KW 08 – Freitag

Heute gibt es ein wunderbares B2B und mehrere Crew-Take-over. Unsere Party-Tipps für den KW 8-Freitag.

frohfroh-Tagestipp //

Lift // Neue Welle // 22:00 – 06:00 Uhr
w/ Skee Mask, Victor

Yeah, Skee Mask ist zurück in der Neuen Welle. Als Producer lotet er immer wieder die Zwischenwelten von House, Ambient, Techno, Breaks und UK-Sounds aus. Im letzten Herbst war das auf seinem neuem Album „Resort“ wieder einmal eindrücklich zu erleben. In seinen DJ-Sets spiegelt sich Skee Masks musikalische Offenherzigkeit auch wider, wenn auch etwas tanzbarer, in durchaus hohem Tempo und mit viel Groove. Heute bespielt er die Neue Welle all night long zusammen mit dem Berliner DJ Victor. Top Duo.


Außerdem heute //

Bar Quiz & Italo Fundamentalo / DUQO, 20:00 – 04:00 Uhr – Entspannt quizzen, Drinks gönnen und zu Italo Disco schwofen. Cool cool. An den Decks: Corrado DJ, La Ramazotti, Rascheljacke

Monkeycircus / Elipamanoke, 23:59 – 09:00 Uhr – Die Monkeycircus-Crew macht im Eli Station, mit Big-Room-Techno, Psytrance, bouncy Edit-Trance und Sabura als Headliner. Außerdem dabei: Silvi Knallt, Blank Vision, Emel White, DJ Pabloma Blanca, DJ Würlpool, Isosportler

Irr[en]garten-Kollektiv and Friends / Ilses Erika, 23:00 – 05:00 Uhr – Wilder Mix zwischen Techno, Groove, Breaks, Trance, Edits und mehr – dafür steht dieses Kollektiv. Heute mit dabei: Dela Nesto, DJ Babanatz, KnallBuntFrosch, Mademoiselle in Schnell, Mauwi, Momo, Mondenkind, Soham, Tjuden, YummyBaby

Outer Space by Abstraktiv / Absturz, 23:00 – 06:00 Uhr – Auch im Absturz gibt es heute einen Mix aus Techno, Tech House und Trance mit Mideã, DJ Leuchte, Often Vague

KW 08 – Samstag

Ein starker Samstag steht bevor – unsere Party-Tipps.

frohfroh-Tagestipp //

Queer Nach(t) Cnnwtz meets Lumière Bleue // Werk 2 // 22:00 – 04:00 Uhr
w/ DJ Twerking Class, Stinia3000, Bephål, Hoodie, Shivers, L_Sa, Jitter&Glitter

Das Werk 2 hostet heute eine große Queer-Nacht, gemeinsam mit der Leipziger Classic-Reihe Lumière Bleue. Musikalisch wird es auch divers mit Sets von mehreren Local Newcomer:innen, die ihren Sound zwischen schnellem Techno, funny Trance, bouncy Tech House und herzöffnenden Pop-Indie-Dance gefunden haben. Und wie immer bei Lumière Bleue darf es gern etwas extravaganter sein.

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Außerdem heute //

Groovers Showcase / Neue Welle, 23:00 – 07:00 Uhr – House, House, House lebt die Groovers-Crew. Heute vereint sie andere House-Crews aus Hamburg und Berlin wie die Smaland-, Café Soda- und Wohnzimmer 030-Crew mit den den eigenen Residents. Es wird deep.

HeyCiao, Vacanza Vol, 12 / Elipamanoke, 23:59 – 09:00 Uhr – Es ist wieder Vacanza-Zeit im Eli. Dieses Mal gibt es erneut ein großes Line-up mit Gästen von auswärts sowie mit viel unterschiedlichen House-Nuancen, Trance und Techno. Mit dabei sind Montezuma, Anne Karmané b2b X-Delight, Bertha b2b Voeller, Bollek b2b Stornoline, Goldie Palm b2b Goody, Oliv b2b Marcel Koar, S-ray b2b :Mumm

30Hz Drum and Bass / Kulturlounge, 22:00 – 07:00 Uhr – Eher Lust auf gebrochene Beats? Dann ist diese Party euer Place heute Nacht. Kjubi, ^Foxic^ und die 30Hz-Crew kommen mit vollem Drum & Bass-, Jungle-, und Neurofunk-Programm

04177 Records / 360 Grad Waschbar, 22:00 – 03:00 Uhr – Das Lindenauer House-Label 04177 Records feiert einen neuen Release – mit deepen Sets von Bajazo, Richard Brook, Harre

Konzert und DJ House Night / Garage Ost, 18:00 – 02:00 Uhr – Nach einem Konzert der sehr hörenswerten Punk-Band Nur3 gibt es eine Aftershow-Party mit Breaks und House von Pani Paulo, Adrian Prepaid, Robbie Bikkini

Fuel / xxx, 22:00 – 12:00 Uhr – Im Westen versteckt sich heute eine lange Party mit gutem, sehr deepem House- und Techno-Line-up. Mit dabei 50phie, Daniel[i], Kikimike, Lukas Freisem, Marie-Julie

Soundsystem Sessions #4 – Zoumo x Hibration / Conne Island, 22:00 – 06:00 Uhr – Massive Dub-Basswellen gibt es heute im Island, wo sich mehrere Leipziger Soundsysteme treffen. Mit dabei sind Hibration Soundsystem, DJ Badshape, Subconsciouz, Plugdub Soundsystem, Zoumo Soundsystem

Neu ab April: Axxon N.

Am vergangenen Freitag kam das große Announcement: Im April 2025 öffnet mit dem Axxon N. ein neuer Club-Space im Kohlrabizirkus. Sehr schön auf jeden Fall – uns kommen dazu aber auch ein paar Gedanken und Fragen.

Dass es an dem Ort des Anfang Januar geschlossenen Clubs Institut fuer Zukunft nicht lange still bleiben wird, verkündete die LVZ schon recht bald nach der letzten IfZ-Party. Nun wird es konkreter: Axxon N. soll der neue Club heißen, betrieben von der TK38 GmbH. Dahinter steckt laut der Pressemitteilung – übrigens versendet von einem durchaus bekannten Berliner Musik-PR-Büro – „ein Zusammenschluss aus kreativen lokalen und überregionalen Köpfen.“ Wer genau alles zum Betreiber:innenteam gehört – vor allem aus dem lokalen Kontext –, kommt aus der Pressemitteilung leider nicht hervor, wäre aber natürlich sehr interessant gewesen. Klar ist aktuell nur, dass Lucas David Pulkert aus Berlin als Geschäftsführer der TK38 GmbH aktiv sein wird. Er hat ein eigenes Modelabel für Premium-Socken gegründet und leitet aktuell das Controlling des Sea-Watch e. V.

Konzeptionell möchte Axxon N. einen Raum schaffen, der „marginalisierte Gruppen wie Queere, FLINTA und BIPoC ebenso stärkt wie die Leipziger Clubkultur insgesamt“ – mit einem musikalisch breiten Panorama auf elektronische Musik. Das heißt: Neben Hardgroove Techno und House soll im Axxon N. auch Platz für Experimental, Noise, Core und Industrial Sounds sein. Donnerstags sind Formate für Nachwuchstalente geplant, freitags werden verschiedene Genres gefeatured. Am Samstag stehen dann „sorgfältig kuratierte Nächte im Fokus – von queeren Events über zugängliche Community-Abende bis hin zu internationalen Headlinern.“

Soweit, so spannend und so viel versprechend. Zwischen den Zeilen der etwas vage und blumig gehaltenen Pressemitteilung und des ersten Instagram-Posts lassen sich für uns fünf Rückschlüsse ziehen:

1. Es geht offenbar nur mit externem Kapital

Wie es scheint, hat niemand in der Leipziger Clubszene die finanziellen Mittel und den Mut, eine Clubnachfolge in dieser Größenordnung zu stemmen. Das ist keinesfalls despektierlich gemeint, aber es reiht sich ein in viele Erfahrungen aus anderen Bereichen, in denen externes Kapital die Entwicklung der Stadt geprägt und dies teilweise zu Ungleichgewichten geführt hat.

2. Das LiveKommbinat Leipzig ist ein wichtiger Player für die lokale Clubkultur geworden

Das Besondere am ersten Axxon N.-Announcement ist, dass die Pressemitteilung gemeinsam mit dem LiveKommbinat Leipzig veröffentlicht wurde. Die offizielle Interessenvertretung mehrerer wichtiger Clubs und Konzert-Venues war offenbar sehr aktiv daran beteiligt, dass die Location des Instituts fuer Zukunft als clubkultureller Ort erhalten bleibt. Dass dies geglückt ist und die Ratsversammlung sowie die Leipziger Stadtverwaltung und der städtische Vermieter der Kohlrabizirkusflächen von dem Vorhaben überzeugt werden konnten, ist ein starkes Zeichen und verdeutlicht, dass der Verein eine bedeutende Verantwortung für die lokale Szene übernimmt. Inwieweit das LiveKommbinat auch bei der Akquise und Vermittlung eines neues Betreibers involviert war, bleibt offen.

Foto-Credit: Joao De Carvalho

3. Auch die Stadt Leipzig hat die Relevanz der lokalen Clubkultur erkannt

Das ist nicht unbedingt neu, immerhin hat die Stadt einen Fachbeauftragten für Nachtkultur angestellt und den Kohlrabizirkus bewusst als Entwicklungsort für Kultur und Sport gekauft. Damit wurde der Weg geebnet, dass dort auf längere Sicht hin auch Platz für Clubkultur sein kann. Sicher ist dies aber natürlich nicht. Denn sollten sich in Zukunft die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat stärker in Richtung konservativ-rechter Haltungen verschieben, dürfte es auch für die Clubkultur weniger Empathie geben. Der Antrag des BSW gegen die städtische Förderung des Conne Island, Werk 2 und der Nato im Dezember 2024 hat in dieser Hinsicht einen durchaus unangenehmen Teaser auf solche Szenarien gegeben.

4. Das Konzept des Axxon N. ist alles andere als innovativ

Vorweg: No front, wir freuen uns sehr, dass dieser besondere Ort als Club-Space erhalten bleibt und dass er in einem progressiven Sinne bespielt werden soll. Aber ganz ehrlich: Das Konzept liest sich so, wie nahezu alle relevanten Leipziger Clubs der letzten Jahre agiert haben. Musikalische Vielfalt statt eng-abgesteckte Rahmen, offene Türen für lokale Kollektive, etablierte Awareness-Strukturen. Klar, der extra Fokus auf Experimente klingt erstmal gut und wichtig. Doch der Reality Check wird zeigen, was davon wirklich möglich und finanzierbar ist. Denn die Frage ist eben auch: Ist die Leipziger Clubszene überhaupt offen für Experimente? Es ist nicht so, dass andere Clubs das nicht schon probiert haben, dann aber doch zurückrudern mussten, weil sich die Abende finanziell nicht getragen haben – erst recht in den vergangenen Jahren, in denen das Dilemma zwischen steigenden Kosten und ausbleibenden Umsätzen für große Herausforderungen gesorgt hat. Dazu kommt: Wie wird die lokale Szene am Ende eingebunden und gefördert? Vorwiegend durch selbst kuratierte und finanzierte Bookings oder nur durch Einmietungen auf eigenes Risiko?

5. Eine neue Betreiber:innen-Crew heißt nicht, dass es nachhaltig weitergeht

Der Wechsel vom Mjut zum DUQO hat leider ganz aktuell gezeigt, dass Betreiber:innenwechsel und der Mut zu neuen Konzepten nicht unbedingt ein Garant für nachhaltigen Erfolg sind, was jedoch eventuell auch wieder mit dem Punkt 1 zu tun hat – es geht nur mit externem Kapital. Die Clubkultur durchlebt derzeit ganz allgemein eine äußerst dynamische Zeit, sie steht möglicherweise an einem historischen Wendepunkt. Ob das Axxon N. die richtigen Antworten und Ansätze hat, um den Weg in eine neue Rave-Generation zu ebnen, wird sich eben erst zeigen.

Wir sind jedenfalls sehr happy, dass die Crew hinter dem Axxon N. es versucht. In diesem Sinne: Welcome!

Axxon N. – Instagram // Telegram

KW 07 – Donnerstag

Das Wochenende startet bereits früher – mit zwei Aftershow-Partys und einem immersiven Erlebnis.

frohfroh-Tagestipp //

HGB Rundgang Afterparty // DUQO // 22:00 – 07:00 Uhr
w/ Sam, Pea, DJ Balduin b2b DJ ホイップ, LarpTM, Dot Dot Dot, Balearic Eric, Nic Jalusi, P.Kaufman, Thom+, Astrid, Koolmann3000, Selling, Maybe Baebe

Die HGB lässt ihr Wintersemester traditionell mit einem großen Rundgang ausklingen – von heute bis Sonntag könnt ihr also eintauchen in die Arbeiten der aktuellen Studierenden aus Buchkunst/ Grafikdesign, Fotografie, Malerei/Grafik und Medienkunst. Und zum Start gibt es eine große Afterparty – mit einem erfrischend diversen Line-up, dessen Acts sehr elegant verschiedene Genres durchqueren. House, HipHop, Dream-Pop, Dub und vieles mehr.


Außerdem heute //

Ravemesse am Donnerstag / Ilses Erika, 23:00 – 06:00 Uhr – Heute gibt es noch eine Aftershow-Party, und zwar für den Comedian Andy Strauss. Nach seiner Show tritt er selbst mit seiner Illegalen Ravemesse aka Trance-Goa-Trash auf. Außerdem gibt es Live-Rap von MiasZK und wilde Rave-Breaks v von Regenboogy

Arc (attract/repel/connect) / ZiMMT, 17:00 – 20:00 Uhr – Heute öffnet ein neues interaktiv-immersives Programm im ZiMMt. Paul Hauptmeier hat für Arc eine Klang- und Licht-Welt erschaffen, die sich beim Durchschreiten aller Besucher:innen dynamisch verändert. Bis zum 23. Februar ist das Programm täglich zu erleben.

KW 07 – Freitag

Heute geht es fäncy, crushy, housy und proggy zu – unsere Freitags-Tipps.

frohfroh-Tagestipp //

Fäncy Showcase // Neue Welle // 23:59 – 07:00 Uhr
w/ Salimata, Napoleon Dynamite, Vanaenae, Bobo Kushman

Eine Premiere mit Konfetti: Die Fäncy-Family entert mit ihrem offenherzigen-bunten Vibe und viel deep-pulsierenden House die Neue Welle. Neben den zwei Fäncy-Residents Napoleon Dynamite und Bobo Kushman sind heute Nacht auch zwei Berliner Upcoming-DJs dabei bei: Salimata mit pushenden Power-House, Vanaenae mit verspielt-filigranen Tracks. Perfekt für einen Happiness-Abstecher.


Außerdem heute //

Sweet Crush / Elipamanoke, 23:59 – 09:00 Uhr – Erste Ausgabe in diesem Jahr der sex-positiven Sweet-Crush-Reihe. Den passenden Techno-Psy-Trance-Soundtrack dazu liefern DJ G1na R., DJ Stimula, Iza, Keta Perry, Neptune

They don’t know I’ll be DJing from start to finish on Feb 14’s upper dancefloor / DUQO, 23:00 – 06:00 Uhr – Also, wir wussten nichts davon, dass Kann-Records-Betreiber Sevensol heute die ganze Nacht ganz oben im DUQO seinen wunderbaren House-Sound spielt.

Heart 2 Heart – Valentine’s Special / Absturz, 23:00 – 06:00 Uhr – Hier gibt es Herzrasen mit schnellem Techno, Trance und danceable Edits von Inside Mnd b2b Ankylo¡510, Vluna b2b Raphus, Mondenkind b2b DJ Babanatz, Just_Risa b2b Hugabbler

Progressive Leipzig / Ilses Erika, 23:00 – 06:00 Uhr – Großes Progressive-House-Programm im kleinen Ilse-Rahmen mit Mideā, Skoria, Doko, Jørdø

KW 07 – Samstag

Schnelle Beats und ein großes Booking – das taugt der Samstag.

frohfroh-Tagestipp //

Night At The Museum // Kunstkraftwerk // 23:00 – 05:00 Uhr
w/ Mathew Johnson, MarkyZ, Weg

Oha, ab und zu gibt es ja Club-Veranstaltungen im Kunstkraftwerk. Diese Ausgabe sticht aber nochmals besonders heraus – denn der großartige Minimal-House-Producer Mathew Johnson ist dieses Mal mit seinem aktuellen Freedom-Engine-Projekt in einer 360-Grad-Visual-Atmosphäre zu erleben. Zwei Stunden lang lässt Johnson aus lauter analogen Geräten seine filigranen Beats und live improvisierten und hypnotisch-tänzelden Sounds entfalten. Dazu gibt es House- und Techno-Sets von MarkyZ aus Serbien und dem Italiener Weg.


Außerdem heute //

Sonic / DUQO, 23:00 – 08:00 Uhr – Rasend schnelle Psy-, Trance- und Hardgroove-Sets pumpt diese Sonic-Nacht. Mit dabei: 2D1G, Amalidakirsch, Butschi, Ch4r20tte, DJ Fairytail, Ilovedaddyz, Lénergie, Minthrill

Katzenwäsche / 360 Grad Waschbar, 22:00 – 03:00 Uhr – Verschiedene House-Nuancen zwischen Disco und Progressive mixen heute Jens Komania, Elbasto360 und Panne Möhre zusammen

Neurotherapy – The Harder Edition / Elipamanoke, 23:59 – 07:00 Uhr – Düster und hart geht es heute im Eli zu, aber nicht zu Techno-Beats, sondern mit einem großen Neurofunk-Line-up mit Acts aus Tschechien, Österreich und natürlich Leipzig. Mit dabei: Kella & Vodafunk, Schköff, Qvalle b2b Snarecrow, Chaos Theory, Katharsys, Fatal Crusher, Lui, OFA b2b TheThinker, Snapix, B on Rave, Terri:fying, Defusion, Comrage, Unknown

Hey Hey – Im Talk über die Zukunft der Leipziger Clubkultur

Hier kommt die erste 2025er-Ausgabe unseres Hey Hey-Podcasts. Dieses Mal hat sich Host Sebastian mit drei Akteur:innen getroffen, die hinter den Kulissen viel leisten für die Leipziger Clubkultur. Thematisch geht es um Herausforderungen und neuen Chancen für die hiesigen Clubs.

Die Leipziger Clubkultur erlebt derzeit eine sehr dynamische Zeit – mit einigen Abschieden, neuen Ansätzen und Formaten, vielen Fragen und Sorgen, aber auch einer Zuversicht. Vor wenigen Wochen hat das Institut fuer Zukunft seine Türen für immer geschlossen. Anfang dieser Woche vermeldete das DUQO, das sie Ende März das gleiche vorhaben. Zugleich erfinden sich andere, altbekannte Clubs immer wieder neu und schaffen scheinbar die Generationswechsel. Um all das geht es in dieser Ausgabe unseres Hey Hey-Podcasts.

Host Sebastian spricht hierfür mit Jörg Kosinski und Christoph Schirmer vom LiveKommbinat Leipzig – einem Interessenverband der Leipziger Clubs und Live-Musikspielstätten – sowie mit Kristin Marosi. Sie war bis vor Kurzem Leipzigs erste Koordinatorin für Nachtleben und in engem Austausch mit Politik, Verwaltung und Szene. Obwohl die Stelle erst 2023 erstmals besetzt wurde, stand sie in den letzten Haushaltsverhandlungen beinahe wieder auf der Kippe. Doch der Einsatz von Kristin und der LiveKomm hat sich gelohnt. Aktuell wird die Stelle neu ausgeschrieben – wer Lust und Skills hat, kann sich hier informieren und bewerben.

Nun aber erstmal Podcast hören:

KW 06 – Freitag

Mehrere Crew-Take-over, dazu eine Ballroom-Nacht und zwei Bass-Nächte – das sind unsere Tipps für diesen Freitag

frohfroh-Tagestipp //

& With Elotrance and Pace // Elipamanoke // 23:59 – 09:00 Uhr
w/ Carlotta Jacobi, DJ Ferrari b2b DJ Twerking Class, DJ SeXex b2b Felix Schwarzenberger, Igor, Imbalance, Junction, Konkarve

Das Elipamanoke lässt mal wieder zwei Crews mit unterschiedlichen Sounds aufeinandertreffen. Klingt durchaus spannend. Während die Pace-Reihe mit Techno den Eli-Floor bespielt – inklusive Headlinerin Carlotta Jacobi – übernimmt auf dem XX-Kronik-Floor die Elotrance-Bande. Mit Trance, Rave, Ghetto Tech und viel guter Laune. Wir haben Elotrance vor Kurzem erst mit einem Spot on näher vorgestellt.


Außerdem heute //

FLINTA* Friday / Sleeve++, 16:00 – 21:00 Uhr – Wie jeden ersten Freitag des Monats bietet das Sleeve++ auch heute wieder einen Safe Space für FLINTA* zum Platten checken, Nerdtalken und Mitwippen. Denn es ab 16 Uhr wird auch aufgelegt. Dieses Mal sind dabei: Adrenalina, Dolphinlover44, InterStella, Lutecia H.

Digital Dream Generation Takeover / 360 Grad Waschbar, 22:00 – 03:00 Uhr – Auf der Georg-Schwarz-Straße dreht heute ein extra groovy Waschgang. Denn die DDG-Crew feuert mitreißende Garage- und UK Bass-Tracks raus. Mit dabei: Ruby Cube, DJ Annita, Smooksy, Timmy Tiefkühl

Ballroom Night Vol. 1 / Garage Ost, 20:00 – 02:00 Uhr – In der Garage Ost trifft sich heute wieder die Leipziger Ballroom-Szene zum lässigen Connecten, Dancen, Voguen und Performen in verschiedenen Kategorien. Für den passenden groovy und bouncy Sound sorgen Big Honey, Tender Tantrum, Aleo Vera, Purple Suggar

Sonic Crash Course V5 by Bassta Crew / Absturz, 23:00 – 06:00 Uhr – Im Absturz gibt es heute noch ein weiteres Date für die lokalen Bass-Heads. Mit einer vollen Nacht an Drum & Bass mit Amidala, Con:zequent, SGS, Moke, Schickend, ReScripted

Spätschoppen / DUQO, 20:00 – 04:00 Uhr – Oder eher Abhängen und ein paar Dart-Pfeile werfen? Dann ist das DUQO heute euer Ort. DJ Jolli legt dazu auf

KW 06 – Samstag

Heute weniger Tipps, dafür ein Special Tipp im Westen.

frohfroh-Tagestipp //

Glucose Groove // Noch Besser Leben // 21:00 – 03:00 Uhr
w/ Big Honey, Dj Badshape, Uusoca b2b Vinnie Danger, Smooksy, Dextro, Ruby Cube, DJ Annita

Das Plagwitzer Noch Besser Leben wird heute zu einem pulsierenden Mini-Club. Die Dextro-Crew kuratiert dafür zwei schön diverse Floors mit einem straffen Zeitplan. Beim Glucose Groove könnt ihr zu pushendem UK Bass, Dubstep, Jungle, House, Breaks und Electro mitwippen. Fühlen wir. Mit dabei sind auch die Local Heroes Big Honey und Dj Badshape.


Außerdem heute //

Aftershowparty Ulepuschkinrose / Werk 2, 22:00 – 04:00 Uhr – Das Hallenser Rap-Projekt Ulepuschkinrose spielt heute live im Werk 2. Danach darf noch weiter getanzt zu bouncy-trippy Techno- und Trance-Sets von InterStella & Lilicious werden

Kosmos / Elipamanoke, 23:59 – 09:00 Uhr – Die Kosmos-Reihe liefert mal wieder Big-Room-Techno und Tech House ab. Dieses Mal mit Mehr is Mehr, Aio, Aender, Knete b2b Rodék, Mideã

Eurodance / DUQO, 23:00 – 08:00 Uhr – Volles Programm funny Trance- und Eurodance-Geballer mit P.Vanillaboy, Bounty3000, Eurodance2000, Nina Frizzante, Scrappy Coco, Richie Rollin, Gigi Spears, Rocky Zement, David Ghetto

DUQO schließt

Es ist ein Ende mit Ansage – aber das macht es nicht weniger schlimm und traurig: Das DUQO hat heute angekündigt, dass es Ende März schließen wird.

Bereits Anfang Januar hatte das Club-Bar- und Mjut-Nachfolgeprojekt auf Instagram auf seine schwierige wirtschaftliche Lage aufmerksam gemacht. Die Gründe wiederholten eine Entwicklung, die es derzeit vielen Clubs – nicht nur in Leipzig – schwer machen: „Hohe Betriebskosten, steigende Bookingkosten und zu geringe Umsätze“.

Nun, nur drei Wochen nach diesem Post, kommt also die Ankündigung zum finalen Aus. Bis Ende März wird das DUQO noch offen sein. Nach nicht einmal einem Jahr schließt damit die nächste Club-Location und nimmt so auch einen wichtigen Raum zum Connecten, Musik genießen, Exzess erleben und Newcomer:innen entdecken. So kurz nach dem Aus des Institut fuer Zukunft ist das natürlich keine leichte News für die Leipziger Clubszene.

Dabei hatte das DUQO mit einem weiter gefassten Club-Begriff durchaus für neue Impulse gesorgt – wir hatten in unserem Welcome-Artikel darüber geschrieben. Mit dem Biergarten- und Bar-Konzept sowie Konzertabenden wollte die Crew dahinter einen Ort schaffen, der sich von klassischen Clubs abhebt und der auch ohne Rave funktioniert. Leider hat dafür offensichtlich das Startkapital gereicht, und leider ist die aktuelle Zeit alles andere easy, als einen Club zu eröffnen bzw. aufzubauen.

Wir sagen Danke für den Mut, etwas Neues zu wagen. Ein Hauch an Zuversicht gibt es durchaus: Die Location in der Lagerhofstraße hat in den vergangenen 20 Jahren immer wieder Leute angezogen, um einen Club daraus zu machen. Und die Gewerbe- und Bahnlage dürfte zumindest die Sicherheit bieten, nicht von neuen Wohnhäusern weggentrifiziert zu werden. Entsprechend ist die DUQO-Crew auch offen für neue Betreiber:innen:

New In – Dez 2024

Der Dezember 2024 hatte es nochmals sehr in sich, was Leipzig-Releases angeht. Deshalb haben wir etwas gebraucht, um uns durchzuhören und hier unsere Top 15 vorzustellen.

Hayter – „Everyday EP“ (KRI)

Clear-Memory-Member Hayter – einigen sicher auch noch als Teil des wunderbaren Duos Westlake & Hayter bekannt – brachte Anfang Dezember seine erste Solo-EP heraus. Auf Vinyl beim slowenischen Label KRI. Die „Everyday EP“ featuret klassisch pulsierenden, leicht unterkühlten und kantigen Oldschool-Electro mit durchaus eingängigen Wave-Elementen. Vor allem der Titel-Track sowie „The Interview“ entfalten mit seinen öffnenden melodiösen, teilweise etwas naiven Synths direkt die Electro-Funk-Herzen. Dieser Leichtigkeit stehen düstere Tracks wie „Absence Of Essence“ und „Metallic“ entgegen. Credit 00 dreht „Everyday“ mit seinem Remix dann nochmals in eine ganz andere Richtung. Er added eine klarere und weichere Bassline mit einem verzweifelten Vocal über das Ende einer Liebe. „Acid Power Ballad“ nennt das das Label – sehr passend und sehr poppig gut. Ingesamt bildet diese EP also eine große Bandbreite an aktuellen Electro-Vibes ab. Sehr hörenswert.

Jens‘ Hit: „Everyday“ – Why: Weil das Original Opener-Qualitäten für eine US-Action-Serie der 1980er hat.


MiniCrasse – „Vol. 7“ (Self-released)

Bereits die siebte Ausgabe von Aufnahmen veröffentlichte MiniCrasse auf dem Label Home User Recordings kurz vorm Jahreswechsel. Die ersten sechs Ausgaben habe ich leider (bislang) nicht gehört. Aber die vorliegende VÖ reicht auch fürs Erste, um den Versuch zu wagen die ganze Sache textlich einzuordnen. Die Titel sind schwedisch. Das habe ich mal eben mit dem Online-Übersetzer geprüft. Gesungen wird wahrscheinlich auch auf Schwedisch. Die vorliegende EP ist komplette Überforderung und das ist durchaus wohlwollend gemeint. Psychedelischer Lofi-Indie-Pop, so könnte man es nennen. Ich hatte Assoziationen zu Yo La Tango oder Deerhunter. Keine Ahnung, ob diese Referenzen für die Musizierenden eine Rolle gespielt haben, aber irgendwo muss man ja mal anfangen mit einsortieren.

Der Drumcomputer und der Bass bei Stück 1 klingen wie ein Preset aus einem billigen Keyboard. Darüber eine Brattpfannengitarre und ordentlich vernuschelte Vocals. Die Aufnahmen sind Lofi, aber das ist definitiv so gewünscht. Echtes Schlagzeug und Bass gibt es übrigens ab Stück 2 auch zu hören. Beim vierten Titel darf es dann sogar sowas wie Sprechgesang über Orgel und Kopfnickerbeat sein. Es geht hier sicher nicht darum die Massen abzuholen, sondern eher dem eigenen kreativen Output freien Lauf zu lassen. Und das ist durchaus spannend zu hören und sehr unterhaltsam.

Nils Hit: „Jag kommer nog ej tacka nej“ – Why: Weil das übersetzt „Ich werde wahrscheinlich nicht nein sagen“ heißt. Außerdem ist es die poppigste Nummer hier.


Klausgreen – „Parts EP“ (Recorded Things)

Die „Parts EP“ von Klausgreen bietet eine knappe halbe Stunde souverän harten und hypnotischen Techno. Take an educated guess, auf welchem Leipziger Label sie wohl erschienen ist: Naaa …? Klar, Recorded Things it is. Natürlich steht das Leipziger Label für größte Stilsicherheit, wenn es darum geht, zeitlosen Techno zu veröffentlichen – und Klausgreen macht da keine Ausnahme. Es ist ja eigentlich kein allzu neues Rezept, diese hypnotische Wirkung durch Wiederholung und homöopathische Dosen an Variation zu erzielen, aber man muss das eben auch erstmal so hinkriegen. Seine „Parts EP“ wirkt dementsprechend viszeral; das ist Musik, die nicht einfach nur gehört werden will, die will wirken. Das tut sie auch; und es ist auch egal, ob sie im Club „wirkt“, oder wie in meiner jetzigen Schreibsituation im Bordbistro, irgendwo zwischen Gotha und Erfurt. Persönlich bin ich an einem Punkt angelangt, auf dem ich alles gerne höre, wo irgendwo Recorded Things im Spiel ist, und „Parts“ bestätigt mich.

Davids Hit: „Parts“ – Why: Weil der Titeltrack besonders eindrücklich wirkt.


Various Artists – „Sampler Two (Recorded Things)

Auch im Dezember veröffentlichte das Leipziger Techno-Label Recorded Things einen zweiten Labelsampler. Und auch dieses Mal wieder belegt die aktuelle Gruppenschau, warum man an Recorded Things derzeit nicht vorbeikommt, wenn man ein Faible für zeitgenössischen Techno hat. Wir brauchen nicht wahnsinnig in die Tiefe gehen: Wer das Label ein bisschen verfolgt, weiß schon, was er kriegt. Aber, das wollen wir nicht unterschlagen, Recorded Things hatte im Jahr 2024 ohnehin einige starke Releases – exemplarisch sei hier nur mal an die „Epsilon EP“ von Pfirter und Rosemann erinnert. Kleiner Disclaimer: Ich werde mich an dieser Stelle einmal wiederholen: aber beeindruckend ist immer wieder, wie unmittelbar die Recorded Things Veröffentlichungen wirken. Die gute Stunde hypnotischer Techno ließe sich mit wenigen Worten wörtlich beschreiben, erfasst hätte man aber nichts; und vielleicht ist es eben genau die Stärke von Recorded Things, Produktionen zu erkennen, die Wirkung entfalten. Und genau das belegt der Sampler noch einmal eindrücklich, auch wenn es eh schon alle wissen.

Davids Hit: „Knot– Why: Ohne Worte, hört einfach rein.


DJ Strawberry – „Versatile EP“ (Defrostatica)

Auch das wunderbare Defrostatica-Label landete im Dezember wieder auf unserem Release-Radar. Dieses Mal mit einem Neuzugang im eigenen Roster: DJ Strawberry aus Istanbul und mittlerweile in Berlin lebend, pusht auf seiner „Versatile EP“ zwei Tracks in je zwei Parts hervor, die den spannenden Zwischenraum von Footwork und Dub Techno ausloten. Das funktioniert extrem gut. Denn einerseits sind die Tracks ultra minimalistisch und voll auf eine filigrane, präzise, dicht gesetzte Rhythmik fokussiert, andererseits öffnen sich im Hintergrund immer wieder watteweiche Dub-Chords, die die Footwork-Hektik sehr gut einfangen. Dieser Kontrast schafft eine soghafte Atmosphäre mit einem fast schon avantgarden Approach zu zeitgenössischer Dance Music. Danke Defrostatica für diesen Release!

Jens‘ Hit: „Versatile Pt. 2“ – Why: Weil der Footwork-Dub-Merge hier perfekt gelingt.


D.K. Denz „Left Lane“ (04177 Records)

Leider habe ich gar nicht mitgekriegt, dass 04177 Records so ein produktives Label ist. Das ändert sich heute und mit sofortiger Wirkung. D.K.denz ist auf der linken Spur unterwegs. Die Musik hat aber nichts mit nervigen lichthupenden Rasern auf der Autobahn zu tun, sondern fährt eher die entspannte Schiene. Denn das Motto der EP lautet: Deep House. Der ein bisschen aus der Mode geratene Sound funktioniert bei mir noch immer ganz wunderbar. Nach kurzem Opener gibt es mit „Hurry Up“ einen classy House-Track zu hören, der mit seinen Voice-Samples und den melancholischen Chords sehr gut reingeht. Ein bisschen weniger Side-Chain-Compression hätte dem Track sicher ganz gut getan.

Ähnliches gilt (leider wie bei allen Tracks der EP) für „Sunrise Drive“, der mit dem Piano-Akkorden gleich zu Beginn als Ansage zu verstehen ist. Tanzen, jetzt! Ein bisschen weiter raus wagt sich „Cruise Control“. Die leicht „bitcrushige“ und verrauschte Fläche triggert das melancholische Spektrum der Gefühle. „Fuel Teams“ geht in eine ähnliche Richtung, ist mir persönlich leider etwas zu kitschig geraten ist. Beim letzten Titel bin ich dann aber sofort wieder dabei. Denn Vinyl-Rauschen als Stilmittel eingesetzt, das geht schon klar. Ein paar E-Piano-Chords und lauschige Lofi-Beats, eine Art Trompete. Runde Sache. Die EP ist alles in allem ein bisschen retro geraten, aber ist das was Schlechtes? Ich würde sagen nein.

Nils‘ Hit: „Rest Stop“ – Why: Ich mag Lofi.


Iglo „MSSN002“ (Self-released)

Ebenfalls im Dezember ist uns im Bandcamp-Leipzig-Feed ein neuer spannender Act aufgefallen – mit musikalischen Wurzeln im Thomanerchor. Die Rede ist von Iglo, Mittlerweile ist auf dem Berliner Label Figure auch die offizielle Debüt-EP herausgekommen. Die stellen wir aber in der nächsten Ausgabe vor. Warum ich bei Iglo hängengeblieben bin? Nun: Sein Techno-Sound ist extrem gut auf den Punkt gebracht. Hypnotisch, treibend, groovy. Zugleich gibt es mit „World Of Ghosts“ einen etwas ungewöhnlicheren Ausflug in Pop. Denn in dem clean-pushenden Intro taucht plötzlich ein sanfter, elegischer Gesang hervor. Und zwar so gut in den Techno-Strom eingebettet, dass er wie ein weicher Chord wirkt und einen sehr subtilen Pop-Appeal auf den Dancefloor bringt. Ich glaube, von Iglo dürften wir in Zukunft noch deutlich mehr aufhorchen.

Jens‘ Hit: „World Of Ghosts“ – Why? Weil er einfach sehr special ist und ja: etwas Gänsehaut erzeugt (sorry for that cheese).


Elme „Shiba Inu“ (Teleskop)

Bereits Ende November gab es ein weiteres Lebenszeichen von Elme aus Leipzig. „Shiba Inu“ ist die erste Single des kommenden zweiten Albums des Duos, welches Ende Januar erscheint. Elme versteht sich als Seitenprojekt, denn Sebastian Bode und Markus Rom sind beide in diversen anderen Projekten musikalisch verhaftet (Oh No Noh, Wooden Peak, Teleporter Scape Orchestra usw.). Um so erstaunlicher, dass die Musik so ausgecheckt daherkommt. „Shiba Inu“ erinnert stark an den Indietronica- und elektrifizierten Postrock-Sound, wie er Ende der 1990er und Anfang der Nuller Jahre ziemlich präsent war. Bands wie Couch, The Notwist, Lali Puna oder To Rococo Rot lassen grüßen. Diese Querverweise dienen jedoch nur der groben Einordnung, denn Elme sind vor allem eins: ziemlich gut hörbar. Das Stück basiert auf einem eingängigen Piano-Loop. Ein Drumcomputer und ein echtes Schlagzeug dürfen sich abwechseln. Dazu Gitarre, orgel-artige Flächen und eine Menge Frickelei. Super spannender Vorbote des Albums. Mit Musik, die man heutzutage so eher selten hört.

Nils‘ Hit: „Shiba Inu“ – Why: Naja, ist ja nur ein Track.


Young Adults – „Nutty Progressor“ (Kann Records)

Mehr treibenden House-Sound gab es Mitte Dezember auf Kann Records zu hören. Ein digitaler Release des Duos Young Adults aus Den Haag, der mit seinen drei Tracks an die DJs in den Clubs adressiert ist. Der Titeltrack punktet mit schönem Basslauf und den leicht verspulten goa-like Sounds. Ein, zwei Gänge zurück schaltet „Brein“, der leichte Disco-Vibes andeutet, sie aber in einem Tape delayigen Nebel immer wieder verschwinden lässt. Der Track pumpt sich mit Tribal Percussions bis zum Ende, wo das Sample dann doch noch voll ausgespielt wird. Listen to the end! „Bongoloid“ trommelt ebenfalls gut los (der Name ist Programm). Leider liefert der Track neben dem sehr guten Groove keine weiteren Höhepunkte, lässt sich aber sicher wunderbar in ein DJ-Set einhegen.

Nils‘ Hit: „Brein“ – Why: Cheesy Samples sind mein Ding.


Oliver Rosemann / Bastian Balders – „Split 2.0“ (Balders Audio)

Anfang Dezember gab es auch ein Wiederhören mit Balders Audio, dem Label von Bastian Balders. Auf der zweiten Split-EP des Labels holt er sich Oliver Rosemann an Bord. Ein perfektes, Match, steht der Leipziger Producer und DJ ebenso für einen treibend-klaren Techno-Sound wie Balders. Auf dieser EP ist Rosemann jedoch auch mit einem ruhigeren Track zu hören. Nach dem Power-Start von „Dirty Business“ mit sehr klassischen Elementen und trocken-druckvollen Bassdrums, lotet „Angel’s Trumpet“ in experimentell-forschender Weise weit schweifende Synth-Schleifen aus, die scheinbar ziellos durch die Sphären treiben, dann aber doch immer wieder eingeholt werden. Durchaus dystopisch, aber auch vereinnahmend. Auf der zweiten Vinyl-Seite folgt Bastian Balders dem gleichen Prinzip: Erst ein dunkel-technoider Start – etwas deeper und zurückgenommener als Oliver Rosemann aber –, dann taucht er mit „Fear Theme“ in eine stille, hallige, fast schon sakrale Soundwelt hinab. Doch auch hier ist eine gewisse Kühle und Dystopie in der Luft. Schöne Konzept-EP.

Jens‘ Hit: „Angel’s Trumpet“ – Why: Weil diese Schleifen eine sehr einnehmende Spannung erzeugen.


Tibslc – „Dungeon Cats Caught In Windcastles“ (Self-released)

Ende Dezember brachte Tibslc ein 16-Track-starkes Album heraus. Wir hatten im letzten Sommer ein Spot-on-Feature über die Produzentin aus Leipzig. Damals erschien ebenfalls ein Album – „Silver Visions“. Das neue Album ist weit weniger abstrakt in den Sounds. Stattdessen wirkt „Dungeon Cats Caught In Windcastles“ wärmer, zugänglicher und poppiger. Das liegt ganz klar an der Gitarre, die auf diesem Album als prägendes Element auftritt. Aber auch sonst sind in den Arrangements und dem Sounddesign etwas weniger Glitches und Breaks. Tibslc geht mit diesem Album eher in Richtung Experimental-Folk und Indie – ihr ursprünglicher Ansatz ist aber immer noch klar spürbar. Zwischendurch brechen einige Tracks nochmals in ganz andere Richtungen aus: „High Sugar“ etwa, ein kurzer Hyperpop-House-Moment. Oder „Sad Stories Unhinged“, ein breaky-schiebender Pop-Song. „Dungeon Cats Caught In Windcastles“ ist insgesamt eine sehr schöne Erweiterung des bisher erschlossenen Tibslc-Sounds – und ein guter Soundtrack für Winterspaziergänge.

Jens‘ Hit: „Soft Displays“ – Why: Weil sich Tibslc hier sehr viel Zeit nimmt, um viele spannende, abstrakt-warme Sound-Ebenen entfalten zu lassen.


Munzard – „Blurred Artifacts (Invisible Dinner For Invisible People)

Die Säulenreste auf dem Cover deuten es schon an, dass „Blurred Artifacts“ eine archäologische Übung ist. Es soll gesucht werden, es will entdeckt werden. Bei den Artefakten handelt es sich um acht Klangskizzen, die nachgerade essayistisch erkundet werden. Ausgangspunkt dieser Skizzen scheint eine oftmals gestrenge, maschinelle Serialität zu sein, doch gerade diese wird bei aufmerksamer Rezeption durchgehend so subtiler wie wirkmächtiger Subversion ausgesetzt. Der Primat der Serialität behält nur die Oberhand, wenn man nicht aufmerksam genug zuhört. Die Artifacts verlangen nach intellektueller Zuwendung, um zur Wirkung kommen zu können.

Davids Hit: Die Frage verfehlt hier das Thema; aber interessierten Hörer:innen empfehle ich konzentriertes Close-Listening. Es eröffnen sich Perspektiven und Spannungen.


Okain – „RM12031“ (R.A.N.D. Muzik)

Kein Monat ohne eine neue Scheibe auf R.A.N.D.! Das Label hat einen immensen Output bei gleichbleibender hoher Qualität. „Dirac Sea“ ist ein Track, der perfekt den Sound widerspiegelt, für den R.A.N.D. steht und geschätzt wird. Interessant wie der Track unbemerkt zwischen einem uplifting House-Chord und trancy Acid-Sounds springt. Zusammengehalten wird der Titel von einer rollenden Bassline.

Die zweite Nummer kommt verträumter daher. Ein fast schon klassischer Tech-House-Sound mit leichten Detroit-Vibes. Auch hier schleicht sich Trance durch die Hintertür mit Flächen und Samples im Gate-Modus. Erinnert an frühe 90er – als die Genres noch weniger definiert waren und vieles mehr ineinander floss. Vielleicht wurden sich aber beim Produzieren gar nicht so viele Gedanken gemacht, sondern einfach verarbeitet, was gefällt. Was sicher ist: Der Track ist sehr frisch und vielseitig einsetzbar. „Spintronics“ ist ein bisschen weniger spannend, auch wenn die eingesetzten Voice-Samples einen gewissen Reiz haben. Ansonsten glockenartige Klänge über Progressive-House-Grundlage. Mit „Circuit Model“ gibt es dann noch ein wenig unverhohlenen Trance zu hören. In einer sehr guten Art und Weise.

Nils‘ Hit: Pterodactyl Phaser – Why: Weil es ein Genre-Hopping und dennoch rund ist.


Sqadron X „Grain“ (LoudSilence)

Hinter dem Alias Squadron X verbirgt sich ein Nebenprojekt des Leipziger Darkwave-Artists Schwarzer Tag. Da überrascht es nicht allzu sehr, dass Grain jetzt nicht eben eine vordergründig lebensbejahende Veröffentlichung ist. Ganz im Gegenteil: Dieser Fiebertraum aus noisy Texturen, boshaften Stressoren in der Soundgestaltung und harten Industrial-Beats fügt sich zu einer guten Stunde auditiver Dekonstruktion zusammen, die sich zu einer einzigen apokalyptischen Klimax zusammenführt. Die Auflösung aber wird uns dann selbst überlassen, denn sie findet in der Musik nicht statt; die Rezeption der Platte ist mit Stress verbunden.

Davids Hit: „Attack“ – Why: Weil er mäandernd nach vorne treibt, und eh man sich dem Ernst der Lage bewusst ist, steht schon alles auf Rot – bevor es dann auch vorbei ist, und Leere zurückbleibt. 


DJ Sextasy – „Scary Hot EP (Self-released)

Ebenfalls eine Bandcamp-Neuentdeckung ist DJ Sextasy. Ein DJ und Producer aus Brasilien, der nun in Leipzig und München based ist. Wie aus seinem Namen und dem EP-Titel bereits ablesbar, liefert er Tracks mit einem sexpositiven Touch. Mit lasziven und expliziten Vocals und Samples und einer dunkel-eingehüllten Atmosphäre. Musikalisch zielen die drei Tracks in sehr verschiedene Richtungen: reduziert und deep ebenso wie hard-tech-groovy bis hin zu Psy und Tribal. Auf jeden Fall immer ein etwas anderer Dreh als die klassischen Techno-Zugänge.

Jens‘ Hit: „No Shame In Pleasure“ – Why: Weil diese stolpernde Bassdrum und die spooky Sounds tatsächlich eine sehr einnehmende Atmosphäre erzeugen.