden sehen, wie die Compilation jetzt läuft. Aber unsere Jungs sitzen schon an weiteren Tracks und ich denke, wir werden erstmal ein paar EPs oder auch nur vereinzelte Tracks releasen. Das Jahr hat gerade angefangen und wir wollen es zu unserem machen.“

Halb und halb

Alphacut Records startet ins neue Jahr – seinem mittlerweile zehnten: mit dem zweiten Teil der „Half & Half“-Reihe und einer neuen 7″ des 457-Sublabels.

Oh ja, die erste „Half & Half“-EP ist mir sehr gut in Erinnerung geblieben. Vier sich in der deepen Langsamkeit wogende Stücke. Im Frühjahr vor drei Jahren drosselte diese EP für vier Augenblicke lang das Energielevel des zweiten Alphacut-Frühlings – eine Verschnaufpause in der richtigen Tonalität.

Deeperen und experimentelleren Stücken, die es sonst nicht einzeln auf eine Platte geschafft hätten, widmet sich die „Half & Half“-Reihe, so LXC. Bei der Nummer 2 dominiert die experimentelle Seite. Besonders weit geht das russische Duo Abstract Elements. Fein und messerscharf sezieren sie ihr „Paranoise“, scheinbar auf der Suche nach dem kleinstmöglichsten Funken an Funk-Leichtigkeit. Denn bei aller Dekonstruktion ist genau die noch herauszuhören.

Auch die Esten Paranoid Society sind im Forschungsmodus. Eigentlich sogar noch reduzierter. „Microcosm“ ist ein passender Titel für diese Mikroskopsounds. Auf der A-Seite etwas mehr Drive. 9 Tails Fox besinnen sich auf wenige Mittel – rhythmisch wie klanglich. Die Deepness kommt mit Fada dann doch noch auf die zweite „Half & Half“-EP. Mit schnarrender Bassline und weitläufigen Synth-Chords. Wie ein Soundtrack für Fernweh. Oder Heimweh.

Beim 7″-Ableger 457 schauen sich Lowcut und Sub im Dub um. Beide waren in jüngerer Vergangenheit auch auf Alphacut zu hören. Hier nun im kompakten 3-Minuten-Format. Spannend bei Lowcut, wie er über das klassische Dub-Arrangement quasi eine zweite Folie drüberlegt. Auf Knopfdruck verändert sie alles, dann plötzlich läuft das Original unbeirrt weiter.

Sub ist da gediegener. Mehr ausgewogener Wohlklang, mehr instrumentaler Pop-Appeal. Mit tollen hintergründig flirrenden Sounds aber.

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QY „Clave / Brazz / Yelli“ (Ortloff)

Ortloff bleibt eines der unberechenbarsten Labels Leipzigs. Nach dem dunkel-schillernden Pop von Deko Deko mit opulenten Visuals geht es nun wieder in den House-Keller.

QY? Keine Ahnung, wer das ist. Soll auch keine Rolle spielen, wenn es nach Ortloff geht. Stattdessen die bewährte Verschwiegenheit und gute alte Techno-Abkehr von Künstlereitelkeiten und Namedropping. Für Ortloff erweitert die Platte den Label-Sound um eine neue Note, gleitet sie doch auf bescheidene Art an den dubbigen Rändern von House. Zumindest „Clave“ und „Yelli“, ersteres Stück deeper, letzteres mit A-Seiten-Straightness.

Dazwischen funkt „Brazz“ mit federleichten Beats und himmelhohen Synth-Chords, überzogen von einer House-Patina, die noch gar nicht so lange zurück liegt. Unglaublich ausgewogen klingen aber alle drei. Einen innerlichen Frieden zelebrierend.

Fast wirkt diese EP so, als ob sie in ihrer Perfektion dem bisherigen Ortloff-Katalog eine Ruhepause eingestehen möchte. Ohne musikalisch Neues erzählen zu wollen einfach den Moment genießen. Wer weiß, was das kommende Ortloff-Jahr noch für Ausreißer bereit hält.

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