Various Artists „Warehouse Vol. 1“ (Cargo Edition)

Nach Moon Harbour im letzten Jahr feiert 2011 nun auch der kleine Label-Bruder Geburtstag – 5 Jahre Cargo Edition. Und der Anlass ist zugleich der Startschuss für eine neue Compilation-Reihe.

Ursprünglich war Cargo Edition ja die Spielwiese für Daniel Stefanik. Für experimentellere, schrägere und weniger funktionale Club-Tracks. Das hat sich nach Stefaniks Weggang von Moon Harbour schnell geändert. „Cargo Edition stehe für die deeperen Houseproduktionen aus dem Moon Harbour/Cargo Edition-Künstlerstamm“, heißt es heute offiziell von Label-Seite.

Allerdings hat sich der kleine Bruder mit Michael Melchner, Ekkohaus, Markus Schatz, Sven Tasnadi & Juno6 und Vera einen ganz eigenen Künstlerstamm aufgebaut, der quasi keine Überschneidungen mit Moon Harbour aufweist. Ehrlich gesagt, haben sich bis auf die Vera- und Sven Tasnadi/Juno6-EPs die anderen kaum in die Erinnerung eingebrannt. Da ist ein ebenso cleaner Sound entstanden wie bei Moon Harbour – mit relativ wenigen Überraschungen.

Mit der „Warehouse Vol. 1“-EP startet nun eine Compilation-Reihe mit Tracks von Producern, die bislang nicht bei Cargo vertreten waren – wahrscheinlich bleibt es jeweils auch nur bei diesem einen Mal. Für eine Compilation-Reihe völlig plausibel, gerade wenn es um das Aufspüren von einmaligen Perlen geht.

Leider bleiben die auf „Warehouse Vol. 1“ weitgehend aus. Schnittiger, zeitgemäßer House mit sirenenhaften Bläser-Samples gibt es mit Steven Cock aus Dresden und Minimono aus Italien. Ralph Sliwinskis „Minomess“ würde auch auf einer Moon Harbour-Platte passen.

Eine Überraschung gibt es aber doch: Mass Prod & Marco D’Aquino. „No Hummer Music“, der Track der beiden Italiener ist tatsächlich keine Musik für Hummer fahrende Breitbeiner. Das ist ein amtlich stolpernder, fast schon unverschämt simpler House-Track – angeraut und mit einer gewissen Reibung, die den anderen drei Tracks der Compilation fehlt. Keine deepen Chords, nur kurz aufzwinkernde Vocal-Samples und ein Break ohne spektakuläres Aufschäumen aller Tonspuren.

Acht Minuten lang wird hier auf einem Beat geritten, der einfach sitzt – mehr braucht der Track nicht. Was für ein Lichtblick – auch für Cargo Edition.

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Ortloff, Kann, Freude am Tanzen und mehr

Neue Woche, neues Glück – in kleinen Portionen. Unsere kurzen Nachrichten mit Ortloff, Kann, Freude am Tanzen und mehr.

Bei Ortloff geht es demnächst wieder weiter. Erstmals mit reinen Artist-EPs – zwei Mod.Civil-Platten sollen so innerhalb weniger Wochen herauskommen. Das sagte Label-Mitbetreiber Tilman Grundig alias Sebastian Dubiel im Interview mit dem Dresdner DJ-Duo The Moroders. Für deren Blog hat er gleich noch weitere Fragen beantwortet und einen Mix angefertigt.

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Auch bei Kann Records steht demnächst eine neue Platte an. Eine Compilation mit Tracks von Efdemin, , Even Tuell, Map.ache, Sevensol & Bender und: Falk! Ja, der Falk, der in letzter Zeit mit einigen Net-Releases punkten konnte gibt bei Kann sein Vinyl-Debüt. Lokale Aufbauarbeit quasi.

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Kürzlich erst wurde über die Leipziger Musikwirtschaft beim Einstand der Le Klub Analog-Reihe diskutiert. Als wichtigster Impuls ging vor zwei Wochen die Gründung einer Interessengemeinschaft hervor. Der Verein Kreatives Leipzig nimmt diese Idee auf und wird einen Antrag auf Infrastrukturförderung bei der Initiative Musik gGmbH stellen, der die finanziellen Mittel für solch eine Vertretung der Musikschaffenden Leipzig gegenüber den hiesigen Behörden ermöglichen soll. Dafür sind auch zwei weitere Diskussionsrunden mit den Protagonisten geplant. Mehr ist auf der Kreatives Leipzig-Website zu erfahren.

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Bei Freude am Tanzen in Jena wird dieses Jahr die Katalognummer 50 gefeiert. Mit einer Compilation auf der auch Daniel Stefanik und Juno6 vertreten sein werden – Anfang April soll sie erscheinen. Juno6 ist übrigens auch gerade der Star der aktuellen FAT-Podcast-Ausgabe. Zu hören gibt es ein amtliches Live-Set.

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Und noch was fernöstliches: die Japaner reißen Doumen Records die Praezisa Rapid 3000-Platten aus den Händen. Kein Scherz. Neulich stand die Nummer 01 auf dem ersten Platz der Electro-/Headz-Bestseller beim größten japanischen Mailorder jetsetrecords.net.

Daniel Stefanik „Nocturnal EP“ (Cocoon Recordings)

Ja, richtig gelesen – die neue Stefanik-EP kommt bei Cocoon heraus. Dies dürfte die Leipzig-Überraschung des noch jungen Jahres sein – wenn auch eine durchwachsene.

Es war wirklich eine Überraschung. Die Nummer 83 im Katalog von Sven Väths Label gehört seit wenigen Tagen Daniel Stefanik. Er ist damit nicht der erste Leipziger. Sven Tasnadi konnte seinen Track „Nordsee“ bereits im letzten Jahr bei Cocoon auf einer Split-EP veröffentlichen.

Ganz gleich, wie man zu Sven Väth und seinem Cocoon-Imperium stehen mag – hier wird ein sehr flächiger, voluminöser und satter Sound zelebriert, der auch die „Nocturnal EP“ ganz entscheidend prägt. Das ist nicht unbedingt der Stefanik-Sound, wie man ihn sonst kennt. Auch wenn es nicht den hermetisch abgeschirmten Stefanik-Sound gibt.

Aber es ist dennoch spannend zu hören, wie ein Label mit welchen Mitteln auch immer einen Einfluss darauf haben kann – allein durch eine bestimmte Ästhetik oder einen bestimmten Anspruch an seine Releases. Ob die das noch einmal extra fett abmischen? Schon bei Sven Tasnadis „Nordsee“ fegte eine mächtige und eingedunkelte Techno-Wolke über alles hinweg.

So ist es bei „The Silicon Garden“ und „Dirty Rhodes“, den beiden Vinyl-Tracks auch. Sehr rastlos, sehr hektisch, flächig und mächtig aufgeladen rasen sie los. Einen solchen Drive gab es ebenfalls bei der Be Chosen-EP – nur dass die beiden Tracks dort noch eine gewisse Rauheit hatten.

Die gibt es bei Cocoon nicht, die darf es da scheinbar auch nicht geben. Und doch hat solch eine Formvollendung auch ihren Reiz. Sie reißt einen unmissverständlich mit, ohne Ecken und Kanten. So ambivalent funktioniert Cocoon auch als Label: eine stilsicher dosierte Straightness zwischen Rave und nimmermüdem Pioniergeist.

Der digitale Bonus-Track „The Harlequin In Me“ nimmt diese Hast etwas heraus und spielt mit cineastisch aufschäumenden Synthie-Harmonien. „Dirty Rhodes“ dockt mit seinen Chords und Claps sehr deutlich an Detroit an und hat irgendwie den meisten Charme.

Parallel lässt sich übrigens gerade sehen, wie Daniel Stefanik neben diesem Cocoon-Ausflug eigentlich wo ganz anders unterwegs ist. Auf Soundcloud wächst derzeit eine kleine Serie heran, die eher im Dubstep und in experimentellen Sound-Gefilden agiert. Auf drei wunderbare Tracks kommt die „Dambala Experience“ bislang. Und der Kontrast zur „Nocturnal EP“ könnte kaum größer sein. In diesem Zusammenspiel zeigt sich erst die richtige Größe.

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Le Klub Analog

Leipzig schreibt sich mittlerweile mit großer Freude die Kreativwirtschaft auf die Fahnen. Dazu gehört auch die Musikszene in all ihren Facetten. Und die steht heute Abend im Rampenlicht.

Fährt man vom Zentrum aus in Richtung Plagwitz ziert seit Kurzem ein neuer Wegweiser die Strecke: Westkultur steht darauf. Im offiziellen Tourismus-Wegweiser-Style deutscher Städte. Die Kreativwirtschaft wird also auch in Leipzig als wichtiger Zweig in einer industriell eher mauen Umgebung gesehen. Die Musik gehört auch dazu – man denke nur an den EasyJet-Rave-Tourismus von Berlin. Der macht um Leipzig jedoch noch einen weiten Bogen. Aber dass es beim Tanzen, Headbangen und Mitsingen auch um Geld geht, dürfte in Leipzig wenig verwundern.

Der Verein Kreatives Leipzig e.V. widmet sich in diesem Jahr mit der Veranstaltungsreihe „Le Klub Analog“den elf offiziell definierten Sektoren der Kreativwirtschaft. Und den Start macht heute ab 19 Uhr die lokale Power Of Music. Es wird fünf Initiativvorträge aus verschiedenen Szenen geben. Den elektronischen Bereich stellt Filburt vor, den Pop-Überblick bietet Andreas Bischof von Analogsoul.

Anschließend gibt es zwei Außenblicke von Janina Klabes, Clustermanagerin der Musikwirtschaft in Mannheim, sowie von Timotheus Wiesmann, Geschäftsstellenleiter der Interessengemeinschaft der Hamburger Musikwirtschaft. Klingt alles nach einer amtlichen Veranstaltung, ähnlich der (Pop Up. Wir sind dabei. Im Bandcommunity-Bandhaus in der Saarländer Straße 17, unweit der Baumwollspinnerei.

Kassem Mosse „Workshop 12“ (Workshop)

Es geht gerade Schlag auf Schlag bei Kassem Mosse. Nach einer EP auf Kinda Soul folgt knapp zwei Monate später eine neue auf Workshop. Aber es kann auch nicht genug geben von ihm.

Zumindest für mich. Und da sind wir kurz bei der Subjektivität, die bei It’s Yours im letzten Sommer für einigen Zündstoff sorgte als es um die Kassem Mosse-EP auf dem britischen Open-Minded-Label Nonplus ging. Neben der dortigen Auseinandersetzung über guten Musikgeschmack und einigem 4/4- versus Nix-Viertel-Fauchen kam dort auch der schmale Grad zwischen Wiederholung und ewiger Spannung aufs Tableau.

Natürlich verfestigt sich auch bei Kassem Mosse mittlerweile ein Sound, der einerseits unique mit ihm verbunden ist, der aber nach gut einem Dutzend Veröffentlichungen auch einen gewissen Rahmen abgesteckt hat. Bei mir schlägt dieser Sound voll an. Diese Ungeschliffenheit, diese Reduktion, diese eingedunkelte Wehmut – davon war hier auch schon des Öfteren zu lesen.

Und auch die drei neuen Tracks auf Workshop haben viel von diesem wunderbaren Kassem Mosse-Vibe – in drei verschiedenen Ausprägungen. „A1“ als knochiger und trockener House-Track mit einem grell und metallisch schimmernden Funk und einem überraschend präsenten Vocal-Sample, „B1“ wiederum sehr sehr deep und in sich verloren. „B2“ bricht aus dieser Geradlinigkeit mit seiner harschen Brüchigkeit in den Beats und den ausladenden Synthies dann aber doch sehr heraus.

Die Faszination lässt insgesamt also nicht nach, auch wenn Kassem Mosse seinen Sound eher verfeinert als ihn wesentlich neu zu verorten. Diese drei Tracks auf Workshop noch, dann soll es erstmal eine Release-Pause geben. So kündigte es Kassem Mosse Ende letzten Jahres auf seiner Facebook-Seite an. Wegen mir müsste es die nicht geben…

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Tanzen im Tee

Hehe, im frohfroh-Leserpoll wurden schon zwei Dancitee-Gutscheine verlost, obwohl der Leipziger Online-Shop für Streetwear und Merchandise zu dem Zeitpunkt noch gar nicht online war. Nun hat er seine virtuellen Tore geöffnet. Und wer trägt da den heißen Scheiß?

Ich habe beim Durchklicken nicht schlecht gestaunt als mich plötzlich Daniel Stefanik, Bené von Mod.Civil, Filburt und Peter Invasion als Models anschauten. Sauber abfotografiert und in lockerer Pose. Die Idee ist simpel, aber überaus sympathisch. Ein Leipziger Online-Shop greift auf die Local Heroes seiner Stadt zurück.Und man erfährt sogar was neues: „Steffen ist 1,78 m groß und trägt eine Medium“. Auch Peter Invasion trägt Medium, obwohl zwölf Zentimeter größer.

Einziger Wermutstropfen: kein einziges Label aus Leipzig bietet seine T-Shirts, Hoodys und Tragebeutel bei Dancitee an. Bestimmt kommt das noch. Kann Records und Moon Harbour haben sich darin bereits probiert. Auch Alphacut Records hat neulich bei Facebook eine Idee gepostet.

Da ist auf jeden Fall noch Platz für Zuwachs. Die Überraschung schlechthin sind aber die Shirts von Workshop. So unaufgeregt großartig wie die Platten.

 

Sven Tasnadi & Juno6 „Sonar EP“ (Strictly Chosen)

Nach der dichten Frequenz an neuen Platten schien das halbe Jahr Release-Pause von Sven Tasnadi wie eine halbe Ewigkeit. Das neue Jahr startet er nicht allein, sondern mit Juno6 und mit viel House-Wärme.

Die „Sonar EP“ ist bereits die vierte EP in dieser Zweier-Kombination. Und sie entfernt sich recht deutlich vom schlanken, wie verspielten Tech-House der ersten EPs auf Cargo Edition und Liebe*Detail. Und dass auf Strictly Chosen, dem House-Imprint von Be Chosen, das auch schon Daniel Stefanik im Visier hatte.

Bei der „Sonar EP“ sind es drei Tracks, die darauf aus sind, eine klassische und zeitlose Deepness in Formvollendung zu erreichen. Sie kommen dem auch sehr nahe. Warme, umher schlingernde Chords, amerikanisch klingende Vocal-Samples und eine soulige Lässigkeit. In das derzeitige House-Hochgefühl passt das natürlich nahtlos rein. Und es könnte beim ersten Hören auch etwas bewusst platziert wirken, aber es gibt einige wirklich gelungene Passagen.

„Barcelona“ beispielsweise vermittelt durch alle Poren einen analogen Sound, der gerade bei der Bassdrum, den harsch rasselnden HiHats sowie dem immer mal wieder rauer werdenden Bass diesen antiquierten Funk versprüht, der einen doch immer wieder kriegt – egal wie klassisch die Strings und Chords tänzeln.

„Last Goodbye“ erzeugt dieses Gefühl auch. Allerdings mit etwas weniger Drive, dafür mit mehr von diesem unerschütterlichen Groove, der jede Hektik aussperrt. „Brothers“ zieht dagegen unheimlich nach vorn und verzichtet auf jegliche Kanten. Hier gibt es nur einen Strom, sehr clean und wohl dosiert. Das ist mir einen Tick zu schnörkellos – gerade im Kontrast zu den anderen beiden Tracks.

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Aufbruch mit Freunden

Die Tour des Nachtdigital-De:Bug-Border Community-Konglomerats ist fast vorbei. Was bleibt ist das Engagement von Buki Good, der aus dem Nachtdigital entwachsenen Booking-Agentur für DJs und Live-Acts aus Leipzig. Im kreuzer gab es in der Januar-Ausgabe einen größeren Artikel dazu. Hier ist er noch einmal nachzulesen.

Acht Stunden hat es gedauert am 1. Dezember vergangenen Jahres. Dann waren alle 3.000 Karten für das 14. Nachtdigital Festival in Olganitz, circa 70 Kilometer von Leipzig entfernt, ausverkauft. Rechnet man das Aufkommen auf der Website des Ticket-Anbieters hoch, hätten wahrscheinlich viermal so viele Karten abgesetzt werden können. Das Nachtdigital ist damit eines der wenigen Festivals, die lange bevor der erste auftretende Künstler bekannt wird, ausverkauft sind. Nur die Fusion konnte das mit rund 50.000 verkauften Karten innerhalb von drei Tagen noch toppen.

Für ein Festival, das über viele Jahre organisch gewachsen ist und noch immer vom idealistischen Engagement einer Gruppe von Freunden aus verschiedenen Ecken der Region getragen wird, ist der derzeitige Hype durchaus eine Herausforderung. „Da baut sich eine Erwartungshaltung auf, die eigentlich kein Mensch erfüllen kann“, meint Steffen Bennemann, einer der Mit-Organisatoren des Nachtdigital.

Und dennoch bleiben sie bei 3.000 Tickets und einem Line-up, das dem Ansturm per se nicht mit den großen Namen der elektronischen Musik gerecht werden möchte. Der musikalische Anspruch und die überschaubare, beinahe familiäre Atmosphäre sollen erhalten bleiben. Mittlerweile treibt das Nachtdigital neue Blüten über das lange Wochenende im Mittsommer hinaus.

Buki Good heißt ein Kind, das dem Festival entwachsen ist, dabei aber völlig unabhängig als Booking-Agentur die Auftritte von ausgewählten Leipziger und Dresdner Technound House-DJs vermittelt. „Ohne Nachtdigital gäbe es Buki Good nicht“, so Bennemann, der als DJ auch über die Agentur verbucht wird. Die Idee existierte schon länger und wurde ansatzweise unter dem Namen Convulse bereits verwirklicht.

Als sich im Sommer 2008 mit Kann Records und Oh!Yeah! zwei Leipziger Labels auf den Weg machten, Leipzig als ernst zu nehmenden Ort für eine vitale Elektronik-Szene weiter auszubauen, stellte sich die Frage, wer all die sich darum gruppierenden DJs und Live-Acts verbuchen sollte. Johannes Leonardi vom Nachtdigital gründete daraufhin mit Lydia Stefanik Buki Good – in enger Abstimmung mit den beteiligten Labels und Künstlern. Dieser freundschaftliche Prozess ist allen Beteiligten mit das Wichtigste.

Keiner der Künstler hat einen Vertrag mit Buki Good, es sind gut ein Dutzend Freunde, die sich regelmäßig treffen und meist neben der Buchhaltung, dem Aushandeln der Gagen, der Koordination von Terminen und Locations oder eben den Club-Auftritten noch studieren oder woanders arbeiten. Dennoch hat sich die Booking-Arbeit mit dem Buki Good-Neustart nach und nach professionalisiert.

Heute gehören Daniel Stefanik, Mod.Civil, Sven Tasnadi, Manamana und Juno6 zum Leipziger Stamm, vor Kurzem kam auch die Dresdner Crew um das derzeit aufstrebende Label Uncanny Valley dazu. „Es ist gerade ein großer Aufbruch spürbar“, findet Constantin Menze. Er ist seit Juni letzten Jahres bei Buki Good mit an Bord, um einen Großteil des Booking-Tagesgeschäfts zu erledigen.

Er kümmerte sich auch um das bislang aufwendigste Projekt von Buki Good: eine gemeinsame Tour von Nachtdigital und dem Londoner Label Border Community durch sieben renommierte Clubs, darunter das Berliner Berghain, das Robert Johnson in Offenbach und auch das Leipziger Conne Island. Auch hier war wieder das Nachtdigital der Impuls, bei dem Border Community im letzten Jahr eine eigene Bühne bespielte.

Es ist ein Label, das ähnlich auf Freundschaften basiert wie das Festival in Olganitz. Und es geht musikalisch konsequent seinen Weg – einen sehr melodiösen, der teilweise fast zum ambitionierten Trance tendiert. Doch mit genau dieser Abseitslage vom Minimal- und House-Hype der letzten fünf Jahre gelang es der Truppe um James Holden, Nathan Fake, Jake Fairley und Wesley Matsell, eine eigene Nische für sich zu besetzen.

Die „Nachtdigital Loves Border Community“-Tour wurde zusätzlich unterstützt durch das Berliner Magazin De:Bug – und koordiniert durch Buki Good. So schließt sich der Kreis. Für die junge Booking-Agentur ergab die Tour eine Menge Synergien: Neue Kontakte zu Clubs und lokalen Promotern konnten aufgebaut werden, ganz zu schweigen von den Erfahrungen, die sich sammeln ließen. Davon können künftig auch die Leipziger DJs und Live-Acts profitieren.

Für Steffen Bennemann als DJ waren die bisherigen Auftritte in Wien, Berlin und Dresden ebenso ein wichtiger Schritt: „Wir brauchen uns wirklich nicht zu verstecken mit dem, was wir machen. Das ist mir bewusst geworden.“ Obwohl die Tour als Erfolg verbucht werden kann, wird sie ein einmaliges Projekt bleiben. Was aber nicht heißt, dass solche Projekte in anderen Konstellationen nicht noch einmal möglich wären. Hinter den Club-Kultur-Kulissen dürfte Buki Good immer mehr mitmischen.

Buki Good Website
De:Bug Website
Border Community Website

Damenhandschuhfabrik, Kassem Mosse und mehr

Klacker Klacker, hier kommt einige frohfroh-Nachrichten. Mit der Alten Damenhandschuhfabrik, Kassem Mosse und Analogsoul.

Neues von der Alten Damenhandschuhfabrik. Dort gab es in den vergangenen Jahren einige Aufs und Ab. Jetzt scheint mehr Kontinuität reinzukommen. Seit November letzten Jahren haben die Betreiber eine Dauerkonzession und den nötigen Elan eine nachhaltig wirkende Location im Leipziger Westen zu etablieren. Noch steht nur eine Party für das kommende Wochenende auf dem Plan. Aber schon ab März soll der Sonnabend regelmäßig bespielt werden. Stilistisch offen.

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Kassem Mosse belebt die Audio-Kassette neu. Mit Ominira hat er ein neues Projekt zwischen Label und kreativer Spielwiese gestartet. Das erste Lebenszeichen ist ein kurzes Loop-Video und eine 8-Track-Kassetten-Compilation mit „moody elektronic oldschool jams by various ominira artists“. Demnächst soll es auch Veröffentlichungen von Wireframe Ascent, The Siege Of Troy, Khalkotauroi und Kassem Mosse selbst geben – auf CD, Vinyl und Tape.

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Analogsoul blinkt gerade in Richtung Überholspur. Nicht nur, dass die Label-eigene Konzert-Reihe für Akustik und Silentelectronica „Like Water“ ab Februar auch nach Jena, Rostock und Chemnitz expandiert. Auch A Forest wagen sich auf Neuland. Um die Produktion der neuen EP mit einer anschließenden Tour finanzieren zu können, sucht das Trio spendenfreudige Fans, die über die Crowd-/Frundraising-Plattform Vision Bakery das Projekt unterstützen. Das ist alles fresh, zumal Vision Bakery ein Leipziger Start-up ist.

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Und wieder etwas in eigener Sache: bei Freezone Records in der Kochstraße 10 liegen seit letzten Wochenende wieder massig frohfroh-Poster an der Kasse. Wer also noch keins ergattern konnte, hat hier noch einmal die Möglichkeit Flagge zu zeigen.

Frankman „New Night“ (FM Musik)

Und wieder eine neue FM Musik – da ist mittlerweile wieder eine richtige Regelmäßigkeit in den nun digitalen Label-Katalog gekommen. Und zum Jahresstart kommt Frankman persönlich mit neuen Tracks.

Mit nur einem, um genau zu sein. Allerdings hat Frankman selbst drei Versionen von „New Night“ aufgenommen. Und irgendwas ist anders. Obwohl die Deep House-Erdung nicht ins Wanken geraten ist, klingen diese Tracks um einiges frischer als die letzten Frankman-Stücke. Schlanker und direkter, weniger übersättigt mit Downbeat-Chords und auch tighter in den Beats.

Es sticht da jetzt keine der drei Versionen von „New Night“ besonders heraus. Überall sind es Nuancen, die sich unterscheiden und besonders Details, die sehr hell leuchten. Beim Original Mix fällt der tiefliegende, leicht marschierende Beat auf, der die Schwebe-Chords tatsächlich in den Hintergrund drängt.

Ganz dezent zwar nur, aber das reicht schon, um dem Track einen ungeahnt deepen Schub zu verleihen. Herrlich auch wie beiläufig und doch präzise die HiHats dann immer wieder reinkommen. Und auch der schnarrende Synthesizer.

Das hat nicht viel mit der sonst so präsenten Sanftmut zu tun. Das schimmert latent ein rauer Kern durch. Vielleicht bleibe ich an dem Orginal deshalb so hängen, weil all diese beglückenden Momente in seinen elf Minuten vereint. Der Marc Cotterell-Remix kann da nicht mehr allzu viel ergänzen.

FM Musik Website
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Abstract Elements & Hexer „Apathetic Vibe“ / „The Bomb“ (Alphacut Records)

Es ist wirklich erstaunlich, welch eine Euphorie mit jeder neuen Platte bei Alphacut Records gerade mitschwingt. Als ob die D’n’B-Welt wieder voller Perlen wäre, die es an einer Kette einzufädeln gilt. Zwei Neue kommen nun dazu.

Auf der Katalognummer 22 gibt es ein Wiederhören mit zwei Alphacut-Bekannten. Abstract Elements ist ein Duo aus St. Petersburg, das sich tief in die Mikroebene des digitalen Funks eingräbt. Es ist ein noch junges Projekt von Alexander Dmitriev, der vor drei Jahren als Bob schon einmal einen Track auf Alphacut hatte.

Mit Abstract Elements loten die beiden Petersburger seit 2009 die fragile Seite von Drum’n’Bass aus. Mikroskopische Sounds und ein schlanker, trockener Beat richten sich irgendwo am ruhigeren Rand des Dancefloors ein neues Zuhause ein. Sehr schön, wie sich ganz am Anfang unter die klickrigen Sounds dezent schiebend ein Subbass legt.

Später wird der Schub etwas offensiver, hält sich insgesamt aber angenehm zurück. „Apathetic Vibe“ ist ein Stück, das die Balance zwischen klanglicher Dichte und Reduktion ziemlich passgenau hinbekommt.

Hexer alias Daniel Myer legt nach seinem Beitrag auf der Nummer 18 erneut nach. Und auch bei ihm geht es stark ums Ausbalancieren von Gegensätzen. Der Beat legt forsch vor, bekommt dann aber eine überraschend weiche und treibende Bass-Schicht übergezogen.

Und es wird noch deeper: nach und nach steigern sich dubbig-schwebende Chords nach oben – mal zurückhaltender, mal enorm weit ausholend. Das ist Delsin und Detroit auf anderem Fundament. Ein toller Einstand ins neue Alphacut-Jahr.

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Daniel Myer Website
Abstract Elements Myspace
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Soom T & Disrupt „Ode 2 A Carrot“ (Jahtari)

Jahtari wird ein richtiges Album-Label. Nach dem Disrupt-Debüt und zwei wunderbaren Compilations folgt nun das gemeinsame Album von Disrupt und Soom T.

Dass sich da ein gutes Producer/Live-Act- und MC-Gespann gefunden hat, war schon länger anhand der gemeinsamen Live-Auftritte zu erahnen. Die EP „Dirty Money“ offenbarte die Symbiose von Leipzigs 8Bit-Dub-Helden und der Rapperin aus Glasgow im November 2009 schließlich auch auf Vinyl.

Dass daraus gleich ein ganzes Album mit 15 Stücken werden würde, überrascht dennoch. Und dann noch als eine große augenzwinkernde Ode an Gras.

Doch was über die Länge einer EP bestens aufgeht, wird auf Albumlänge fast zuviel. Beide sind fit wie immer – Disrupt mit seinen spleenigen, elektrifizierten Dub- und Reggae-Versionen, Soom T mit ihrem uniquen Rap-Sing Sang. Aber in der Masse führt diese energiegeladene Mixtur schnell zu einer Überdosis.

Dabei gibt es durchaus Verschnaufpausen. Songs wie „I Need Weed“, „Weed Is Sweeter Than More“ oder „Wee Rant“ schillern durch ihre Langsamkeit. Und „Puff The Weed“, das schon auf der letzten Jahtari-Compilation drauf war, kommt hier auch noch einmal richtig als Pop-Paradestück mit einem leichtgängigen Drive zur Geltung.

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