KW 51 – Samstag

Heute gibt es noch einen musikalisch-diversen Samstag.

frohfroh-Tagestipp //

Remember Nothing // Elipamanoke // 23:59 – 09:00 Uhr
w/ Bae Blade, DJ Stimula, Junction, Ilovedaddyz, InterStella, Senta Julien

Für Samstag geht es ins Elipamanoke mit Headliner Bae Blade aus Berlin und poppigem Hardgroove. Support kommt von Leipziger Locals. Zwischen leicht trancigen Vibes bis zu aufkeimendem Hardgroove gibt es hier musikalisch viel zu erleben. Insbesondere Ilovedaddyz und Interstellar laden mit groovigen, aber dennoch fluiden Styles von Bounce bis Industrial zum Entdecken ein.


Außerdem heute //

No Future III / Institut fuer Zukunft, 23:59 – 11:00 Uhr – Dritte No Future-Ausgabe mit vielen Local Heroes und hohem Besuch aus Berlin – etwa Fadi Mohem. Genauso vermischen sich Techno und House in all ihren Feinheiten. Außerdem dabei: Big Honey, Brikett Royal, Carlotta Jacobi b2b Illousion, Farkas b2b Subʞutan, Mauro Caracho, Mix Mup b2b Kassem Mosse, Natalie Robinson, Neele, Sevensol, Vanaenae, Victor b2b Fadi Mohem 

Bar & Music w/ Blink Blink / DUQO, 20:00 – 04:00 Uhr – Leipzig-DJ Nici Palm feiert ihren Birthday mit Freund:innen und einer guten Mischung aus Techno und Wave. Mit dabei Chriszl Seance, Gabriele Storm, Jetset, Pokka

Oasis by Kernkraftoase / Neue Welle, 23:00 – 07:00 Uhr – Housy, deep und hypnotisch geht es in dieser besonderen Sound-Oase zu. Mit Milan Geuser Friedrich Gener, Knete b2b Rodék, Strumm., Titanophoneus, @A

Wintergarten / Westhafen, 20:00 – 08:00 Uhr – Letzter Rave mit mehreren Local-Kollektiven sowie technoiden und melodischen Sounds. Mit Brbt b2b DJ Bjoerg, Elad Magdasi b2b Mathias Weber, Edoppelk b2b Semtax, Lotte Laut, Flundah, Meruem, Milla Lou b2b JustUs, Nienein, Nøvae b2b Rn86, Pascal Rudert, Stefan Muchte, Sternbuu b2b Aaron Kubel, Sven Duke, Uneins., Vage, Voivittu

Backstone Funk / Neues Schauspiel, 21:00 – 04:00 Uhr – Backstein presents: Leipzigs bester Bäcker mixt mal wieder eine feine Funk-Soul-House-Party. Dieses Mal mit Oonops, John Reed, Kosmoz, Cal Pas

New In – Nov 2024

Im letzten November sind wieder einige sehr gute und vielseitige Releases herausgekommen – zwischen Peak-Time-Techno und Electro-Pop-Neuentdeckungen. Hier in unserer New-In-Rückblick.

D.C. Callas – „I Call(ed) Home“ (R.A.N.D. Muzik x Echocentric)

Bereits zum vierten Mal verbündet sich das Leipziger Label R.A.N.D. mit den finnischen Kolleg:innen von Echocentric. Das vorliegende Album des belgischen Produzenten D.C. Callas feiert den Sound, den beide Labels mehr oder weniger konsequent durchziehen. Progressive House meets Trance meets Goa. Klingt nach 1990ern? Damn right baby! Die vorliegenden Tunes entstanden in zwei Jahren und verarbeiten persönliche Verluste des Musikers. Dass das Ergebnis nicht trauriger Ambient sein muss, sondern durchaus tanzbar sein kann, beweist diese 10 Track starke Sammlung pumpender 4-to-the-floor-Stomper. Die Musik ist dabei maximal treibend, immer perkussiv und psychedelisch angehaucht. 

Bei „A Precious Loss“ kommen beim Off-Beat-Bass und den Flächen im Gate-Modus Early-90s-Trance-Feelings auf.  Eye Q lassen grüßen. „Gallery´s Endless Dream“ zwitschert schön im Acid-Modus, bis die Flächen einem die Träume versüßen. Darunter eine New-Order-Gedenk-Gitarre auf der Bass-Seite und ein paar scary Vocals. Ein perkussiver Synth ergänzt melodiös.  „Movimentos“ überrascht mit einem ultra trancy Breaks, der es mir natürlich total angetan hat. Manchmal darf es auch ein bisschen cheesy sein. Mitunter hat man das Gefühl, dass der Produzent eher seinen Gefühlen gefolgt ist als die Tracks nach sturem (funktionalem) Muster zu kreieren. Tracks entwickeln sich oft in überraschende Richtungen oder enden leicht verfrüht. Allerdings muss – bei allen Verweisen auf den Sound der 1990s – betont werden, dass die Stücke nie in zu große Trance-Gesten abdriften. Richtig schöne und laaaange VÖ. Auf Doppel-Vinyl und natürlich digital erhältlich.

Nils‘ Hit: „Movimentos“ – Why: Ich habe eine geheime Liebe für cheesy Trance-Breaks.


Elva Skyn – „Transparent Romance“ (Self-released)

Am 3. November ist unter dem Namen „Transparent Romance“ die Debüt-EP des Leipziger Projekts Elva Skyn erschienen. Auf den drei Tracks der EP entfaltet sich eine spannende Spielart von düsterem und kalten Electro-Pop. Dabei sticht ein Sound-Design hervor, das beileibe nicht durch Sparsamkeit charakterisiert ist, aber trotzdem mit Elementen der Konzentration aufs Wesentliche und Auslassung glänzt. Über diese Klangkulisse lässt man uns Hörer:innen in bedrückend intimer Direktheit an schmerzhaften inneren Monologen einer verletzlichen und selbstkritischen Stimme teilhaben. So entstehen sehr seltsame, bisweilen befremdliche Electro-Pop-Songs, die in ihrer kontemporären Düsternis eine diffuse, nach innen gerichtete Drohgebärde aufbauen.

Davids Hit: „Can´t U Feel It“ – Why: Weil es die Stärken des Projekts Elva Skyn ziemlich auf den Punkt zu bringen scheint.


Sun People – „After The End EP“ (Defrostatica)

Eine neue Sun-People-EP auf Defrostatica? Das ist eigentlich immer eine sichere Nummer für gute Musik. Denn der Grazer Produzent, der btw. auch stärker im A&R des Leipziger Labels involviert ist, ist seit mehreren Jahren ein Garant für nahtlose Verwebungen von Techno, Jungle und Footwork. Genau richtig im Minimalismus, aber eben auch genau richtig in der breakigen Dynamik. Seine neue EP macht da keine Ausnahme. Vier treibend-elegante Tracks, die mit filigranen Sounds, dezent eingestreuten Vocal-Samples und einiges Deep-House-Chords der frühen Nuller-Jahre gleichermaßen Moderne und Nostalgie in Einklang bringt. Und das aber in 160 beats per minute. Das ist einfach sehr erwachsene Dance-Music mit einem feinen Gespür für Ekstase und Detailverliebtheit. Mega EP!

Jens‘ Hit: „After The End“ Why: Weil hier eben dieser feine Übergang von House und Breaks so extrem gut funktioniert.


Alexey Dunchyk – „The Knot EP (Recorded Things)

Wow, was geht hier? Sau-treibend steigt diese Techno-EP ein und es hebt einem gleich die Schädeldecke. „Marshmallows“ geht direkt nach vorn, die Kick drückt, die knarzigen und saugenden Sounds setzen sich sofort fest – und die metallische Hi-Hat setzt Akzente. „Surge Oscillation“ kommt nicht weniger fett mit seinem delayigen Geräuschteppich. Das ist Prime-Time-Rave. Ansonsten bietet die 5-Track-EP einfach sehr gut produzierte Techno-Tracks, die immer mit dem gewissen Etwas ausgestattet daher kommen. Funktional, fett und düster. Für Fans von Jeff Mills oder Umek.

Nils‘ Hit: „Marshmallows“ Why: Der Track hat eine so dermaßen soghafte Wirkung, man kann sich nicht erwehren.


Pony Pracht – „Google Poem“ (Self-released)

Nachdem sie im Jahr 2023 das phänomenale Solo-Debüt „Lomb“ veröffentlich hat, meldet sich Pony Pracht nun endlich wieder zurück mit einem bemerkenswerten Release – und einer spannenden Osteuropa-Tour. Auf anderthalb Tracks verdichtet, erkundet Pony Pracht die Wirksamkeit ihrer Stimme. Dem titelgebenden Track vorangestellt ist eine arithmetisch formalisierte Komposition eines Voice-Samples. Das Stück verlässt den Bereich den weiteren Bereich der Popmusik und erkundet die Möglichkeiten einer einzelnen Artikulation in einer Fortführung einer kompositorischen Tradition, die eher auf Wiederholung und Abweichung setzt, wie man sie etwa aus der Neuen Musik kennt.

„Google Poem“ wirkt daneben eher wie das popmusikalische Feature. Im Vordergrund steht eine metaphorisch verdichtete lyrische Kontemplation über Außenseitertum und Verlust zugrunde. Glasklar und zart gesungen schwebt der Gesang über einer zurückhaltenden, erneut durch digital stark bearbeitete Voice-Samples geprägte Begleitung. Über den Titel „Google Poem“ mischt sich ein kleiner, subversiver Zweifel in die Rezeption, wird doch die Frage nach textlicher Urheberschaft eröffnet, ohne abgeschlossen zu werden. Auflösen lässt sie sich nicht, aber Sinn würde es schon ergeben: Wenn unter dem Moniker Pony Pracht, wie in der Spotify Bio angegeben wird, „human voice […] digital manipulation“ trifft, dann ließe sich auch die eventuelle Rezitation eines AI-generierten Gedichts als performative Subversion lesen, ohne dass man auf zu viel Winkel-Advokatentum zurückgreifen müsste. Doch auch ohne diese Unterstellung bleibt „Google Poem“ ein intensiver, atmosphärischer Song. Pony Pracht braucht erneut nur wenig Raum, um ihre musikalischen und Ambitionen zu zeigen, wobei die Reduktion aufs Musikalische fast ein wenig kurz greift. „Google Poem“ ist ein tolles Stück von sensiblen und subversiven Electro Pop – die konzeptuelle Stärke des Releases scheint aber eigentlich noch ein bisschen heller und weckt großes Interesse.

Davids Hit: Es sind ja nur zwei Stücke, da ist genug Platz für beide.


Various Artists „Connwax 10“ (Connwax)

Connwax hatte im November ein kleines Jubiläum zu feiern – den zehnten Release. Nach den letzten drei Artist-EPs war es nun offenbar wieder Zeit für eine kleine Werkschau aka Compilation. Mit Carlotta Jacobi und Oliver Rosemann sind zwei starke Konstanten der Leipziger Techno-Szene mit jeweils einem neuen Tracks dabei. Während Carlotta Jacobi einen kleinen Detroit-Ausflug mit einer gewissen Deepnee unternimmt, verdichtet Oliver Rosemann die Sounds und Beats zu einem maximal treibenden Strom. Auf der Rückseite gibt es dann den südafrikanische Newcomer Justyn Nell mit seinem groovy-schwingenden Techno-Track „Tiles“ zu hören. Und mit Red Rooms ist auch ein in Berlin lebender Producer mit auf der „Connwax 10“ – seine „Undercover Expeditions“ rasen ebenfalls in hohem Tempo, während sich darum herum mehrere ein Synth in forschend-düsterer Atmosphäre den Dancefloor austastet. Eine sehr schlüssige und gute Compilation.

Jens‘ Hit: „Stories Untold“ Why: Weil Detroit einfach immer geht!


A² – „RM12030 (R.A.N.D. Muzik)

More Music from Planet R.A.N.D.! Und diese Veröffentlichung ist wieder mal eine besondere. Bereits 2019 und 2022 erschienen sehr gute EPs des Produzenten-Duos A² bzw. dessen Mitgliedern aus UK auf dem R.A.N.D.-Label. Ich kannte die Musik von Andy Panayi und Alec Stone bis zum damaligen Zeitpunkt noch nicht und war umso erstaunter von der Zeitlosigkeit und Qualität der Musik. Eine kleine Recherche zum Act ergibt, dass Andy Panayi leider bereits 2020 verstorben ist. Gräbt man ein bisschen tiefer, erfährt man, dass A² Ende der Neunziger und Anfang der Nuller Jahre ihren Peak als Produzenten hatten und ein eigenes Label namens „An Alien Records“ betrieben haben. Viele der alten EPs sind stark gesuchte Schätze im Discogs-Universum.

Es scheint sich bei der vorliegenden EP um unveröffentlichtes Material zu handeln. „Street Renegade“ klingt super groovy und organisch. Ein verspielter Breakbeat und eine solide Bassline als Grundlage und darüber ein Arpeggio mit gefühlvollen Flächen. Geht gut rein. Bei den „Uptown Park Breaks“ ist der Name Programm. Alle Sounds klingen nach Qualität und es braucht nicht viel, damit der Track innere Sehnsüchte und zugleich die Tanzmuskeln triggert.

Das Konzept wird auf „Electro Boogie“ weitergesponnen. Auch hier sind es wieder die gezielt gesetzten Synth-Sounds und die Grooves, die den Track sofort bei einem selbst landen lassen. Die Voice-Samples tun ihr Übriges. Bei „Reckless“ gibt es dann zur Abwechslung mal einen 4/4-Beat. Der Break glänzt mit Vocoder-Sounds und Fläche, bevor es dann ab und nach vorne geht.
Wieder einmal sehr zeitloses Material, dem R.A.N.D. hier eine Bühne gibt.

Nils‘ Hit: „Electro Boogie“ – Why: Müsste ich eines der vier sehr guten Stücke wählen, wäre es dieser.


Rustre „Holding Hands With Runaways“ (Self-released)

Im November hat auch das selbsterklärte Leipziger „One-Person-DIY-Project„ Rustre eine neue EP veröffentlicht. „Holding Hands With Runaways“ ist ein Kabinettstück von sechs Songs, das in der begleitenden Kommunikation in den Kontext einer bislang ungewohnt deutlichen inhaltlichen Programmatik gestellt wird: Lyrisch beschäftigt sich die EP mit dem diffizilen Verhältnis von Anziehung und Abstoßung in sozialen Beziehungen.

Dieser thematische Fokuspunkt öffnet ein ganz neues Spielfeld für Rustre. Kannte man den Musiker bislang vor allem für atmosphärische und flächige Tracks, die nicht selten ins Meditative verwiesen haben, zeigt sich hier doch eine andere, in der über Jahre und nunmehr sechs Releases hinweg geschliffenen Klangästhetik durchaus überraschende Facette. Die sechs Tracks auf der EP wirken klanglich deutlich stärker voneinander abgegrenzt als bisher. Sie können (und dürfen vielleicht auch?) etwas mehr für sich selbst stehe – und sie müssen sich weniger in den Dienst einer Gesamtästhetik stellen, die auf früheren Releases schon mal über das komplette Werk herrschen durfte. Es wirkt fast wie ein Zulassen von herkömmlicherem Songwriting. Der Bewegungsraum von Rustre wird hier nochmal neu ausformuliert, ohne die bisher gepflegte klangliche Identität zu verleugnen.

„Holding Hands With Runaways“ kommt unmittelbarer aus sich heraus als der meditativere und atmosphärische 2021er Release „Quo“. Dass das Songwriting von Rustre hier Raum erhält, sich lyrisch auszudrücken und dazu noch die Freiheit bekommt, die Songstrukturen auch mal vergleichsweise gewöhnlich zu halten, lässt diese EP wie der perfekte Komplementär der sehr flächigen und meditativen, ebenfalls fantastischen „Quo“ wirken.

Davids Hit: „Lichen“ – Why? Weil ich diese Art von treibender Dreampop / Shoegaze / Postrock-Hymnen wirklich sehr gerne mag.


Bigalke „Schattenbraut“ (Don’t Be Afraid Of Yourself)

Bigalke, langjähriger Distillery-Resident, hat in diesem Sommer sein eigenes Label gegründet – Don’t Be Afraid Of Yourself. Und darauf präsentierte er Ende November die zweite One-Track-EP namens „Schattenbraut“. Bigalke bespielt schon lange die Schnittlinie zwischen Techno, Industrial und Experimental. Mit seinem Label scheint er dies noch konsequenter zu fokussieren. Mit düsteren deutschen Spoken Words, kühlen Sounds, harsch-breakigen Hard-Tek-Bassdrums und einem Spiel zwischen Fetisch und Dystopie. Musikalisch hat das durchaus seine Anziehung, durch die Vocals bekommt der Track jedoch einen Pathos, mit dem ich wenig anfangen kann. Aber ich bin mir sicher: Zwischen den vielen Techno-Edits kann „Schattenbraut“ durchaus hervorstechen und die Düster-Raver:innen gut abholen.

Jens‘ Hit: „Schattenbraut“ Why: Naja, ist ja nur ein Track. Was ich aber tatsächlich feiere, ist dieser breakige Vibe.

Hey Hey – Im Talk mit Detektor.fm

Nicht nur frohfroh konnte dieses Jahr sein 15-jähriges Jubiläum feiern – auch der Leipziger Podcast-Sender Detektor.fm. Aus diesem Anlass gibt es auch ein Hey-Hey-Gespräch mit dem Musikredakteur.

Ein paar Wochen, nachdem frohfroh erstmals online ging, folgte mit Detektor.fm ein weiteres Leipziger Medium. Von Anfang an mit hohem journalistischen Anspruch und einem alternativeren Musikprofil. In den letzten 15 Jahren hat sich Detektor.fm immer mehr zum Podcast-Radio entwickelt – darunter sind auch tolle Musik-Podcasts wie „Tracks & Traces“.

Im neuen Hey Hey-Podcast spricht unser Host Sebastion mit Gregor Schenk, dem leitenden Musikredakteur des Senders. Er ist seit dem ersten Tag von Detektor.fm mit dabei und kennt dementsprechend den Sender bestens. Im Gespräch geht es um die ersten Tage von Detektor.fm sowie die Entwickelung der Radio- und Medienlandschaft und die Relevanz von Podcasts und mehr.

Vielen Dank für diesen tollen Sender und alles Gute zum Birthday, Detektor.fm!

Viel Spaß beim Hören:

KW 50 – Sonntag

Noch wach? Oder schon wieder? Dann gibt es für den dritten Adventssonntag noch zwei Tipps.

frohfroh-Tagestipp //

DoSo II // Kulturlounge // 12:00 – 22:00 Uhr
w/ Jacosy, Luka Basso, Mo:az, Nümphe, Omum

Die Kulturlounge lädt ein zum zweiten Downtempo-Sonntag aka DoSo. Das heißt, es wird kuschelig mit deep-langsamen Tracks zwischen House, Disco, Edits und Pop. Also reinkommen, Schuhe ausziehen, Glühwein und Cookies holen und sich in den Sounds fallen lassen. Omum ist dabei auch mit einem Live-Set zu erleben.


Außerdem heute //

2PM Club / xxx, 14:00 – 24:00 Uhr – Auch der 2PM Club ist wieder geöffnet. Dieses Mal mit durchaus größeren Acts aus Berlin, Nick Beringer & CVO, einem Live-Set von Funkrausch sowie Local-Support von Janthe und Vanaenae

KW 50 – Freitag

Schöne sieben Tipps haben wir für diesen KW-50-Freitag.

frohfroh-Tagestipp //

Bar Extended x Metro // Neue Welle // 20:00 – 04:00 Uhr
w/ Mp.ulle b2b Ravinder, DJ G1na R. b2b Marengo, DJ Softice b2b Midnxight

Von der Bar in den Club. Diesen Freitag mit Metro. Das recht junge Kollektiv fällt auf durch seine gut kuratierten Events in Leipzig und die eigene Podcast-Reihe. Soundtechnisch geht es von House über Progressive direkt rein in Trance. Zu dieser Bar-Sause gesellt sich auch ein Tattoo-Floor, auf dem man sich von Krawallperle, Azura.Tatts, Dev1tron und Lochstecherin zuhacken lassen darf.


Außerdem heute //

Seelen. x Lärm / Elipamanoke, 23:59 – 10:00 Uhr – Ein Seelen-Ausflug mit Lärm. Das bedeutet: hypnotischer bis harter Techno. Mit dabei sind Bela Bertram, Janein, Hock, Ninette, Shaleen, Stigmatique

Wrecking Ball / Institut fuer Zukunft, 23:00 – 07:00 Uhr – Pünktlich zum 13.12. gibt‘s den antifaschistischen Wrecking Ball zum Thema Polizeikritik. Mit vielen Leipzig Locals, Karaoke und einer Performance von den traurigsten Cheerleadern der Welt. An den Decks sind BolognaExzess, Crille & Tamalt, DJ Ferrari, C:KO, Aurora Polaris, Fino400, Melle & CRL, Lotti & Finn, Dispoteque, DJ Pfandmarke, Nicemachine, LaFlamaBlanca

Bar & Music x Gatxs / DUQO, 20:00 – 04:00 Uhr – Der Special-Tipp für einen entspannten Sound-Abend mit Salsa, Latin Funk, argentinischem Folk und ganz ganz süßen Vibes. Mit dabei Azulado, Ecuajey, Nxoxnnp

My Grooves – Listening Session / Le Cygne, 18:00 – 24:00 Uhr – Die My Grooves-Crew lädt dieses Mal zum intensive Hören ein. Mit dabei Birne, Letkidbe, Porpoise

Trance Party / Garage Ost, 20:00 – 02:00 Uhr – Name ist Programm. Trancy Vibes mit Garage-Flair von Nyn plus DJs

Moovin Groovin / Kulturlounge, 23:00 – 08:00 Uhr – Proper House Tunes und Good Vibes Only – genau das Richtige bei diesem tristen Wetter. Die Sounds kommen von Lulu & Nell, Submod, Pajari

KW 50 – Samstag

Heute gibt es zwei Flohmärkte mit Rave-Rahmenprogramm. Dazu noch einiges an Techno – und ein größerer Act aus UK.

frohfroh-Tagestipp //

DUQO Winter Flohmarkt + Selectors Club // DUQO // 23:59 – 09:00 Uhr
w/ LNS, Oliv, Roko

Langer Tag und Abend im DUQO. Ab 12 geht der Winter-Flohmarkt los und beglückt mit neuen Geschenken, weihnachtlichem Präsentfutter für die ganze Familie sowie schönen Sachen für sich selbst. Begleitet wird das mit jeder Menge Glühwein, Feuer und Musik. Ab Mitternacht geht‘s dann weiter mit dem Selectors Club. Frisch in Leipzig, fokussiert sich die Veranstaltung auf Vinyl-Sets mit dem gewissen Etwas. Tresor-Resident LNS trifft auf DUQOs own Oliv und Roko – die Host vom Selectors Club. Musikalisch geht es von housy bis breaky, inklusive vielen Überraschungen.


Außerdem heute //

No Future II / Institut fuer Zukunft, 23:59 – 06:00 Uhr – Die zweite No Future-Ausgabe bietet nochmals mit viel Techno und Trance von 1000kJulez, Bephål, Cargo b2b DiscoDaisy, Cyaabottom, Genelle, Ilovedaddys, Laviena b2b SubkoØne, Lax303, Lokier, Ostbam

Aggregat Vibes / Neue Welle, 23:00 – 07:00 Uhr – Aggregat bringt jede Menge Bass und Breaks von Sedaction, Rosanna Randale, FlixFuchs, DJ M€r$eBurg b2b B72 in die Welle

Let It Cum by Cum Kollektiv / Absturz, 23:00 – 06:00 Uhr – Sehr gerader, sehr treibender Techno ohne überzogene Härte mit Foscor b2b Akuntsu, BanalAnal69, Miss Lulu, Shreds b2b Folixxs, Dzbl

Technoflohmarkt No. 4 / Elipamanoke, 16:00 – 10:00 Uhr – Auch im Eli gibt es Flohmarkt, mit viel Fun und Techno mit Polly Holiday, Shaker, Firlefanz und Schabernack, Wynz, Æol b2b Schmackofatz, KnightHeart, Tobe, Nyn Lou, Daniel Krau, Moto Moto, Hitstar Geschwofe und Fahrstuhl mit Leider9

Westhafen Klub Closing / Westhafen, 22:00 – 09:00 Uhr – Techno-Legend Ben Sims kommt zum finalen Westhafen-Event für dieses Jahr. Außerdem dabei: Nastia Reigel, HoudaFk, Stephan von Wolffersdorf, Sailent Seihman

Das Ende der Zukunft

Die letzten Veranstaltungen im Institut fuer Zukunft stehen kurz bevor. Es ist der endgültige Abschied eines Clubs, der Leipzig geprägt hat. Bedeutet die Schließung „das Ende der Zukunft“?

Vorab-Info: Dieser Artikel erschien zuerst in unserem neuen Print-Magazin zum 15-jährigen frohfroh-Jubiläum. Wenn ihr euch noch eines der limitierten Exemplare sichern wollt, geht am besten zu Bandcamp.

In weniger als drei Wochen wird das Institut fuer Zukunft (IfZ), einer der bekanntesten Leipziger Clubs, in seinem zehnten Jubiläumsjahr endgültig schließen. Die Herausforderungen der letzten Jahre waren für den Club multipel: Covid-Pandemie, politische Verwerfungen, Kostensteigerungen und eine neue Generation, die Techno lieber als Sekunden-Snippet auf TikTok anschaut. Gestartet als DIY-Projekt mit Punk-Charakter via Crowdfunding-Kampagne wurde das IfZ schnell zu einem der angesagtesten Techno-Clubs Deutschlands und erlangte internationales Renommee. Vom legendären Boiler Room-Set über die Verehrung als „Berghain Leipzigs“ bis hin zur stabilen linken Selbstverwaltung: Das IfZ hatte vieles, wovon andere Clubs träumen. Und trotzdem findet diese Geschichte kein gutes Ende. Ist das Aus des IfZs auch ein Hinweis auf das Scheitern kollektiver Selbstverwaltungsbemühungen linker Millennials? Oder lag es am Ende an den scheinbar unüberwindbaren politischen Verwerfungen, die spätestens seit dem Angriff der Hamas auf Israel und dem Beginn des Gaza-Kriegs in der Clubszene zu einer bedingungslosen Freund-Feind-Mentalität geführt haben? Auch wenn es noch zu früh ist, um finale Antworten auf diese Fragen zu geben und die Geschichte des IfZ in einer angemessenen Vielstimmigkeit zu reflektieren, soll der Anfang für eine Chronik dieses einzigartigen Projekts besser zu früh als zu spät gemacht werden.

Es ist 2012 in Leipzig. Eine Gruppe junger Veranstalter:innen fährt durch ihre Stadt und sucht eine Location. Leerstehende Gebäude werden inspiziert, Besitzer:innen von Immobilien bei der Stadtverwaltung recherchiert. Sie wollen ihren eigenen Club eröffnen, einen Raum schaffen, den sie nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten können. Aus einem Freundeskreis heraus hatte sich einige Jahre zuvor eine Gruppe entwickelt, die auf Wiesen und in Kellern illegale Partys veranstaltete. Damals wurde noch vor allem House gespielt, denn Techno gab es in Leipzig zu dieser Zeit kaum. Der besagte Freundeskreis machte seit 2008 hauptsächlich für sich selbst und einen erweiterten Zirkel Events. Als Kollektiv verstand man sich nicht, wenn überhaupt als Crew. Es gab keine Werbung, die Soundqualität war mäßig, die Deko nicht wichtig. Es ging einfach darum, gemeinsam eine gute Zeit zu haben. Die Einnahmen der Veranstaltungen wurden an politische Projekte gespendet oder in das nächste Event gesteckt. So weit, so unspektakulär. Viele Millennials, die Partys veranstaltet haben, teilen diese Phase ihrer Biografie. Dass daraus später eines der wichtigsten linken Clubprojekte Deutschlands entstehen würde, war weder so geplant noch vorherzusehen. 

Aber eins nach dem anderen, zurück zur Locationsuche: In Leipzig gab es zu dieser Zeit noch genug Leerstand, die Besitzverhältnisse waren oft kompliziert. Gebäude wurden in den 1990er Jahren von Westdeutschen für wenig Geld direkt von der Treuhand als Spekulationsobjekte gekauft und fristeten so zum Teil ein nutzloses Dasein. Eingebunden in menschenfreundliche Stadtentwicklungsideen waren solche Immobilien oft nicht. So auch der sogenannte „Kohlrabizirkus“, eine in den 1920er Jahren gebaute riesige Markthalle mit zwei massiven Kuppeln aus Stahlbeton. Ein eigentümlicher Bau für die Ewigkeit, der mittlerweile zum Industriedenkmal ernannt wurde. 

Wie wichtig die inspirierende Kraft eines Ortes für die Gründung von Clubs ist, hat die Geschichte der Clubkultur vielfach gezeigt. Sei es das Dorian Gray in einem ehemaligen Parkhaus des Frankfurter Flughafens oder der Tresor, gelegen am Mauerstreifen zwischen Ost- und Westberlin in einem jahrzehntelang verlassenen Tresorraum eines im zweiten Weltkrieg zerstörten Kaufhauses. Die Wiederbelebung von Räumen, die viele Jahre leer stehen und dadurch für die Stadt und ihre Menschen keinerlei Rolle mehr spielen, um dann als Gefäße für Musik, Gemeinschaft und Ekstase wieder aufzuerstehen, ist eine wiederkehrende Geschichte in modernen Städten, die ausschließlich von jungen Menschen geschrieben wird, die auf der Suche nach etwas sind. So auch im Fall des Instituts fuer Zukunft. Der Keller des Kohlrabizirkus kommt als potenzielle Location in Frage. Der Besitzer der Immobilie ist froh über die kreative Nutzungsidee und willigt ein.

Another Sound is Possible

2012 zeigt sich die IfZ-Gründungscrew das erste Mal einer größeren Öffentlichkeit. Aus dem Freundeskreis haben sich mittlerweile verschiedene Partycrews ausdifferenziert, die erfolgreich eigene Reihen umsetzen (z. B. Vertigo, Aequalis und als Vorbild Homoelectric). Mit der Crowdfunding-Kampagne „Another Sound Is Possible!“ wird für die Finanzierung des Soundsystems, einer auf den Raum abgestimmten Kirsch Audio-Anlage, für einen eigenen Club geworben. In dem kurzen Clip zur Kampagne sieht man junge Menschen in ihren Zwanzigern, die im zeckig-alternativen Look dieser Zeit, etwas unbeholfen, aber sehr sympathisch und überzeugend, durch die noch unrenovierten Räumlichkeiten führen und von ihren Plänen erzählen. Das Club-Konzept: Die Suche nach dem perfekten Techno-Sound, außerdem Platz für Politik und Kunst. Das kommt gut an. Das Ziel von 30.000 Euro kann problemlos mit Spenden aus der ganzen Welt erreicht werden. Ab jetzt fiebert eine ganze Szene auf die Eröffnung hin. Nun will jede:r wissen, wie sich diese geile Anlage im umgebauten historischen Kühlkeller anhören wird. Einen kollektiv betriebenen linken Techno-Club gibt es zu diesem Zeitpunkt in Ostdeutschland noch nicht – das ://about blank in Berlin ausgenommen. Das Kernteam, das die Gründung des Clubs initiierte, besteht damals aus vier Personen und wird bald auf zehn weitere Personen ansteigen. Auf der Clubbaustelle helfen regelmäßig zwischen 50 bis 60 Menschen ein ganzes Jahr lang beim Umbau der rund 1.100 qm großen Räumlichkeiten: Müll entsorgen, Wände einreißen, neue Wände hochziehen, Toiletten installieren, Bar einbauen – alles DIY, alles selbstgemacht und natürlich ehrenamtlich. Diese Punk-Attitüde, Dinge einfach anzupacken, sei dem Laden noch viele Jahre erhalten geblieben, berichtet eine langjährige Mitarbeiterin. 

Am Tag der Arbeit im Mai 2014 wird das Institut fuer Zukunft mit einer drei Tage laufenden Party eröffnet und geht ab September 2014 in den regelmäßigen Betrieb. Schnell wird das IfZ in ganz Deutschland bekannt, was nicht zuletzt daran liegt, dass viele linke Millennials von eigenen autonomen Räumen träumten, selbst (illegale) Veranstaltungen in Kollektiven organisierten, mit Drogen experimentierten und sich nach nicht-kommerziellen Freiräumen mit politischem Minimalkonsens sehnten. In Leipzig hatte man diese Träume nun selbst in die Hand genommen. Das machte Eindruck. Der selbstgemachte Mythos mit Fotoverbot, brachialen Sounds, 16-Stunden-Partys und linksradikalem Habitus erledigte den Rest. Das alles geschieht in einer Zeit, in der junge Westdeutsche beginnen, bewusst nach Leipzig zu ziehen. Vorher war es immer umgekehrt, aus dem Osten hat man sich verpisst, wenn man konnte. Zugezogen ist man nach Leipzig höchstens aus den umliegenden Dörfern und Kleinstädten. Das ändert sich Anfang der 2010er, in der Zeit von „Hypezig“, der teils phantasierten und teils wirklich stattgefundenen Entwicklung der sächsischen Nicht-Hauptstadt zum kreativen und urbanen Hotspot mit Gentrifizierungsaussicht. 

Es läuft gut für das IfZ. Der Spagat zwischen Musik, Nachtleben und Politik gelingt.

Die interne Reflektion des Teams lässt sich unter anderem in den oft fast philosophischen, immer aber kryptischen und anonymen Editorials im monatlich erscheinenden Programmflyer nachvollziehen. Dort wird beispielsweise in der Februar-Ausgabe von 2016 kritisch die eigene Auszeichnung im „Groove Magazin“ als drittbester Club Deutschlands kommentiert. Was hier genau ausgezeichnet werde, wird sich selbst befragt und bleibt unbeantwortet. Aber die (teils ungewollte) Bestätigung von außen durch Auszeichnungen werden für das IfZ keine Mangelware bleiben. 2017 erhielt das Institut fuer Zukunft den Applaus-Award als „Spielstätte des Jahres“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und gehörte laut Telekom Electronic Beats im selben Jahr zu den zehn besten Clubs Deutschlands. Auch 2023 wird der Club wieder mit dem Applaus-Awards ausgezeichnet. Was hat das IfZ so besonders gemacht?

Eine Antwort darauf, warum der Club so erfolgreich werden konnte, liegt in der Verschiedenheit der Anliegen, die im IfZ über Jahre zusammengekommen sind. Für viele war das IfZ ein Community-Space, ein Ort, an dem Gemeinschaft und Verbundenheit mit linkem Konsens erlebt werden konnte. Ein sicherer Ort, an dem Utopien über kollektive Organisierung gemeinsam erprobt werden konnte. Ein kreativer Ort, an dem man, auch mit einem Bar-Job, Teil von etwas Größerem sein konnte, das wiederum vielen anderen etwas bedeutete. So entsteht ein Gefühl von Selbstwirksamkeit in einer sonst recht düsteren Welt. Aber das IfZ war nicht nur linke Selbstverwaltung, sondern hat über Jahre hinweg auch ein exzellentes und visionäres Booking mit internationaler Ausrichtung auf die Beine gestellt, mit dem immer wieder die Grenzen von Clubkultur neu ausgelotet wurden. Formate wie Crybaby, eine der ersten Veranstaltungsreihen überhaupt im IfZ-Programm, haben eine ganze Generation von musikliebenden Clubkids geprägt. Crybaby hat Acts nach Leipzig geholt, die später an der Spitze einer neuen musikalischen Bewegung stehen sollten, die sich unter Deconstructive Clubmusic subsumieren lässt und neue Sounds mit politischen Anliegen und aufregenden Ästhetiken verbunden hat: von Coucou Chloe und Shygirl bis hin zu Mykki Blanco und Yves Tumor. 

Politisch hat die Arbeit des IfZ nicht nur den Club ausgemacht, sondern in die gesamte linke Szene hinein gewirkt. In einer Zeit, in der das alles andere als Standard war, hat das IfZ Frauen im Clubkontext gefördert und Awareness-Arbeit fokussiert: Die inhaltlichen Veranstaltungen des Kulturraum e.V. (KreV), die clubeigene Antisemitismus AG, der Umgang des IfZ mit den eigenen Verstrickungen in Fälle von sexualisierter Gewalt, auch über die eigenen Clubräume hinaus. Die Menschen, die im IfZ gearbeitet haben, haben immer wieder gezeigt, dass Feiern und Politik sich nicht ausschließen müssen, sondern zusammengehören. 2022 und 2023 ist die Awareness-Arbeit des IfZ mit dem Sonderpreis der Kulturministerin ausgezeichnet worden. Dem zugrunde liegt ein jahrelanges Engagement für die Themen Awareness, Safer Clubbing und Antisexismus der Menschen, die das IfZ gestaltet haben. Nicht immer hat die IfZ-Crew die richtigen Entscheidungen getroffen – aber was gewiss ist: Es wurde immer versucht, es richtig zu machen. Und dazu gehört auch, etwas auszuprobieren und aus Fehlern zu lernen.

Foto von Martin Ruckert

Warum also muss ein so erfolgreicher und visionärer Ort nun Ende 2024 schließen? Dem IfZ ein Scheitern am eigenen utopischen, linken und diskursorientierten Anspruch zu quittieren, wäre falsch. Dass der Club seit längerer Zeit finanzielle Probleme hat, wurde stets transparent nach außen kommuniziert. Nach der Pandemie blieben die Gäst:innen aus, gestiegene Energiekosten machen es immer schwerer, einen so großen Club zu betreiben, ohne dabei die Eintrittspreise ins Unermessliche zu erhöhen. Nicht zuletzt muss die staatliche Corona-Hilfe zurückgezahlt werden, die der Club während der pandemiebedingten Schließung erhalten hat. Um solchen materialistischen Herausforderungen entgegenzutreten, braucht es kollektive Kraftanstrengungen und eine gemeinsame Vision der Menschen, die diesen Ort gestalten. Und auch dann ist es nicht garantiert, dass ein linker Club in einer kapitalistischen Ökonomie überleben kann. Andere Beispiele wie die Schließung des So&So, des Mjut oder auch des Mensch Meiers in Berlin haben das gezeigt. Es scheint, als sei das Kollektivitätsgefühl, dass den nötigen Zusammenhalt schafft, dem IfZ mit den Jahren abhanden gekommen. Zum einen, weil viele Millennials mit ihren Mitte-Dreißiger bis Mitte-Vierziger Jahren andere Interessen entwickelt haben. Zum anderen, weil das IfZ vor Herausforderungen einer sich verändernden linken Szene gestellt war.

Die Bemühungen, den Club zu öffnen, beispielsweise Leipzigs BIPoC-Communities bewusst einzubinden und die überwiegend weißen Strukturen des IfZ zu reflektieren, führen zu Konflikten und internem Widerstand. Fragt man die Einen, ist das antideutsches Gatekeeping und rassistischer Ausschluss, fragt man die anderen, lässt man damit Antisemitismus und schädlicher Identitätspolitik freien Lauf. Zuletzt hatte das IfZ seine Politiken maßgeblich verändert: das Tragen der Kufiya wurde im Club, nach dem Rausschmiss einer Gästin, die genau das getan hatte und einer anschließenden intensiven Aufarbeitung dieses Vorgangs, erlaubt. 

Die Debatte, wie man sich bezüglich Israel-Palästina positionieren muss, stellt die gesamte deutsche Kulturszene vor stärkere Herausforderungen denn je. Seit dem Angriff der Hamas und ihrer Verbündeten auf Israel und dem anschließenden Krieg in Gaza ist auch die Linke in Deutschland tiefer gespalten als je zuvor. Zwischen einer neuen Antisemitismuswelle, steigendem antimuslimischen Rassismus, Polizeigewalt und staatlicher Repression denen gegenüber, die auf das Leid von Palästinenser*innen aufmerksam machen, gibt es in der Clubkultur eigentlich nur noch eine Gewissheit: dass alle sich gegenseitig canceln. Der Boykott ist im Kunst- und Kulturbereich sowie der Clubkultur das politische Mittel der Stunde. Die BDS-Kampagne hat seit Jahren die Strukturen vorgebaut, die nun in aller Härte greifen. Auf der anderen Seite steht die in Leipzig stark verankerte israelsolidarische Linke, die palästinasolidarische Stimmen, auch im Clubkontext, verunmöglicht. Kontaktschuld und Outcalls, manchmal nur aufgrund von Instagram-Likes, erschweren einen produktiven Diskurs. Das IfZ hat in den letzten zehn Jahren auf viele drängende Fragen der Clubkultur kollektiv gute Antworten entwickeln können und ist damit oft Vorreiter:in für andere kollektive Projekte gewesen. In diesem Fall scheint keine konstruktive Einigung möglich zu sein. Und so sind die politischen Verwerfungen zwar sicherlich nicht der singuläre Grund, warum das Projekt IfZ zu einem Ende kommt, aber eine Erklärung dafür, warum die kollektive Energie fehlt, um gemeinsam die Herausforderungen anzugehen, vor denen der Club als Ganzes steht.

Aber eine zehnjährige Geschichte wird nicht einfach aufhören, ohne nachzuwirken. Auch wenn das IfZ als Ort und Idee nach dem 31.12.2024 nicht existieren wird, gibt es vieles, was bleibt. Eine ganze Generation DJs, die durch die Workshop-Möglichkeiten, Proberäume und Gigs überhaupt erst wachsen konnte, Promoter:innen und Veranstalter:innen, die im IfZ angefangen haben und mittlerweile in ganz Deutschland die Clubkultur prägen. Schlussendlich gehören zu dieser Geschichte auch eine ganze Menge Leute, die eben nicht aus Leipzig weggezogen sind und durch das IfZ politisiert wurden. Was bleibt, ist auch der Versuch, etwas anders zu machen. Einen großen Club nicht kommerziell zu betreiben und ohne moralische Korruption in einem durchkommerzialisierten Musikbusiness politische Clubkultur zu ermöglichen. Auch wenn am Ende die wirtschaftlichen Zwänge größer sind als diese Ideale: Eine Dekade lang hat der Club gezeigt, dass Gegenkultur möglich ist – Another Sound is possible (gewesen).

Zum Spagat zwischen Musik, Nachtleben und Politik gehört auch, am eigenen Anspruch zu scheitern. Auch das ist eine generationale linke Erfahrung, die weit über das IfZ hinausgeht. 

Am Ende steht die Frage: Was kommt nach dem IfZ? Unbestritten ist die anstehende Schließung für die Stadt Leipzig und die Region ein großer Verlust. Gerade jetzt, wo die Ergebnisse der Europa- und Landtagswahlen vielen wenig Hoffnung auf die Umsetzung progressiver Ideen machen, sondern vielmehr rechtsextreme, antiliberale Politiken parlamentarisch manifestiert werden, ist es fraglich, ob ein ähnliches Projekt noch mal Fuß fassen kann. Leipzig ist eben nicht mehr „das neue Berlin“, sondern wie Berlin selbst: Freiräume im Sinne von Leerstand und utopischen Denkräumen sind nicht mehr da, wie es noch vor zehn Jahren der Fall gewesen ist. Das Leben ist, spätestens nach Pandemie und Inflation, auch in Leipzig teurer geworden. Diese krisengeprägte kapitalistische Hustle-Culture vermag es nicht mehr, eine ganze linke Generation vom ernsthaften Geldverdienen zu entbinden, damit sie sich ehrenamtlich in einem Club engagieren können. Und vielleicht möchte die neue Generation das auch nicht? Eine Antwort darauf bleibt abzuwarten. Die linken Millennials, die das IfZ aufgebaut und jahrelang betrieben haben, sind einfach zu erschöpft und vielleicht auch ein wenig desillusioniert. Aber die Geschichte der Clubkultur zeigt uns: Wenn ein Club geschlossen wurde, hat meistens ein neuer eröffnet. Die Chance entsteht dort, wo Menschen, die an Musik und Politik interessiert sind, anfangen, neue Räume zu kreieren. Und darauf darf man gespannt sein. Vielleicht ist es doch nicht das Ende der Zukunft.

Credit für 1. Foto: Birk Poßecker

KW 49 – Sonntag

Der zweite Adventssonntag hält zwei Day-Raves bereit.

frohfroh-Tagestipp //

Easy Sunday // DUQO // 16:00 – 24:00 Uhr
w/ Natalie Robinson, Shuray & Walle, Qnete

Yeah, auch das DUQO lädt an diesem Sonntag zu einem lässigen Sonntags-Day-Rave ein. Und lässig wird es auch musikalisch – denn es steht sehr groß House auf dem Programm. Neben den guten Locals Shuray & Walle sowie Qnete kommt auch Natalie Robinson aus Berlin in die Stadt. Sie hat sich mit ihrem classic, garage, soulful und underground House-Sound schnell einen Namen in der Hauptstadt gemacht – und darüber hinaus.


Außerdem heute //

2PM Club /xxx, 14:00 – 24:00 Uhr – Weiter geht es mit dem 2PM Club. Dieses Mal spielen Giegling-Act Dwig und Theodor eigene Live-Sets, und Anna Malysz rundet den Sonntag mit proggy House ab

KW 49 – Samstag

Ein massiver Samstag steht bevor – mit zehn Empfehlungen in fast allen Ecken der Stadt.

frohfroh-Tagestipp //

No Future I // Institut fuer Zukunft // 23:59 – 09:00 Uhr
w/ Butschi, Cleo Snk. E-Bae, Lil Hurty, Lucinee, Madda Chantal, Madwoman, Nea.cuajo, S-ray b2b :Mumm

Allein der Titel „No Future“ läutet eine durchaus dystopische Endstimmung ein. Dass das Institut für Zukunft demnächst schließt, beschäftigt Leipzig. Die „No Future“-Reihe wird in den nächsten Wochen einen Ausblick auf das geben, was fehlen wird. Denn im IfZ hat eben auch der sich wandelnde Leipziger Sound einen Platz gefunden – ob technoid, trancy, groovy oder bouncy. Das Line-up zeigt diesen Querschnitt von Sounds und Artists, die einst Leipzig ihr Zuhause nannten oder es mittlerweile tuen, mit typischen Sounds von vor und nach Covid – aber verbunden durch die Emotionalität, die bei den Sets mitschwingt. Gleichzeitig gibt „No Future“ gegen die Hoffnungslosigkeit der Leipziger Clubszene contra. Die Artists bleiben, werden weiter die Leipziger Szene bereichern und bestenfalls neue Räume schaffen.


Außerdem heute //

No No No! For Bouys and Gerhls and Criminal Queers / Ernst, 22:00 bis 06:00 Uhr – Ein echter Queer-Party-Classic dieses Mal in süßer kuscheliger Atmosphäre. Mit Nici Palm, Æol, Shit Stirrer, Zacker

Sound of the Police – DANS-Clubnacht für Copwatch Leipzig / Neue Welle, 23:00 – 07:00 Uhr – Soli-Party für eine Initiative, die sich der Aufklärung von Missständen in der Polizeiarbeit widmet. Musikalisch wirds technoid und trancig mit Elli B, DJ Stimula, Navid Asadi, DJ Hellfire

Praxis13.5 / Elipamanoke, 23:59 – 11:00 Uhr – Harter technoider Sound, der sehr nach sehr geht. DJ-Tipp: Ch4r2otte. Mit Axiciid, Bigalke, Ch4r2otte, Enèh, Hypnosta, Strumm b2b Nachtigall, Tiran

Stolen Money Extrablatt / xxx, 21:00 – 07:00 Uhr – Extra-Ausgabe der Stolen Money-Reihe, weil das Maybe a Magazin seine vierte Ausgabe feiert. Deshalb geht es auch früher los. Danach gibt es viel House mit Neele, Drunkenstein, Burnout Sumner, Secret Selection. Ask your local Network

Ziehen Sie hier die Schuhe aus / Ortloff, 14:00 – xx:00 Uhr – Spannendes Listening-Art-Happening aus dem Glyk-Label-Umfeld. Mit Kunst von Elisabetz Liselotte Kraus sowie Live- und DJ-Sets von Enéian, Feuerbach, Lino Rex, Mikolai, DJ Ony, Sensi.ble, Vanessa Bettina

30Hz Drum & Bass / Kulturlounge, 22:00 – 07:00 Uhr – Bassiges Unterfangen mit Jivee, Ace, Audionaut, Stereo, Neuroton

Italo Fundamentalo pres. Shine Shine Shine / DUQO, 22:00 – 10:00 Uhr – Italo Fundamentalo-Premiere im DUQO. Das heißt: Herrliche Disco-Sounds in verschiedenen Facetten mit Phylis, Möbelnder Pop, I. Marcello, Captain‘ Ahoy, Tiney, Suprema Luna

Techno Night / 360 Grad Waschbar, 22:00 – 03:00 Uhr – Heute mal ein schneller Techno-Waschgang bei 360 Grad. Mit Simon Phil.ter, Niklas Meier, Cornichon

Polverschiebung 10 Years Südpol Tour / xxx, 22:00 – 14:00 Uhr – Das Hamburger Club-Projekt Südpol tourt auch nach Leipzig und hat sowohl Downtempo als auch Uptempo im Gepäck. Ask your local Network. Mit Le.Fu, Melbo & Falke, Sheila, Chaos Katy, Esshar, Milo, Surreal, Antoine Baiser, Lasse Lambretta

KW 49 – Freitag

Heute ist vieles dabei: Zwei ausgedehnte Bar-Raves, eine Kink-Party, Drum & Bass und ein Überraschungs-Line-up.

frohfroh-Tagestipp //

Bar Extended x Catnip // Neue Welle // 20:00 – 04:00 Uhr
w/ Cyan85, Tim Schlockermann, Reece Walker, Premulé.

Es ist Nikolaus und was liegt denn da im Schuh? Eine Orange und vielleicht auch die Bar Extended mit Catnip. Catnip ist nicht nur die Wunderpflanze für Stubentiger, sondern kann auch als Veranstaltung anheiternd wirken. Dieses Mal in der Neuen Welle und im Rahmen der Bar Extended. Das Konzept dahinter: Früh in die Bar kommen und später einfach weiterfeiern – ohne extra Eintritt. Das lohnt dieses Mal durch das Line-up umso mehr. Lokale Größen wie Tim Schlockerman, Reece Walker und Premule (Mp.Ulle und Premio) treffen auf den Welle-Resident Cyan85. Der Sound bleibt progressiv und verspielt zwischen House und quirkigen Breaks. Für den schmalen Geldbeutel und alle House-Enthusiast:innen.


Außerdem heute //

Vertigo / Institut fuer Zukunft, 23:59 – 09:00 Uhr – Eine Classic-Reihe des IfZ für einen freien kinky Space verabschiedet sich vom IfZ. Beim letzten Mal gibt es Performance und Live-Sets. Mit dabei ist auch die Berliner Größe Lolsnake. Außerem spielen Hanna Niehaus, Lolsnake, Subkutan, Tsorn, Wellengenerator

Made2Fade / Elipamanoke, 23:59 – 10:00 Uhr – Der Nebel verdeckt Newcomer:innen mit vielen Überraschungen. Denn bei Made2Fade gibt es kein Line-up vorab

Sonic Crash Course V4 by Bassta Crew / 23:00 – 06:00 Uhr – Drum & Bass-Sause inklusive Geburtstagsfeeling. Denn zwei Acts feiern ihren Birthday. Mit SGS, Sirox, Snapix, Amidala, Optimiz3d, Rescripted

Bar & Music / DUQO, 23:59 – 05:00 Uhr – Dreamy verhouseter Sound zum tief-ins-Glas-schauen und dancen von Bender, Bonbons, Napoleon Dynamite, Werner Benzo

KW 49 – Donnerstag

Das Wochenende startet heute schon – mit einem interessanten, vertrippten Party-Konzept.

frohfroh-Tagestipp //

Fungi Frequencies // Ilses Erika // 23:00 – 05:00 Uhr
w/ Acta Non Verba, Davibe, Elbasto 360

Es gibt einen besonderen Rave am Donnerstag – und der gestaltet sich interdisziplinär. Trippige House-Musik trifft auf Live-Malerei auf der Stage sowie auf eine surreale Kunstausstellung und interaktive eine Workstation. Da wird sehr viel aufgefahren und Neues ausprobiert. Klingt durchaus spannend. Wie der Name schon sagt, wird es vertrippt. Acts wie Acta Non Verba, Davide und El Basto 360 liefern dazu verspielten funkigen bis progressiven House-Sound.

KW 48 – Freitag

Das Wochenende startet mit einem sehr diversen Freitag.

frohfroh-Tagestipp //

My Grooves // Garage Ost // 20:00 – 02:00 Uhr
w/ F.D.M, Moser, Traxx Jr.

House ist ja gerade nicht unbedingt der Sound der Stunde – umso schöner, dass es Crews und Partyreihen wie My Grooves gibt, die das Genre in Leipzig am Leben halten und an verschiedenen Orten den klassisch-deepen Vibe von House zelebrieren, oftmals mit Vinyl-Only-Sets. Unvergesslich auch die Block-Partys in Connewitz. Heute geht es aber in den Osten – My Grooves ist erstmals in der Garage Ost zu Gast. Das heißt: Es geht früh los und lässt noch Zeit für spätere weitere Ausflüge in andere Ecken der Stadt. Mit dabei sind die My Grooves-Residents, die zwischen Power- und Deep House die ganze Vielfalt aufzeigen.


Außerdem heute //

Bar Extended / Neue Welle, 20:00 – 04:00 Uhr – Lässiger-lange Bar-Abend mit deepen bis proggy House-Sets von Oris Raz und Eves120

OG2G / Institut fuer Zukunft, 23:59 – 09:00 Uhr – Die Leipzig-Halle-based und genrefluide Party-Reihe OG2G macht nochmals Station im IfZ. Hier erwarten euch Trance, Techno, House und mehr von Alcatraz, Azil b2b Wemory, Fatmuska b2b DJ Purpur, Lina12345, Pau, Palermo, Oliv

Obscurité / Elipamanoke, 21:30 – 09:00 Uhr – Eine neue Auflage der etablierten Kink-Party mit Play Area, Dress Code, verschiedenen Berlin-Acts und einem Mix aus schnellem Techno und gemächlicherem Tech House. Mit dabei Frederic., Ache & Mule, All Day Night Shift, C4llin, Daniel Neuland, Nøvae, Pernox

Trance Giving / Absturz, 23:00 – 06:00 Uhr – Lustig-passender Titel für jede Menge Trance, Trash und Hard Techno von Vluna, Scrappy Coco, Polly Saint Cado, DJ Teilzeit, Don Flexappeal

Sens Taktil / ZiMMT, 20:00 – 22:00 Uhr – Ambient- und Experimental-Konzerte im Rahmen des Sens-Taktil-Festival. Heute mit den Szene-Heroes Marcus Schmickler und Amoenus

Progressive Leipzig Year Closing Party / DUQO, 23:59 – 08:00 Uhr – Das Progressive Leipzig-Kollektiv verabschiedet sich für dieses Jahr mit einem DUQO-Abstecher. Mit dabei sind Doko b2b Emevka, Jørdø, Milox, Skoria