Mud Mahaka „Yes My Friend But What Is“ (Analogsoul)

Wahrscheinlich ist dies die bislang rockigste EP, die bei frohfroh je Erwähnung fand. Dabei ist sie weit weg vom klassischen Rock- Bohei. Und genau damit wird sie eben auch wieder interessant.

Es geht um Mud Mahaka, jenem Leipziger Post-Irgendwas-Quintett, das sowohl im hiesigen Jazz- als auch Post-Rock-Geschehen eine durchaus prägende Rolle eingenommen hat. Wohl deshalb, weil die Band um Songwriter Arpen so unprätentiös Wände einreißt. Ohne überzogenen Avantgarde-Gestus werden die Grenzen zwischen Blues und elektronischer Entzerrung verwischt.

Die Arrangements von Mud Mahaka zerfließen und finden neue Nahtstellen in Echtzeit. Nun ist es nicht so, dass solch eine Aufspaltung der Pop- und Rock-Langeweile erst durch die elektronische Musik der vergangenen zwanzig Jahre losgetreten wurde. Die Krautrock- und Jimi Hendrix-Dynamik wirkt bis heute. Doch Mud Mahaka sind der zeitgenössischen Elektronik irgendwie näher als der von vor 40 Jahren. In erster Linie natürlich klanglich. Da sind die Brüche sehr fein eingewoben zwischen dem erdigen Gesang Arpens und den Klavier-Harmonien.

2009 brachte die Band in Eigenregie ein erstes Album heraus. Analogsoul hat sich der neuen EP angenommen. Und wieder schaffte es das Label-Kollektiv mit der Band und der Leipziger Crowdfunding-Plattform Visionbakery zusammen ein Teil der Produktion von den Fans vorfinanzieren zu lassen.
Es gibt bei den fünf Stücken auf „Yes My Friend But What Is“ die klassischen Song-Elemente, keine Frage. Aber sie sind nicht zusammenhängend.

Die Perlenschnur ist anders gefädelt – mit Noise-Elementen dazwischen, und entzerrten, repetitiven Phasen, mit versteckten Puzzleteilen einer Hymne. Stücke wie „Yes“ und „Beautiful“ stehen für genau dieses Umschiffen der Rock-Konventionen. Dass Mud Mahaka derart versiert dabei sind, war mir ehrlich gesagt vorher nicht so bewusst. Eine späte Einsicht, klar. Immerhin gibt es die Band bereits seit fünf Jahren. Doch mir scheint, dass diese EP noch mehr lostreten wird.

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Ampeln auf Rot?

Superkronik, Victor Jara, Alte Damenhandschuhfabrik und nun auch die Distillery. Die Stadtverwaltung eckt gerade vermehrt mit den hiesigen Clubbetreibern an. Auch wenn meist unterschiedliche Gründe dahinter stehen, bleibt doch die Frage: will Leipzig seine Subkultur nur zu Marketingzwecken?

Denn beinahe peinlich romantisierende Artikel wie letztes Jahr in der New York Times oder kürzlich in der FAZ dürften auch der Stadtverwaltung die Relevanz der Leipziger Subkultur im Allgemeinen, und der Clubszene im Speziellen endgültig offenbart haben. Sie schmückt sich auch gern damit.

Doch die aktuellen Ereignisse nach Superkronik & Co sprechen eine rauere Sprache. Oder eben gar keine. Im Fall der Distillery hieß es letzte Woche in der LVZ, dass die ursprünglich angekündigten Absprachen über die Zukunft des Clubs seitens der Stadt nicht sehr engagiert und konkretisierend laufen würden.

Der Artikel scheint aber auch etwas übereifrig zu sein. Nimmt er doch die angeteaste Kreuzungseinmündung mit der Ampelanlage als möglichen Hinweis für ein baldiges Aus des Clubs.

Die Distillery-Betreiber geben sich auf ihrer Facebook-Seite da etwas gelassener: die Weiterführung der Altenburger Straße – mitten durch die Distillery – sei schon in den Neunzigern geplant gewesen. Weit bedrohlicher ist das neue Quartier, das bis zum Bayrischen Bahnhof entstehen soll. In jedem Fall fehlt hier scheinbar Transparenz. Und anderswo möglicherweise doch ein gewisses Maß an Offenheit. Im Prinzip kommt gerade viel von dem noch einmal hoch, was die Global Space Odyssey seit Jahren lautstark auf der Straße proklamiert.

The Source „What Have I Done / Yeah Yeah Yeah“ (Renegade Masters)

Die Zeit ist eindeutig gegen einen. Seit Ende August schlummert hier auf der Festplatte die Debüt-EP eines neues Labels aus Leipzig. Soom T, Wahl-Leipzigerin und Jahtari-Mitaktivistin kuratiert nun ihr eigenes Label – Renegade Masters.

In der Label-Liste von frohfroh ist es schon längst vermerkt. Die erste EP ging dennoch leider unter. Dabei strotzt das erste Lebenszeichen nur so vor Energie. Zwei Stücke, deren Hauptthemen dem C64-Spiele-Klassiker „Target Renegade“ entlehnt wurden, bilden dabei den Kern. Hinter der wilden Chiptune-Rave-Attacke verbergen sich neben Soom T auch Disrupt und Gari Biasillo.

Und die C64-Schärfe sorgt für eine gehörige Abgrenzung zu Jahtari. Im musikalischen Gestus sind sich beide Labels aber durchaus einig. Das Tempo ist immens, ebenso das Energie-Level. Natürlich bringen Soom Ts Vocals einen unheimlich treibenden Drive in die Stücke. Und auch einen mächtigen Pop-Appeal. Dabei ist wirklich erstaunlich, wie runter gestrippt der Beat bei „What Have I Done“ klingt. Oben schiebt es aktivistisch, unten bleibt es skizzenhaft. Wunderbar.

„Yeah Yeah Yeah“ ist etwas rockistischer veranlagt. Derbe Synth-Basslines, hoch fliegende Refrains. Es geht weitaus hektischer als bei Jahtari zu. Und dieser aktivistische Geist soll auch die Label-Philosophie prägen. Auf der Website gibt es einiges darüber zu lesen. Welcher Sound gesucht wird etwa. Und ein Perlentaucher-Label soll es werden. Wir sind gespannt.

Renegade Masters Website

Duktus „Dub Up“ (Resistant Mindz)

Die Resistant Mindz-Crew legt sich mächtig ins Zeug. Vor kurzem ein echtes Mix-Tape. Für dieses Jahr ist noch ein Vinyl-Album geplant. Vorab erschien aber noch eine Net-EP von Duktus.

„Dub Up“ heißt sie und sie ist zugleich ein Remix-Projekt, bei dem der Titel-Track im Mittelpunkt steht. Im Original ist „Dub Up“ ein zurückgelehntes Stück Deepness, die in den Sounds galant zwischen Downbeat und Dub changiert. Klassisch und schnörkellos. Die filigranere Arbeit liegt im Beat. Der schleppt sich langsam aber scharf akzentuiert voran. Ebenso mit Hall aufgeladen wie die Sounds und das Vocal-Sample. Zum Schluss hin wird er kurz noch einmal geradliniger.

Und wenn man die darauf folgenden Remixe hört, dann ist „Dub Up“ eine gute Grundlage, um eine spezifische Atmosphäre auszunuancieren. Die ganze EP bleibt denn auch in ihrer dichten, leicht runter gedimmten Stimmung. Glenn Astro ist mit gleich zwei Mixen dabei. Einmal sehr elegisch und verschwommen, einmal dub-technoider. Swede:Art kommt nicht etwa aus Schweden, sondern aus Österreich. Und sein Mix ist der offensivste auf der ganzen EP. Breakig in den Beats, leicht ravig in den Fanfaren-Chords. Und dann noch Cleast Intwood aus Berlin. Kantiger ist seine Version, und er geht am spielerischsten mit dem Vocal um.

Eine sehr angenehme und stimmige EP. Und das kostenlos bei Bandcamp zum Download.

Resistant Mindz Website
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Falke „Undermyarms“ (Kann Records)

„Dirty and trippy underground House straight from Gohlis“, so präsentiert Kann Records seinen Leipziger Neunankömmling – Falke.

Von Falke war bereits ein Track auf der „Familiy Horror“-Compilation im Sommer des Jahres zu hören. Jetzt widmet Kann Records Falk Golz, dem jungen Mann hinter Falke eine eigene EP mit drei Tracks. Für ein Label mit lokaler Erdung dürften solche Entdeckungen echte Glücksmomente sein. Nachwuchsarbeit im besten Sinne.

Bei frohfroh tauchte Falke auch schon zweimal auf. Einmal mit seinen Net-Releases, das zweite Mal mit seiner EP auf Instabil. Was alle bisherigen Veröffentlichungen eint, ist der Hang zum verträumt Abseitigen und leicht Antiquierten.

Bei der „Undermyarms“-EP führt dies zu einer Synthie-Roughness, die für Kann-Verhältnisse Neuland ist. Und teilweise schießt es übers Ziel hinaus. Etwa dann, wenn bei „Flying“ und „Latenight“ die „Acid-Synthie-Riffs“ – und ja, sie haben einen gewissen Riff-Charakter in ihrer Präsenz – Überhand nehmen.

Natürlich bleibt die unweigerliche Detroit-Assoziation beim Hören auch hier nicht aus. Wobei sie beim Gedanken an Gohlis zu einem kleinen Schmunzeln führt. Nichtsdestotrotz: „Undermyarms“ ist neben der EP der Finnen Kitkaliitto die bislang eigenwilligste Platte auf Kann Records. Ungewohnt harsch, ungewohnt durchwachsen.

Der Titel-Track selbst schlängelt sich am geradlinigsten und schlüssigsten voran – teilweise gar nicht weit entfernt von den damals so positiv aufgenommen Neo-Trance-Bemühungen des Kompakt-Producers Kaito. Den beiden B-Seiten-Tracks fehlt diese dramaturgische Dichte leider etwas.

Was keinem Tracks jedoch fehlt, ist die klangliche Reife. Dass Falk Golz seit fast einem Jahrzehnt Musik produziert, hört man in jedem Fall heraus. Und damit geht auch noch einmal eine Empfehlung zu all den verstreuten Net-Releases aus.

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Metasound & Lucius14 „Campfire Funk Pt. 2“ (Break The Surface)

Der zweite Teil der Lagerfeuer-House-Session von Metasound & Lucius14 ist neulich erschienen. Und er knüpft nahtlos an den ersten Teil an.

Klar, das kommt aus einer Feder, wahrscheinlich aus einem Rutsch. Insofern ist die stilistische Nähe zum ersten Part völlig nachvollziehbar. Metasound & Lucius14 loten die Deepness zwischen Funk, Soul, Downbeat und Jazz aus. Eine waghalsige Bandbreite, die schnell zur Überfrachtung der Tracks führen kann.

Die Proportionen stimmen aber. Auch die vier neuen Stücke sind sehr feinsinnig zwischen den verschiedenen Polen ausbalanciert. Die Bassline hält auf warme Weise alles zusammen. Die Bassdrum tänzelt hintergründig. Aber: ich mag keine Funk-Gitarren-Samples, keine Western-Romantik mit Mundharmonika, keine Bossa-Nova-Riffs.

Das ist geschmäcklerisch, darüber muss jedoch eigentlich kein Wort verloren werden. Denn nichtsdestotrotz gelingt Metasound & Lucius14 der Spagat. Allein die konsequent ausformulierte Sanftmut ist Statement genug. Weg vom rauen Dancefloor, hin zum beschwingten und doch sehr ambitionierten Nachmittagssoundtrack. Gern auch mit Kuchen.

Und es gibt sehr gute Momente. Der gedämpfte Drive von „Wish You Were On The Dark Side Of The Wall“ etwa. Oder die Downbeat-Wärme von „Sour Milk“. Nimmt man die bisherigen Releases der beiden hinzu, dann haben sie musikalisch mit den „Campfire“-EPs definitiv einen gehörigen Schub erfahren, was die Produktion angeht. Der Funk zwischen den Tönen ist organischer geworden.

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Neue Impulse

In diesem November feiert die Online-Plattform itsyours.info ihr 8-jähriges Bestehen. Mit einer Party im Conne Island. Im Vorfeld gibt es eine offene Diskussion um die Zukunft der Seite. Einiges ist geplant. Einen Vorgeschmack gibt DJ Booga im Kurz-Interview.

Die Zeit rollt eilig über alles hinweg. Auch bei itsyours. Seit acht Jahren schon engagieren sich eine Handvoll Leute um eine offene Plattform für gebrochene Beats in Leipzig. Nicht immer zur Zufriedenheit aller hinter den Kulissen. Doch 2011 könnte einen neuen Anlauf bringen. DJ Booga wird konkreter.

Wo siehst du Erfolge, wo Nachholbedarf nach acht Jahren itsyours.info?

Es gibt kontinuierliche Informationen über Partys in Leipzig mit gebrochenen Beats, das heisst von Bassline über Breakcore, Drum and Bass, Dubstep, UK Funky etc. – Veranstalter begreifen itsyours.info als Werbemittel für eine bestimmte Zielgruppe. Die Nutzung der Plattform sowohl von Besucher- als auch von Veranstalterseite hat in den ersten sechs Jahren langsam aber stetig zugenommen.

Wir haben 607.000 Seitenaufrufe, 1824 Einträge, 5060 Kommentare und 72 registrierte Autoren seit 2003 zu verzeichnen. Diese Zahlen sind erstmal nichtssagend, wenn man nicht die themenspezifische Dynamik und auch die personelle Fluktuation der aktiven ProtagonistInnen der Szene berücksichtigt.

Nachholbedarf sehe ich vor allem im Bereich einer niedrigschwelligen Interaktion auf der Website, die zur Zeit durch sehr eingeschränkte Registrationsmöglichkeiten des Hostingservices die Diskussionen eindämmen.

Ich kann es nicht oft genug betonen, aber die Seite lebt vom Motto „It’s Yours!“. Es ist der entscheidende Ansatz, dass sich hier nur was aus Eigeniniative von Musikern, Produzenten, DJ’s, Veranstaltern, Kritikern und Partygängern bewegt, auch wenn mit der kleinen Crew um J.SN (Radio Show & Merchandise), audite (Radio Show & Veranstaltungen) und Tina (Autorin) das Grundgerüst steht.

Wie wirkt sich der neue Einfluss von Facebook & Co auf eine offene Plattform wie itsyours.info aus?

Seit Ende letzten Jahres nutzen wir zwei Services verstärkt: Facebook und Soundcloud. Auf Soundcloud haben wir die eine Gruppe eingerichtet, bei der man Tunes und Mix Sets posten kann, die dann auf itsyours.info in dem Player angezeigt werden und vom Besucherpublikum gehört werden können. Einziges Kriterium zur Zeit ist die Voraussetzung, dass man aus Leipzig kommt.

Die automatische Integration der itsyours.info-Postings auf der Facebook Page hat ziemlich deutlich zu einem Anstieg der Besucherzahlen geführt. In den nächsten Tagen werden wir dort mit Sicherheit den 600. Menschen dazu beglückwünschen können, uns zu „mögen“. Ich denke das ist gute ergänzende Art, die Inhalte und Themen bekannter zu machen.

Von einer neuen Roadmap ist die Rede – was genau ist geplant?

Wir werden nach acht Jahren die Blog-Hosting Plattform Typepad verlassen. Das hat vor allem technische Gründe. Aber auch inhaltlich wird sich allerhand tun: wir streben eine klarere Unterscheidung von den Inhalten an, die durch die itsyours.info erstellt werden und den Terminen, die bei uns eingereicht werden können.

Der Soundcloud-Player wird prominenter und großräumiger platziert. Die Gestaltung darf sich nach dem Relaunch auch so nennen. Unterstützung bekommen wir dabei von Mitarbeitern der Firma Digital Royal, die auf diesem Gebiet leider ziemlich krasse Experten sind.

Stichworte für zukünftige Features sind: regelmäßige Veranstaltungspreviews, kontinuierliche Künstlerinterviews, Flyergalerie, Location Map, DJ & Artist Register, Merchandise und eventuell Anzeigen für lokale Unternehmen, die wir gut finden.

Party: 15.11.11, 21 Uhr Offene Runde, ab 23 Uhr Action

Itsyours.info Website

15 Jahre Drug Scouts

Das Drogen-Informations- und Präventionsprojekt Drug Scouts feiert in diesem Jahr seinen 15. Geburtstag. Mit einer Party Anfang Dezember und sechs Vorträgen innerhalb der nächsten vier Wochen.

Seit 1996 gehören die Drug Scouts zu Leipzig. Mit ihren Info-Ständen und Chillout-Angeboten sind sie von Anfang an immer wieder auch bei Leipziger Partys präsent. Und obwohl ihre sachlich orientierte Aufklärungsarbeit zum Drogenkonsum – fern von streng affirmativen oder ablehnenden Tendenzen – in Deutschland nicht oft zu finden ist, dürften sie es nicht immer leicht gehabt haben. Zuletzt standen sie in diesem Frühjahr im Rampenlicht, weil der Leipziger Polizeipräsident die Arbeit der Drug Scouts offensiv diskreditierte.

Dabei sollte in einer freiheitlich gesinnten Gesellschaft das Engagement für eine undogmatische Drogenaufklärung auf höhere Akzeptanz treffen. Neben den verschiedenen Beratungsangeboten und einem Online-Lexikon, das sich bundesweit als relevantes Portal etabliert hat, leisten die Drugscouts insofern kontinuierlich auch Überzeugungsarbeit.

Zum 15. Jubiläum sind folgende Vortrags-Veranstaltungen geplant:
10.11., 16.30 Uhr: Eröffnungsveranstaltung, Drug Scouts-Laden, Eutritzscher Str. 9
Grusswort und Vortrag zum Thema:
„(Il)legal Highs – Aktuelle Situation und daraus resultierende Herausforderungen für Mitarbeiter_innen der Drogenhilfe“

15.11., 19 Uhr: Weltenwandel, Alte Handelsschule, Gießerstr. 75
„Psychoakustische Substanzen in der Psychtherapie“

23.11., 19 Uhr, Wärmehalle Süd, Eichendorffstr. 7
„Partykultur & Psychonautik. Ein Weltkulturerbe“

28.11., 19 Uhr, Drug Scouts-Laden, Eutritzscher Str. 9
„Hirndoping – Pillen für Glück und Leistung?“

7.12., 19 Uhr, Conne Island
„Drugchecking – Ein sinnvolles Instrument zur Risiko-Minimierung beim Drogengebrauch?

14.12., 19 Uhr, Linxxnet, Bornaische Str. 3d
„Vom richtigen und falschen Weg auf der Suche nach dem Glück“

Mehr Infos zur Party gibt es dann bei frohfroh zu lesen. Alles Gute zum Geburtstag von uns. Hier gibt es noch einen Beitrag zum Jubiläum vom 13.1.2011, der auf Radio Blau lief.

Drug Scouts Website

Audiolith-Seitenflügel in Lindenau

Wer die aktuelle Groove aufmerksam gelesen hat, dem dürfte nicht entgangen sein, dass die Redaktionsreise zu wichtigen Stationen des Hamburger Techno-Punk-Labels Audiolith auch in Leipzig Halt machte. Bei Krink und Gimmix.

Wahl-Leipziger, davon gibt es bekanntlich immer mehr. Und sie bringen einiges an neuen Input mit. In den seltensten Fällen aber gleich ein ganzes Label. Bei Krink und Gimmix ist dies ein Novum. Wobei Stiff Little Spinners kein Label im klassischen Sinne ist. Es ist ein integrierter Seitenflügel der Hamburger Audiolith-Crew. Und es soll ausschließlich als House-Spielwiese für die Audiolith-Künstler dienen. Denn es knarzt und kreischt nicht immer in deren Studios.

Es geht also bei Stiff Little Spinners in erster Linie darum, „uns eine Plattform zu schaffen, bei der klar ist, dass da nicht der ‚typische‘ Audiolith-Sound kommt“, so Krink. Den Anfang machte Ende Oktober die Mini-Compilation „Stiff Little Spinners Vol. 1“. Fünf für Audiolith-Verhältnisse sehr unaufgeregte, in den Details verspielte House-Stücke.

Selbst Jakob Häglsperger von Frittenbude erfindet sich als Kalipo hier neu. Ansonsten sind die Namen im Audiolith-Rahmen durchaus bekannt: Rampue, Mendoza, Gimmix und eben Krink. Letztere beiden leben seit zwei Monaten in Leipzig und koordinieren die Stiff Little Spinners-Aktivitäten künftig von hier aus.

Krink – gebürtiger Hamburger, Anfang 20 – verließ seine Heimatstadt, nachdem er dort keine neue Wohnung fand und den Umzug von Gimmix nach Leipzig zum Anlass nahm, Neuland zu entdecken. Und in Lindenau dürfte es einiges davon geben. Erste Berührungspunkte mit der hiesigen Clubszene hatten beide mit den bisher zwei Label-Nächten im Sweat-Club. Zu mehr Tuchfühlung reichte die Zeit noch nicht.

Gimmix

Der mehr oder weniger offensive Punk-Ansatz bleibt bei den Stiff Little Spinners-Tracks eindeutig im Hintergrund. „In den Köpfen ist der natürlich weiter vorhanden, aber es geht hier um Musik für den Club“, meint Krink zu diesem Thema. Statt Parolen und dicken Synthie-Brocken dominieren federnde 4/4-Bassdrums und epische Momente. Zwei Releases mit dem Stiff Little Spinners-Stempel sind jährlich geplant – Compilations und Artist-EPs.

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Nochwas: Stiff Little Spinners sagt Hallo zu Leipzig – mit einem exklusiven frohfroh-Mix. Er besteht aus zwei Teilen. Die erste halbe Stunde stammt von Gimmix, die andere von Krink. Warm schiebende Basslines, viel Pop-Appeal. Ihr könnt ihn streamen oder hier auch herunter laden. Wir sagen Danke und herzlichen Willkommen.

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Die Wette gewinnen

Im Juni dieses Jahres wetteten wir noch, dass Ominira – Kassem Mosses Label – das wohl eigenwilligste Label der Stadt werden dürfte. Im Oktober kamen gleich zwei neue Veröffentlichungen heraus. Und wir werden diese Wette gewinnen.

Allein die Unvorhersehbarkeit der bespielten Formate konterkariert jedes Handbuch zur perfekten Label-Gründung. Erst zwei entrückte Synthesizer-Jams auf rauschenden Tapes, jetzt eine CD-R im Super Jewel Case und die erste Vinyl-EP. Während das Gros der Labels ja schon mehr oder weniger auf eine gewisse Linie seines Katalogs achtet, gehören genau diese Brüche bei Ominira zum Konzept. Ohne jedoch, dass es tatsächlich konzeptuell überzeichnet wirken würde.

Kassem Mosse überträgt mit Ominira jene stilistische Offenheit, die er für sich als Künstler gern reklamiert auf das Label-Format. Und er ist dabei sogar noch konsequenter. Mit „Jewelz & Flowerz“ debütiert IMG_6502. Wer dahinter steckt, bleibt offen. Ein Stück ist von Kassem Mosse arrangiert. So steht es im Booklet des Jewel Cases. Auf dem Cover die Initialen des EP-Titels und ein Web-Button mit der Aufschrift „Get more plays“.

Es bleibt kryptisch bei Ominira. Auch die acht Stücke tragen irgendwie Geheimnisse in sich. Es ist ein fein, aber auch experimentell arrangiertes Mini-Album. Voller Samples und sicherlich auch mit einigen Chiffren versehen. Musikalisch fällt es dennoch zugänglicher als die ersten beiden Tapes aus, teilweise mit einer gewissen Nähe zum avantgardistisch umgedeuteten HipHop-Electronica-Ansatz von Flying Lotus. Wenn auch viel unamerikanischer, düsterer und entschleunigter.

Eigentlich sind es aber Skizzen, ohne weichzeichnenden Schliff. Jedoch bereits mit soviel Funk in den Zwischentönen, dass „Jewelz & Flowerz“ in seiner Gesamtheit eine eigene, sehr verschlungene und abwegige Deepness entwickelt. Abseits des Dancefloors wahrscheinlich die spannendste Veröffentlichung aus Leipzig in diesem Jahr.

Dagegen mutet die Vinyl-Compilation „The Weekly Contract Events“ geradezu klassisch an. Unprätentiöser House, subtil in der Tiefe, schwelgerisch im Sound. Kowton – er spielte auch beim diesjährigen Electric Weekender – liefert auf der B-Seite den stillen Hit der EP. Und Kassem Mosse selbst ist als Kareem Moser auf der A-Seite mit dabei – etwas scharfkantiger in der Chords und straighter in den Beats. Junipers „Jovian Planet“ tänzelt am leichtesten voran.

Eine in sich stimmige EP, die im Zusammenhang mit dem bisherigen Ominira-Werdegang jedoch noch einmal eine eigene Bedeutung erlangt. Zeigt sie doch, wie unberechenbar ein Label sein kann.

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Ultraschall aus München

Wieder gibt es neue Tracks von Daniel Stefanik. Dieses Mal auf dem Label des Münchner Clubs Harry Klein. Mit Vivianne Projects teilt er sich die fünfte Label-EP.

Es ist kein neues Phänomen, aber eins, das an Leipzig bislang noch vorbei ging. Clubs eröffnen ihr eigenes Label, um ihre Residents künstlerisch über die Stadtgrenzen hinaus zu präsentieren. Das Berghain ist mit Ostgut Ton am konsequentesten unterwegs. Beim Watergate und Fabric bleibt der Katalog auf Mix-Compilations beschränkt. Die ehemalige Bar 25 presst ihren Zirkus ebenfalls auf Vinyl.

Und in Leipzig? Am ehesten könnte es wahrscheinlich die Distillery stemmen – logistisch und künstlerisch. Denn viele der Residents veröffentlichen eigene Tracks. Allerdings ausschließlich anderswo. Zum 5. Distillery-Jubiläum gab es einmal eine Compilation. Das war 1998, in Zusammenarbeit mit dem Workshop-Vorgänger-Label United States Of Mars. Wobei es da auch mehr um den großen Techno-Zusammenhang ging und nicht um die Szene vor Ort.

Vielleicht braucht es solch ein Projekt auch nicht in einer Stadt wie Leipzig, in der die Künstler selbst sehr engagiert sind. Es hätte vielleicht eher symbolischen Charakter, wobei der nicht unerheblich für eine lokale Szene und deren Außenwirkung sein kann.

Wie auch immer: in München steht das Harry Klein. Und der Club reiht sich in die oben erwähnte Liste mit ein. Für die fünfte EP steuerte auch Daniel Stefanik zwei Stücke bei. Zwei relativ introvertierte, die noch einmal mehr Understatement zeigen, als die Stücke der letzten Kann Records-EP.

Irgendwie ist Daniel Stefanik immer dann am besten, wenn er sich ein paar Meter neben den Dancefloor stellt. Wenn er den Stücken viel Zeit einräumt und wenn sie die Chords eigentlich keine Chords sind, weil sie viel zu dynamisch und mäandernd im Hintergrund bleiben. Da wachsen die Stücke mit einem improvisierten Charakter. Bei „Sunday On My Mind“ ist das ganz deutlich der Fall. Deep und erst sehr spät im Tempo anziehend.

„Ultraschall“ ist eine Hommage an den Vorgängerclub des Harry Klein. Hier bleibt das Flirrende, Selbstvergessene auch prägend. Zumindest am Anfang. Später dreht eine recht dominante Synthie-Bass-Schleife ihre Kreise, immer wieder aufgefangen von verschiedenen anderen Schleifen. Sehr verschlungen und dramaturgisch sehr weit vorn. Es sind zwei Tracks, die zwischen den Stunden schlummern. Die Beruhigen und Entfachen können.

Daniel Stefanik Website
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Record Store News

Im Freezone Plattenladen ändert sich mit dem heutigen Tag  einiges. Am vergangenen Sonnabend hatte Filburt seine letzte „Schicht“. Das Ruder übernimmt ab sofort Sevensol.

Das Potential für solch einen Laden in Leipzig sei auf jeden Fall noch vorhanden, ist sich Sevensol sicher.

Das kleine Musik-Buch-Angebot aus dem Kapitaldruck-Buchladen bleibt erhalten. Auch die Shirt-Presse wird warm gehalten. Und neue Ideen schwirren im Raum. Die erste sichtbare ist das neu angelegte Facebook-Profil. Dort gibt es künftig regelmäßig News über neu eingetroffene Platten – die gute Newslist also, mitten im virtuellen Nebenzimmer. Mehr zu den Ideen gibt es demnächst bei frohfroh.

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Wo wir beim Thema Plattenladen sind: am 5. November findet der Record Store Day Berlin statt, eine Ode an eben jene Geschäfte. Extra dafür hauen einige Labels exklusive EPs raus. Kann Records ist auch dabei. Mit Sun Glitters zusammen bringen Sevensol & Bender ihr Kann-Debüt „Aperture“ noch einmal heraus – limitiert und nur im Oye Records Store im Prenzlauer Berg erhältlich. Das ist Plattenladenliebe.

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Und sonst: Moon Harbour hat jetzt seinen eigenen Online-Shop. Mit allen Releases als MP3, CD und Vinyl, Shirts, Plattentaschen und mehr.