New In – Sep / Okt 2024

Der Spätsommer und Frühherbst haben jede Menge spannende Musik aus Leipzig hervorgebracht. In unserer neuen New-In-Ausgabe bündeln wir ein Dutzend EPs und Alben für euch. Nehmt euch etwas Zeit.

Teleporter Scape Orchestra – „The Draft Of A Ball“ (Teleskop)

Der Mensch hinter diesem Projekt ist kein Unbekannter in der Leipziger Szene. Sebastian Bode betreibt das Label und die Projektplattform Teleskop, spielt in der Indie- und Popformation Wooden Peak und ist Mitveranstalter der regelmäßig stattfindenden Ambient-Visual-Abende „Teleskop Radius“ im UT Connewitz. Und das sind nur einige Projekte, bei denen der Produzent und Musiker seine Hände mit im Spiel hat. Sein Teleporter Scape Orchestra ist Ambient-Musik im eigentlichen Sinn. Basierend auf Loops (meist solchen, die sich durch das ganz Stück ziehen) werden Klanggebilde erdacht und musikalische Kollagen erzeugt. Diverse Instrumente kommen zum Einsatz: Rhodes, Gitarre, Synthesizer, im Hintergrund eine Stadtszenerie oder Vogelzwitschern.

Man kann „The Draft Of A Ball“ sehr bewusst oder unbewusst hören. Ersteres empfehle ich dringend, denn die Vielschichtigkeit eröffnet sich einem erst beim genauen Hinhören. Man sollte keine Songstrukturen oder einen dramaturgisch ausgeklügelten, allzu offensichtlichen Aufbau erwarten. Die Stücke gehen dahin und hüllen einen ein, die Elemente verändern sich leicht oder schieben sich manchmal mehr in den Vordergrund. Mehr braucht es auch nicht, damit diese Musik funktioniert.

Ein Anspieltip ist der Titelsong der EP: „The Draft Of A Ball“. Über dem schwebenden Klangteppich improvisiert der Musiker Christian Dähne auf seinem Bass. Das Instrument wird eins mit den Geräuschen und den im Hintergrund laufenden Loops. Sebastian Bode schreibt übrigens mitunter auch viel Musik für Filme und Dokumentationen. Auf dieser EP funktioniert die Musik ganz ohne Bildmaterial, aber vor dem inneren Auge lässt es sich wunderbar träumen von fernen Orten.

Nils Hit: „The Draft Of A Ball“ – Why: Das Zusammenspiel aus Bass und Klangkollage funktioniert hier vorzüglich.


Tibi Dabo – „The Hiker“ (Kann)

Ist Kann Records eigentlich noch ein Leipziger Label? Betrieben wird das Label mittlerweile allein von Sevensol, der vor einer Weile nach Berlin übergesiedelt ist. Sei es drum, wir schauen in dieser Ausgabe nochmals auf einen durchaus spannenden Release. Denn im September kam ein weiterer digitaler Release vom spanischen Produzenten Tibi Dabo. Er mixt ein bisschen Micro-House mit reichlich Voice-Samples und Percussion-Vielfalt und ist dabei groovy wie Sau. So klingt der Opener „Desert Hike“.

Und um ehrlich zu sein, haut „A Go Go“ genau in die gleiche Kerbe. Die Bassline ist schon sehr nice hier. Die Samples atmen ein bisschen 90s-Flair und sind sehr soulful, wenn man so will.

Am meisten nach vorne geht „Moon Hike“, hier geht auch mal der ein oder andere Synthraum auf und der Titel ist melodisch nicht ganz so verhalten wie die anderen Stücke auf der EP. Beim Vocoder-Einsatz bin ich dann voll und ganz dabei.

Nils Hit: „Moon Hike“ – Why: Treibende Nummer mit schönem Melodie-Anteil und coolem Vocoder. Yeah!


Littlelake – „Fang Song EP“ (Brombért Records)

Bereits im September ist auf Brombért Records die Fang Song EP von Littlelake erschienen. Der EP liegt eine leitende Frage nach Balance zugrunde und die künstlerische Antwort findet sich in bassgetriebenem Garage. Das Fundament ist solide und stabil gelegt, und drüber schweben spielerische Soundlandschaften, die im UK Garage ihre Vorfahren haben. So entsteht eine EP, die ganz beiläufig etwas angenehm Hypnotisches transportiert, dabei immer mitreißt.

Exemplarisch dafür steht der zweite Track “Passing by„, der mit gebührendem Raum aufgebaut wird, ab und an mal per Voice-Over konstatiert, dass man just passing by wäre, und so seiner Wege weitergeht. Die hier so nonchalant unterstellte Beiläufigkeit ist aber natürlich eine falsche Fährte, denn selbst in der hochgradig unglamourösen Umgebung des Arbeitszimmers nicke ich auf dem Bürostuhl unwillkürlich im Takt mit, während ich diese Zeilen geschrieben habe. Und in diese Sinne ist „Passing By“ programmatisch für die ganze EP; „Fang Song“ kann und will gar nicht allzu sehr für die Nachwelt eingefangen werden, sondern ist dafür gemacht, erlebt zu werden.

Davids Hit: „Passing By“ – Why: Weil der Kopf noch immer nickt.


Nici Palm & Rødel – „I Want Both“ (Paradise Palms Records)

Die Tech-House-Nummer „I Want Both“ der Leipziger Produzent:innen Nici Palm und Rødel geht gut nach vorne – mit dickem Bass, fetter Kick und den sich mantraartig wiederholenden Vocals, die genau das einfordern. Man fragt sich bis ungefähr zur Hälfte des Tracks, was denn die beiden Dinge sein könnten. Die Frage wird bei Minute 3 beantwortet: Hier gibt es mit E-Bass und extended Vocals einen poppigen Break mit eingängigen Vocals und coolen Lyrics. Der Part hätte gut und gerne etwas länger gehen können, bricht er doch das repetitive Muster des Tracks schön auf. Allerdings geht es nach dem Break ähnlich weiter wie zu Beginn. Funktioniert dennoch sicher gut im Club.

Der Remix von Fausto zäumt das Pferd von hinten auf. Das Ding baut eher auf die Vocals und den Basslauf und mutiert zum Electroclash- bzw. Technobanger mit verzerrtem Bass und sogar einer Sologitarre oder sowas. Klingt nach viel Spaß! Erinnert auch ein bisschen an die Ed Banger- und Kitsuné-Releases vor ein paar Jahren. 

Nils Hit: „I Want Both (Fausto Remix) – Why: Die Nummer macht einfach Spaß beim Anhören, auch wenn das Original viel cooler daher kommt.


Dib – „Equipotentiale 002“ (Pragmat)

Wer produziert heutzutage noch CDs? Das Leipziger Label Pragmat tut es. Und bei der hier vorliegenden VÖ mit ihrer aufwendigen und liebevollen Gestaltung ist das durchaus berechtigt. Durchnummeriert und in schöner DIY-Optik. Dabei ultra-limitiert. Für alle, die mehr wollen als nur die Musik in digitaler Form. Mittlerweile ist die EP leider schon ausverkauft.

Apropos Musik: Um die soll es hier ja gehen. Sie ist ein „46-minütiges Hypnotic Techno Masterpiece“, laut Beschreibung des Labels. Man könnte auch sagen: Konzeptalbum. Denn im Text zur Veröffentlichung wird eine physikalische Dystopie beschrieben, die man sich vor dem Genuss von „Equipotentiale“ zu Gemüte führen kann. Unter diesem Aspekt gewinnt die Musik bereits beim ersten Hören sofort an Tiefe. Die Schwerkraft ist aufgehoben, Berge fliegen umher, Evolution hat keine Richtung mehr, alles existiert einfach nur noch. Soweit die Theorie zur Platte.

Der Sound ist mal mehr, mal weniger treibend. Teilweise mehr Ambient als Techno, mitunter ein wenig dubbig angehaucht. Der darke Sound von „Equipotentiale 002“ funktioniert dabei auf mehreren Ebenen gleichermaßen – auf dem Dancefloor („Equipotentiale 002.6“), aber auch im Listening Kontext („Equipotentiale 002.4“).

Nils Hit: „Equipoteniale 002.2“ – Why: Der Track saugt dich ein. Der Sound, der nach Klavier klingt voll mein Ding.


Various Artists – 160 Vol. 1 (Defrostatica)

Leipzigs spannendstes Breaks-Label Defrostatica startete Anfang Oktober eine neue Compilation-Reihe für Newcomer:innen, die sich jenseits von 160 bpm bewegen – und von Jungle, Footwork, Techno und Juke beeinflusst sind. „160 Vol. 1“ macht gleich klar: Das wird eine sehr intensive und club-pleasende Reihe. Zur Premiere hat Defrostatica Acts aus Dänemark und UK, die mit Deepness, Latin-Einflüssen und rollenden Grooves neue Impulse auf dem Breaks-Floor sorgen. Mit all der mitreißenden Dynamik, für die wir Juke und Footwork lieben – und mit dezenter Rave-Leichtigkeit. Starker Start.

Jens‘ Hit: „Move“ – Why: Weil hier maximale Spannung aufbaut wird, mit subtilen Drops sowie deepen bis ravigen Synths


Varum – „Breakbeat Business“ (Piccolo)

Ende Oktober erschien ein weiteres Breaks-Highlight in diesem Leipziger Herbst: Varums zweites Album. Nachdem er auf seinem Debüt „Basement Business“ einige HipHop-Roots in seinen Signature Sound gemixt hat, widmet sich Varum auf „Breakbeat Business“ seiner Breakbeat-Liebe. In verschiedenen Tempi und Intensitäten verbindet er darauf Old- und Newschool. Da treffen alles umarmende Piano-Chords und schwebende Trance-Flächen auf deepere und melancholischere Sounds – bis hin zu einigen breakigen Downtempo-Tracks wie „Throttled Down“ und „C-Glitch“. Varum hat mit diesem zweiten Album nochmals einen ordentlichen Sprung gemacht. Die Produktion klingt deutlich ausgereifter, fluider und wärmer – und sie steckt voller Details, für es einfach etwas mehr Zeit zum Entdecken und Feiern braucht. Ein sehr gutes Artist-Album. Btw: Das Album ist auch wieder als limitiertes Vinyl erhältlich.

Jens‘ Hit: „C-Glitch“ – Why: Weil das klassisch anmutende Downtempo-Setting immer weg glitcht und so eine ganz spezielle Ästhetik erhält.


8×10 – „Unsigned“ (Patching Flowers)

Nicht ganz richtig, was uns der Titel hier versucht zu suggerieren. Denn mit Patching Flowers hat diese kleine Sammlung an flächigen Ambient-Acid-House-Tracks ja ein schönes Zuhause gefunden. Das Leipziger Label veröffentlicht kleine Auflagen an Tapes – und auch digital wird hier rausgehauen, was das Zeug hält. Die vorliegenden drei Tracks feiern alle die hypnotische Wirkung einer 303-Bassline. Funktioniert (natürlich) nach wie vor sehr gut.

„Tango“ brilliert durch einen flächigen Loop, der spielerisch variiert wird. Das Stück klingt wie ein Live-Take im Studio. Auf jeden Fall eher intuitiv als hart durchgeplant. Fadet dann auf seinem Höhepunkt aber leider schon aus. Bei der zweiten Nummer kriegt man dann wieder die 303 auf der Kick zu hören. Dazu eine Fläche in einer Side-Chain-Compression und zusätzlichem Bass ab Minute 1, der die Harmonie schön erweitert. Der Track peitscht sich hoch und ist mit seinen 3:30 Minuten auch eher kurz geraten. Ein perkussiver Synth-Loop dominiert den dritten Titel, der mit ziemlich viel Rauschen und eher Lofi daher kommt.

Sehr atmosphärische VÖ, die nicht auf den Club abzielt. Dafür ist sie voll von guten Ideen und Sounds. Klingt so, als wollte man ein paar Live-Takes schnell veröffentlichen wollte, ohne zu lange über den Tracks zu brüten. Den Moment der Aufnahme nicht zerstören – eine gute Sache.

Nils Hit: „Tango“ – Why: Der Ambient-Loop ist ziemlich gut. Leider zu kurz :-/


Jamie Bissmire – „Pocket Universe EP“ (Recorded Things)

Eine neue EP auf Recorded Things, dem Label von Oliver Rosemann und Sebastian Rothermel.
Der harte und hypnotische Techno-Sound, für den das Label steht, wird auch hier bis zum Abwinken durchexerziert. Jamie Bissmire ist auch kein unbeschriebenes Blatt, veröffentlicht der Produzent schon seit Ende der Neunziger Techno-Tunes auf diversen Labels. Man kann die Erfahrung in den Tracks hören. Das ist High-Quality-Shit!

Greifen wir mal zwei Titel raus, die den Sound der EP sehr schön repräsentieren. „Silurian Symphony“ wird dominiert von einem quietschenden und perkussiven Synth-Loop, der so spielerisch disharmonisch daher kommt, das man ihn sich ewig anhören könnte. Darunter schiebt sich ein Techno-Brett mit sehr interessanter und klug gesetzter Bassline.

„Analouge Antiquity“ überrascht dann mit spieluhr-artigen Sounds. Das Konzept vom atmosphärischen Techno-Track, der von spannenden Sounds und seiner treibenden Kraft lebt, bleibt das selbe. Hypnotisch! Kurzum: Sechs Techno-Banger, die durch geschmackvolle und psychedelisch variierende Sound-Loops sowie groovende Basslines brillieren.

Nils Hit: „Umlaut“ – Why: Die nervöse, perkussive Mikromelodie und die FM-artigen Synth-Sounds haben es mir angetan.


KyXor – „Inpax“ (Patching Flowers)

Patching Flowers ist in diesem Herbst sehr aktiv – Nils hat in dieser New-In-Ausgabe bereits eine EP vorgestellt. Mit „Inpax“ erschien Mitte Oktober noch eine weiterer sehr hörenswerter Release von einem mir unbekannten Act namens KyXor. Die fünf recht kurzen Tracks dieser EP setzen voll auf Dekonstruktion, abstrakt-vertrackte Beats und Überzerrung. Einiges davon erinnert an die IDM-Hochphase Anfang der 2000er Jahre. Das heißt: Die Tracks sind schon stressig an einigen Stellen, aber KyXor bindet immer wieder auch harmonische Elemente ein, die die Kanten etwas abmildern und eben diese besondere Atmosphäre zwischen Dissonanz und Deepness erschaffen. Nicht alle Tracks nehmen mich sofort mit – „VXV“ beispielsweise ist mir zu kindlich-überdreht. Doch KyXor zieht seine Musik nicht unnötig in die Länge – die Kürze tut den Stücken tatsächlich gut. Insgesamt ein spannender IDM-Flashback.

Jens‘ Hit: „S_V“ – Why: Weil die sanften Hi-Hats mit den deepen Ambient-Chords perfekt zu den nebeligen Landschaften dieses Herbstes passen.


Murky fm – „Turbulent Seas“ (Self-released)

Und wer es super straight mag und sich für ehrlichen und harten Techno begeistern kann, der dürfte bei der neuen, selbst veröffentlichten EP von Murky fm voll seine Kosten kommen. Der Titel ist Programm: Es geht ab und drängt stürmisch nach vorne. Die Tracks sind allesamt Techno-Walzen im ursprünglichen Sinne. Der Titel-Track ist schon ziemlich stark mit seiner dicken Kick, den räumlichen Percussions und den nagenden und saugenden Sounds. Wie kriegt man eigentlich diese wummernden Kicks produziert, die eine Bassline überflüssig machen?

Herausstechend auf dieser VÖ ist für mich der letzte Track: Der Name deutet es schon an, es wird ein bisschen „Deeper“. Ich drehe den Volume-Regler mal ein bisschen hoch. Für mich funktionieren Flächen in Techno-Tracks immer super gut. Auch ist der leicht aufgebrochene Beat eine willkommene Abwechslung.

Nils Hit: „Head First Into The Deep End“ – Why: It´s deeeep!


Champion Sound „Gun Fevah / Wise Man“ (457)

Und zum Schluss noch etwas Dub. Das Alphacut-Records-Sublabel hat im Oktober eine neue 7″ gedroppt. Darauf sind zwei schöne Hafttime-Sessions der russischen Dub-Crew Champion Sound dokumentiert. Beide mit der angenehmen, tief verhallt-nebeligen Dub-Schwere und dieser tollen Slowness, aber auch mit einigen special Momenten. „Gun Fevah“ kommt etwa mit Bläsern und gedrosselter Jungle-Einschüben. „Wise Man“ klingt dagegen etwas minimalistischer und heller. Diese kleine Single zeigt einmal mehr, wie international und grenzüberschreitend der Dub-Sound immer wieder neu auflebt.

Wo ich grad bei Alphacut bin: Leider haben wir die letzte Compilation übersehen – obwohl sie das erste Lebenszeichen nach drei Jahren Release-Pause war. Deshalb hier noch ein paar Worte zu „Post Morphem“. Denn die EP hat definitiv eine Erwähnung verdient: Die vier Tracks öffnen nämlich einige eher experimentelle Jungle-Zugänge. Vor allem „Lower Rust“ von Paradox Effects ist ein trippy Hit, der irgendwie mitreißt und zugleich alles andere als klassisch ist. Bei den anderen drei Stücken drückt dann immer mehr Dub durch, immer aber mit einer hohen Detailtiefe und einer besonderen Spannung. Tatsächlich eine beinahe übersehene Perle.

Jens‘ Hit: „Canopy“ von Rude Operator – Why: Weil diese dicht getakteten Sounds und die filigranen Drums direkt ins Mark treffen.

TransCentury Update 2024

Knock, knock! Das TransCentury Update steht einmal wieder vor der Tür. Man hat es vielleicht schon bemerkt, denn immer um diese Jahreszeit blitzen überall in der Stadt die Plakate dieser Leipziger Festival-Institutuion auf. Man kann schon sagen, dass man sich daran gewöhnt hat. An dieses sehr gut und spannend kuratierte Event rund um das UT Connewitz. Wir präsentieren euch die Top 5 unserer musikalischen Highlights in diesem Jahr – und verlosen 1 x 2 Festivalpässe.

Baby’s Berserk (Elektro-No-Wave/NL)

Da hat es mir doch tatsächlich schon vor einiger Zeit einen Song dieser Band beim Streaminganbieter reingespült und prompt habe ich mir den Titel gleich als „Favorit“ markiert. Warum? Weil das Stück „Accessories“ mit seinen LoFi-Beats, der leichten Early-90s-Ästhetik und den zuckersüßen Vocals ein Hit ist, den man nach dem ersten Hören bereits in Herz geschlossen hat. Aber: Der Sound der Band steht noch für so viel mehr. Postpunk, Electroclash, No Wave. You name it! Eine nahtlose Mischung aus Mode und Musik? Ok, das sollte man sich ansehen. Und: Baby’s Berserk veröffentlichen in diesem Herbst einen neue Platte, von der man live sicher schon das ein oder andere Stück hören wird. Wo und wann?

Fr, 15.11. 1.10 – 2 Uhr @ Werk 2


Afar (Krautwave/DE)

Hypnotisch, minimalistisch, krautig, elektronisch und wavig. So klingen Afar aus Berlin. Ein wenig düster, aber auch genau so erbauend und warm einhüllend ist die Musik auf der neuen Platte von Afar. Die Titel leben von Synths, Gitarre, Drumcomputer und dem stimmlichen Wechselspiel der beiden Mitglieder. Dazu klingen subjektiv empfundene Referenzen von The Knife an. Zwischendurch darf es aber auch mal ein bisschen elektronischer Slacker-Pop oder ein Gitarren basiertes Pop-Stück sein.

Dringend zu empfehlen am

Do, 14.11. 21.50 – 22.45 Uhr @ UT Connewitz


Afar Odea (Avantpop/DE)

Eine garantierte Neuentdeckung ist der Künstler Afar Odea aus Leipzig. Sein jüngst erschienenes Debütalbum ist einfach der Wahnsinn. Ziemlich opulente Popgesten gleich beim ersten Stück. Akustikgitarre, Bläser, Drums, Vocoder, Synth, Samples, Piano – das ganz große Spektrum. Die Stimme kristallklar und wunderschön darüber. Diese Musik sollte raus aus der Nische und in die Welt. Wow!

Wie klingt das live? Sollte man sich ansehen und -hören am

So, 17.11. 18-19 Uhr @ Cammerspiele


Discovery Zone (Synthpop/US)

Die hittigen Stücke der amerikanischen Künstlerin Discovery Zone funktionieren auf sehr vielen Ebenen. Sie sind genau so eingängig wie verspielt. Dabei sehr referenziell und poppig. Eine Menge Synths und eine Menge 80er Jahre Vibes. Ein bisschen Kraftwerk, ein bisschen Dntel. Live wird die Performance durch 3D-Visuals ergänzt. Das wird sicher sensationell schön am

Do, 14.11. 19.30-20.10 Uhr @ UT Connewitz


King Hannah (Noisepop/GB)

Und zum Abschluss noch mal ganz straight und unverblümter Gitarren-Noise Pop von King Hannah? Ganz so einfach ist es dann doch nicht. „New York, let´s do nothing“ ist zwar der Überhit vom neuen Album und die Live-Session auf YouTube macht große Lust, King Hannah live zu sehen. Musikalisch und stimmlich erinnert das Stück stark an Heldinnen wie PJ Harvey und Kim Gordon.

Es stellt sich jedoch heraus, dass das Album sehr viel mehr zu bieten hat. Ruhige Balladen à la Cat Power und Stücke mit ganz viel Slackerpop-Attitüde. Klingt nach viel Spaß am

Fr, 15.11. 21.20-22.10 Uhr @ UT Connewitz


Das gesamte Line-up

Neben unseren Top 5 gibt es natürlich noch viele weitere wunderbare Musiker:innen zu entdecken beim diesjährigen TransCentury Update. Hier ist das gesamte Line-up:

Afar
Afar Odea
Andreya Casablanca
Baby Berserk
Bacao Rhythm & Steel Band
Bex Burch
Das Kinn
Discovery Zone
El Khat
Horizontaler Gentransfer
International Music
Istanbul Ghetto Club
Julián Mayorga
King Hannah
Koerper playing Mort Garsons „Plantasia“
Mabe Fratti
Military Genius
Pigeon
Ryley Walker
Shafrah
Snitsh Pitsh
Wand

Um einen weiteren Eindruck zu bekommen, empfehlen wir euch die beiden offiziellen TransCentury Update Mixtapes:


Tickets? Kaufen oder gewinnen!

Wochenend-Tickets und Tickets für die einzelnen Abende könnt ihr hier erwerben.

Oder ihr macht mit bei unserer Last-Minute-Verlosung: Schickt uns bis Mittwoch, den 13.11.24 um 12 Uhr eine Mail an dance @ frohfroh.de und schreibt uns, was euer Festivalhighlight ist. Die Gewinner:innen werden per E-Mail benachrichtigt.

KW 45 – Sonntag

Und am Sonntag gibt es noch eine Premiere – inklusive Nostalgie-Vibes.

frohfroh-Tagestipp //

Homerun // Neue Welle // 14:00 – 22:00 Uhr
w/ Sevensol, Map.ache, Sam

Uh, ein kleines Sonntagshighlight gibt es noch im Westen: Map.ache startet eine neue Sonntags-Day-Rave-Reihe. Zur Premiere wird es richtig warm und nostalgisch um die Herten. Denn es ist auch Sevensol dabei, beide solo, aber irgendwie kommen so doch einige Manamana-Vibes auf. Mit Sam ist auch ein Neue-Welle-Resident dabei. Runde Sache.

KW 45 – Samstag

Heute ist ein guter Abend für Überraschungen und Neuentdeckungen – oder für ein Wiederhören mit alten Bekannten.

frohfroh-Tagestipp //

Open Decks // Garage Ost // 19:00 – 02:00 Uhr
w/ Only FLINTA* DJs

Kein großes Schnick-Schnack, die Garage Ost lädt zu einem weiteren Open-Decks-Abend ein – denn Ausprobieren, Lernen und die eigene Crowd finden, ist extrem wichtig. Insbesondere in den Leipziger Szene-Strukturen in denen FLINTA*-DJs stärker benachteiligt sind. Deswegen ist der Tages-Tipp für Samstag diese Open-Decks-Session. Holt euch eine Limo oder ein Bierchen und lauscht neuen jungen Talenten aus der Stadt.


Außerdem heute //

HeyCiao, Vacanza! Vol. 11 / Elipamanoke, 23:59 – 09:00 Uhr – Folge 11 der Vacanza!-Sause. Das heißt trancy und housy Tunes all night long. Mit 1000kJulez b2b Ben Derris, Pavelo Promillo & Giorgio Inkasso, Q Nani b2b HighT, Hannie Phi b2b Toni Pfad, Crille & Tamalt, I$A b2b Pau Pau

No Show x Safer Clubbing / Institut fuer Zukunft, 23:59 – 09:00 Uhr – Absolute Empfehlung, wenn es länger gehen soll. Das erste female*/genderqueere Kollektiv mit FLINTA*-only Bookings im IfZ trifft hier auf die erste Awareness-Crew Leipzigs für Safer Clubbing. Beide Crews haben nicht nur für Leipzig Nachtkulturgeschichte geschrieben und sollten dafür gehörig gefeiert werden. Mit Berlintrackservant, EigenRausch b2b Reza, Kwartz, Karete Bu, Kikimike b2b fr. Jpla, Miss Take, Morphin b2b Mi.Roe, S.ra b2b Nadine Talakovics, Wellengenerator

Elotrance / Neue Welle, 23:00 – 07:00 Uhr – Große Elotrance-Fete wie altbekannt, jetzt aber mal wieder auf einem auf Funktion-One-Soundsystem. Mit Cargo b2b DiscoDaisy, DJ Yolo, DJ SeXex, Felix Schwarzenberger, Igor, Johænsson b2b Páthos

Bar & Music with Outsiders Disco Night / DUQO, 20:00 – 06:00 Uhr – Die Bar wird bereichert mit treibenden Disco-Beats und ganz viel Italo. Mit PC Control, Tiney, Vince

KW 45 – Freitag

Neues Weekend, neues Glück. Dieses Mal ein heißer Bass-Tipp – und natürlich viel Techno.

frohfroh-Tagestipp //

Impact // Institut fuer Zukunft // 23:59 – 07:00 Uhr
w/ Booga, Christoff Riedel, DJ Badshape, Dj Deejay, Lü (Luis Küffner), Ostblock, N.E.Girl b2b Westdale, Sun People, Rarri b2b Pens, Schmeichel, Valeska, Vertigo Stellara

Diesen Freitag stehen jegliche tiefen Frequenzen im Vordergrund des IfZ. Besonders schön ist das auch nochmal für die Bass-Szene in Leipzig, da in der Fülle von Techno und Trance-Events weniger Platz für deren Subgenres bleibt. Zur Impact-Party werden alle Trakte geöffnet sein, Trakt 2 von Kollektiv Cime und Trakt 3 von Defrostatica gehostet werden, während Trakt 1 von lokalen, wie auch internationalen Bass Acts bespielt wird. Hier ganz besonders interessant: N.E.Girl b2b Westdale. N.E.Girl ist momentan in Kopenhagen ansässig und bringt UK-influenced Breaks fließend in Jungle, kombiniert mit düsteren Vibes von Westdale.


Außerdem heute //

Eli Invites Laut Klub / Elipamanoke, 23:59 – 09:00 Uhr – Das Eli lädt den Braunschweiger Laut Klub zu einem kleinen Resident-Austauschprogramm ein. Musikalisch: Technoid, groovy bis doller nach vorne. Mit Baz_Luv, Devilsivy, Ninette, Random, Senta Julien, Vano

N8schicht Clubnight / Absturz, 23:00 – 06:00 Uhr – Die eigene Reihe vom Absturz hostet verschiedene Artists Leipziger Kollektive mit viel Techno und Trance. Mit Knete b2b Rodék, Fränk, Meyhartt, Titanophoneus, Matchbyrne

Bar & Music + Donnerwetter / DUQO, 20:00 – 07:00 Uhr – Erst Bar, dann Hard Techno und Trance auf dem oberen Floor. Mit Reece Walker, Rudolf C, Ansel, Brav, Carito & Líška, Eloisa

Klang / Neue Welle, 20:00 – 02:30 Uhr – Zweite Klang-Runde mit Konzerten und DJ-Support. Dieses Mal experimenteller mit Neuköllner Speed Dating Club, Syncboy, Credit 00, Fran Poch

Westhafen Klub / Westhafen, 22:00 – 09:00 Uhr – Tech-House-Nostalgie mit Größen wie Dominik Eulberg. Mit Dominik Eulberg, Schlepp Geist, Fuxia, Lars Christian Müller, Nepø, Marc Cobbler

Frieda Karlooo / Garage Ost, 19:00 – 02:00 Uhr – Speed Dating, Rap-Zeug, Groove und Trance ist Programm. Mit Speeddating Turboherzen, Frau Pau, Lèse, Aroma Pink Release, Biche b2b Jelma, FriedaKarlo

Never Grow Up / Ilses Erika, 23:00 – 07:00 Uhr – Italo Italo Italo. Für alle, die den Sommer nicht sein lassen können. Mit Tommy Countach, Kiano Lento, Franze.H

Hey Hey – Im Talk mit dem Conne Island

Das Conne Island hat in den letzten 30 Jahren viele unruhige Zeiten erlebt – und überstanden. Doch so unruhig wie jetzt war es schon lange nicht mehr. In diesem Hey Hey-Podcast erhaltet ihr Einblicke zur aktuellen Situation.

Post-Corona-Veränderungen, gestiegene Preise, ein kräftezehrender Boykott von Artists, Besucher:innen und Booker:innen infolge des seit dem 7. Oktober 2023 zugespitzten Nahost-Konflikts und nun auch ein großes Loch im Wirtschaftsplan – keine leichte Zeit für das Conne Island. Nach einem Statement im August zur wirtschaftlich gefährdenden Boykott-Situation gegenüber dem Club läuft derzeit eine große Crowdfunding-Kampagne, um sich mehr Luft bei den notwendigen Eigenmitteln zu verschaffen, die der städtisch geförderte Club selbst aufbringen muss. Die Lage ist ernst und es geht schlichtweg darum, das Conne Island zu retten.

In dieser Ausgabe unseres Hey Hey-Podcasts blickt Host Sebastian mit Jan, einem der Island-Booker:innen, auf die Boykott-Hintergründe sowie die Gründe für das Crowdfunding.


In eigener Sache – 15 Jahre frohfroh im Conne Island // 14. November 2024

Wir feiern mit frohfroh dieses Jahr unser 15. Jubiläum – mit einem wunderbaren Print-Magazin (hier vorbestellen) und einer Release-Party im Conne Island. Das möchten wir an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen.

Past. Present. Future.
15 Jahre frohfroh

Talk & Party
20-03 Uhr

Einlass ab 19 Uhr
Beginn 20 Uhr

__Talk 
mit Thomas Meinecke
Kassem Mosse
und Mix Mup

__Party
mit Kassem Mosse
Mix Mup
Oliv

15 Jahre frohfroh: Past. Present. Future.

frohfroh feiert Jubiläum: 15 Jahre gibt es den Blog. Wir, wechselnde Menschen der digitalen Redaktion, schreiben seitdem über Clubkultur. Und beschenken uns und euch mit einem zweiten Print-Magazin.

Wir wollen an dieser Stelle noch etwas mehr erzählen. Und das, was jetzt kommt, wurde so oft gesagt, geschrieben, auf Podien diskutiert, im Radio gemeldet und im Fernsehen in Talkrunden als immer gleiches Intro abgespielt – aber es stimmt eben, wir alle durchleben gerade eine Krise nach der anderen; manche sind „weiter weg“, manche näher, manche lassen sich eine Woche verdrängen, manche nur eine Stunde. Es macht Bauchschmerzen, ungute Gefühle. Demgegenüber stehen hoffentlich, vielleicht, persönliche, glückliche Momente und Begegnungen. Und einige davon passieren sicher weiterhin im Club. Oder davor, in der Schlange; danach, auf einer Afterhour (wer zu solch einer Aktion noch fit genug ist).

Dieses Magazin war für mich als Herausgeberin ein Lichtblick. In genau dieser Zeit. Wer für etwas brennt, kämpft oder das große Glück hat, sich auch immer wieder mit schönen Dingen beschäftigen zu dürfen, dem geht es oft ein Stückchen besser. So war das bei mir. Ich habe es sehr genossen, dieses Magazin, trotz allem, was um uns herum passiert, machen zu dürfen. Mit hervorragenden, zugewandten Partner:innen, die das Magazin mit Inhalten befüllt, kreiert, konzipiert und gestaltet haben. Danke dafür.

Hier könnt ihr das Magazin vorbestellen.

Mit Texten, Fotografien, Geschichten, Reportagen, Illustrationen von Alexander Meyer, Anna Luisa Richter, Annika Franz, Antoinette Blume, Atzensafespace, Celina Hoß, Christoph Neubert, Cinja Schmied, Claudia Helmert, Corina Retzlaff, Dana Lorenz, Felix Brenner, Fine Heininger (Matrosenhunde), Iona Dutz, Jens Wollweber, Johannes Angermann, Josephine Dishoni, Julia Boehme (Studio Goof), Juliane Jeske, Marla Leu, Music S Women*, Nikolas Fabian Kammerer, Nietze, Nils Schäfer, Panthera Krause, Saou Tanaka, Silvan Vincent Birkner, Sophia Kesting, Sophie Boche, Tobias Siebert und Ulla Heinrich.

Redaktion: Nastassja von der Weiden und Jens Wollweber
Herausgeberin: Nastassja von der Weiden
Lektorat: Christoph Neubert
Gestaltung: Stefan Kindler (FZEY)

Druck: Magentur

Das Magazin ist ein Geschenk an unsere Autor:innen, Künstler:innen, unsere Redaktion, euch. Es ist kein kommerzielles Magazin. Ihr findet darin keine Werbung und ihr bekommt das beste Papier, das wir uns leisten konnten. Ihr erwerbt mit unserem zweiten Magazin 170 Seiten Leipziger Clubkulturgeschichte und unterstützt unsere ehrenamtliche Arbeit als Blog für elektronische Musik in Leipzig. Also: Es lohnt sich. 

Transparenz ist wichtig. Es war nicht nur Sonnenschein. Es war auch anstrengend. Umso mehr freue ich mich über das Ergebnis. Als unabhängiger Blog fehlt uns nur noch eins zum Erfolg des Projekts: Magazinverkäufe. Nicht um Gewinn zu machen, sondern um die Rechnung der Druckerei bezahlen zu können.

Die Auflage ist limitiert. Sichert euch vor Ort oder bei Bandcamp euer Exemplar. Entweder mit schwarzem oder weißem Cover. Mit uns feiern (und das Magazin vor Ort kaufen) könnt ihr an zwei Terminen im November. Wir freuen uns über alle, die mit uns anstoßen, sprechen und durch die Seiten blättern wollen. Come early, stay late; kommt gerne zu beiden Terminen, aber mindestens zu einem.
Wir freuen uns auf euch.

Past. Present. Future.
15 Jahre frohfroh

14.11.2024 __Talk & Party
Conne Island 
20-03 Uhr

Einlass ab 19 Uhr
Beginn 20 Uhr

__Talk 
mit Thomas Meinecke
Kassem Mosse
und Mix Mup

__Party
mit Kassem Mosse
Mix Mup
Oliv

***

15.11. __Listening & Drinks
Inch by Inch
18-21 Uhr

__DJs
Jewelry 
Nils Panda

Unbequemer Reality Check: Ist elektronische Musik nur noch Sellout?

Das Balance Club/Culture Festival begleiten wir schon von Anfang an – umso mehr freuen wir uns, dass wir zum digitalen Festivalstart der 2024-Ausgabe ein Multimedia-Essay von Whitney Wei und Yi Li bei uns hosten dürfen.

Vom 1. bis zum 3. November 2024 findet das diesjährige Balance Club/Culture Festival statt – wir hatten bereits ausführlicher darüber berichtet. Zum Start veröffentlichen wir ein spannendes Essay von Whitney Wei zur Frage, wie progressiv die Szene der elektronischen Musik eigentlich noch ist. Als ehemalige Chefredakteurin von Resident Advisor und Telekom Electronic Beats hat sie zahlreiche Artikel zur Clubszene, elektronischen Musik und zu Künstler:innen in Medien wie The Guardian und Vogue US veröffentlicht. Die Künstlerin Yi Li hat das Essay aufgegriffen – künstlerisch und multimedial.

Der Text ist original in Englisch und hier zu finden, übersetzt wurde er ins Deutsche von Anna Schüler.


Erst diesen September hat Aslice wegen Insolvenz seine Auflösung bekannt gegeben. Die Plattform war 2022 von DJ DVS1 ins Leben gerufen worden und sollte es DJs ermöglichen, Playlists ihrer Gigs hochzuladen und einen Teil ihrer Einkünfte an die Produzent:innen der von ihnen gespielten Musik weiterzugeben. Zumeist unentgeltlich gegen Promo. Zeitgleich veröffentlichte Aslice, ironischerweise unter dem Titel „A Slice Of Fairness“ („Ein Stück Fairness“), einen von einem externen Dienstleister fertiggestellten Bericht, der die erhobenen Daten auswertete. Schon das Vorwort des Autors David Boyle beschreibt den Zustand elektronischer Musik mehr als treffend; es geht vor allem um die eigene Ich-Bezogenheit: „Die Aslice-Story legt offen, wie abgekoppelt der Wunsch nach Fairness von der Bereitschaft ist, sich auch dafür einzusetzen“, schreibt Boyle. „Wir wollen mit dem Bericht feiern, dass ein solches Konzept möglich ist. Gleichzeitig wollen wir hinterfragen, warum wir uns am Ende aus Bequemlichkeit für den Status Quo entscheiden, anstatt für eine greifbare Alternative und fair pay, selbst wenn elegante Lösungen auf dem Tisch liegen.“ Boyle verweist auf eine Art Selbsttäuschung, die in der gesamten Szene zu finden sei: So sehr in der Szene zwar von Community gesprochen und eine Kultur des solidarischen Miteinanders heraufbeschworen wird, so selten entscheiden sich diejenigen, die über Gestaltungsmacht und Ressourcen verfügen, dafür, diese mit einem weniger privilegierten Gegenüber zu teilen. Und dieses Gegenüber sind meistens marginalisierte Nachwuchskünstler:innen.

Wachstumsprinzip um jeden Preis

Die elektronische Musikszene hat ein äußerst gespaltenes Verhältnis zu ihrer eigenen Marktwerdung. Denn auch wenn Underground-Zeiten vorbei sind und die einstige Aura von Techno inzwischen zum Phantom geworden ist, klammert sich die Szene nach wie vor an diesen vergangenen Mythos. Übrig geblieben ist eine milliardenschwere Industrie mit all den damit verbundenen Auswirkungen: extreme Einkommensgefälle und die Aushöhlung der ursprünglichen Werte des Genres. 

Einst stand das Rave-Erlebnis, mit den Worten des Wissenschaftlers Liam Maloney gesprochen, „für Zugehörigkeit, Akzeptanz und Gemeinschaftssinn, und für ein Feiern der Unterschiede.“ Werte, die in der Clubkultur auch heute noch, wenn auch eingeschränkt, Bestand haben.  

Die Szene-Player der Clubkultur halten sich aber eher mit Unterstellungen auf und zeigen mit dem Finger aufeinander, anstatt sich entschlossen gegen die eigentliche Ursache für den Abbau ihrer Werte zu stellen: nämlich die perfide Wachstum-um-jeden-Preis-Logik der Unterhaltungsindustrie.
Die aktuelle Debatte um den „TikTok-Hype“, der die Verwertung von Clubkultur befördere, bietet ein gutes Beispiel. „Techno Tok“, wie sich der Trend in Anlehnung an den auf TikTok verbreiteten Techno-Content nennt, gibt in kurzen Video-Snippets Party- oder Stylingtipps für Raves („Wie du ins Berghain kommst“) oder zeigt Tanztutorials. Das Unbehagen, mit dem die Szene diesem Phänomen gegenübersteht, erwächst aus der Sorge, dass die Content-Konsument:innen einen Lifestyle auf der Grundlage von Techno (oder jedem anderen elektronischen Musikstil), lediglich als eine Art Kostüm oder Trend begreifen, der wie die vorbeiziehenden Mikrofashiontrends nach einer Season wieder abgelegt wird. Dabei werde ausgeblendet, dass Techno im Kontext gesellschaftlich progressiver Werte und einer Kultur politischer Gegenkultur entstanden ist und über Jahrzehnte gepflegt wurde. Wenn also diese Counterculture zur reinen Ästhetik oder zu einem oberflächlichen Trend wird, wie können ihre progressiven Kernanliegen erhalten werden? Wie ein Artikel im Groove-Magazin von 2022 beschreibt, läuft man mit dieser Ignoranz Gefahr, die Werte und der darin enthaltene Respekt vor den Differenzen des Gegenübers zu ignorieren, weitere Ausgrenzung für marginalisierte Gruppen zu fördern und diese zu bedrohen.

Aber ist TikTok, das größtenteils von der Gen Z genutzt wird, wirklich das zentrale Problem? Über 60 Prozent der TikTok-Nutzer:innen sind Gen Z, der mit Abstand progressivsten Generation in Bezug auf die Rechte von LGBTQ+, Gendergerechtigkeit oder den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen. Zudem ist Gen Z statistisch die Generation, die weniger häufig ausgeht, weniger trinkt und sich in der Tendenz auch nicht mehr in Clubs herumtreibt. Natürlich gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel sozial wie finanziell abgehängte junge, ethnisch homogene Männer in Deutschland, die bei den jüngsten Parlamentswahlen mit großer Mehrheit für die AfD gestimmt haben. Doch lassen sich die wiederkehrenden Probleme innerhalb der Clubkultur an leicht zu beeindruckenden Twenty-Somethings mit sich ständig verändernden Identitäten festmachen? Nicht vollständig.

Underground vs. extreme Kommerzialisierung

Mir scheint, das zentrale Problem besteht darin, dass die Clubszene sich nicht der Realität stellen möchte: nämlich, dass sie zu einer schnell wachsenden, globalen Milliardenindustrie geworden ist, die Investoren und private Unternehmen anzieht. Das zeigt sich auch daran, dass die Genremedien weiterhin so tun, als wären sie der Underdog.

Die meisten elektronischen Musikzeitschriften und ihre langjährigen Leser:innen konzentrieren sich oft nur auf einen sehr kleinen Teil von Musiker:innen, die noch „Underground-Integrität“ – ein sich ständig wandelnder Begriff – besitzen, während es gleichzeitig ein großes Abgrenzungsbedürfnis gegenüber „Business Techno“ (einer Art Sammelbegriff für kommerzielle elektronische Musik) und Mainstreamkünstler:innen wie Peggy Gou oder Fred Again gibt. Es ist der Versuch, sich einen Teil dieser Glaubwürdigkeit zu bewahren. 

Und auch die Künstler:innen der Szene präsentieren sich als Gegenspieler zur etablierten Kultur, ein Verhalten, das die Wissenschaftlerin Danielle Antoinette Hidalgo in ihrem Buch „Dance Music Spaces“ in Anlehnung an die Wissenschaftler:innen Julian Schaap und Pauwke Berkers als „Authenticity Maneuvering“ bezeichnet. Der Begriff, den sie innerhalb der elektronischen Musik neu kontextualisiert hat, „versucht zu erfassen, dass von DJs und anderen zentralen Figuren der Szene eine Form von ‚authentischer Praxis‘ erwartet wird, oder dass eine solche Praxis wenigstens performt wird, wenn sie mit der Branche interagieren.“ Einige Taktiken, die sie auflistet, umfassen „Name-Dropping“ (enzyklopädisches Wissen über Musik wird besonders geschätzt), Geschichten „von Früher„ erzählen, der Rückgriff auf ein PLUR-Credo (Peace Love Unity Respect), andere DJs als unauthentisch oder als „Sell-Outs„ anzuprangern sowie ein „Reflektieren und Aufklären über die Ursprünge des Genres.„ Mein Take dazu ist, dass diese Methoden ausschließlich in der elektronischen Musik und nicht in anderen Musikgenres zum Einsatz kommen, um von der hochgradigen Kommerzialisierung der Szene abzulenken.

Im Ergebnis kommt es zur Schieflage, weil zwar das eine gesagt, aber das andere getan wird. Die Gatekeeper:innen der Szene sind vor allem damit beschäftigt, in Online-Echokammern die Werte der Ravekultur heraufzubeschwören. Und niemand will zugeben, dass ein wesentlicher Teil der Clubs und Festivals inzwischen mit Feier-Städtetourismus, Ticketplattformen, kommerziellen Marken, multinationalen Konzernen, Kapitalanlegern, Private-Equity-Finanzplayern und nicht zuletzt zum Teil auch mit Social Media aus dem Rave eine Marke gemacht, seinen Undergroundstatus zerstört und so in ein spätkapitalistisches Modell eingepasst haben. Und da in diesem Markt zählt, ob ein:e Künstler:in viral geht und Veranstaltungen ausverkauft sind und dass möglichst viele Besucher:innen durch Clubtüren geschleust werden, steht außer Frage, dass ignorante kommerzielle Player ohne Verständnis für die Bedeutung der Clubkultur angelockt werden.

Der Verfall von Community-Werten

„Die Szene und Kultur waren Rückzugsorte für People of Colour, die in queeren und weißen Spaces nicht willkommen waren. Es ging bei elektronischer Musik um Liebe, Gemeinschaft, Befreiung und Sex und nicht darum, tagelang high und wasted zu sein“, schreibt die bekannte DJ Honey Dijon in einem Instagram-Post. Auch sie beschreibt eine Aushöhlung dieser Werte: „wenn ich darüber nachdenke, dass ein Musikgenre mit dem Anspruch, die Welt zu verändern, das von Schwarzen Jugendlichen und von Szene-Queens mit äußerst progressiven Ideen begründet wurde und nun von einer weißen Mittelschicht zur Unterhaltungsindustrie kolonisiert worden ist, bei der es nicht mehr darum geht, Künstler:innen zu pushen, sondern Social-Media-Stars … und genau das ist passiert, dann geht es für mich darum, die wahren Pionier:innen dieser Kultur in den Vordergrund zu stellen.“ 

Honey Dijon beschreibt, wie der Kapitalismus, oder in den Worten der radikalen feministischen Autorin Bell Hooks das „white supremacist capitalist patriarchy“ eine Kultur zerstört hat. Dieses System basiert auf der Ausbeutung von Frauen und People of Colour und hat die Angewohnheit, Kulturen zum eigenen Vorteil auszunutzen und zu verschlingen. Es gibt für gewöhnliche Clubbesucher:innen, die hin und wieder ein Ticket für Four Tet oder Richie Hawtin auf Dice kaufen, für den Junggesell:innenabschied nach Ibiza fliegen und vielleicht auch schon versucht haben, mithilfe eines TikTok-Tutorials ins Berghain zu kommen, keinerlei Grund, sich mit den Ursprüngen elektronischer Musik zu beschäftigen. Elektronische Musik ist nicht ihr Lifestyle oder ihr persönliches Interesse. Sie tauchen ins Nachtleben ein und kehren nach einer Clubnacht in ihr Leben zurück – und leider ist es ihnen erlaubt, genau wie es in jeder anderen Form von Kultur auch oberflächliche, „Drive-Thru“-Teilnehmer:innen gibt. Ein:e Kund:in kann jede beliebige, global populär gewordene Speise in einem Restaurant genießen, ohne jemals auch nur einen Gedanken an die unsichtbaren Formen der Unterdrückung verschwenden zu müssen, die diese Küche repräsentiert – auch wenn der:die Kund:in selbst rassistische Überzeugungen hegt.

Die frühen antifaschistischen Raves der 90er sind zwar vorbei – aber es gibt Hoffnung

Elektronische Musik ist in hohem Maße kommerziell und zum Mainstream geworden und wird im Laufe der Jahre zu einer weiter wachsenden, gigantischen Industrie mit steigenden Teilnehmer:innenzahlen werden. Es ist verantwortungslos, diese Welt noch als „Underground“, als „Subkultur“ oder als „Gegenkultur“ zu bezeichnen, wo doch offensichtlich ist, dass ihre Ursprünge in der Arbeiterklasse und in der Gegenkultur längst verblasst sind. 

Ein Paradebeispiel dafür sind DJs, die bis zu 10.000 Dollar Honorar pro Set verlangen. Ein anderes, dass Tourist:innen rund 1,6 Milliarden Euro jährlich ausgeben, um in Berliner Clubs feiern zu gehen. Letztes Jahr kaufte die Investmentgesellschaft Group Artémis des französischen Milliardärs François-Henri Pinault die Creative Artists Agency für sieben Milliarden Dollar, bei denen unter anderem Dawn Richard, Amelie Lens und Eartheater unter Vertrag sind.

Es mag in dieser Welt zwar Underground-Enklaven geben, das ja, aber wir sind an einem Punkt angelangt, an dem Raven gehen kein Geheimnis mehr und keine Form des Ausdrucks für alternative Lebenskonzepte ist, wie es in den 1980ern in verlassenen Lagerhäusern und Kellern gewesen ist. So ist die Realität – und je eher wir uns klar machen, dass die antifaschistischen Raves der 1990er vorüber sind, desto besser können sich die Communities, die von der Kommerzialisierung betroffen sind, gegen diese Entwicklungen wappnen.

Doch nicht alles ist nur Sturm und Drang. Trotz der Megaclubs und ihrer rücksichtslosen Techno-Tourist:innen und all der Nachtschwärmer:innen, die auf Resident Advisor nach Tipps für den nächsten Rave suchen, gibt es auch weiterhin ausdauernde Venues von von sehr bewandten, engagierten Kulturschaffenden, die 200-Personen non-profit Parties für ihre queeren Genoss:innen feiern. Noch immer verlieben sich junge Menschen, die über große EDM-Festivals in die Szene gespült werden, in elektronische Musik und die dahinter stehenden politischen Überzeugungen. Noch immer finden in kleinen Off-Locations palästinasolidarische Raves und Soliparties für queere Gesundheit mit local DJs in der Nachbarschaftsbar statt. Noch immer gibt es unabhängige Festivals, die Schwarzen Künstler:innen eine Plattform geben. 

Von Zusammengehörigkeit und Community

Die Clubkultur befindet sich in einer massiven Umbruchphase und bestimmte Elemente dieser rohen, befreiten, eng zusammenstehenden Ursprungskultur werden nie wieder so sein, wie sie mal waren. Die elektronische Musik hat sich im Wesentlichen verkauft und ist zum Big-Ticket-Entertainment für Massenunterhaltung geworden. Diese Entwicklung muss man betrauern. Aber die Kraft der selbstorganisierten Communities, die sich in nischigen Kellerclubs und Off-Locations trifft und Raves feiert, wo das Publikum tatsächlich die Diversität menschlicher Erfahrungen widerspiegelt – das wird niemals sterben. Dennoch: Solche Veranstaltungen sind kleine Tropfen in einem großen, aufgewühlten Ozean. Der entscheidende Unterschied ist, dass diese Erlebnisse oft nur minimale Gewinnspannen haben. Denn, im Gegensatz zur riesigen Industrie, die dahinter steht – geht es hier nicht um Geld verdienen, sondern um Zusammengehörigkeit und Community.

Is Modern Electronic Music a Sellout? The Genre’s Inability to Face the Truth

We have been following the Balance Club/Culture Festival from the very beginning – so we are all the more delighted to be hosting a multimedia essay by Whitney Wei and Yi Li for the digital festival launch of the 2024 edition.

This year’s Balance Club/Culture Festival will take place from November 1 to 3, 2024 – we had already reported on it in more detail. To kick things off, we are publishing an exciting essay by Whitney Wei on the question of how progressive the electronic music scene actually still is. As the former editor-in-chief of Resident Advisor and Telekom Electronic Beats, she has published numerous articles on the club scene, electronic music and artists in media such as The Guardian and Vogue US. The artist Yi Li has taken up the essay – artistically and multimedia-based.

The German version can be found here – in a translation by Anna Schüler.


This past September, Aslice announced its closure due to financial insolvency. Founded in 2022 by the DJ DVS1, the revenue-sharing platform allowed DJs to upload their gig playlists and donate a portion of their fees to the producers from whom they acquired their music, often for free via promos. A report prepared by an external data analysis agency accompanied Aslice’s announcement. Ironically titled „A Slice Of Fairness,“ its introduction by author and analyst David Boyle reveals the state of electronic music for what it is: rather selfish. „The Aslice story exposes a disconnect between the desire for fairness and the willingness to act on it,“ he wrote. „This report serves as both a celebration of what’s possible and a call to action, urging us to examine why, even in the face of elegant solutions, we often choose the comfort of the status quo over the demonstrated possibility of a more equitable future.“ Boyle points to an industry-wide self-delusion: for all the emphasis around „community“ and „togetherness“ that undergirds this scene, it’s rare that those who have the power, resources, and influence to share with their less fortunate counterparts, usually emerging artists in socially marginalised positions, will ever choose to do so. 

The growth-at-all-costs ethos 

Contemporary electronic music has a somewhat dissonant relationship with its own commodification. It’s a genre that often clings to the bygone mythology and now spectre of its underground status even though this no longer the case. It is undeniably a multi-billion dollar industry, with all the repercussions that come with it, including extreme income inequality and the corruption of its original core values. At one point, the rave meant, in words borrowed from academic Liam Maloney, „notions of inclusion, acceptance, communality, and a celebration of difference,“ an ideology he notes continues to persist in club culture today, though this I would qualify. Rather than facing this disintegration courageously, industry players continue to attack strawman arguments and finger point at one another instead of contending with the real source of the erosion: the insidious growth-at-all-costs ethos of the entertainment machine itself. 

The recent argument around „TikTok hype“ leading to the exploitation of club spaces is a good example of this. ‚TechnoTok,‘ as it’s called in reference to Techno content on TikTok, is a series of snippets varying from party culture tips („How to get into Berghain,“ etc.), raver style to dance tutorials. Much of the electronic music’s hand wringing around this phenomenon comes from the fear of how content consumers will perceive a music-driven lifestyle like techno (or any other electronic genre) as a costume to try on for a season like the passing fashion micro-trend, when in actuality the music has been cultivated over time within a set of rich, socially progressive values and a history of political defiance. If a counterculture becomes an aesthetic, superficial trend, how will these progressive ideals survive? This ignorance against said values and respect towards the differences of others, as pointed out in the 2022 Groove article, then ushers in the threat of harassment and discrimination against marginalised communities. 

But is TikTok, used largely by Gen Z, really the issue here? If we know 60% of TikTok users are Gen Z, the most socially progressive generation by far in terms of LGBTQ+ rights, gender equality, and abortion access and also the generation that is less likely to go out, drinking less, and even giving up on clubbing. There are of course exceptions to this, particularly in the case of men, with young people from less ethnically diverse and financially disenfranchised parts of Germany who were mobilized towards voting for the far-right (AfD) in the recent election. But can we really pin many of the recurring issues of club culture onto impressionable early twenty-somethings with amorphous identities? Not entirely. 

Underground integrity vs. intense commercialization

The main issue, it appears to me, is that much of electronic music does not want to look into the mirror and see the face of a fast-growing, mainstream global industry, attracting the likes of venture capitalists and private equity companies. You can see this through the persuasive ways the genre’s media continues to purport an underdog perspective. 

Most electronic music publications and their legacy audiences often only focus on one very small portion of musicians who still have „underground integrity,“ a moving target in every respect, while decrying „business techno“ (a kind of catch-all term for commercial electronic music) or shying away from covering more mainstream counterparts like Peggy Gou or Fred Again. in an effort to preserve their own aura of credibility. Artists in this scene posture their role as countercultural agents, too, a behavior that the academic Danielle Antoinette Hidalgo refers to as „authenticity maneuvering“ in her book Dance Music Spaces, borrowed from scholars Julian Schaap & Pauwke Berkers. The term, which she’s recontextualised within electronic music, „aims to capture the authentic imperative, an expectation that DJs and other key actors in dance music must, at the very least, perform acceptable authenticity practices as they interact with the industry. Since there is such a fine line that DJs must walk to continue earning a living in the scene while at the same time supporting (or at least appearing to support) its culture and collective identity.“ She goes on to list a few authenticity maneuvering tactics, including „name-dropping (encyclopedic knowledge of music is especially valued); telling ‚back in the day‘ stories; utilizing a PLUR-like ethos; calling other DJs out for being inauthentic and/or „selling out“; reflecting on and educating people about dance music history.“ I would argue that these methods are singularly deployed in electronic music in particular, as opposed to other genres, to divert away from the truth of its intense commercialization. 

What results is a kind of ’say one thing, do another‘ groupthink incongruity. The gatekeepers of the culture are so focused on parroting the values of the rave in their online echo chambers that they have not admitted to the fact that a significant portion of clubs and festivals, along with multi-city nightlife tourism, events ticketing platforms, commercial brands, corporate conglomerates, venture capitalists, private equity companies, and yes, social media in part as well, have all together excavated and extracted from the rave for its commercial viability, thereby depleting its underground credibility, and groomed it to adhere to a late capitalist model. And when this model is about internet virality or selling out tickets and getting as many people in the door as possible, there is no question that this kind of cultural exploitation will attract ignorant players to enter laissez-faire club spaces without an understanding of what club culture truly represents. 

The erosion of community values

To esteemed the house DJ Honey Dijon, „[Electronic] music and the culture were safe havens for colored folk who were not welcomed in white gay and queer spaces. The music was about love, community, release, and sex and not getting fucked out of your mind [for] days on end,“ she wrote in one Instagram post. She goes on to discuss the very erosion of these values in the same caption. „To think that music that has gone on to change the world that was created by inner city black youth and queens with the most forward thinking ideas would be colonized into entertainment for the white middle class with agendas to push social media entertainers instead of artists…which it has become, it’s important for me to honor the real pioneers that have gone before.“

Honey Dijon speaks to the ravages of capitalism, or as the late radical feminist author bell hooks refers to as  ‚white supremacist capitalist patriarchy.‘ It’s a system predicated on the exploitation of women and people of colour and has a tendency to co-opt and swallow culture for its own gains. For the casual club patron, who bought their ticket to Four Tet or Richie Hawtin on DICE and hits Ibiza for their friend’s bachelor party, who may or may not try to get into Berghain using a TikTok tutorial, there is no incentive to understand the roots of electronic music. This isn’t their adopted lifestyle and where they vest their interests. They soak in a nightlife experience and go back to their own lives, and they are unfortunately permitted to do so, just like there are casual, „drive-thru“ participants to any form of culture. A customer can sit down and enjoy globally popularised soul food at a southern restaurant, even while harbouring racially ignorant views, without ever knowing the invisible forms of oppression that the ethnic cuisine represents. 

The early days of anti-fascist 90s raves are over – but there’s hope

Electronic music is mainstream and largely commercial, and as the years progress, this will become a growing, gargantuan industry with even more participants. It is irresponsible to default to calling this world ‚underground‘ or ’subculture‘ or ‚counterculture‘ anymore when it’s evident its working class foundations and resistance against class structures have long decayed. Case in point, there are some DJs commanding up to 10,000 dollars a set. Berlin’s tourists are spending upwards of $1.6 billion euros annually to thrill seek in its clubs. Last year, the French billionaire François-Henri Pinault’s investment holding company Group Artémis completed a landmark $7 billion acquisition of Creative Artists Agency, whose roster includes Dawn Richard, Amelie Lens and Eartheater. 

Specific underground enclaves may exist within this world, yes, but at this point, raving is not a secret, it’s not an alternative form of expression like it was in warehouses and basements in the 1980s anymore. This is the fact of the matter, and the faster the realisation that the early days of anti-fascist 90s raves are over, the more the communities impacted can prepare for implications of these changes.

It is not all Sturm und Drang, however. For every mega-club with its insensitive techno tourists and nightlife pedestrians looking for suggestions on Resident Advisor, there are also enduring pockets of very knowledgeable, dedicated cultural veterans who throw 200-capacity, no-profit parties for their queer compatriots. There are still young people, drawn in from a mega-festival EDM pipeline, who will fall in love with electronic music and all of its social-political convictions. There are still Palestine solidarity and queer health care fundraiser events with local DJs at the neighbourhood DIY venue. There are still boutique festivals that platform black electronic musicians. 

Togetherness and community

Club culture may be swept up into the swift winds of change and there are elements of its raw, unfettered, close-knit origins that will never be as they were. For the most part, electronic music is a sell out. It’s become a form of big ticket entertainment to command mass crowds. This is something to be mourned, but the enduring spirit of community organizing that finds itself in fringe basement venues and off-location raves, where the crowds truly reflect the diversity of the human experience, will never completely die. Yet these events are small drops in a roiling ocean. The key difference here is that these experiences often command slim-to-none profit margins because, unlike the Goliath industry that looms behind it, the intention behind the events is not to make money, it is about togetherness. 

KW 44 – Samstag

Das Balance Festival testet einen neuen Club, außerdem gibt es wieder was für die Dub- und Bass-Heads.

frohfroh-Tagestipp //

Balance Clubnight // DUQO, 18:00 – 08:00 Uhr
w/ Yazzus, Chippy Nonstop, Safety Trance, Olmatri, Kinari, Chutney Mary, Gal b2b Aenis, DJ Luiser, Ilovedaddyz

Leipzig ist eine äußerst diverse Stadt. Nur bedingt kommt das jedoch in den Clubs, Kollektiven und den Line-ups der Szene durch. Das Balance Festival bietet seit 2018 eine Plattform, um marginalisierte, queere und feministische Stimmen der Szene zu highlighten. Dabei wird auf ein progressives Verständnis von Clubkultur fokussiert – mit politischen und interdisziplinären Veranstaltungen. Das spiegelt sich auch in der heutigen Clubnacht wider.


Außerdem heute //

Clubnacht / Institut fuer Zukunft, 23:59 – 09:00 Uhr – New-Age-Techno-Trance-Klatsche mit Highlights. Tipp für den Abend: Lucie Vuittong. Mit Cleopard2000, DJ Softice, DJ Twerking Class b2b Lena xx, InterStella, Justin Tinderdate b2b EloTrance, Lucie Vuittong, RSohr b2b Luzi

Bassmaessage / xxx, 23:00 – 08:00 Uhr – Jungle, Dub Techno, Doom Dub. Für alle, die Lust auf was anderes haben. Mit Pamb Soundsystem mit VEB Farben, DJ Detox, Common Mob, Edoed, Fran, Duku, Campbell + Zoumo Soundsystem mit Ghost Dubs, Selectah Pehle, Beatrice M, Old Man Crance, Cun, Flimmerkiste

Sugarbass / Elipamanoke, 23:00 – 09:00 Uhr – Sehr viel Trance trifft auf Bounce und Bass. Mit Discobabe2 als kleiner Newcomer-Geheimtipp. Mit DJ Sonnenbrand, Baran Kok, :Mumm, Bunny Tsukino, DJ Stimula, Scrappy Coco, Uncle F, Discobabe2, Richie Rollin, DJ Teilzeit, Gigi Spears, DJ Kammerflimmer

Disco Sprizz 8 x Balance Festival / Garage Ost, 21:00 – 01:30 Uhr – Discoides Warm-up zur späteren Balance Clubnight im DUQO, mit Goldie, Flux Yara, Anka, Luna Neptune und Drag Performances

Morph / Neue Welle, 23:00 – 07:00 Uhr – Fixer und schneller, düsterer Techno in wirklich sehr böse, ohne trashy in Big-Room-Hard-Techno-Gefilde zu irren. Mit Goblyyn, Nonova, Parasit, Snackbites, NZkt

KW 44 – Freitag

Das lange Wochenende geht weiter mit Fusion-Vibes, dem Balance-Start und weiteren Tipps.

frohfroh-Tagestipp //

Coast Line Stories // Institut fuer Zukunft // 23:59 – 09:00 Uhr
w/ Alma Linda, Andy’s Echo, Arne Schattenberg, Elixir, Elizen The Emperor, Gräfin Zobel, Intaktogene, Judith van Waterkant, Mila Stern, Mytripismytrip, Pokka

Mit einer Lesung, betreutem Basteln und Sekt-Bingo starten die Coast Side Stories in die letzte IfZ-Runde. Typisch für die von Judith van Waterkant kuratierten Veranstaltungsreihe gibt es neben dem schon erwähnten Programm viel Downtempo, Midtempo, Darktempo und sehr viel Melodisches. Dabei wirkt das Line-up wie ein nächtiger Fusion-Ausflug à la Tanzwüste und Sonnendeck. Also, wer es bis zum nächsten Sommer kaum aushalten kann, ist hier gut aufgehoben. Insbesondere für alle Downtempo-Fans ist das eine Pflichtveranstaltung, um sich vom IfZ zu verabschieden.


Außerdem heute //

Deli Dance / Elipamanoke, 23:00 – 08:00 Uhr – Lokaler Leipzig-Sound mit cleanerem Techno und ganz viel Futter nebenbei. Mit Semtax, Nienein, Siggi Sauer, HoudaFK, Sternbuu, Miss Finster + Special Guest

Balance Concertnight / UT Connewitz, 19:00 – 24:00 Uhr – Experimentelle Sounds mit Deutsche Laichen, Nazanin Noori, Catnapp, Dornika

Halloween Tramboliko x Gatxs / DUQO, 22:00 – 05:00 Uhr – Halloween trifft auf Afrobeats, Reggaeton, Baile Funk und mehr. Mit Aydadi, Azulado, Ecuajey, índigo, NXODXXP, Pattt, Simón JaVa, Zelvatica

GB2R presents Hakken / Absturz, 23:00 – 06:00 Uhr – Der Name ist Programm: Hardcore und Gabber, maximal. Mit Klossy, Bvlgari b2b Snackbites, Session Icon b2b Waschi Waschbär, Dan Shepphard b2b Lyzi

Brotfabrik x Kernkraftoase / Ilses Erika, 23:00 – 05:00 Uhr – Festival-Techno-Sound mit Dom Waits, Nøvae, Rn86, Simon Phil.ter, @A, Knete, Rodèk, DJ Sour

Feels like Festival / Neue Welle, 23:00 – 07:00 Uhr – Melodic into geradlinigeren Techno-Sound. Mit Einskomma, Vero Standke, Albert Beyer, Sailent Seihmen

KW 44 – Mittwoch

Die Rave-Woche startet dieses Mal früher – Feiertag und so. Und es gibt tatsächlich eines zum Feiern. Hier sind unsere Party-Tipps.

frohfroh-Tagestipp //

Fem*Vak x Equalize // Institut fuer Zukunft // 23:59 – 09:00 Uhr
w/ Aivee, Athena Owls & Lili Alexander, Dorte, Hani, Jivee, Lady Lynzki, Lyngery, Maradoca, Rethaex, Ruby Cube b2b Kontingency, Sarah Kuda b2b DJ Annita, Smooksy

Fem*Vak, das intersektionale feministische Netzwerk in der elektronischen Musikszene Leipzigs lädt zusammen mit Equalize, der Initiative für DJ-Workshops für FLINTA*-Personen zu Halloween ein. Das Programm wird nicht nur schaurig, sondern auch besonders vielfältig. Auf euch warten neben technoiden, massigen und ambientigen Soundkulissen auch FLINTA * only DJ-Workshops, Kunst und Performances, Tarot-Karten, Face- und Body-Painting sowie Drag-Shows und ein Kostümwettbewerb. Also, es gibt viel zu entdecken und viel zu machen. Langeweile kommt hier auf jeden Fall nicht auf euch zu.


Außerdem heute //

Trancegedance / Elipamanoke, 23:00 – 11:00 Uhr – Tranciger bis düsterer Psy-Sound bis Richtung Hi-Tech. Mit Acid Goldee, Anymel, G:error, GoaGraf, Rec:coon, Lars Goldammer, Lebendige Menschen, Melburne, H3iD1, Monotony Chillout & Chai Floor hosted by Weberknecht

Leef:Oblivio / Absturz, 23:00 – 06:00 Uhr – Doller technoider Sound für alle, die Lust auf ein Hard-Techno-Halloween haben. Mit Glassbass, Neptune, Genelle, Fränk

Paranormal Kitsch / DUQO, 23:00 – 08:00 Uhr – FLINTA* only Line-up mit Drag-Shows und viel viel Kostüm. Mit Am3li3, DJ Tonic, Dragshows (Alias, Bernd das Brat, Rosa Revoluzza), Elysea b2b Minthrill, Flawsy, Gianni, J<3SS b2b Ash De La Kalash, Kansi, Lara, Nell

Public Possession Label Night / Neue Welle, 23:00 – 07:00 Uhr – Besuch aus München vom Public Possession-Label für housige Halloween. Mit CeeDeeGee, DJ City, Tereza, Valentin.Snc, Voe

Seedling / Tollkühn, 19:00 – 23:00 Uhr – Listening-Konzert mit trippy Vibes mit Noctua und Balouv

Auf dem Bau Vol. 1 – xxx, 23:59 – 23:59 Uhr – Im Westen gibt es einen längeren Baustellen-Rave. Mit dabei Anima, Borella b2b Robin Dey, Faul & Spaeth, Frohsein, Isabeau Fort, Judith van Waterkant, Lukas Endhardt, Mauwi, Shepherd