Momo „One Of These Mornings“ (Rivulet Records)

Am vergangenen Wochenende war offizielle Release-Party im Berliner Club Ritter Butzke – damit ist nun auch Rivulet Records amtlich. Mit Siebdruckcovern und deepem House.

Der Name stand schon länger im Raum, auch der Termin und das Anliegen. Etwas genauer betrachtet, spannt Rivulet personell den Bogen zwischen Weimar, Leipzig und Berlin. Zwei der insgesamt vier Labelbetreiber kommen aus Weimar, leben mittlerweile aber in Leipzig, zwei Leipziger hat es nach Berlin verschlagen. Dazwischen steht nun ein eigenes Label mitsamt eigener Art Direktorin, die sich um das Artwork kümmert. Und da mag es Rivulet gern handmade – die Cover der Debüt-EP wurden selbst siebgedruckt.

Die Tangente bestimmte auch das Line-up vom letzten Samstag – Sevensol & Bender waren ebenso dabei wie Leute aus dem Weimarer Giegling-Umfeld. Und die Tracks auf der ersten Platte? Die kommen von einem jungen Berliner Produzenten namens Momo, der früher Nirvana hörte und später House für sich entdeckte. Eben wegen der emotionalen Note, wie er selbst sagt.

Emotional und sanft schwingend sind auch seine beiden House, die bei „I’ll Wait For You“ keine Scheu vor längeren Pop-Vocals haben. Wie in Watte eingehüllt und mit einem gewissen Kitsch versehen, tänzelt dieses Stück über fast neun Minuten umher. Der zweite Track „One Of These Mornings“ trägt die beste Zeit zum Entfalten dieser Stücke denn auch im Namen. Ganz klar der Morgen mit seiner Mischung aus matter Benommenheit und den letzten Resten einer noch nachhallenden Euphorie aus der vergangenen Nacht.

Da ist Momo mit dieser EP angesiedelt, ohne dass er sonderlich herausstechen würde. Aber er versteht es dieses Gefühl musikalisch zu vertonen. Und er beschert Rivulet einen gelungenen Einstand. Ab Winter wird es übrigens auch eine Rivulet-Party-Reihe in Leipzig geben.

Rivulet Records Website
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Filburt solo

Filburt produziert ab und an auch allein. Ein Track ist nun auf einer Compilation des französischen Labels Brown Eyed Boyz Records rausgekommen.

„Say Say“ kommt mit sommerlich unaufgeregtem, durchaus introvertiertem Groove um die Ecke. Ohne große Fanfaren. Toll, könnte man auch sagen.

Aus der RDF-Zusammenarbeit mit Ron Deacon wird nach dem Sommer übrigens ein eigenes Label. RDF wird es heißen. Und die nächste O’RS ist eine Split-EP mit Break The Surface.

!?

Die Plakate hängen schon länger in der Stadt, an diesem Sonntag ist es nun soweit – das Think Festival macht den Sonntag lang. Wir kündigen es schon heute an und verlosen Freikarten.

Es ist das dritte Jahr der Think-Neuauflage und schon wirkt es so, als sei es nie weg gewesen. Als hätte es die 15 Jahre Pause nicht gegeben. Nun ist es die Leipziger Variante von Green & Blue, Merkwürdiges Verhalten und all der anderen größer aufgezogenen Tages-Open Airs. Wer genau hinschaut, wird auch bemerken, dass sich an der großen Konzentration an Leipziger Producern nichts geändert hat – das Think bleibt also auch eine Werkschau.

Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an die schönen, unaufgeregten Location-Bilder aus der Groove. Mit all der stillen Poesie eines Ortes, der für einen Tag lang ein ganz anderer sein wird. Cornelius Plache ist dafür extra an den Nordstrand gefahren. Wir dürfen sie hier noch einmal zeigen.

Doch ich will hier gar nicht um den heißen Brei reden. Wir verlosen 2 x 2 Freikarten für das Think Festival. Dafür müsst ihr den folgenden Satz richtig vervollständigen und an dance [at] frohfroh.de schicken: „Ich denke, also …“

Unter allen korrekten Einsendungen verlosen wir die Tickets. Zeit ist bis Mittwoch, den 25. Juli 2012, 18 Uhr.

Foto: Cornelius Plache // ©2012 Cornelius Plache // ©2012 TH!NK?Zur Einstimmung hier noch einmal das Line-up:

Sven Väth
DJ Koze
Kaden & Stefanik
Marek Hemmann
Daniel Bortz
Nu
Marbert Rocel
Good Guy Mikesh & Filburt
Tasnadi & Juno6
Lars-Christian Müller
Chris Manura
Andreas Eckhardt
Peter Invasion
Philipp Matalla
Manamana
Feenstaub
Stephan von Wolffersdorff
Daniel Sailer
Dilivius Lenni

Think Festival Website

„Wir repräsentieren nicht nur die Feierkultur der elektronischen Musik“ – Global Space Odyssey

Am 21. Juli startet die Global Space Odyssey wieder am Connewitzer Kreuz, um einmal quer durch die Stadt für die Belange der freien Szene zu demonstrieren. Wir hatten ein paar Fragen, Sascha Heyne beantwortete sie.

Die Global Space Odyssey gehört mittlerweile fest zum Leipziger Jahreskalender. Was ich nicht wusste war, dass sie bereits seit 2001 existiert. Damals noch als Teil des Global Marihuana March. Heute ist die Global Space Odyssey in ihrem thematisch breiten Anspruch zu einem Unikum avanciert – anders als Shit- oder Hanfparade, auch anders als der Karneval der Kulturen. Ähnlich ist jedoch der Spaß, der trotz der Ernsthaftigkeit auf die Straßen Leipzigs gebracht wird.

Nach einer Pause 2007 kümmert sich seit 2008 ein neues Team um die Organisation und Themensetzung der GSO. Und zunehmend reicht das Engagement über die reine Demonstration hinaus. Zeit also einmal kurz resümieren und hinter die Kulissen zu schauen. Sascha Heyne alias Sencha vom Organisationsteam fand die Zeit für ein paar Antworten.

Die GSO hat in den vergangenen Jahren immer konkreter und ausführlicher Themen gesetzt und ihr Engagement auch über die reine Demo verstärkt – hat sich das Selbstverständnis verändert?

„Das Selbstverständnis der GSO hat sich in den vergangenen Jahren sicherlich geändert. Seit wir uns als Orga-Team vor fünf Jahren neu formiert haben, ist auch das Verständnis dahingehend gewachsen, dass es für uns nicht nur um diesen einen entscheidenden Tag im Jahr geht, an dem wir alle gemeinsam auf die Straße gehen, um für kulturelle Vielfalt, Freiheit und Selbstbestimmung zu demonstrieren.

Wir beobachten die kulturpolitischen Entwicklungen in der Stadt sehr genau, melden uns dann auch zu Wort oder informieren über unsere Netzwerke über aktuelle Ereignisse oder Prozesse in Leipzig. Zudem wollen wir die GSO auch immer sinnvoll ‚durch den Winter bringen‘. Zum Beispiel durch gesonderte Plakataktionen oder die kontinuierliche Erarbeitung eines nachhaltigen Freiflächenkonzepts für Veranstaltungen, die sonst teils in die Illegalität gedrängt werden würden.“

Wie werden Themen gesetzt?

„Die Themen ergeben sich meist aus der Situation heraus, die uns umgibt. Also in erster Linie meint dies uns als Orga-Team, da die meisten auch einen ’subkulturellen‘ Hintergrund mitbringen, egal ob als DJ, Veranstalter oder einfach, indem sie sich irgendwie in der „freien Szene“ bewegen. Und da der Begriff Kultur auch mit Lebensumständen außerhalb vom Feiern zu tun hat, spannt sich der thematische Bogen entsprechend weiter.

Dass die GEMA dieses Jahr weit oben auf der Liste stand, ist nachvollziehbar. Sorgt doch die Tariferhöhung für bedrohte Existenzen unter den Clubbetreibern und ebenso für empfindliche Einschnitte bei der Partykultur allgemein. Und das nicht nur in Leipzig, sondern bundesweit. Was wir dieses Jahr noch stärker in den Fokus rücken möchten, ist das Problem fehlender Bandproberäume in unserer Stadt. Gerade weil die GSO häufig nur mit elektronischer Musik gleichgesetzt wird, war es uns wichtig, hier auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Denn wer sich unsere Aufrufe zur Demo durchliest, wird merken, dass wir keinesfalls nur die Feierkultur der Sparte elektronischer Musik repräsentieren.

Letztlich war es dieses Jahr auch ein wichtiges Anliegen, uns selbst ein wenig zu reflektieren, was einer unserer Broschürentexte zur diesjährigen GSO sehr gut widerspiegelt. Denn es geht nicht immer nur ums Einfordern: Wir alle können selbst schon wichtige Akzente für ein besseres Miteinander setzen.
Außerdem kommen viele GSO-Themen jedes Jahr erneut auf den Tisch, weil sich eben in gewisser Hinsicht nichts oder zumindest viel zu wenig seitens der Stadtverwaltung verändert.

Schaut man sich nur die Entwicklung der Clubkultur Leipzigs an oder denke eben an das angesprochene Freiflächenkonzept, das schon seit geraumer Zeit durch blockierende Ämter ins Stocken geraten ist, weiß man, warum man das macht. Auch die Hürden, die wir mit den Clubs für unsere Aftershow-Partys vor drei Jahren zu nehmen hatten, gossen natürlich von Seiten der Ämter noch einmal zusätzliches Öl ins Feuer: völlig kurzfristig gab es ein Veranstaltungsverbot für Gieszer16, DHF und das Superkronik.

Abgesehen davon arbeiten wir mit dem Ordnungsamt stets gut zusammen, auch wenn nicht immer jede von uns vorgeschlagene Demonstrationsroute abgesegnet wurde oder uns die ein oder andere Auflage für die Durchführung der Demo übertrieben scheint. Auch die Absprache mit der Polizei während der GSO lief die letzten Jahre durchaus gut.“

Wie hat sich die Wahrnehmung entwickelt – speziell die Akzeptanz der Stadt gegenüber der GSO?

„Speziell meinst du sicher auch die Außenwahrnehmung der Global Space Odyssey. Das ist für uns ein wichtiger Aspekt, an dem wir in den letzten Jahren stets dran geblieben sind, um eine Schnittstelle zwischen den Themen, die uns am Herzen liegen und dem richtigen Zugang nach ‚außen‘ zu entwickeln. Es bringt ja nichts, sich hinzustellen und erst einmal prinzipiell ‚anti‘ zu sein.

Wir wollen ganz einfach an der Entwicklung der Stadt teilhaben und diese mit gestalten, Freiräume schaffen, für ein respektvolles und tolerantes Miteinander werben. Uns liegt es sehr am Herzen, was in Leipzig passiert und wollen nicht zusehen, wie es sich in eine Richtung entwickelt, die eher Konsum und Vermarktung hinterher rennt und die Menschen selbst dabei zurückbleiben. Dies sind wichtige und absolute legitime Forderungen und Wünsche, die wir auf kritische aber eben auch auf bunte Weise auf die Straße bringen wollen.

Auch wenn die Medien hier und da gern wieder das Bild einer inhaltslosen Spaßparade zeichnen, wird uns das nicht davon abhalten, diesen Themen weiter Gehör zu verschaffen. Wir sind immer bemüht, das so auszubalancieren, dass die Message ankommt. Und ich hoffe, das gelingt uns von Jahr zu Jahr besser.

Im Übrigen haben wir heute Morgen dem Oberbürgermeister Burkhard Jung eine Einladung zur Global Space Odyssey geschickt. Quasi als Reaktion auf seine PR-schwangere Antwort zu einem recht guten Artikel von Robert Schimke in der ZEIT. Wir sind gespannt, ob er kommt und seinen Blick auf die Dinge, die wirklich in dieser Stadt vorgehen, ein wenig schärft.“

Gibt es einen festen Kern an mitgestaltenden Leuten oder wechselt es jährlich?

In der jetzigen Gruppe arbeiten Viele von Anfang an mit – also über die letzten vier bis fünf Jahre. Es kommt natürlich immer wieder vor, dass jemand durch Studium oder Job zu sehr gefordert wird und mal aussetzen muss. Alles in allem kann man aber sagen, dass die Zusammenarbeit trotz eines recht bunt zusammen gewürfelten Haufens wunderbar klappt. Ab und zu gibt es Diskussionen, aber immer sehr von Akzeptanz geprägt. Das macht das Arbeiten sehr angenehm. So sollte es auch sein, immerhin machen wir das alle in unserer Freizeit und für lau. Wenn es dann Spaß macht und man Ergebnisse sieht, ist das auch vollkommen okay.

Trotz allem ist die GSO über die letzten Jahre ziemlich gewachsen: sowohl inhaltlich, was die Themen und die Umsetzung nach außen angeht, als auch die Demo an sich. Wir reden mittlerweile von über 3500 Menschen, die begleitet von vielen bunten Wagen durch die Straßen Leipzigs ziehen und ihre kritische Stimmen bzw. Füße erheben. Das erfordert natürlich wiederum ein wacheres Auge für die Organisation der Demo. Daher haben wir vor ein paar Monaten zu einem Infotreffen geladen, um neue Leute für unser Team zu gewinnen. Und das hat auch prima funktioniert. Wir sind jetzt um ein paar kluge Köpfe und helfende Hände reicher.

Global Space Odyssey Website

Trimix

Das Frühjahr war ja gespickt mit einer Reihe von großen Alben. Nun folgen die Remixe dazu – auf gleich drei Platten.

So sehr der ganze Musikmarkt in Bewegung ist, das Album wurde noch nicht gekippt. Gerade im Pop-Bereich. Daher kam der Leipziger Alben-Schub des Frühjahrs auch eher aus dieser Richtung. Denn Pentatones, Marbert Rocel und Me And Oceans sind zweifelsohne eher Pop als Club, auch wenn die Grenzen alles andere als hermetisch sind bei diesen drei Bands bzw. Projekten.

Los geht es mit Pentatones und ihrem „The Devil’s Hand“. Da erscheinen zwei Remixe zum dem Albumstück „Determiner“ bei Freude am Tanzen. Die Thüringen-Connection bleibt also erhalten. Das Original bietet mit seiner Dichte und den vielen Wendungen ja eine Menge Anknüpfungspunkte. Taron-Trekka und StefaniKaden – das gemeinsame Ding von Daniel Stefanik und Mathias Kaden – entschlacken natürlich.

Letztere etwas mehr sogar. Die im Original so präsenten Bläser rücken dezenter in den Hintergrund. Minimal mit einem langen Spannungsbogen, der sich im zweiten Teil in aller Bescheidenheit entlädt. Taron-Trekka setzen dagegen auch auf spielerische House-Fülle. Tollster Moment hier kurz vor Schluss: die runter gepitchte Stimme, die zum Duett mit Dehlia einlädt.

Compost Records veröffentlichte auf seinem Black-Label-Ableger auch Remixe zum letzten Album der Neu-Leipziger. Die Remixer-Auswahl fiel dabei bis auf Osunlade regional aus. Daniel Stefanik, Jacob Korn und Klinke Auf Cinch. Stefanik hisst bei „Small House“ die Rave-Flagge. Rastlos im Tempo, mit langem Break und schiebenden Strings. Jacob Korn besinnt sich mehr auf den organischen Sound des Originals und baut seine trockene House-Note mit ein.

Den spannendsten Ansatz verfolgen aber Klinke Auf Cinch. Schon floororientiert, aber eben auch noch den Song im Hinterkopf. So kommt „I Wanna“ in einen sehr schönen, sachte forttreibenden Fluss. Ein musikalisches Refugium zwischen der sonst eher dominierenden Funktionalität auf dieser EP.

Klinke Auf Cinch sind auch bei der dritten Platte mit dabei. Analogsoul und Me And Oceans beschenken sich nämlich selbst mit einer Vinyl-Bonus-Ausgabe von der letzten EP „The Pond“. Neben den sechs Tracks sind auch drei Remixe von „When I Was A Dancer“ mit drauf. Der Me And Oceans-Mix war bereits im aktuellen Video zu hören.

Klinke Auf Cinch zerpflücken den Song fast komplett und setzen ihn neu zusammen – geradlinig und breakig zugleich, die Vocals nur in Spurenelementen eingestreut. Ebenso gelungen wie bei Marbert Rocel und ehrlich gesagt die bisher stärksten Momente der Jenenser.

Schließlich ist wieder Lake People mit im Analogsoul-Remix-Boot. Wie schon bei A Forest. Er nimmt das Piano sehr präsent mit rein, mit brüchigen umher flirrenden Samples. Und er behält auch die Melancholie des Originals weitgehend bei. Nicht weniger gelungen. Der EP liegt übrigens auch 15-seitiges Booklet bei – Vinyl Love eben.

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Mittagskind „Eulenfeder“ (Kleinstadtfeeling)

Ein Album von Mittagskind auf Kleinstadtfeeling schwebt bereits länger im Raum. Es bleibt aber erstmal bei einer EP – einer Hymne an die eigene Crew.

So könnte man zumindest den Titel des Tracks interpretieren. Als Teil der Eule-Crew ist Mittagskind der wohl derzeit aktivste Producer. Sein Soundcloud-Profil wächst in kurzen Abständen um neue Stücke. Gerade in den letzten Monaten gab es dort eine Reihe von interessanten Demos zu hören. „Pisa“ etwa. Aber auch „Ida“, „Bird Of Brey“, „Daisy Chain“.

Tracks mit einer nächtlich gestimmten Deepness. Ungewohnt melodieverhangen und emotional. Aber auch mit einem gewissen Pathos. Und bei seinen bisherigen Veröffentlichungen auf Farbton und Retorica war der teilweise einen Tick zuviel.

„Eulenfeder“ steht mit seinen orchestralen Arrangements dazwischen. Ausgewogen und selbstvergessen zugleich steckt das Stück einen Sound ab, an den sich hier nicht viele wagen. Das Kitsch-Risiko ist bei einem so emotionalen Rahmen aber auch allgegenwärtig und liegt wahrscheinlich im Detail. Doch insgesamt klingt Mittagskind hier aufgeräumter und weniger plastisch.

Vielleicht ist das auch eher Album-Musik. Alex Q nimmt dem Stück mit seinem Remix ein wenig die Ernsthaftigkeit – mit einem unüberhörbaren Disco-Einschlag. Und das geht ziemlich gut auf.

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„Ich werde es schaffen, fertig“ – Sven Tasnadi im Interview

Kaum einer hat in den vergangenen Monaten so viele neue EPs veröffentlicht, wie Sven Tasnadi. Nur ein Grund für frohfroh, ihn zu einem großen Interview einzuladen.

Genau genommen lud Sven Tasnadi selbst ein. In sein Studio, tief versteckt in einem verschlungenen Bürohaus am Dittrichring. Früher sei hier das Stasi-Rechenzentrum drin gewesen, weiß er. Der Fahrstuhl, die Gänge und Zimmerschilder machen auch keinen Hehl daraus. Tasnadis Studio ist überschaubar, ein DDR-Arbeitstisch für das Equipment, ein Sofa, ein Plattenspieler-Sideboard. Viel mehr steht nicht drin.

Sven Tasnadi zu interviewen stand schon länger auf dem frohfroh-Zettel. Mehr als ein Dutzend EPs hat er seit 2005 veröffentlicht – rechts in der Tagcloud ist sein Name mit am größten verzeichnet. Entdeckt hat ihn quasi Steffen Bennemann mit seinem damaligen Netlabel 1Bit Wonder. Aber davon wird er selbst erzählen.

Du bist Ur-Leipziger, wo kommst du her, wo bist du aufgewachsen?

„Aufgewachsen bin ich in Gohlis, in der Nähe vom Coppiplatz. Da bin ich zur Schule gegangen, habe meine erste Ausbildung gemacht. Später habe ich auch in Möckern gelebt.“

Da gab es bestimmt keine Clubs um die Ecke.

„Die Clubs, in die ich früher gegangen bin, waren die Opera und die Basis. Die waren tatsächlich in ganz anderen Stadtteilen. Da musste man immer eine Weile Straßenbahn fahren – mit Umsteigen.“

War elektronische Musik deine erste Entdeckung oder bist du ein Quereinsteiger?

„Nein, ich habe nicht vorher erst HipHop gehört und dann Techno. Zu DDR-Zeiten war es eh etwas schwierig. Da war man nicht so uptodate. Angefangen bewusst Musik zu hören, habe ich mit meinem ersten Walkman. Von meinem Vater hatte ich einige Kassetten. Aber der hatte nicht so den speziellen Musikgeschmack. Da war von allem etwas dabei. Erst nach der Wende bin ich durch Freunde an der Schule auf die kommerzielleren Sachen aufmerksam geworden. „Das Boot“ von U69. Darüber bin ich dann nach und nach zu den Underground-Sachen gekommen.“

Du hast die Clubkultur in Leipzig ja dann von früh an miterlebt. Wie würdest du die letzten 15 Jahre bewerten?

„Es hat sich sehr zum Positiven verändert. Es richtet sich jetzt mehr Aufmerksamkeit auf uns. Ich hatte Ende der Neunziger immer das Gefühl, dass hier mehr passieren könnte. Da gab es auch schon gute Ansätze. Gerade mit City Trax von Phil – später wurde daraus das Philter Music. Die hatten ihren eigenen Plattenladen, eigene Veranstaltungen und irgendwann auch ein Label. Aber irgendwie ist das nie durchgestartet.

Einige unserer DJs hatten bestimmt das Potential für mehr gehabt. Aber es war eben auch sehr westdominiert. Wir Ossis haben die Wessis gebucht, es wurde aber niemand rüber gebucht. Die hatten auch den Vorteil, dass sie die Strukturen schon durch HipHop und andere Subkulturen kannten – es musste nur auf Techno umgemünzt werden. Wir hatten von so etwas aber keine Ahnung. Es hat sich damit vorher niemand richtig beschäftigt – höchstens aus dem Hobby heraus. Deswegen hat es vielleicht bei uns etwas gedauert, bis die Leute das verstanden haben. Ab 2000 ging das hier erst richtig los als Moon Harbour das erste Aushängeschild war. Und auch da war noch viel Luft bis heute.

Selbst um 2005 war hier noch nicht so viel mehr als Moon Harbour. Da ging das zwar mit den Kann-Jungs langsam los – auch wenn es das Label da noch gar nicht gab. Mit den Midi-Veranstaltungen hat sich das so entwickelt. Heute sehe ich auf frohfroh 30 Labels – die zwar nicht alle mit House oder Techno zu tun haben – von denen ich die Hälfte gar nicht richtig kenne.

Auch bei den Veranstaltungen gab es einen enormen Schub. Das ist zum einen positiv, zum anderen kann sich das aber auch ganz schnell zum Negativen entwickeln. Gerade in so einer kleinen Stadt. Da gibt es einen Overload. Und wenn jeder etwas machen möchte, funktioniert das im Gesamten nicht mehr. Es muss schon ein gesundes Verhältnis da sein.“

Du hast schon Bedenken vor einer Blase, die irgendwann platzen könnte?

„Da sind wir schon drin. Was wir die letzten zwei bis drei Jahre hier hatten – mit den Sommer-Open Airs – das ist alles sehr schön. Muss es aber jedes Wochenende stattfinden? Wir sind nicht in Berlin, wo das leichter verkraftet werden kann. Wir sind im Vergleich dazu eine relativ kleine Stadt. Deswegen sollte man es vielleicht einmal bündeln. Ist zwar auch schwierig alle an einen Tisch zu bekommen. Aber vielleicht könnte man z.B. vereinbaren, dass es nur vier, statt zehn Veranstaltungen an einem Wochenende gibt.“

Was war für dich ein wichtiger Punkt nach Moon Harbour?

„Eindeutig Kann Records. Da lief aber auch viel parallel. Das Nachtdigital ist zwar in einer anderen Region, aber durch Steffen Bennemann auch sehr tief hier verwurzelt. Der hat damals das 1Bit Wonder-Label gegründet. Das war für mich der Startpunkt, an dem es wirklich losging.

Dadurch habe ich Stefan (Juno6) kennen gelernt – Treplec und Daniel Stefanik haben dort was veröffentlicht, selbst Mathias Kaden. Daraus sind dann auch Freundschaften entstanden und so meine erste Veröffentlichung auf Cargo Edition. Und um einen herum sind die anderen auch los gelaufen.„“

Stichwort 1Bit Wonder: du produzierst seit 2000, fünf Jahre später kam dort deine erste EP heraus. War das ein Zufall oder hast du bewusst nach Labels gesucht?

„Zufall kann man es nicht nennen. Für vieles in meinem Leben, von dem ich dachte es sei Zufall gewesen, habe ich im Nachhinein doch irgendwie die Weichen gestellt. In dem Fall war es so, dass wir uns noch nicht kannten. Wir hatten aber irgendwann unabhängig voneinander in Zeitz in einer kleinen Location gespielt.

Dem Betreiber – ich wusste, dass er Tontechnik studiert hatte – gab ich ein paar Stücke von mir, um zu fragen, was man klanglich noch machen könnte. Steffen spielte dann ein paar Wochen später dort und war auf der Suche nach Leuten für sein Label. Und da gab der Betreiber meine Stücke weiter und Steffen rief mich an.“

Stilistisch waren die ersten EPs sehr offen, wenn ich mich recht erinnere. Arbeitest du jetzt auch noch an Sachen abseits von House und Techno?

„Ja, auf jeden Fall. Es ist natürlich kein komplett anderes Genre – es bleibt elektronische Musik. Aber ich arbeite auch an Electronica – auf Oh! Yeah! soll bald ein ruhiges, experimentelles Album von mir herauskommen. Da hört man auch HipHop-Einflüsse. Das ist auch ein starker Einfluss von Stefan, der in Electronica absolut drin ist.“

Du hast überhaupt einen riesigen Output. Von den Leipziger Producern wächst deine Diskografie derzeit scheinbar am schnellsten. Bist du sehr schnell?

„Nein, überhaupt nicht. Vielleicht wirkt das manchmal so, weil die Stücke nie rauskommen, wenn sie fertig gestellt wurden. Manche bleiben länger liegen, es sammelt sich etwas an und dann kommt plötzlich viel hintereinander raus, obwohl es ganz anders geplant war. Aber sonst kann ich mir das auch nicht erklären.“

Ist es dir aber zuviel?

„Prinzipiell nicht. Die jetzige Frequenz sollte sich aber nicht erhöhen. Es kommen ja auch noch Remixe dazu. Wenn es aber passt, dann passt es. Im Vergleich zu den anderen ist es natürlich mehr, aber gewisse Anfragen kann man auch nicht ablehnen. Es hat sich bei mir nach und nach ergeben – erst hatte ich was auf Cargo Edition, dann kamen Liebe*Detail und Smallville. Dann Poker Flat und Cocoon.

Das sind Labels, von denen ich selbst viele Platten gekauft habe und Sven Väth hing als Poster an meiner Wand. Das waren große Vorbilder. Anfangs habe unter anderem Steve Bug-Tracks nachgebaut, um zu verstehen wie sie funktionieren.Und irgendwann fragte Steve an für einen Remix.“

Innerhalb des Techno-/House-Rahmens bist du stilistisch enorm breit aufgestellt. Man kann dich nicht mit einem uniquen Sound verbinden. Ist das gewollt oder liegt es am Equipment, das sich verändert und erweitert?

„Das ergibt so. Hätte ich weiter nur mit Sampler und Drum Machine gearbeitet, hätte sich aus dieser Limitierung sicher ein gewisser Sound ergeben. Aber irgendwann habe ich auch mit dem Rechner angefangen und da gibt es so viele Möglichkeiten. Ich mag einfach zu viele verschiedene Arten von Musik zu sehr.“

Wie würdest du deinen Produktionsstil beschreiben? Arbeitest du an mehreren Stücken gleichzeitig oder bringst du lieber Sachen schnell zu Ende?

„Ja, ich muss gleich dran bleiben. Von den DJ-Auftritten kommen aber so viele Einflüsse, dass es schwierig ist, die immer auszuschalten. Und dann fange ich eben oft auch gern mit Dingen an, die in die Richtung gehen, die ich gerade gern auflege. Deshalb kamen dieses Jahr viele Funk-Stücke heraus, weil es mir bei den Sets viel Spaß macht. Bei Stefan ist es vielleicht etwas anders. Er ist nicht DJ, er hat nicht diese direkten Einflüsse von außen. Und bei ihm ist möglicherweise eher so ein Faden zu erkennen.“

Welche Rolle spielt Humor in deinen Stücken?

„Musst du oft lachen beim Hören?“

Schon, aber noch mehr kann ich mir dein Lachen im Studio vorstellen.

„Das Humording sagt mir Daniel oft nach, wenn ich irgendwelche Sounds einbaue, die ich selber vielleicht gar nicht so lustig finde. Für mich sind die dann eher funky und schräg und ein wenig anders. Da sagt er dann: ‚Das ist wieder typisch.‘ Aber bewusst baue ich nichts Lustiges mit ein. Es geht mir eher um Elemente, die sich noch etwas hervorheben. Beats lassen sich schnell bauen. Nicht nur für einen erfahrenen Producer – für alle.“

Mit Stefan spielst du ab und zu live. Wäre das solo auch denkbar oder bist du zu gern DJ?

„Ja, das ist es wahrscheinlich – ich bin zu gern DJ. Man kann die Stücke live gar nicht so umsetzen, wie man es möchte. Es ist live alles relativ einfach gestaltet – muss es auch sein, weil man allein nun mal nicht wirklich live spielen kann. Dieses Jammen wie bei einer Band, funktioniert allein gar nicht. Deswegen muss man sich auf vorgefertigte Teile seiner Stücke verlassen. Die sind dann unterteilt in verschiedene Spuren und spielt die dann eigentlich nur noch ab.

Man darf auch die Tanzfläche nicht aus dem Blick verlieren – sonst macht man so nerdigen Kram. Als DJ kann ich dagegen immer auf die aktuelle Stimmung reagieren. Ich kenne die Stücke und mit der Zeit gewinnt man die Erfahrung mit ihnen umzugehen. Als Live-Act hast du nur deine vorbereiteten Stücke und du kannst nur die spielen. Wenn aber das Energielevel wo ganz anders ist, dann geht es in den Keller. Eine Stunde ist mir auch zu kurz. Mit den ruhigen Stücken vom Album könnte ich es mir gut vorstellen. In einem Café, mit weniger Druck.“

Als DJ kommst du ja seit drei Jahren viel rum. Ist das derzeit schon ein gutes Level für dich oder ist da noch mehr drin?

„Es sollte schon nach vorn gehen. Momentan kann ich davon leben, was ein großes Privileg ist. Aber es ist manchmal auch recht knapp. Das erste Halbjahr war bisher zwar das beste. Aber es verläuft in Schüben – manchmal spiele ich achtmal im Monat und dann ist es wieder ruhiger. Januar ist mau, Februar geht es wieder los, im Sommer ist es ohne richtig großen Namen auf den Festivals schwer und zum Ende des Jahres erholt es sich meist wieder.

Aus diesen Phasen würde ich gern noch rauskommen, damit es etwas ausgeglichener ist. Deshalb bin ich für das Booking auch wieder zu Moon Harbour gewechselt – sie haben einfach einen sehr großen Pool an Kontakten. Und ich möchte es nach den zwei Jahren bei meinen Freunden von Buki Good gern noch einmal woanders probieren.“

Es war auch für dich von Anfang wichtig davon leben zu können?

„Ja. Das ist ein sehr langer Traum gewesen. Es war auch nie richtig klar, das wirklich erreichen zu können. Das hat sich so ergeben,Daniel war da so mein Leitbild. Er hat mir auch immer Mut zugesprochen. Man muss auch erstmal verstehen, wie es funktioniert vom Auflegen leben zu können.

Es hat lange gedauert, da eine gewisse Konstanz aufzubauen. Bis 2009 habe ich nebenbei noch bei einem Verlag gearbeitet. Und irgendwann habe ich beschlossen, das aufzugeben und mich komplett auf die Musik zu konzentrieren. Es ist ja auch nicht nur das Musikmachen an sich. Die Netzwerkarbeit nimmt auch sehr viel Zeit in Anspruch.“

Ergibt sich daraus nicht auch ab und zu ein unguter Druck – gerade wenn du sagst, dass es ruhige Phasen gibt, dann wirkt das sicher auch schnell „existenzbedrohend“. Wie kann man künstlerisch arbeiten, wenn damit die Miete gezahlt werden muss?

„Das ist schon schwierig. Es gibt Momente in denen es darauf ankommt, wie man sie nutzt. Auf Poker Flat hatte ich Ende letzten Jahres den dunklen Acid-Track „Follow The Roots“ veröffentlicht. Der entstand mitten im Herbst in einer Phase, in der ich mich im Studio eingeigelt habe und in der viel nicht so lief, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Steve Bug war dann aber gleich begeistert und meinte, dass sie gerade eine Acid-Compilation vorbereiten. Das Ende vom Lied war, dass sich Laurent Garnier genau mein Track für seine Radio-Show ausgesucht hatte. Aus so negativen Momenten entstehen dann eben auch Dinge, die irgendwie förderlich sind.“

Beeinflusst dich der Druck aber beim Produzieren oder Auflegen?

„Beim Produzieren kann es schon passieren, dass man versucht in eine Richtung zu gehen, weil man meint, es könnte erfolgreich sein. Da muss man dann auf die Bremse treten. Am Ende werden die Stücke dann aber auch gar nicht so toll, dass ich sie zeigen möchte. Man muss lernen mit Phasen umzugehen, in denen es nicht so gut läuft.“

Was wäre dein Plan B gewesen, wenn es mit dem Auflegen nicht geklappt hätte?

„Ich habe keinen Plan B. Mit einem Plan B würde ich mir ja von herein eingestehen, dass ich scheitern könnte, aber ich bin davon überzeugt, dass es klappt. Ich werde es schaffen, fertig. Selbst wenn nicht: was soll schon passieren. Man überlebt immer irgendwie. Ich habe nicht so die Existenzängste.

In meinem normalen Beruf als Tischler hätte ich momentan weniger Geld, würde mehr arbeiten – noch dazu für jemanden anderen – wäre unglücklich und hätte auch kein dickeres Rentenkonto. Ich könnte auch in meinem regulären Job jahrelang arbeitslos sein. Da fragt ja auch keiner nach einem Plan B.“

Noch kurz zu eurem Label Oh! Yeah! – ihr hattet einen recht straffen Start und dann eine abrupte Pause. Wie kam das?

„Die Pause kam, weil das Ganze nicht so geklappt hat, wie wir uns das gewünscht hatten. Wir sind in einer Phase gestartet, in der die Vinyl-Verkäufe immer weniger wurden – am Ende hat sich das mit unseren Farbcovern kaum gerechnet und es blieben ein Haufen Schulden übrig, die erstmal abbezahlt werden mussten.

Das hat dann an unserem Enthusiasmus gezehrt. Wir waren von den Stücken und dem Label ja überzeugt. Deswegen wussten wir erstmal nicht so recht weiter – auch musikalisch. Irgendwann fragte mich Daniel dann, ob ich das Label nicht weiter als eigenes aufziehen möchte. Ich wollte es aber nicht ohne Stefan machen.

Daniel hat sich aus der Label-Arbeit zurückgezogen und wir zwei haben die Idee wieder aufgegriffen. Dann hatten wir uns entschieden erstmal digital weiterzumachen. Demnächst kommt eine Remix-EP.“

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Various Artists „Various Three“ (Rose Records)

Im Juni konnte Rose Records sein erstes Label-Jahr feiern. Die Nummer Drei läutet das nächste ein – wieder als Dreier-Compilation.

Drei Artists, drei Tracks. Rose Records bleibt der paritätischen Verteilung des eigenen Outputs vorerst treu. Auch dem limitierten Vinyl-only-Ansatz. Liebhaber-Tracks auf einem Liebhaber-Format.

Vielleicht ist es überinterpretiert, aber dieses gemeinsame Auftreten von drei eigenständigen Producern zieht sich bei M.ono, Luvless und Martin Hayses auf besondere Weise sehr schlüssig durch. Von der ersten Mancha Recordings-Platte bis in die Gegenwart. Auch wenn Rose Records eigentlich ein Quintett ist und auch wenn jeder der drei seine Fühler in andere Richtungen ausstreckt.

„Various Three“ festigt den sehnsuchtsvollen Rose-Sound. Martin Hayes forscht stärker im Analogen, Luvless mehr im House, M.ono gräbt sich hymnenhaft und in rasantem Tempo ins Disco-Erbe. Piano-Chords, Sample-Nostalgie, Soul-Appeal – der Rahmen ist im positiven Sinne abgesteckt. Spannend zu sehen, wie es weitergeht.

Rose Records Website
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Mobile Rave

Mobile Soundsystems sind ja ein eigenes Kulturgut. In Leipzig ist Frank Patitz von Retrovelo groß dabei. Seit zehn Jahren perfektioniert er sein Sound-Rad. Off-Center widmet ihm eine Ausstellung.

Retrovelo dürfte in der Stadt hinlänglich bekannt sein für seine schönen, nostalgisch eingefärbten Fahrräder. Einer der beiden Gründer bastelt nebenbei seit 10 Jahren an einem Soundsystem auf drei Rädern. Ausgestattet ist es mit zwei Technics und ausreichend Wumms auf möglichst mobiler Fläche.

Anfangs bespielte das Rad Reggae-Partys, ab und zu auch ein paar Techno-Veranstaltungen. Heute steht es eher der hiesigen Swing- und Lindyhop-Bewegung zur Verfügung. Die Plagwitzer Galerie Off-Center zeigt die verschiedenen Phasen des Soundsystems in einer Bilderausstellung. Außerdem sind ehemalige Karosserieteile „installativ aufbereitet“.

Vernissage ist am kommenden Freitag Samstag, den 7.7., ab 20 Uhr. Die Soundrad wird auch dabei sein und das machen, was es am besten kann – Musik abspielen. Bis zum 21.7. ist die Ausstellung dann noch zu sehen. Zur Einstimmung hier noch ein Interview mit Frank Patitz aus dem Jahr 2003.

Retrovelo Website
Off-Center Website

Ekkohaus „On The Road EP“ (Cargo Edition)

Ekkohaus veröffentlichte gerade seine dritte EP auf Cargo Edition. Mit einer gewissen Moon Harbour-Note.

Ekkohaus, das Projekt des Griechen Kostas Tassopoulos, gehört mittlerweile fest zu Cargo Edition. 2008 erschien dort erstmals eine EP von ihm. Und immer forschte er ein wenig neben der Tech-House-Spur. Sei es bei den Vocals, oder mit einem verspielten Umgang mit Sounds. Auf der „On The Road“ vermisse ich beides.

„On The Road“ und „See Through You“ schieben sich einfach so durch. Ohne nennenswerte Momente. Doch es bleibt nicht dabei. Denn „Don’t Come Back“ und „Electric Circuit“ bringen eine leicht angedunkelte Note mit rein. Mit etwas mehr Reibung.

Interessant ist aber, dass es mittlerweile so ganz typische Moon Harbour-Chords zu geben scheint – auch wenn das hier eine Cargo Edition-Platte ist. Keine Ahnung, wie die am besten zu beschreiben sind – leicht milchig, weichgezeichnet und auf unaufdringliche Weise deep. Sie kommen in ihrer Ästhetik immer wieder zum Vorschein. Hört mal genauer hin bei „See Through You“ und „Don’t Come Back“.

Cargo Edition Website
Ekkohaus Facebook
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