Flowtec „Mental Therapy“ (Resistant Mindz)

Nach dem großen Vinyl-Projekt mit dem französischen Label Cascade Records besinnt sich Resistant Mindz wieder auf das Tape. Mit Flowtec aus.

Wobei das Tape als Liebhaberding nebenbei läuft. Auf 100 Stück ist die Auflage limitiert. Ansonsten gibt es den 30-minütigen Mix mit Tracks von Flowtec auch als Free-Download. 15 sanft wogende HipHop-Tracks hat er in einem durchlaufenden Mix zusammengestellt. Teils klassisch, teils etwas experimenteller.

Es ist der Sound, wie ihn Resistant Mindz als Label voranbringt. Laid-back, vorwiegend instrumental, wobei Flowtec schon viel mit Vocal-Samples arbeitet. Manchmal schimmert der frühe Four Tet oder Flying Lotus in Spurenelementen mit durch. Gerade in dem Mix bekommen die Stücke noch einmal ein anderes Podium, wird der Flow im Gesamten deutlich. Eine unbedingte Empfehlung für einen entspannten Ausgleich von der geraden Bassdrum.

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Post-Freezone-Elan

Ein dreiviertel Jahr ist es her, dass Filburt den damaligen Freezone-Laden verließ. Anscheinend ein guter Zug für sich als Producer, DJ und Labelbetreiber.

Raus aus der Ladenroutine, rein ins pralle Künstler-Dasein. Etwas überspitzt, klar. Aber seit letztem Herbst konzentriert sich Filburt mehr um Auftritte – ob solo oder mit Good Guy Mikesh –, tritt immer öfter auch als Solo-Producer in Erscheinung, knüpft neue Netzwerke und gründete soeben mit Ron Deacon ein weiteres Label – RDF Music. Unter dem Kürzel traten sie bereits auf der letzten O’RS-Platte auf.

Die erste „Code EP“ gibt nun einen weiteren Einblick in die gemeinsamen Jam-Sessions. Zwei sehr unterschiedlich temperierte Tracks. „1204“ beinahe beängstigend episch, gerade im mittleren Teil brandet eine gehörige House-Rave-Welle auf. Durchaus gewagt. „2203“ dann wesentlich gedrosselter und analoger klingend. Feinfühliger arrangiert und durch die tiefen Vocals auch irgendwie amerikanisiert – im ganz positiven Sinn.

Die Schweizerin Timnah Sommerfeldt nahm sich dieses Stück noch einmal an und brachte ein deutlich fiepigere Stimmung rein. Auch wenn das Tempo ähnlich bleibt. Die Strings strahlen erst ganz hell, später verdunkeln mächtige Synths den Sound. Die Reise von RDF sei noch offen, so Filburt.

Bei O’RS ist die Reise ebenfalls offen. Überraschenderweise ist die vierte EP „O’RS 1800“ eine Split-EP mit Break The Surface. Quasi die Erfüllung eines lang gehegten Traums für Break The Surface-Betreiber Metasound. Immerhin sei die Haptik eines Vinyls doch nicht zu unterschätzen.

Filburt gewährt auf seiner Seite den Platz für zwei Debüts: Marbert Rocel-Mitglied Panthera Krause veröffentlicht nämlich erstmals solo und für die Augsburger Dominik Marz & Leon Holstein ist die „O’RS 1800“ ebenfalls das erste Lebenszeichen, bevor sie demächst auf Pastamusik eine eigene komplette EP bespielen werden. Krause ist in seinem House-Verständnis ähnlich ausgerichtet wie Ron Deacon und Filburt. Analog-warme, hoch musikalische Deepness, etwas Soul zwischen den Tönen.

Die beiden Augsburger sind deutlich poppiger bei ihrem „You Know It’s True“. Fast theatralisch aufgeladen mit den choralen Momenten. Dazu aber auch klare Disko-Einschübe. Die Spannung zum Schluss hat etwas sehr einnehmendes.

Auf der Break The Surface-Seite dann zwei neue Tracks von Metasound & Lucius14. Wieder mit starker Funk-Note. Gewohnt vielschichtig und mit Lagerfeuer-Charme aufgebaut, aber mir wird das zunehmend zu brav. In der Digital-Version legen Break The Surface noch drei weitere Tracks obendrauf. Und da geht es erstaunlicherweise aufgeräumter zu. Großer Tipp hier „Sweetest Ting“ mit seinen hintergründigen Disko-Anleihen. Wo sind aber die neuen Künstler bei Break The Surface?

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Science Fiction reloaded

Der Fokus auf die Visual-Kunst ist im Club-Geschehen etwas abgeflaut in den vergangenen Jahren. Dabei ist das Thema keineswegs durch. Das Leipziger Animations- und Illustrationsduo Legacy of NEST zeigt es eindrucksvoll.

Im Conne Island und UT Connewitz gab es vor rund sieben Jahren sogar kurz eigene Reihen, die sich den vielen VJs der Stadt widmeten und auch überregionale Helden einluden. Visuals sind zwar nicht gänzlich aus den Clubs verschwunden, doch die Wertschätzung für die visuellen Arrangements scheint in keinem Verhältnis zu deren Aufwand zu stehen. Dass die Symbiose zwischen Musik und Bild aber nichts an Reiz verloren hat, zeigen nicht nur die vielen Musikvideos im Pop-Bereich, die nach wie gedreht werden. Es gibt immer wieder – wenn auch weit seltener – Konzeptarbeiten, die auf DVD erscheinen.

Ganz aktuell: Der Londoner IDM-/Electro-Producer Scanone. Er ließ zwölf Tracks aus seinem Archiv von zwölf Video-Künstlern visualisieren und hat sie nun alle auf der DVD „Archive“ versammelt. Darunter auch eine Arbeit der Leipziger Legacy of NEST. Für das Stück „1002“ entwickelten Alexander Priebe und Christian Kroneck eine düstere Reise durch eine surreale Maschinenwelt.

Science Fiction reloaded, mit dem entsprechend neurotischen Soundtrack dazu. Beeindruckend fein sezierte Mechaniken wurden rhythmisch angepasst – für den Club wahrscheinlich zu komplex und konzentriert, in diesem Screening-Rahmen aber genau richtig. Im Teaser zur DVD entdeckt man auch Ausschnitte der anderen Video-Arbeiten. Und Legacy of NEST stechen durch ihren sehr vektorgrafischen Stil heraus.

Die beiden Video-Künstler sind keine Neulinge in Leipzig. Sie sind auch vom Projekt Leipzigwest bekannt. Alexander und  Leipzigwest-Mitgründer Kay Knofe alias Secam waren als Pal Secam Kids eine zeitlang als Live-Act zu erleben. 2006 erschien auch eine Platte mit zwei Tracks des Duos. Christian ist dem einen oder anderen vielleicht noch als Zapotek ein Name. Legacy of NEST produzierten beispielsweise auch das Video zum Hexer-Track „The Bomb“, das auf Alphacut Records herauskam.

Die „Archive“-DVD ist momentan erstmal hier zu ordern. Später auch bei uns.

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Zohki & Roozlee „One Way Out EP“ (Moon Harbour Recordings)

House-City Essen. Mildpitch, Bine, Manuel Tur, Langenberg, DPlay. Eine doch recht dicke Stecknadel kann auf der House-Landkarte bei Essen angesteckt werden. Moon Harbour hat zwei weitere Protagonisten entdeckt.

Und zwar Quereinsteiger. In den Neunzigern waren Zohki & Roozlee HipHopper. Angeblich mussten sie dann einmal bei einer House-Party als DJs aushelfen und blieben anschließend der langgezogenen Deepness treu. Oft ist es ja so, dass Quereinsteiger die spannenderen Tracks produzieren. Ein anderer Input, andere Perspektiven, abseitigere Vorlieben. Mehr Reibung, mehr Mut. Zohki & Roozlee sind aber eher die Ausnahme.

Klar, in den Vocal-Samples schwingt für Moon Harbour-Verhältnisse mehr Soul und HipHop mit, die Grooves sind etwas stärker im Bass betont. Allein „Dreams“ bewegt sich in seiner introvertieren Art aus dem Gleichklang. Aufgeräumt und schwebend. Zwei der Stücke sind übrigens Kollaborationen mit den Kölnern Vito & Danito und Agent! aus Würzburg. Und laut den Beatport-Charts glückt das Debüt der beiden Essener.

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Various Artists „Stiff Little Spinners Vol. 2“ (Audiolith)

Dass der Output des Hamburger Labels Audiolith auch anders klingen kann, zeigt seit vergangenem Jahr die „Stiff Little Spinners“-Compilation-Reihe. Die Nummer 2 ist gerade erschienen.

Es war im November 2011, als unter dem Stiff Little Spinners-Banner die weniger aufgekratzten Tracks der Audiolith-Acts eine eigene Plattform fanden. Und auch der zweite Teil der Compilation-Reihe hat seine kuratorische Heimat teilweise in Leipzig – dank der beiden Wahl-Leipziger Krink und Gimmix. Das Line-up ist nahezu identisch, auch im Sound knüpft „Vol 2“ an das Debüt an.

Bis auf Torsun von Egotronic, der mit seinem Polka-Techno-Track „Brrhuakka“ den Sprung an den Audiolith-Tellerrand aber nicht so recht schafft. Überraschung der EP ist Kalipo. Sein „Millionaire Of Love“ pendelt so eigen zwischen Melancholie und aufgedoppelter Bassline. Irgendwie noch hörbar an Audiolith angedockt, aber doch davon losgelöst. Aber eben auch noch nicht im klassischen House angekommen.

Rampue, Gimmix, Krink und Mendoza sind da tiefer drin verwoben. Mit warm schiebenen Bässen, sich durchaus episch aufbäumenden Synth-Harmonien und viel Soul in den Vocals. Überhaupt gewähren alle den Vocals sehr viel Raum. Daran angeknüpft natürlich der Pop-Appeal. Sehr toll im Detail übrigens noch Rampues Disko-Lässigkeit in „Get Back“. Würde er auch in Leipzig leben, müssten M.ono, Luvless und Martin Hayes ihren Artist-Stamm für Rose Records erweitern.

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Sevensol & Bender „How Not To Lose Things“ (Kann Records)

Offiziell steht sie erst ab September in den Läden – doch im labeleigenen Shop ist sie bereits erhältlich. Daher auch schon jetzt vorgestellt: die neue Kann Records-EP.

Vier Jahre ist es her, dass Sevensol & Bender mit ihrer „The Big Easy“-EP Kann Records offiziell einweihten – wenn man einmal von der Katalognummer „00“ absieht. Es ist bekanntlich nicht so, dass die beiden einen mit Output überrollen. Umso höher sind natürlich auch die Erwartungen. „Balei Bifzbaf“ und „Captain Trollig“ halten sie jedoch in aller Bescheidenheit.

Denn wenn etwas den Sound von Sevensol & Bender prägt, dann ist es die schnörkellose, effektfreie House-Deepness. Dicht verwobene Wärme, naiv-freudige Bögen, süße Melancholie. Das war bereits in ihrem Fauxpas Musik-Track „Scuba“ ganz groß und es kommt auch bei den beiden neuen Stücken zum Tragen.

„Balei Bitzbaf“ etwas durchdringender, „Captain Trollig“ etwas verspulter. Diese Tracks klingen so, als ob es die Peaktime im Club nie gegeben hätte. In sich ruhend, völlig autark und im Reinen. Wer braucht die große Abfahrt? Die großen Gesten? Sevensol & Bender ganz bestimmt nicht. Und so klingen ihre Stücke denn auch.

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Mix’n’Remix

Neue Musik zur neuen Woche. Und zwar ausschließlich gemixte – beziehungsweise geremixte.

Los geht es mit Break The Surface. Gestern ging dort die erste Ausgabe des Label-Podcasts online. Label-Kopf Metasound übernimmt konsequenterweise das Ruder. In wenigen Tagen erscheint übrigens eine neue EP – auf Vinyl, zusammen mit O’RS.

Etwas Indie zwischen die Bassdrums mischt Micronaut. Nicht nur bei seinen eigenen Tracks, sondern auch in seinem aktuellen „Schleußig“-Mix.

In der melancholischen Verziertheit stehen sich Kollektiv Turmstrasse und Lake People tatsächlich sehr nahe. Letzterer remixte daher gleich zwei Stücke der soeben veröffentlichten „Ordinary EP“.

Die Blog-Kollegen von itsours haben ja auch eine Podcast-Mix-Reihe. M.ono & Luvless zelebrieren im dritten Teil den Sommer, den Sommer, den Sommer, den Sommer.

Der Londoner Club Fabric dürfte ja hinreichend für sein herausragendes Programm bekannt sein. Auch die dazugehörige Mix-Serie. Matthias Tanzmann dürfte die Nummer 65 mixen. Mit dabei auch ein Track von Guido Schneider und Florian Schirmacher, der wahrscheinlich demnächst bei Moon Harbour erscheinen wird.

Irgendwer Ergänzungen? Einfach drunter für alle.

3 Jahre frohfroh – 3 Tage Pause

Raus aufs Land, offline sein – so sieht es. Und wir sagen: Danke.

Danke für die Musik:

A Forest, Alex Bull, Aloo, Alphacut Records, Analogsoul, Andreas Eckhardt, Audite, Bigalke & Sunset, Boys’r’us, Break The Surface, Cargo Edition, Chris Manura, Chris Medleigh, Christian Fischer, Connwax, Dan Drastic, Daniel Stefanik, Definition Records, Demian, Disrupt, Doumen, Dsant, Duktus, Dyze, Efka, Esoulate Music, Falk/Falke, Filburt, FM Musik, Frankman, Gimmix, Good Guy Mikesh & Filburt, Gregor., Headnoaks, Here Is Why, Iami, Illyah & Ltd. Candy, Insectorama, Instabil, Jahtari, Jakin Boaz, Juno6, Kali Avaaz, Kann Records, Kassem Mosse, Kator, Kleinschmager Audio, Klima, Koi, Krink, Kyoto Inc., Lake People, Laura Post, Limousine Rot, Lowcut, Lupos Benai, Luvless, LXC, M.ono, Map.ache, Marbert Rocel, Marko Fürstenberg, Markus Masuhr, Martin Hayes, Matthias Tanzmann, Me And Oceans, Metasound & Lucius14, MHYH, Micronaut, Mikrodisko Recordings, Mittagskind, Mix Mup, Mod.Civil, Moon Harbour Recordings, Mud Mahaka, Mute-ation, Nasdia, Neonlight, O’RS, Oh! Yeah!, Ominira, Orange Dot, Ortloff, Pentatones, Petite Unique Records, Phantomnoise Records, PorkFour, Praezisa Rapid 3000, Pragmat, Privatelektro, Pwndtiac, Resistant Mindz, Riotvan, Rivulet Records, Ron Deacon, Rootah, Rose Records, Sensual, Sevensol & Bender, sH1, Simon Sunset, Soom T, Spunky Monkey Records, Statik Entertainment, Steffen Bennemann, Stiff Little Spinners, Stretchcat, Subkutan, Sven Tasnadi, Tetmusik, Udosson, Ulan Bator Records, Webermichelson, Wintermute, Wright & Bastard, Wuttig & Reuter.

Diamond Eye „45 Remixes“ (Modern Urban Jazz)

Das LXC-Netzwerk verästelt sich weiter. Besonders mit dem Schotten Morphy und seinem jungen Dub-Alias Dubmonger passiert gerade einiges.

Noch einmal zur Erinnerung. Morphy ist eng mit Alphacut Records und LXC verbunden. Tracks auf dem Label, Einladungen zu Gigs in Leipzig und zuletzt der Start des gemeinsamen 7″-Labels 45Seven. Dort agiert Morphy jedoch unter anderem Namen: Dubmonger, der „tape echo enthusiast and dub manufactor“, wie er sich selbst beschreibt.

Nun traten sie als Duo an anderer Stelle auf und produzierten zwei Remixe von Stücken des ersten Diamond Eye-Albums. Das Qualitätslabel Modern Urban Jazz veröffentlichte 2011 das Album „Moments In Life“ und legt nun eine 7″-Remix-Platte nach. Die bewegen sich eindeutig im 45Seven-Gang und entschleunigen die Drum’n’Bass-Arrangements der Originale in Form von herrlich feingeistigen, soundversierten Dub-Versionen.

Durchaus auch ein kleiner Ritterschlag, dass dies unter dem Modern Urban Jazz-Banner passiert. Dubmonger stürzt sich mehr auf die Harmonien, LXC auf die verhallten Zwischentöne. Eigentlich hätte gleich das ganze Album von den beiden neu bearbeitet werden können. LXC hat einige Kopien der limitierten 7″ bei sich rumliegen.

Und noch etwas lässt sich zu LXC verlautbaren: er bietet seine Mastering-Skills nämlich seit einigen Monaten unter dem Label Watta Sound an. Ein Interview zu diesem Thema führte Dubmonger neulich für seine Website.

Modern Urban Jazz Website
Dubmonger Website
LXC Website
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Various Artists „Remixes Part One“ (Oh! Yeah!)

Neues von Oh! Yeah! Dieses Mal ein neu interpretierter Blick in den Backkatalog. Mit Douglas Greed, Thomas Stieler und Matthias Meyer.

In den Zwischentönen des frohfroh-Interviews kündigte Sven Tasnadi die Remix-EP bereits an. Seit einer Woche ist sie nun draußen. Die erste überhaupt. Denn bisher veröffentlichte das Label nur eigene Tracks des Betreiber-Trios. Für die „Remixes Part One“ gingen die drei Jahre alten Orginale nach Jena, Saalfeld und Lüneburg. Schon ein erstaunlicher Zug solch verhältnismäßig alte Tracks noch einmal hervorzuholen – noch dazu die B-Seiten.

Aber gerade „Charisma“ von Sven Tasnadi war mir gar nicht mehr als solche Perle im Gedächtnis. Thomas Stieler streckt die verträumte Atmosphäre und hebt dezent den Drive. Ausgewogen, aber nicht unbedingt notwendig. Dafür strahlt das Original einfach zu stark.

Douglas Greed und Matthias Meyer nahmen sich unabhängig von einander „Dead Cities“ von Juno6 vor. Kein leichtes Unterfangen, bei den langen, leichtig trippigen und fein verästelten Arrangements. Douglas Greed akzentuiert einige Elemente sehr viel deutlicher und spielt mit einem leicht holprigen Funk. Matthias Meyer fokussiert dagegen voll auf die Streicher-Chords. Sehr effektreich und mit sehr versiertem Blick auf den Dancefloor. Insgesamt eine solide Remix-EP, die aber wieder sehr viel mehr Lust auf die Originale zu wecken versteht.

Oh! Yeah! Website
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Juno6 Website
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Der Neonlight-Sommer

Der Juli war ein guter Neonlight-Monat – auch wenn die anderen Monate nicht minder gute Monate für das Duo gewesen sein dürften. Aber es kamen zwei Platten mit Tracks von den beiden heraus.

Nicht nur von ihnen allein. Ihr gemeinsam mit sH1 und Wintermute produzierter Track „Perpetuum Mobile“, der bereits vorseit einigen Monaten auf Soundcloud angeteast wurde, kam Mitte Juli offiziell heraus. Jenes Bollwerk also, das sich auf Maximal-Level unermüdlich nach vorn schraubt. Auf der EP sind auch zwei Neonlight-Remixe des Tracks „Never Acid Again“ der Londoner Label- und Producer-Crew Cause4Concern dabei. Große Rave-Schieber, bei denen mir aber leider das Vokabular fehlt, um sie anständig einzuordnen. Zumal ich das Original auch nicht kenne.

Ebenfalls bei einem Londonder Label – Bad Taste Recordings – kamen zwei weitere Neonlight-Stücke heraus, die in Kollaborationen entstanden. Einmal wieder mit den beiden Leipzigern Wintermute und sH1, das andere mit Aeph. „Reminiscence“ – die Leipziger Zusammenkunft – fällt um einiges ruhiger aus als „Perpetuum Mobile“. Sehr viel aufgeräumter, mehr Raum lassend für die einzelnen Sounds.

Ehrlich gesagt ist der sonst so gängige Overload das, was mich bei Drum’n’Bass-Stücken tendenziell auf Distanz gehen lässt. Vielleicht sind meine Synapsen überreizt. Vielleicht bin ich anders sozialisiert. Auf jeden Fall berührt mich ein „Reminiscence“ weitaus mehr. „Space Truckers“ – das Stück mit Aeph geht zwar auch sehr deutlich auf die Überholspur, aber ebenfalls in recht überschaubaren Bahnen.

Toll aber insgesamt zu sehen, wie Neonlight auch andere Producer aus der Stadt mit ziehen. Noch mehr Neonlight gibt es bei Drum & Bass Arena – Interview plus Mix.

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Various Artists „Nachti Zwölf Zoll“ (Nachtdigital)

Letztes Jahr eine 10″, zum 15. Jubiläum eine 12″ – das Nachtdigital hat auch Gefallen am Platten veröffentlichen gefunden.

Es wundert auch kaum – die Kontakte zu guten Künstlern dürften zuhauf vorhanden sein. Wahrscheinlich wären genug Tracks für ein richtiges Label parat. Aber das Nachtdigital ist ein Festival und die bisher zwei Platten ein schönes Gimmick für die Besucher. Waren im letzten Jahr Robag Wruhme & Erobique sowie Map.ache mit ihrer verschwurbelten und deepen Art dabei, geht der Sound der „Nachti Zwölf Zoll“ in eine ganz andere Richtung.

Als ob die Border Community-Zusammenarbeit der vergangenen Jahre noch immer nachhallen würde. Die beiden Italiener von Margot haben auch eine Platte auf dem Londoner Groß-Schwelgerei-Label veröffentlicht – die Referenz ist also da. Ihre Tracks „Dancefloor 118“ und „Sidechain“ klingen rauschvoll, spielerisch und angeraut hoch peitschend. Amtliche Rave-Tracks mit einem kantigen, hoch emotionalisierten Charme. Sie werden am ND-Wochenende auch in Olganitz sein.

Die größere Überraschung ist aber Steffen Bennemann mit seinem „Teufelberg 3“. Nicht nur, weil Tracks von ihm eher selten an die Öffentlichkeit gelangen. Sondern auch, weil er sich mit jedem neuen Track quasi neu erfindet. Klar, sein Koi-Projekt forschte sehr konzentriert im elektronischen Dub.

Doch es liegen Welten zwischen seinem Debüt auf 1Bit Wonder und diesem aktuellen Stück – nebenbei auch über sechs Jahre. Auch er verliert sich im epischen Moment. Langsam gleitend, einen alten fiktiven Science Fiction-Film vertonend. Und auch dem Kraut-Sound sehr verbunden. Toll, dass die Nachtdigital-Platten ebenso Liebhaber-gesteuert sind wie das Line-up.

Die Nachti Zwölf Zoll wird es erstmal nur auf dem Festival geben – mit DIY-Cover-Gestaltungsecke. Die Restexemplare landen dann im ND-Online-Shop sowie dem einen oder anderen Plattenladen. Von Steffen Bennemann kann man ganz aktuell bei der Groove auch einen Podcast-Mix herunterladen. Und Robag Wruhme ist ebenso dabei: Ende August erscheint mit „Olgamikks“ eine Compilation zum 15-jährigen Jubiläum des Nachtdigital. Die volle Packung Glück also.

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