Zugegebenermaßen ist das hier eine Traumkombination: Ortloff meets PorkFour. Und dabei ist das neue Jahr noch so jung.
Jaja, bei Ortloff ticken die Uhren langsamer, eigensinniger. Als ob die Sekundenzähler mit schelmischem Aberwitz mit dem Stundenzähler vertauscht wurden. Da wird einer Platte die verdiente Haltwertzeit gelassen, bevor eine andere ins Rampenlicht drängt. Nach Mod.Civil kommt nun auch PorkFour in den Genuss einer Artist-EP.
Jener Soundkünstler also, der den Oldschool-Charme alter Synthesizer nicht mit Nostalgie verwechselt und der durchaus konsequent die Grenzen zum Destruktiven hin auslotet. Auf „v/oct“ ist einiges von dieser poetisch ausformulierten Gratwanderung zu hören. Das gleichnamige Stück etwa zersetzt in weniger als einer Minute Detroit Techno in seine Einzelteile.
Dagegen locken „Candy“ und „Prohibit“ mit offensiveren Dancefloor-Qualitäten, wobei letzterer ein ganzes Portfolio an Wendungen und Genre-Zitaten aufbietet. Eine achtminütige Fahrt entlang der rough-sehnsüchtigen Electro- und Acid-Achsen. „Candy“ ist da richtig geradlinig, organisch schiebend. „Talk“ und „vc_pan_sonic“ wirken zwischen diesen großen Diamanten wie Interludes, die eigentlich auch zu Größerem berufen sind.
Wie auch immer: PorkFour schraubt sich sehr charmant zurück in die mittlere Ära der elektronischen Musik und verlinkt sie mit dem Heute, als sei es das einfachste der Welt. In der Herangehensweise gibt es in Ansätzen Ähnlichkeiten zu der Orange Dot-EP auf Spunky Monkey. Auch wenn die viel ernsthafter ist.
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Aber rüber nach Bayreuth. Von dort kommen nun auch liebevoll gepresste Platten. Lofile Records heißt das Label, das mit der „Brothers & Sisters“-EP startet. Wowmom heißt das Projekt dahinter, das den gleichnamigen Track veröffentlicht. Ein House-Stück, das auch gern Pop sein möchte. Präsente Vocals, luftige Leichtigkeit, ein dezentes Driften.
Von Boytalk gibt es auch noch einen ganz neuen Track. Auf Freund der Familie teilen sie sich eine EP mit den Analogsoul-Nachbarn Klinke Auf Cinch. „Bestrafungstanz“ heißt der Track von Boytalk. Das Tolle an den Tracks der beiden ist wirklich diese unverstellte Feier-Attitüde. Hier sind die lässigen Beats, die leicht glitzernden Disco- und Funk-Harmonien, dort der schwitzige Dancefloor. Fertig. Umso harscher haut einen der Titel ins Gesicht. Filburt remixt das Stück und slimmt es zu einem forschen House-Track mit unmissverständlichem Drive. Super übrigens auch „Nieselregen“ von Klinke Auf Cinch – das volle Band-Sound-Programm für den ruhigen Dancefloor.
Und zum Schluss noch ein Good Guy Mikesh & Filburt-Stück auf der „Llewellyn Ap Gruffydd EP“ des britischen Labels Crow Castle Cuts. „Place Of Love“ greift den zuckrigen Disco-Appeal der beiden einmal mehr auf. Mit lockeren Piano-Anschlägen und großem Pathos. Gerade das Pathos erreicht hier eine neue Qualität. Hin zu feudalem Überschwang und tief eingehüllter Melancholie. Und dass wirklich dick aufzutragen. Schon groß.
Instabil gewährt Jakob Altmann einen ebenso breiten Entfaltungsraum – auch hier erschien eine EP mit sechs Tracks. „The Depth Of Ceres“ ist denn stärker im Dub-Techno verortet. Mit mehr Deepness und groß ausladenden Chords. Und doch ist auch hier bei einigen Stücken ein ungewohnt harscher Unterton dabei.