Bigalke & Sunset „The Green Nylon Bag Remix EP“ (Esoulate Music)

Eine neue Esoulate-EP steht seit heute zum Download bereit. Internationaler besetzt als je zuvor.

Auf der vergangenen „Zugpferd EP“ flashte ja ein sehr dunkel eingefärbtes, raues Stück Techno von Bigalke & Sunset. Genau dieses wurde nun einmal quer durch Europa verschickt und als Remix wieder eingesammelt. Heraus gekommen ist eine prominent besetzte Remix-EP in deren Zentrum „The Green Nylon Bag“ steht. Auf sieben Versionen schafft es das Stück nun.

Und vom Sound her geht es eindeutig in den Distillery-Keller. Esoulate-Betreiber Georg Bigalke veranstaltet dort zusammen mit anderen seit über vier Jahren regelmäßig die Syntax-Partys, die sich der schrofferen Seite von Techno widmen. Die Liste der Remixer liest sich denn auch wie ein Rückblick auf vergangene, berstend laute Nächte. Dave Tarrida, Paul Birken, Mark Hawkins, Lief Ryan und Ben Pest verschrauben sich auf sehr britische Weise in das Original. Brüchig, kantig, unberechenbar, aber eben auch sehr tight.

Mark Hawkins betont mehr Dub, Lief Ryan mehr Dubstep und Electro. Trotz der Fülle geht die Zusammenstellung in ihrer Vielseitigkeit voll auf. Während Klima den Drive auf einem ähnlichem Level hält, geht Marco Marset eher den Minimal-Weg.

Zum Schluss dann noch ein neues Stück von Bigalke & Sunset. „Pigeonholing“ zeigt auf unterschwellige Art seine Härte. Es schwingt etwas Maschinelles und Verstörendes in den sehr direkten Sounds und der marschierenden Bassdrum mit. Weniger offensichtlich als „The Green Nylon Bag“ zwar, aber dadurch vielleicht sogar noch einnehmender.

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Krink „Everyone“ (Deep Beep Records)

Im Sommer steht eine neue Stiff Little Spinners-Ausgabe an. Zwischendurch veröffentlichte Mit-Kurator Philipp Krink einen Track bei Deep Beep Records.

2011 wurde das US-Digital-Label mit dem Ziel gegründet, eben nicht nur auf die großen Namen zu setzen. Nachwuchsarbeit. Jeden Monat sollte eine neue EP heraus kommen. Die Frequenz konnte hielt aber nur ein halbes Jahr. Genau so lang passierte nichts. Krinks „Everyone“ ist demnach auch das erste Lebenszeichen für Deep Beep Records – für ihn auch nach der ersten Stiff Little Spinners-EP.

Ein sehr unaufgeregtes und aufgeräumtes in der Original-Version. Etwas analoger im Remix von Karol XVII & MB Valence. Bei beiden kommt eine tief runter gepitchte Stimme mit rein. Ähnlich unaufdringlich. „Everyone“ ist ein solider House-Track mit versteckten Steigerungen und angeteastem Rave-Appeal.

Erstaunlicher ist aber, dass „For You“, ein Free Download auf Krinks Soundcloud-Profil nirgendwo noch einmal veröffentlicht wird. Außer auf dem aktuellen Rosetape von Filburt. Wunderbar musikalisch und ausgewogen in seiner süßen Melancholie. Schade nur, dass er so abrupt abbricht. Nächster Krink-Halt dann die neue Stiff Little Spinners. Wir bleiben dran.

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Sieben und zehn

Alphacut-Head LXC machte kürzlich Halt auf einer irischen 10″ und startet zum Sommer gleich mal ein neues Sublabel. Aber der Reihe nach.

Ende April schon kam „I Know U“ auf dem irischen Label Bustle Beats heraus. Zum Mutterlabel Subtle Audio Recordings gibt es einige Überschneidungen zu Alphacut – Macc und Dissident veröffentlichten hier wie da. Und sicherlich sind Netzwerk-Übergänge von LXC eh sehr fließend.

Sein Beitrag zu der zweiten 10″ von Bustle Beats ist dicht konzentriert. Ohne Atempausen, ohne Durststrecken. Die Percussions überschlagen sich beinahe. Im Hintergrund ein neurotisches Vocal-Sample. Und doch bleibt „I Know U“ auf seine Weise sehr kompakt. Gerade der reduzierte Anfang fesselt. Auch toll: ein Vinyl-Sleeve mit eigenem Comic.

Zurück in der Heimat bündelt LXC an anderer Stelle neue Energien – zusammen mit Dubmonger. Mit 45Seven startet er zum Juni eine limitierte 7″-Reihe, die mehr die Dub- und Reggae-Ausläufer von Drum’n’Bass und Jungle ausloten möchte – eine „journey through the sonic realms of dub and beyond“, so steht es auf der Alphacut-Website.

Morphy tut sich für das Debüt mit den Belgiern Untouchables zusammen für einen tief wummernden, gefährlich schleichenden Track. Knapp drei Minuten – mehr passen nicht auf eine 7″. Und sie reichen, um „Tread This Land“ zu einer verdunkelten Hymne mutieren zu lassen. Flatliners aus Istanbul ist etwas orthodoxer im Dub unterwegs. Aber auch mit einer tollen, fein aufgegliederten und organischen Rhythmik.

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Doppelduo

Zwei EPs, zwei Labels. Das eine startet neu, das andere wandelt sich zunehmend zum 1-Artist-Label. Von Tiefenherz 50 und Break The Surface ist die Rede.

Und wieder ein neues Label aus Leipzig. Tiefenherz 50 kommt aus der hier weitgehend unterrepräsentierten Ecke der Shootingallstars/50 Herz, genauer von Wuttig & Reuter, die in naher Vergangenheit schon auf FM Musik Tracks veröffentlichten. Tiefenherz 50 ist ein „neues aufstrebendes Label aus Leipzig, welches sich nicht auf die Fahne geschrieben hat im Schatten bestehender Konkurrenten zu koexistieren, sondern mit frischem und smoothen anspruchsvollem Deephousesound zu überzeugen“, so die ersten Zeilen im Infoblatt.

Bescheidenheit klingt anders. Frische ebenso. Denn auch wenn die beiden Tracks der „Broken Up EP“ anspruchsvoll sind – sie reihen sich zwischen dem Moon Harbour- und FM Musik-Sound ein. Slicker House, ganz einfach. Wobei der Titel-Track ein paar schöne, nostalgische 2000er-Momente in sich trägt. Vorhören via Soundcloud ist leider nicht.

Bei Break The Surface stellt sich allmählich die Frage, wie lange ein Label mit nur einem Künstler interessant bleiben kann. Seit zwei Jahren konzentriert sich der Katalog auf neue Stücke der Label-Betreiber Metasound und Lucius14. Und der neue, sehr organische Lagerfeuer-Sound der beiden brennt sich immer mehr ins Break The Surface-Gedächtnis ein.

„Chill The Beast“ bleibt dem treu. Mit einem tollen, lange ausgespielten Orgel-Chord, aber wieder mit einer dieser Western-Gitarren. Und gab es nicht andere Vocal-Samples als: „Okay, here we go – sounds great“? Eine neue Nuance gibt es aber doch auf der „Devoted EP“ – nämlich Pop bei dem gleichnamigen Track. Dem Devaaya Sharkattack-Gesang ist dies maßgeblich zu verdanken. Aber auch dem gediegenen Tempo und den angenehm in die Länge gezerrten Sounds. Ein Ruhepol.

Martin Hayes switcht „Devoted“ vom Sofa unter die Diskokugel. Etwas breitwandig, aber sehr souverän. Filburt kramt noch einmal „All I Want“ von der ersten „Campfire Funk“-EP hervor. Im Nachhinein gehört, brachte das Original eigentlich auch schon eine gehörige Pop-Note mit ein. Bei Filburt bleibt die aber zugunsten des Dancefloors draußen. Er orgelt sich langsam hoch und schwenkt schließlich in eine lässige Disco-Deepness über.

Bei der Qualität der neuen EP, kann das Gemecker um die 1-Artist-Konzentration also auch als Luxusproblem gewertet werden.

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Demo-Soundtrack

Am 21. Juli findet die Global Space Odyssey wieder statt. Dieses Jahr soll es einen Soundtrack dazu geben. Ihr seid gefragt.

Los geht es mit der Global Space Odyssey. Die wird in diesem Jahr am 21. Juli stattfinden, um der hiesigen Subkultur eine laute Stimme zu verleihen. Da es dort neben den politischen Anliegen auch um Musik geht, soll es einen offiziellen Soundtrack geben – mit euren Tracks. Die Organisatoren stellen allen Interessenten einen „Soundkoffer“ mit Elementen zur Verfügung, die in dem Track vorkommen sollten.

Wobei die Elemente auch nicht zwingend sind. Allerdings ist ein hörbarer Bezug zur Global Space Odyssey sehr erwünscht. Bis zum 28. Juni könnt ihr eure Stücke einsenden. Danach werden 12 Stücke herausgesucht und via Bandcamp angeboten. Die Einnahmen gehen komplett der Veranstaltung zu, die „auch mit jedem Jahr mehr Geld benötigt“, wie es heißt.

Den „Soundkoffer“ und weitere Informationen erhaltet ihr unter bandcamp.gso@gmail.com. Übrigens gab es vor exakt 10 Jahren schon einmal einen Sampler zur Global Space Odyssey. Damals als limitiertes Picture Disc-Vinyl. Und mit einem frühen Sevensol & Bender-Stück.

The Big Kann

Am vergangenen Sonnabend wurde die Ära Freezone Records beendet – nach 15 Jahren. Doch in der Kochstraße werden weiterhin Platten verkauft, nur unter anderem Banner.

Aus dem inoffiziellen Headquarter von Kann Records wird nun das offizielle. Inklusive Plattenladen, Textildruckerei und kleinem Online-Shop. Der Schritt ist mehr als schlüssig. Seit Anfang des Jahres ist Sevensol alleiniger Betreiber des Ladens. Und auch er spürte die zunehmende Hinwendung zum Digitalen. Ein Plattenladen funktioniert im Jahr 2012 anders als noch vor zehn Jahren.

Gejammert werden soll aber nicht. Dafür gebündelt. Enge Label-Laden-Beziehungen sind nicht selten. In Jena das Fat Plastics, in Hamburg Smallville, in Rotterdam Clone Records, in Berlin Hardwax und Innervisions. Ein wenig sei es auch wie mit den Merchandise-Ständen bei Konzerten, meint Sevensol. Das Erlebnis direkt bei der Band das Album kaufen, sei anders als im Saturn. Gerade bei einem Liebhaber-Format wie Vinyl dürfte diese persönliche Komponente künftig noch stärker ausfallen.

Nebenbei ist es natürlich auch eine wirtschaftliche Erwägung, es so hinzubekommen, dass ein Labelprojekt hauptberuflich betrieben werden kann. Weder mit einem Plattenladen noch mit einem Label allein ist dies noch recht möglich. Und ohne Internet funktioniert es heute auch nicht mehr. Doch anstatt in eine aussichtslose Konkurrenz zu Decks & Co zu treten, wird sich der neue Kann-Shop im Netz auf eine kleine kuratierte Auswahl konzentrieren.

„Es geht nicht darum jede verfügbare Platte anzubieten. Das machen andere ziemlich gut. Aber in der großen Flut zu filtern ist so ein Ziel – wie es ja schon immer im Plattenladen funktioniert“, so Sevensol. Insbesondere die Leipziger Labels sollen hier eine gebündelte Online-Adresse finden. Bereits jetzt fanden sich im Kann Records-Online-Shop auch Platten von Doumen, Rose Records oder Ortloff.

Da ist nun also noch mehr Bündelung von anderen Leipziger Labels zu erwarten. Eine weitere Form der Zusammenkunft ist übrigens der Schreibtisch von Constantin Menze alias Wilhelm. Von der Kochstraße aus bucht er für Buki Good die Konzerte der Kann-Künstler und anderen. Geballte Kräfte also.

Parallel zum Laden erscheint auch eine neue Platte auf Kann Records. Eine, die die engen Beziehungen zwischen Leipzig und dem Weimarer Label Giegling deutlich macht. Der Prince Of Denmark hat dort als Traumprinz sein eigenes Sublabel. Und mit seiner „Paradise With A Lobotomy“-EP macht er nun bei Kann Records halt. Der House-Entwurf der drei Tracks ist eher im roughen Bereich der Deepness angesiedelt.

„Big Baby Jesus“ knistert und dubbt vor einer trocken-geraden Bassdrum. „Feel“ klingt ebenso herrlich angeraut – nur verlangsamter und ein Tick mehr Soul darin. Und auch wenn direkte Vergleiche mit anderen Producern eher langweilen: aber „Love Yeah“ erinnert unheimlich an Richard Davis. Besonders an dessen erstes Album „Safety“ von 2002 – übrigens ein Erleuchtungsalbum von mir persönlich.

Umso intensiver bleibt dieses Traumprinz-Stück hängen. Die unbeirrt schiebende Bassdrum, der gedämpfte Gesang, der glöckchenhafte Chord, die unterschwellige Euphorie. Ein tolles Wiederhören mit Kann nach gut einem halben Jahr Pause. Und ausschließlich auf Vinyl.

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Sample- und Pop-Studien

Zwei neue Releases kamen dieser Tage von Moon Harbour und Cargo Edition heraus. Unter anderem eine komplette, neue EP von Sven Tasnadi.

Sven Tasnadi „Motore Grande EP“ (Cargo Edition)

Der ist gerade ungewohnt funk-geschwängert unterwegs. Auf der letzten „Warehouse“-Compilation stach sein „Rules“ heraus. Bei Oh! Yeah! tauchte er mit Juno6 zusammen in die Geschichte der House-Vorläufer ab. Seine neue Cargo Edition-EP „Motore Grande“ kann als vorläufiger Höhepunkt dieser Sample-Studien betrachtet werden. Vier Tracks mit hohem Party-Faktor.

So schrecklich das Wort klingt, so sehr soll es den offensiven Funk ausdrücken, der den Stücken innewohnt. Organisch klingen sie durch die Samples, beschwingt und lebensbejahend. Aber auch mächtig aufgeladen und hektisch. Besonders „Motore Grande“ kippt mit seinem Trompetenfanfaren schon auch ins Animatorische. Spannend aber, wie sich Tasnadis Sound weiterhin nicht festzurren lässt. Da ist Bewegung drin.

Nil-By-Mouth-Broken-Bones Nil By Mouth „Broken Bones “ (Moon Harbour Recordings)

Bei Moon Harbour geht es digital weiter – die dritte Katalognummer schon des kürzlich gestarteten Digital-Ablegers. Dieses Mal holen sie die zwei Australier Nil By Mouth ins Boot, die angeblich eher im Verdeckten agieren wollen. Auf der letzten „Circoloco“-Compilation war bereits ein erster Kontakt zu Moon Harbour.

Jetzt also eine ganze EP. Eine, die gut ins Label-Raster reinpasst, mit ihren lang ausgespielten Vocals aber doch eine eigene Note reinbringen kann. Gerade „Glabella“ ist nicht weit vom Pop-Charme entfernt. Bei „Zygomatic“ ist die Stimme so verzerrt, dass sie in manchen Momenten an Jamie Lidell erinnert. Gut eingefädelt, nicht zu präsent. Ob die das selbst einsingen? Von den bisher erschienen Digital-EPs die bislang eigenwilligste.

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Martin Hayes „Stretchin’“ (Lazare Hoche)

Martin Hayes ist in Paris unterwegs – auf limitiertem Vinyl zumindest. Dort erschien ein Disco-Edit auf dem soeben gegründeten Edit-Label.

In der letzten Dance Dance-Ausgabe wurde ja bemerkt, dass Disco-House nicht dem Zeitgeist der Leipziger Szene entsprechen würde. Vielleicht kam der lakonische Hintergrund nicht recht rüber, vielleicht sollte es auch nur eine Spitze sein. Egal. Disco spielt sehr wohl eine Rolle. Good Guy Mikesh & Filburt, Boytalk, Rose Records mit M.ono, Luvless und auch Martin Hayes wären kompetente Ansprechpartner.

Letzterer kam via Facebook mit den drei Jungs von Lazare Hoche in Kontakt. Neben House-Platten auf ihrem gleichnamigen Label hauen die neuerdings unter dem Namen LH Edits auch limitierte Neubearbeitungen raus. Und Martin Hayes ist mittenmang. Rückblickend war er auf den vergangenen EPs derjenige der Rose-Crew, der am konsequentesten den Disco-Glamour ausformulierte.

Sein „Stretchin’“ schwingt langsam und super lässig der Sonne entgegen. Dezent aufgefrischte Nostalgie, süße Melancholie, frühabendliche Leichtigkeit. Es ist noch weiteres geplant mit Lazare Hoche. Gern.

Martin Hayes Facebook
Lazare Hoche Facebook
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Alles einpacken – der frohfroh-Beutel

Neulich haben wir ihn schon angekündigt, nun ist er wirklich da – der erste frohfroh-Beutel. Graues Understatement aus Baumwolle, ein paar schwarze Striche obendrauf. Und limitiert.

Noch so ein Jute-Beutel? Ja, klar. Die ersten 10 Exemplare wurden kürzlich verlost. Weitere 10 hängen ab heute im Freezone-Laden in der Kochstraße.

Der Rest ist direkt bei uns zu bestellen. Für EUR 9,- inklusive Porto. Wer also nicht nur frohfroh lesen, sondern auch mit sich tragen möchte, schreibt uns eine Mail an dance [at] frohfroh.de

Here Is Why „HRSY Perspectives“ (Riotvan)

Vorab-Single, Album, Tour und nun Remix-Album – das Here Is Why-Frühjahr ist dicht gespickt.

Netzwerken im besten Sinne ist das, was Markus Krasselt mit Riotvan auf die Beine stellt. Der Here Is Why-Drummer hat all die Kontakte, die sich über die letzten Jahre ergeben haben irgendwie nutzen können, um Here Is Why eine Präsenz zu verschaffen, wie sie ein etabliertes Label kaum besser hätte erreichen können. Und „HRSY Perspectives“, das Remix-Album zu „HRSY“ bündelt dieses Engagement noch einmal auf eigene Weise.

Die Fäden verlaufen nach Halle, Augsburg, Kopenhagen, Cannes und natürlich Leipzig. Mit Kasper Bjørke bekam auch ein amtlicher Held die Spuren eines Here Is Why-Songs. Nicht irgendeinen – dem Hit „Waiting For The Sun“ entzog der Däne den Pop-Appeal und entschlackte ihn sehr dezent für den Cosmic Disco-Floor. Gerade für eine Pop-Band können Remixe neue, spannende Perspektiven mit sich bringen. Besonders der neurotisch-schiebende Dancing Pingeon-Mix von „The Show“ sticht hier heraus. Komplett ohne Vocals.

Oder My Heart Your Hearts Euphorie-Schub bei „Standing On A Mountain High“. Lake People belässt die in sich ruhende Stimmung von „Yellow Lights“, verdichtet das Stück aber zu einer Warm-up-Hymne. Und auch Here Is Why haben sich selbst neu gemixt. Aus dem ursprünglich langsam-verrauschten „Room 3141“ zaubern sie „Lift Me Up“ hervor – eine musikalische Kehrtwende.

Am Ende bleibt ein Remix-Album aber immer ein Remix-Album. Eine Einladung zum punktuellen Andershören. An die innere Geschlossenheit des Orginal-Albums kommt es nicht heran. Dafür passt es genau in das Gesamtkonzept mit rein.

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Bassblick

Zwei neue EPs mit gebrochenen Beats kamen in den vergangenen Wochen heraus. Von Neonlight und Wright & Bastard. Zeit für einen kleinen Bassblick also.

An Bass mangelt es bei Neonlight auch wirklich nicht. Zusammen mit dem Österreicher Mefjus entstanden zwei Tracks, die kürzlich auf Eat Brain herauskamen. Auf die Mütze sind die. Rave-Breaks, tief schiebende Basslines, Pathos, schnelle Rewinds. Ich muss gestehen, dass mir Reduktion mehr liegt. Und „Puppet Master“ und „Hot Glue“ sind unmissverständlich auf Maximal-Kurs. Dafür aber in vollendeter Reinform. Jeder Schuss sitzt. Und die Soundcloud-Kommentare sind voller Überschwang.

Wright & Bastard kannte ich vorher nicht. Ein Eintrag bei itsyours.info brachte mir seine aktuelle EP auf die Bildfläche. Ein Neuling ist er aber keineswegs. Unter anderem Namen war er bereits auf Trust In Music und NoSYS Productions zu hören. Beim Jenaer Netlabel Digitalgewitter debütiert er nun als Wright & Bastard. Mit einem 8-Track-Mini-Album.

Bei „Augmented Mind“ hört man auch, dass hier schon jemand länger an Tracks arbeitet. Der Sound ist ausgewogen und bleibt trotz der stilistisch großen Bandbreite von Drum’n’Bass, Dubstep und TripHop schlüssig zusammengehalten. Mit „Sumo Love“ kommt sogar Streicher-Melancholie mit rein. Und drei Stücke sind mit Wintermute produziert. Netzwerkarbeit. Eine sehr schöne insgesamt. For free hier.

Neonlight Website
Wright & Bastard Website

Neu-Leipziger

Und wieder Thüringen. Erst lebten Marbert Rocel in einer Erfurter WG, seit geraumer Zeit ist die Musik-WG nach Leipzig verlegt worden.

Was ist los? Warum kommen die viel versprechendsten Pop-Entwürfe Leipzigs eigentlich gerade fast alle aus dem Nachbarland? Good Guy Mikesh, Pentatones und auch Marbert Rocel kommen aus der Erfurt-Weimar-Jena-Kette. Mehr Natur? Mehr Harmonie?

Erste Wurzeln in Leipzig haben Marbert Rocel schon ausgebildet. Here Is Whys Hit „Waiting For The Sun“ brachten Spunk, Malik, Martin Kohlstedt und Panthera Krause ohne Umweg auf den House-Floor. Viel direkter aber sind die Wurzeln zu Buki Good, der Booking-Agentur aus dem Nachtdigital-Umfeld. In Olganitz führten Marbert Rocel ihr Live-Projekt Karocel zusammen mit Matthias Kaden zum ersten Mal auf.

Nun werden ihre Konzerte von Buki Good gebucht – nach Istanbul, Berlin, Amsterdam und Lüneburg. Mit Compost Records im Rücken haben sich die Vier weit herumgesprochen. „Small Hours“ ist das mittlerweile dritte Album auf dem Münchner Label-Veteran.

Was auffällt: Marbert Rocel arbeiten an einem Gesamtkunstwerk. Cover Artwort, Videos, Live-Visuals, alles bleibt in der Familie und wird mit illustrativem Charme zusammengeführt. Ähnlich organisch klingen auch die Stücke. Rhodes, Melodica und Saxofon bringen eine eigene Wärme in den Sound. Sehr dicht geschichtet, ohne Hast von einem Drumcomputer angetrieben.

Spunks Gesang hievt das Ganze dann unmissverständlich auf das Pop-Level. Einem aber, das von der dramaturgischen Ausuferung im Club inspiriert ist. Dass aber auch nicht vor Balladen Halt machet. Ich habe den Vergleich zu den ersten beiden Alben leider nicht. „Small Hours“ klingt aber in sich sehr stimmig, auf Wohlklang ausgelegt. Um Reibungen geht es bei Marbert Rocel nicht unbedingt.

Um Authentizität sicherlich mehr. Die Stücke klingen unverstellt. Aber teilweise auch sehr lieblich. Aber da beginnen die Geschmäcklereien. Marbert Rocel sind ohne Zweifel auf dem besten Wege.

Marbert Rocel Website