Various Artists „Paddeltour EP“ (Esoulate Music)

Es ist noch kein Jahr her, dass die Booking-Agentur Esoulate ihr eigenes Netlabel startete. Und bereits jetzt umfasst der Katalog fünf Veröffentlichungen.

„Stadtrundfahrt“, „Zugpferd“ und aktuell die „Paddeltour“ – die EP-Namen von Esoulate sind mit dem Unterwegssein verbunden. Und ihr Input durch ein Reisen durch die Nacht wächst schnell. Das sind die Vorteile des digitalen Veröffentlichens – die Schnelligkeit, die Einfachheit, die Reichweite.

Auf der fünften EP rücken zwei neue Producer in den Fokus. Lootbeg und Thomas Stieler. Ersterer editierte Simon Sunsets „Outer Banks“ von der Debüt-Compilation. Und er macht es richtig, indem er dem Original den Rave-Traktor des zweiten Teils rausnimmt. So wirkt die schwebende, von beißenden Claps angespornte House-Dichte, in sich schlüssiger. Eine ähnliche Atmosphäre offenbart auch „Find Yourself“ von Thomas Stieler. Trotz der Geschwindigkeit bleiben die Schwingungen sachte.

Ansonsten kommen auf der „Paddeltour EP“ neue Tracks von Dsant, Efka & Axel Thoma und Simon Sunset. Nach Dsants wunderbarem „American“ auf der 003 fällt „Keep Chilled“ leider etwas ab. Die Chords bleiben zu statisch, da fehlt das organische Schwingen, obwohl die Deepness-Zutaten eigentlich stimmen.

Efka & Axel Thoma mischen unter einer stramm schlagenden Bassdrum allerlei Tier- und Trickfilmgeräusche. Soviel Wahnwitz müsste aber gar nicht sein. Viel spannender ist nämlich die komisch naive, nach Orgel klingende Melodie. Davon sollte es noch einmal einen Edit geben.

Simon Sunset reiht sich mit seinem „Rooftop Whisper“ stilistisch in eine Reihe mit den EP-Kollegen Stieler und Lootbeg. Sehr angenehm und unaufregt.

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Toy-Tech

Acht Mann, volle Rock-Besetzung und lauter Electro-Pop-House-Hymnen im Cover-Repertoire – das sind Terribly Overrated Youngsters aus Leipzig. Mit einem Medley-Video gehen sie raus in die Welt.

Was ist eigentlich anachronistischer? Die Rock-Werdung von elektronischer Musik, wie sie von Ed Banger, Justice & Co vorangetrieben wurde oder das Zurückbringen dieser Hybriden auf die Rock-Bühne? Die Gesten sind die gleichen. Die Attitüden ebenfalls.

Natürlich lässt sich entgegenhalten, dass die Genre-Grenzen immer fließender werden, dass Video und Musik bei Terribly Overrated Youngsters durch und durch solide produziert sind, dass das Konzept im Live-Kontext sicherlich seinen Reiz haben wird.

„Nachdem Elektro die in den letzten Jahren die Tanzfläche übernommen hat, übernimmt das Handwerk jetzt einfach die elektronische Musik. Das ist das DJ-Set 2.0“, so endet der Beschreibungstext der Band.

Und allein diese Handwerk-Elektro-Gegenüberstellung zeugt von jenem tiefen Graben zwischen beiden Welten, der nicht eben mal mit ein paar Cover-Versionen überbrückt werden kann. Da sind Caribou oder Webermichelson weiter.

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Napoleon im Feld

„The Pond“, die letzte EP von Me And Oceans kommt Anfang August noch einmal auf Vinyl mit zusätzlichen Remixen heraus. Zwischendurch hat Me And Oceans-Kopf Fabian Schuetze ein neues Video gedreht.

Für „When I Was A Dancer“ drehte Schuetze mit Arpen von Mud Mahaka ein Video im Feld – als Napoleon. Nicht nur das: beide spielten das Stück noch einmal neu ein. Aus einer stillen, sparsam mit Klavier begleiteten Ballade wurde so ein gelösterer, wenn auch weiterhin melancholisch gestimmter Pop-Song.

Schöner lässt sich ein Montag mit Regendurchzug kaum aufhellen. Danke sehr. Lake People und Klinke Auf Cinch haben übrigens die Remixe für das Vinyl beigesteuert.

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„The Devil’s Hand“ – Reloaded

Vor exakt vier Monaten wurde bei frohfroh das Pentatones-Album „The Devil’s Hand“ vorgestellt. Auf Vinyl und MP3 kam es damals aber nur heraus.

Für die CD-Version musste das Label Lebenfreude Records erst noch einen passenden Vertrieb finden. Das ist nun geschehen und so ist „The Devil’s Hand“ ab sofort auch als schön gestaltete CD erhältlich. Mitte Juli erscheint eine zweite Single-Auskopplung. Zur ersten Single haben Pentatones eine Unplugged-Version aufgenommen.

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Christian Fischer „Tactical Protection“ (Definition Records)

Es ist die erste neue Single seit Christian Fischers letztem Album „Change Disko“ – und Sven Tasnadi ist mit einem Remix dabei.

Christian Fischer und Definition Records – das ist das unverblümte Ausloten von Rave-Mechaniken, der Stadion-Rock im Tech-House. Ganz ohne Hohn. Aber eben auch mit einer gewissen Scheu. Christian Fischers erster neuer Track bleibt dem schnellen, hoch aufbäumenden, effektiven Großraum-Sound von „Change Disko“ treu. Lange Rave-Breaks, Hi-Hat-Gerassel, Delay-Chords.

Sven Tasnadi belässt die Sounds und den Rave-Charakter, strafft ihn aber durch eine drückendere Bassdrum. Trotzdem ungewöhnlich für Tasnadi. Und dann noch ein Remix von Alex Young, der in seiner perkussiven, reduzierten Art sehr an Moon Harbour erinnert. Naja.

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J.M.F. „Philipp Dolphia“ (Permanent Vacation)

J.M.F., wer? Jacob Korn, Mikesh und Filburt stecken hinter der Abkürzung. Und ihre Kollaboration kommt auf einem Label heraus, das für alle beteiligten wichtig war.

2009 war es das Münchner Label Permanent Vacation, das „Someone Told Me“ von Good Guy Mikesh & Filburt veröffentlichte. Im Nachhinein wahrscheinlich der Ausgangspunkt für das was dann für die beiden folgen sollte. Und auch den Dresdner Jacob Korn hatte Permenant Vacation früh im Blick und holte ihn auf verschiedene Compilations. Im letzten Jahr trafen sich alle drei im Studio von Jacob Korn. Dass die beiden Tracks aus der Session nun bei Permanent Vacation herauskommen, könnte also kaum passender sein.

Nicht selten mutieren solche Zusammenspiele zu Materialschlachten. „Philipp Dolphia“ ist aber frei davon. Ein unaufgeregtes House-Stück mit kurz durchlaufenden Flötenparts und Streichern im Hintergrund. Filburts Stimme ist weit runtergepitcht und auf eine Silbe reduziert. Eine für Korn typische trockene Bassdrum hier, eine Mikesh-Filburt-Bassline da – fein verzahnte Charaktere.

„At The Ranch“, das zweite Stück, ist vom Tempo her und den elegisch schwirrenden Snythies und Pianos schon etwas stärker dem Sound der beiden Leipziger zuzuschreiben. Auch wenn es hier keinerlei Versus-Gedanken auszuloten gilt. Sicherlich sind die Stücke aus Skizzen entstanden, die dann jeder bei sich weiter ausformuliert hat.

Phillip Lauer nimmt „At The Ranch“ mehr auf die Disco-Spur mit seinem Remix. Analoger klingend als Original. Aber mit einer ähnlichen Verspultheit.

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Good Guy Mikesh & Filburt „No Other“ (Riotvan)

Riotvan legt sein nächstes Vinyl nach. Eine 10″-Single mit einer wahren House-Hymne. Wir verlosen ein Exemplar.

Die Tracks von Good Guy Mikesh & Filburt scheuten bislang eh keine ausschweifenden Gesten, aber „No Other“ toppt es noch einmal. So selbstbewusst und Pop-beseelt klangen die beiden noch nie auf Platte. Auch spannend zu hören, wie anders Mikesh hier im Gegensatz zu dem eher melancholischen Tonfall bei Here Is Why klingt.

„No Other“ sei bewusst mit einer Überdosis musikgeschichtlicher Querverweise in die frühen 1990er entstanden – nicht ohne Augenzwinkern, heißt es im Info-Text. Der Hinweis wäre gar nicht unbedingt nötig gewesen, denn Good Guy Mikesh & Filburt genießen in Sachen gefühlsbetonter Hingabe eh eine gewisse Narrenfreiheit.

Permanent Vacation und die Dirt Crew wechseln Mikeshs Gesang dennoch aus gegen den von Mark Flynn alias The Drifter. Und vielleicht zeichnet sich hier ein guter Popsong eben auch aus – nämlich dadurch, dass er auch als Cover nichts an Reiz verliert. Auch wenn bei The Drifter etwas weniger Pathos mitschwingt.

Musikalisch glätten Permanent Vacation die Chords, die Dirt Crew überzieht ihn mit ihrem leicht ravigen Glitzer. In der analogen Reibung vielleicht sogar ein wenig spannender als die Permanent Vacation-Version. Und Riotvan? Presst das ganze auf 10″ Clear Vinyl. Sehr schön.

Wir verlosen ein Exemplar der EP. Dieses Mal bitte einfach bis zum 15.6.,12 Uhr einen Kommentar drunter hauen und die letzte selbst gekaufte Platte (ja, Vinyl) nennen. Aus allen wird dann jemand gewählt – per Zufallsgenerator. Falsche Mail-Adressen haben Pech – Namen sind egal, aber Adressen müssen stimmen. Sie werden nicht öffentlich angezeigt.

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Sven Tasnadi „Raw Wedding/Just For Freaks“ (Katermukke)

Sven Tasnadi tritt im Berliner Kater Holzig nicht nur auf, er veröffentlicht auch auf dem hauseigenen Label.

Clubs und eigene Labels – ein sich zunehmend verbreitendes Phänomen. Und bei allem fliederduftenden Exzess muss man den Bar25-Betreibern auch eine sehr ausgeprägte Geschäftstüchtigkeit zuschreiben. Ganz ohne Argwohn betrachtet. Aber aus dem nunmehr geschlossenen Bretterclub zieht nun eine Label- und Party-Reihe-Karawane durchs Land, die von all den Mythen lebt. Neulich sogar der eigene Film.

Der Quasi-Nachfolger Kater Holzig hinkt da noch etwas her. Aber das Label ist schon mal am Start. Katermukke kommt auf 13 Veröffentlichungen – die aktuellste ist von Sven Tasnadi. Warum? Weil er mit Label-Betreiber Dirty Doering in dieselbe Grundschule ging. Auf dem gemeinsamen Einschulungsfoto müssten beide zu sehen sein.

Seine beiden Tracks auf der Katermukke-EP greifen beide Seiten des Clubs auf – die lang gezehrten, in sich ruhenden Momente und die entrückten Zirkus-Gesten. Eine spröde, leiernde Deepness bei „Raw Wedding“, Pferdewiehern, metallisch scheppernde Percussions und Orient-Hooks bei “Just For Freaks“. Alles etwas entspannter als die letzten Tracks von Sven Tasnadi.

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Various Artists „Moon Harbour Inhouse Vol. 4“ (Moon Harbour Recordings)

Sie sind ein Klassiker des Moon Harbour-Katalogs – die „Inhouse“-Compilations. Drei Jahre nach der letzten Ausgabe kam soeben die Vierte heraus.

Es liegen auch drei Jahre zurück seit dem letzten neuen Track von Matthias Tanzmann. „Chano“ überraschte damals durch seine runtergestrippte Art und ein altes Jazz-Vocal. Sein „Konao“ auf der vierten „Inhouse“-Compilation hängt nun dagegen in den Minimal-Falle fest. Dramaturgisch gibt es verschiedene Sound-Teaser, keiner wird aber weiter ausformuliert. So also, wie Minimal Techno anfangs erfrischte und später langweilte.

Im direkten Vergleich zu Guido Schneiders Track „Luna“ wird auch deutlich, was vielen Moon Harbour-Stücken dann doch immer wieder fehlt – die Musikalität. Schneider ist ein guter Bekannter des Labels. Und seine Schwelgerei fällt auf zwischen den zwölf Stücken. Luna City Express und Ekkohaus kommen dem noch nahe – besonders letzterer mit seiner leicht brüchigen Deepness. Okay, dann noch Italoboyz mit einem durchaus lässigem Stück Vocal House.

Ansonsten ist „Inhouse Vol. 4“ wieder gewohnt aufgezogen mit Tracks aus dem engeren und weiteren Label-Stamm. Die CD kommt gemixt, dieses Mal von Dan Drastic, der auch mit einem neuen Track dabei ist. Die Vinyl-Version ist zweigeteilt mit jeweils vier Stücken.

Und den DJs gefällt es: „Supported by Dubfire, Sneak, Mathias Kaden, Karotte, Chris Lattner, Anthony Collins, Mathias Schaffhäuser, Arado, tINI, Raresh, Federico Molinari, Robert Dietz, Sven Tasnadi, ONNO, Kabale Und Liebe, Lauhaus, Super Flu, Audiofly, Todd Bodine, Ian Pooley, Nic Fanciulli, Tripmastaz, Anthea, Luca Bacchetti, Gregor Tresher, Martin Eyerer, Delete, Martinez, Hector, Alexi Delano, Marco Faraone, Johnny D“

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Various Artists „Closed Expansion“ (Resistant Mindz / Cascade Records)

Nach dem großartigen Debüt-Album von Chris Medleigh geht das HipHop-Ausläufer-Label Resistant Mindz einen weiteren Schritt – hin zur großen Kooperation mit dem französischen Label Cascade Records.

Wie schnell es manchmal gehen kann. Vor zehn Monaten wurden die Leipziger via Soundcloud auf Cascade Records aufmerksam. Und es blieb nicht nur bei „gegenseitigen Respektbekundungen und Bestellungen“. Dass die fixe Idee einer gemeinsamen Compilation aber so zeitnah zu einem echtem Doppel-Vinyl reifte, ist schon mehr als beeindruckend.

Mit 16 Tracks ist „Closed Expansion“ prall voll mit verschiedenen Nuancen ambitionierten HipHops. Die Form also, bei der es durchaus elektronischer, instrumentaler und auch brüchiger zugeht. Die Goldketten hängen woanders, große Ghetto-Gesten bleiben außen vor. Es ist mehr ein musikalischer Umgang mit dem HipHop-Erbe und all dem, was im letzten Jahrzehnt auf das Genre eingewirkt hat.

Chris Medleigh und Dnte stechen hervor. Aber auch Ichiro_ oder FantastikClick & Sport G. Es ist ein kosmopolitisches HipHop-Statement – mit Musikern aus Frankreich, den USA, Japan, Ungarn, Kroatien und eben aus Leipzig. Resistant Mindz meint es Ernst mit dem Label, keine Frage.

Resistant Mindz Website
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Daniel Stefanik „Compilation L“ (Cocoon Recordings)

Lange nichts mehr von Daniel Stefanik gehört. Und dass obwohl 2012 sein Cocoon-Jahr ist. Auf der aktuellen Label-Compilation ist er nun auch mit einem Track vertreten.

Ich habe den Cocoon-Katalog nicht so fest im Blick. Insofern ist die Buchstaben-Compilation-Reihe auch an mir vorbei gegangen. Es scheint sie aber schon länger zu geben – bei „L“ ist sie 2012 angekommen. Daniel Stefanik bestreitet den Schluss. Und entsprechend nach Afterhour klingt sein „Everything Goes Green“ auch.

10 Minuten lang, sachte mäandernd, mit leicht federnden Bassdrums. Der Track hätte von der kontemplativen Stimmung her auch auf Stefaniks letztes Album „Reactivity“ gepasst. Nur kurz heben sich die Chords etwas.

Besonders im sonst eher ravelastigen Kontext der restlichen Compilation fällt „Everything Goes Green“ in seiner friedlichen Stille aus dem Rahmen. Ein ganz andere Ansage auch als seine erste EP auf Cocoon Recordings. Wir sind gespannt auf das Album!

Cocoon Recordings Website
Daniel Stefanik Website
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Map Rave

Oben in der dunkelgrauen Leiste gibt es etwas neues – frohfroh hat sich bei Google Maps verewigt.

Unter der Rubrik „Orte“ haben wir eine Karte mit wichtigen Orten der Leipziger Clubmusikszene gestartet. Da sind sicher noch Freiflächen. Wer sofort eine entdeckt, kann gern dabei helfen, die auf der Karte mit Bedeutung zu besetzen. Entweder ein Kommentar drunter, oder eine Mail an uns. Work in progress also.

Momentan haben Labels (Blau) und Clubs (Braun) je ein eigenes Icon sowie einen kleinen Beschreibungstext.