Balance Club / Culture Festival 2021 im UT Connewitz

Unter dem Titel Re:Balance findet es wieder statt, und zwar on location: das Balance Club / Culture Festival. Nach einer digitalen Ausgabe im Coronajahr 2020 kehren die Macher:innen mit einem progressiven, interdisziplinären Line Up zurück auf die Bühne.

Das Balance Club / Culture Festival versteht sich als Schnittstelle von progressiver Clubkultur und Gesellschaftskritik und findet seit 2018 in Leipzig statt. Mit seinem Programm aus Musik, Kunst und Diskurs untersucht das Festival die politische Bedeutung von Clubkultur in der Gesellschaft, ihre Rolle in verschiedenen Communities und ihren Beitrag für technischen und kulturellen Fortschritt. 

In der diesjährigen Ausgabe, die als 1-Tages-Festival im UT Connewitz stattfindet, steht die Frage im Fokus, ob und wie sich Clubkultur von der gesamtgesellschaftlichen Krise einerseits sowie den dadurch ausgelösten unterschiedlichsten individuellen Krisen andererseits erholen kann.

Wie können wir trotz Covid und allem was damit verbunden ist, Clubkultur wieder in der Realität, mit echten Begegnungen und im direktem Kontakt miteinander erleben, neu denken, gemeinsam feiern?

Hier lest ihr, was die Macher:innen des Festivals über ihr Programm und das Konzept schreiben:

Der Clubraum als solcher, als gelebte Utopie und Raum der Möglichkeit zur Dekonstruktion und Identitätsfindung, wie er unserem Idealbild entspricht, existiert in der Gegenwart derzeit nur begrenzt und von Unsicherheiten begleitet. Begegnungen, Erfahrungen und Gespräche sind selbst zu einer Utopie geworden. In ihrem Vortrag „Radical Nightlife Club Culture as a Strategy of Community Building“ wird Anjali Prashar Savoie sich Fragestellungen der Notwendigkeit von Communities und ihren Potentialen in der Clubkultur widmen.

Im Workshop „Holding space – How to be kind to ourselves“ mit Emotional Labor Queen wollen wir lernen, wie wir auch in Krisenzeiten Raum für Selfcare lassen und nachsichtig mit uns und unserem Umfeld sein können, um so Platz für neue Utopien zu schaffen (Anmeldung siehe unten). Der Workshop wird auf englisch mit möglicher deutscher Übersetzung sein.

Aus einer Kollaboration der visuellen Künstlerin, Filmemacherin und DJ Vanessa Opoku mit der Choreografin und Tänzerin Elle Fierce und der DJ und Musikerin AUCO (No Shade) entsteht eine Neuproduktion für das Festival, die an diesem Abend zur Premiere kommt.

Die Konzerte der sexpositiven Rapperin mit der Punk-Attitüde, Myss Keta, und einer der most forward-thinking artists of clubbing, Lotic, mussten im letzten Jahr coronabedingt ausfallen. Nun kommen beide zum ersten Mal nach Leipzig für eine Show im Rahmen Balance / Club Culture Festival 2021. Komplettiert wird das Lineup durch die interdisziplinäre arbeitende Musiker*in Odete.

Noch mehr zur diesjährigen Festivaledition lest und hört ihr bei MDR Sputnik mit Kathi Groll. Kathi hat mit Ulla Heinrich, eine der Macher:innen des Balance-Festivals, über das Festival per se, Veranstalten nach der Pandemie und den Re-Start der Clubkultur gesprochen.

Es gilt: Corona is still a thing. Beachtet das Hygiene-Konzept!

2G (Genesen, Geimpft)-Konzept. Alle Besucher:innen, auch genesene und geimpfte Personen, brauchen einen tagesaktuellen digital-nachweisbaren Test (keine Selbsttests). Covid-Tests sind am 2.10. noch kostenfrei.

Das UT-Connewitz hat einen barrierearmen Zugang zur Venue.

Tagestickets (19,80 Euro) gibt es bei Tixforgigs.

Workshopanmeldung (kostenfrei) unter balanceclubculturefestival@gmail.com


Design: Anja Kaiser

Seanaps Festival #5

September / KW 38 Die fünfte Ausgabe des Seanaps Festivals findet vom 23. bis 26. September 2021 in Leipzig statt.

Partyname:Seanaps Festival
Zeit:23. – 26. Sep. 21
Location:Westbahnhof: 51°19’26.7″N 12°19’17.6″E
Baumwollspinnerei: Spinnereistraße 7, 04179
Luru Kino: Spinnereistraße 7, 04179
heiter bis wolkig: Röckener Str. 44, 04229
Annalinde Obstgarten: Röckener Str. 44, 04229
Noch Besser Leben: Merseburger Str. 25, 04229
Kleingarten am Kanal: Am Kanal 28-62, 04179
Klinge22: Klingenstraße 22, 04299
Acts:Unterschiedlichste transdisziplinäre Ansätze in experimenteller Musik und Kultur
Tickets: http://www.seanaps.net/2021/tickets

Das Festival versteht sich als ein Raum für Dialog, der künstlerische, partizipative, soziokulturelle und (kultur-)politische Ideen und Konzepte miteinander verknüpft. Das spartenübergreifende Programm besteht aus Live Konzerten, begehbaren Klanginstallationen, Interventionen im öffentlichen Raum, einem Radiolabor, einem Open Air Filmprogramm, Lesungen und Gesprächsrunden, sowie mehreren Workshops.


Credits: seanaps.net

fem*vak FLINTA* Gathering & FLINTA* After Party

September / KW 38 Ein empowerndes Event zu dem ihr alle beitragen könnt!

Partyname:fem*vak FLINTA* Gathering & FLINTA* After Party
Zeit: 25.09.2021, 18:00 – 21:00 Uhr Gathering
ab 21:00 FLINTA* Party
Location:Bekanntgabe nach Anmeldung
Acts:John Alex
annita
itsadisasta
genelelle
apøllo
Lady Linzky

In letzte Zeit war es recht still um fem*vak (Sommerloch lässt grüßen), aber da nun nach und nach alle von den Festivals und aus dem Urlaub eintrudeln, ist es nun wirklich Zeit für ein ordentliches Gathering – in real life und Farbe! fem*vak will sich neu vorstellen, diskutieren, austauschen, vernetzen und im Anschluss natürlich auch Party machen.
Freut euch auch auf viel guten Input: Netzwerke, Jobangebote, Veranstaltungsreihen, Workshops…die Liste ist lang und ihr könnt euch überall mit einbringen.

Alle FLINTA* Personen aus der Bubble und Umgebung sind herzlich eingeladen zu einem Gathering mit anschließender FLINTA*-Party.

Da die Kapazitäten beschränkt sind, müsst ihr euch bitte sowohl zur Party, als auch zum Gathering vorher bei fem@vak.wtf anmelden. Wenn ihr nur an einem von beidem teilnehmen wollt ist das auch okay, sagt einfach Bescheid. Falls ihr Themenwünsche oder Ähnliches fürs Gathering habt, schreibt diese bitte auch in die Mail. Das soll ein empowerndes Event werden zu dem ihr alle bei tragen könnt. Lasst euch das nicht entgehen!

Unsere Ziele sind Vernetzung und Stärkung von marginalisierten Gruppen in der Szene.

Aber warum braucht es eigentlich eine FLINTA*-Party?
Mit der Entscheidung, eine FLINTA*-only-Party zu veranstalten, verfolgt fem*vak nicht das Ziel, andere Personengruppen auszuschließen. Es geht darum, einen Raum zu schaffen, in dem sich alle sicher und ungestört frei ausleben können. FLINTA* erleben im Alltag und vor allem im Partykontext immer wieder diskriminierendes Verhalten, hauptsächlich durch cis-Männer. Dies geschieht bewusst, aber auch unbewusst, durch Blicke oder „nett gemeinte“ Kommentare und lässt sich schlichtweg nicht vermeiden. Daher möchte fem*vak für euch und uns FLINTA* zumindest einen Abend ermöglichen, an dem man sich nicht mit irgendeiner Macker-Scheisse auseinander setzen muss – das ist nämlich ganz schön nervig.

Woher weiß ich, ob ich kommen darf?
Niemandem steht es zu, anhand vom Aussehen oder andern Kriterien zu selektieren. Es ist deine eigene Verantwortung, dir und anderen gegenüber. Es wird ein Awarenessteam geben, das bei Bemerkung von bestimmten Verhaltensweißen eingreifen und die Menschen des Gatherings wie auch der Party verweisen wird.

Für die Party wird eine Spende von 5-10€ empfohlen. Alle Einnahmen werden dem Veranstaltungsort gespendet.

Wir freuen uns auf euch!
Eure fem*vakker:innen <3

Solidarisiert euch mit uns!


Cedits: fem*vak

LUCY LUCY LUCY

LUCY is coming to town!

Partyname:LUCY LUCY LUCY
Zeit:25.09.2021, 12:00 Uhr
Location:Pittlerwerke
Acts:AGYENA
I$A
Ra-min
D.TIFFANY
Marcel Dettmann
Tickets und weitere Infos auf: https://www.tixforgigs.com/Event/38810

On 25.09.2021, Lucy will celebrate its debut in the Pittlerwerke. It is the first event of the new party series and is intended to establish itself as a multi-day festival in the Pittlerwerke in the future. The organisers from Leipzig and Berlin want to create a new vibe with Lucy, an intimate event whose line-up represents the openness of the music scene.
When great energies collide in a storm of light, you better hold yourself tight cuz you might just fly.


Cedits: LUCY

Track-Premiere: DJ Unisex „ICE 101 nach Köln“ (SELF)

Was passiert, wenn die Kinder der letzten DDR-Generation aus dem Dresdner Uncanny Valley und der Dessauer B-Boy-Platte von Magic Mayer in die Clear Memory City ziehen? Richtig, sie gründen ein Vinyl-only-Electrolabel in der Presswerkstadt.

„The Arrival Of Unisex & Ernst“ heißt die Debüt-EP des neuen Retro-Futurismus-Labels „Self Learning System“ aka SELF. In sechs Tracks entwerfen Friedrich Ernst und DJ Unisex eine stilsichere Vision von hiphop-beeinflusstem Electro. Ist ja auch logisch, wenn die Eltern „Beat Street“ statt „Kevin allein zu Haus“ zu Weihnachten anwerfen. Aus der Leidenschaft für HipHop wurde für beide die Faszination an den Beats dahinter: von Boston’s Arthur Baker „Breaker’s Revenge“ über „Planet Rock“ von Afrika Bambaataa aus der Bronx und schließlich „Clear“ von Cybotron aka Juan Atkins und Richard Davies aus Detroit.

Es dauerte nur ein Jahr nach dem ersten Analog-Hardware-Jam der beiden Wahl-Leipziger, bis das Ergebnis der fruchtbaren Kollaboration an Synths und Grooveboxen in schwarzes Vinyl gegossen wurde. Wertvolle Unterstützung genoss das Duo durch das begeisterte Inch By Inch Distro-Team und deren gute Verbindung zu R.A.N.D., sodass die liebevoll gestaltete Platte auch international erhältlich sein wird.

Das menschliche Gehirn als selbstlernendes System innerhalb eines ähnlich tickenden Netzwerkes von Menschen und ihren Maschinen wurde von beiden bewusst ins ästhetische Zentrum ihres Do It Yourself-Projekts gesetzt. Die 12″ enthält zusätzlich einen A2-Druck des Acryl-Gemäldes „Fabric“ von Dominik Widmann. Das Label-Logo wurde von planetluke.com kreiert. Mein nachhaltiger Eindruck: SELF ist reflektiert, reell, rank.

Viel Spaß bei der Premiere von „ICE 101 nach Köln“, dem Abschlusstrack der EP von DJ Unisex. Die Platte erscheint offiziell am 24.9.21 und kann im Sleeve, Vary, InchByInch und natürlich auf Bandcamp gekauft werden.

Alle Tracks der EP „The Arrival Of Unisex & Ernst„

#1 Friedrich Ernst – Seismic Dreams: Souveräner Electro-Funk, der sich unfassbar relaxt und erfahren vorstellt: „Learning machines program that beat.“

#2 Friedrich Ernst – Cyborg Rats: Es lebe die Word Up Snare! Das entschlossene Brett von einem Track zeigt seine Arpeggio-Sägezahne und liefert im zweiten Drittel eine wunderbare Wave-Chorus-Melodie.

#3 DJ Unisex & Ernst – Retro Desire: Ein modulierter Miami-Bass zieht unter West-Coast Vibes die Blicke auf sich, der Beat ist angenehm dreckig.

#4 DJ Unisex – All I Do Is Program: Uptempo Electro Acid ist mein Kryptonite.

#5 DJ Unisex – No Escape: Angenehm fieser Track, der fast ohne Melancholie-Synth auskommt.

Links

· https://soundcloud.com/self-learning-system/
· https://selflearningsystem.bandcamp.com
· https://www.instagram.com/self.learning.system/

Bild: Friedrich Ernst, DJ Unisex, Foto: Booga


Ihr habt ein Release am Start und möchtet eine Rezension oder Track-Premiere bei frohfroh landen? Dann solltet ihr ein paar Dinge beachten:
1. Von der Kontaktaufnahme bis zum Release-Datum sind noch mind. vier Wochen Zeit.
2. Der Veröffentlichung liegen vollständige Musikdateien, Biografien der Künstler:innen, Pressetext und Labelbeschreibung bei.
3. Über physische Releases (Vinyl, Kassette, CD, USB Stick, Notenblatt) freuen wir uns besonders.
4. Never forget: Wir sind Überzeugungstäter:innen, keine Dienstleister:innen.
5. Kontakt über review@frohfroh.de

10 years of café KAPITAL!

September / KW 37 Am Samstag feiert das süße, kleine Café KAPITAL in der GfZK sein 10 jähriges Jubiläum. Besitzerin Marie Walter & Team möchten Danke sagen und laden deshalb zu einer ausgiebigen Sause ein.

Partyname:10 years of café KAPITAL!
Zeit:18.09.2021, 17:00 Uhr
Location:DAS KAPITAL – Café und Bar in der GfZK Leipzig
Acts:DJ MELLON (input, waldbrand)
JEWELRY (dunst, zeitraum)
NAITWA (petrola,nice4what,drive)
DJ ULUDAG (waldbrand)

Seit 2011 betreibt Marie Walter das Café der Galerie für Zeitgenössische Kunst. Ihr Team, ein ebenso bunter Haufen, wie ihr Publikum, setzt sich aus Künstler:innen und Studierenden zusammen und ist sozusagen eine eigene Familie, dass nun auf 10 erfolgreiche und schöne Jahre zurückblicken kann.

Das Café der GfZK wurde schon seit 2006 von Künstler:innen immer wieder neu gestaltet und benannt. Das nun aktuelle Café „DAS KAPITAL“, wurde vom Leipziger Designer Markus Dreßen konzipiert.

Für viele ist DAS KAPITAL inzwischen ein Lieblingsort geworden. Es lädt zum Entspannen aber auch zum Arbeiten ein. Wie ein offenes Wohnzimmer – womöglich das mit einer der schönsten Freisitze der Stadt.

Dieser Ort bietet schon deshalb mehr als ein normales Café. Er ist ein Ort für offene Kommunikation, für Begegnungen aber auch für Unterhaltung.
Hier finden Lesungen in Zusammenarbeit mit der Literaturzeitschrift: Edit, dem DLL und auch mit Leipzig liest statt.

Nicht zufällig gibt es auch seit kürzerem die Veranstaltungsreihe Elektro-Friday der jüngeren elektronischen Musikszene Leipzigs.

In diesem Ambiente kommen also Jung und Alt, Studierende, Musiker:innen, Künstler:innen und begeisterte Stammgäste immer wieder gern zusammen.


Cedits: DAS KAPITAL & DJ MELLON

Halftime Season Closing

September / KW 37 Was?! – Closing? So weit schon? Wer die Halftime im Conne Island noch nicht besucht hat, muss unbedingt noch vorbeischauen!

Partyname:Halftime Season Closing
Zeit:15.09.2021, 17:00 Uhr
Location:Conne Island
Acts:Halftime-Crew

Das Ende des Sommers steht an und damit auch das Ende der Halftime Saison. Nicht schlimm, denn das Beste kommt eh immer zum Schluss. Deswegen gibt´s dicken Sound von der Halftime-Crew höchstpersönlich. Es wird musikalisch divers UND es wird richtig gut!

17-18 All in Halftime Crew
18-19 Action Bronko
19-20 Leeza
20-21 Nina Frizzante
21-22 Bunny Tsukino
22-23 WSX.

Da der Einlass begrenzt ist, hat die Crew einen Telegram Channel eingerichtet, über den sie euch informiert, ob der Freisitz zu voll ist. Wenn das der Fall ist, vermeidet bitte lange Schlangen und kommt später wieder.

Also noch schnell sein und Platz sichern!


Cedits: klub: conne island

Podcast-Tipp: Raveland

In unserer letzten Talk Talk-Folge zum Abschied von Kathi Groll wurde es schon angeteast, nun ist es soweit: Die erste Staffel ihres neues Podcasts „Raveland“ ist gestartet. Und er ist großartig.

Dass Kathi nicht nur bei uns die regionale Clubkultur journalistisch begleitet hat, dürfte bekannt sein. Ihr eigentlicher Job ist Moderatorin und Redakteurin bei MDR Sputnik. Neben ihrer monatlichen Sendung „Clubperlen“ hat Kathi nun ein neues Projekt gestartet, das hoffentlich eine Menge Aufmerksamkeit erhalten wird.

Denn „Raveland – Landlust, Techno und Provinzraves!“ setzt den Spot auf die Clubkultur-Szenen abseits der großen Metropolen. Auch dort – in Dörfern und kleinen Städten – gibt es gut kuratierte Partys mit anspruchsvollem House und Techno sowie viel Leidenschaft.

„Es gehört viel Mut dazu, auf dem Land einen Club zu betreiben. Denn du hast keine Nachtbusse, viel weniger junge Leute und die musst du aus der ganzen Region irgendwie in den Laden ziehen, um damit zu überleben! Ich möchte wissen, was die Akteur:innen antreibt!“

Für die erste Staffel war Kathi in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen unterwegs und hat mit zahlreichen Akteur:innen aus der Provinz gesprochen. Die ersten drei Ausgaben sind bereits online in der ARD Audiothek, bei Apple Podcasts und Spotify – es folgen noch drei weitere.

Was sollen wir sagen: Wir sind hyped und freuen uns sehr für Kathi – danke für deinen Enthusiasmus und diesen spannenden, top-produzierten und sehr persönlichen Podcast. Abonnieren und liken nicht vergessen!

Touch my inner flower

September / KW 36 Audiovisuelle Flora im Gewandhaus Leipzig

Partyname:Touch my inner flower
Zeit:10.09.2021, Einlass 18:30 Uhr / Beginn 19:00 Uhr
Location:Mendelssohn-Saal / Gewandhaus Leipzig
Acts:[re:so]~kollektiv
Tickets und weitere Infos auf: www.wasistwert.info

Am 10.09.2021 werden Pflanzen und einige der Gartenblumen und Stauden des Klostergartens Posa den Mendelssohn-Saal des Gewandhauses zu Leipzig nicht nur schmücken, sondern auch von Menschenhand bespielt und hörbar gemacht. Die letztes Jahr im Garten des Klosters uraufgeführte Klangperformance wird unter dem Namen »Touch my inner flower« ab 19 Uhr Resonanzen zwischen Menschen, Maschinen, Pflanzen und Instrumenten erzeugen.

Die interdisziplinär-experimentelle Performance bezieht dabei ihre künstlerischen Kräfte aus dem Jahr der Isolation, als Folge der Coronapandemie und baut die Erfahrungen in die Klangperformance ein.

Das Tabu der körperlichen Berührung ist in Zeiten von Corona zu einem Sinnbild des Fehlens von resonanten Wechselspielen untereinander geworden.

Berührungen zwischen Körpern und Pflanzen werden hier über elektronische Modulierungen hörbar gemacht und resultieren im Zusammenspiel mit analogen Instrumenten zu einer, sich immer wieder neu entfaltenden Klangformung. Dabei werden Dialoge aus Musik, Tanz, Performance, Videoinstallation, Licht und Projektionskunst die Zuschauer:innen auf eine gemeinsame Erfahrungsreise mit allen Sinnen einladen.

Eine Veranstaltung des [re:so]~kollektivs in Kooperation mit dem WERT Kollektiv.


Cedits:
Arian Hagen Klavier, Esther Karlson Violine, Henrik Baumgarten Klarinette, Philipp Franke Synthesizer, Vivian Hilbig Bassflöte, Valentin Tornow Schlagzeug, Hannah Pauline Mühlfeldner & Jessica Klose Performance, Jörg Röder Tanz, Alexander Range & Julia Burja Videoproduktion/ Installation, Ester Kamüller Gesang, Maxim M. Chubarov Kraszavin Konzeptkunst/Projektion/Dokumentation, WERT Kollektiv & Benjamin Weber Multimedia-Artist/Projektion/Kamera, WERT Kollektiv & Mariann Mede Floralkunst, Lisa Ludwig Berührung, Ella Voss Begrüßung, Verena Fischer Dramaturgie, Johannes Uhl Ton/Technik

Long Range Tracking – Deep in the Drake Passage

September / KW 36 Immersive und audiovisuelle Installation von Víctor Mazón Gardoqui.

Partyname:Long Range Tracking – Deep in the Drake Passage
Zeit:10.09.2021
Location:ZiMMT
Act:Víctor Mazón Gardoqui
Infos zur Teilnahme auf zimmt.net

Die Arbeit stellt die Akustik der marinen, wissenschaftlichen und militärischen Ökosysteme der Unterwasserwelt in der südlichen Region der Erde gegenüber.

Ein Wirkungsbereich, der durch eine immersive Mehrkanalkomposition artikuliert wird, mit Hilfe von Schallquellen, die von militärischen, wissenschaftlichen und selbstgebauten Geräten auf der Route von Punta Arenas in die Antarktis an Bord des Militärschiffs Aquiles XXI über einen Zeitraum von 32 Tagen aufgenommen wurden.

Das Stück verbindet anthropogene und geogene akustische Phänomene, die Wechselwirkung mechanischer und elektromagnetischer Wellen in einer vertikalen Achse, die von Satellitennavigationssystemen bis hin zu Sonarbrechungen in den Tiefen der Drake Passage reicht. Ein Ort, an dem drei Kontinentalplatten und drei Ozeane zusammenlaufen, und somit einer der gefährlichsten und mächtigsten Orte auf unserem Planeten.

Die Ausstellung von Víctor Mazón Gardoqui läuft noch bis zum 19.09.2021 im Zentrum für immersive Medienkunst, Musik und Technologie: ZiMMT.


Cedits:
Foto: Víctor Mazón Gardoqui

RESONANZ in der Spinnerei #jahrderresonanz

September / KW 36 Wann hörst du? Wann siehst du?

Partyname:RESONANZ in der Spinnerei #jahrderresonanz
Zeit:09.09.2021, 19:45 Uhr Einlass / 20:00 Uhr Beginn
Location:Werkschauhalle Spinnerei
Acts:Merlin Rainer (Malerei), Denis Cvetkovic (Performance), Hakim Azmi (Sound)

Spätestens seit John Cage auf die Bühne der modernen Komposition getreten ist, stand eines fest:

die Musik hört niemals auf, nur, wann wir ihr zuhören bestimmen wir.

Bei der Malerei verhält es sich ähnlich. Der Zeitraum, in dem wir uns einem Motiv annähern, ist begrenzt, obgleich wir permanent von Bildern umgeben sind.
Was genau verleitet uns jedoch dazu, diesem Ton zuzuhören, diesen Strich übers Papier zu ziehen und den anderen nicht? Dieser Frage versuchen wir, mit der multimediale Performance „Resonanz“ nach zu gehen. In einem Dreieck aus Tanz, Sound und Malerei begeben wir uns auf die Suche, nach Schnittstellen und Impulsen, die uns veranlassen das Eine aufzunehmen und das Andere nicht.

Eine Performance im Rahmen von #jahrderresonanz von WERT.

Unmut im mjut – ein Zwischenstand

Das ehemalige Awareness-Team des mjut hat in einem Blog mehrere Vorwürfe gegen den Club erhoben. Wir haben unter anderem ein Interview mit den Autor:innen des Blogs geführt.

Nachtrag unten (22. September 2021)

Timeline

Am 23. Februar erscheint auf Instagram der erste Post von @nicht__schweigen, einem Account, hinter dem ein Teil des ehemaligen Awareness-Teams aus dem mjut steht. Eine Woche zuvor, am 16. Februar, wurde bereits ein Blog ins Leben gerufen – nichtschweigen.noblogs.org. „Wir schreien auf“ lautet der Titel des ersten Beitrags.

„Wir, das ist ein Teil eines ehemaligen Mjut-Awarenessteams,“ schreiben Nicht Schweigen im ersten Satz. „Wir haben ein Jahr lang geschwiegen, warum wir den Club verlassen haben. […] Jetzt aber hat sich das Mjut zu ‚Seximus in der Clubkultur‘ geäußert  – mit einem Statement, das wir so nicht stehen lassen können.“ Nachdem ein Beitrag des mjut am 09. Februar zu unserer „Täter an den Decks“-Recherche in den Augen des ehemaligen mjut-Awareness-Teams das Fass zum Überlaufen bringt, folgt eine Reihe von Beiträgen und Vorwürfen. 

„Im Februar 2020 wurde ein Mitglied unseres Teams ‚gekündigt‘ – in Anführungszeichen, weil eine Kündigung ohne Arbeitsvertrag und ohne Kooperationsvereinbarung schlecht möglich ist – als einziges Mitglied, als einzige trans Person im Team,“ schreibt die Gruppe in ihrem ersten Text. „Ideale vertragen sich nicht mit der harten Realität eines Clubs – haben wir gelernt. Eine Awareness-Person pro Schicht für den ganzen Club, eine Ecke im Keller hinter einem Vorhang als Rückzugsort,“ steht in „Awareness trifft Burnout II“ geschrieben. In ihren Texten greifen die Nicht Schweigen-Autor:innen aber nicht nur konkrete Erlebnisse aus ihrer Zeit im mjut auf, sondern bringen regelmäßig strukturelle Einordnungen mit unter. Auch auf diesem Blog wird also Awareness-Arbeit betrieben: Im zweiten Text namens „Misogynie – die ‚Frau‘ ist schuld“ erfolgt beispielsweise eine Einordnung zu Kommunikation, Macht und Misogynie. In weiteren Texten wird die Awareness-Arbeit selbst thematisiert.

Anschließend werden mehrere Posts, verteilt über mehrere Wochen im März und April, veröffentlicht. In den Content Notes und Trigger Warnings sind folgende Stichwörter zu lesen: Sexismus, Transfeindlichkeit, Neoliberale Ausbeutung, Misogynie, Tone Policing, Burnout, Ausbeutung, Diskriminierung und Awareness. Bis heute sind insgesamt sechs Instagram-Posts, beziehungsweise sechs Blogposts veröffentlicht wurden. Der Nicht Schweigen-Instagram-Account hat zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels 214 Follower:innen.

Parallel dazu, nach einer fünfmonatigen Winterpause – zumindest auf Social Media – meldet sich das mjut nach dem letzten Instagram-Post vom 02. Oktober 2020 am 25. März 2021 zurück. Angekündigt werden die Online-Veranstaltungen re:start talking, re:start listening und re:start raving im Rahmen des Geburtstagswochenendes; ein Online-Panel mit verschiedenen Gäst:innen sowie ein Livestream mit Fokus auf Livemusik und ein dritter Livestream mit Fokus auf elektronische Musik. Zudem wird die zweite „surroundings“-Compilation beworben. Auf die Vorwürfe von Nicht Schweigen wurde zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels nicht öffentlich eingegangen.

Die frohfroh-Redaktion wurde Ende März auf die Vorwürfe, die durch Nicht Schweigen thematisiert wurden, aufmerksam und entschied, das Thema redaktionell aufzugreifen. Ziel war es, beide Parteien anzuhören und die potenziellen Antworten auf unsere Anfragen auf unserem Blog gegenüberzustellen. Im Zuge dessen kontaktierten wir den Nicht Schweigen-Account und baten um ein Interview. Die schriftliche Antwort erfolgte am 4. Mai und ist im folgenden Text zu lesen.

Das mjut wurde durch uns am 1. Juni kontaktiert und wir bekamen zwei Wochen später, am 14. Juni, eine Antwort. Der Inhalt der Antwort und der weitere Kontaktverlauf werden nach dem untenstehenden Interview mit Nicht Schweigen aufgegriffen.

Disclaimer 

Es ist keinesfalls unsere Absicht, das mjut zu „canceln“ oder Leser:innen dazu zu motivieren, Hassnachrichten an das mjut zu senden. Wir möchten einen Rahmen schaffen, in dem Clubs und ihre Akteur:innen kritisch hinterfragt werden können und in dem eine Auseinandersetzung mit Diskriminierungsformen stattfinden kann. 

Als Online-Magazin für elektronische Musik in Leipzig sehen wir es als unsere Aufgabe, aktuelle Entwicklungen in der Clubkultur und der dazugehörigen Szene vor Ort zu begleiten und aufzugreifen. Wir schreiben nicht nur Rezensionen und Künstler:innenporträts, sondern üben auch Kritik an den vorherrschenden Zuständen. Was wir nicht wollen, ist Einzelpersonen oder ganze Einrichtungen zu ruinieren. Unser Ziel ist es, alle Akteur:innen der Szene anzuhören und auch über schwierige und dabei oft nicht leicht zu lösende Konflikte und Debatten zu berichten.  

Klar, wir als frohfroh möchten dabei eine unabhängige Instanz darstellen. Ob das gelingt, in der Vergangenheit immer gelungen ist und gelingen wird, daran arbeiten wir als Redaktion und als Autor:innen. Im Zuge der Recherche für diesen Artikel habe ich jedoch als Autorin einige unangenehme Situationen erfahren müssen, die für mich mehrere Fragen in den Raum geworfen haben: Wie lässt sich innerhalb dieser Subkultur Privatperson von Szeneakteur:in trennen? Können Diskurse über komplexe, durchaus auch unangenehme, Thematiken überhaupt noch stattfinden, wenn das nicht gelingt? Was bedeutet Unabhängigkeit in dieser Szene überhaupt, die so eng vernetzt ist? Wie können wir versuchen, sie im Spannungsfeld eigener Verflechtungen und Überzeugungen zu gewährleisten? Und wie wird uns dabei professionell und privat begegnet?

Konkret: Ich stelle eine professionelle Anfrage an eine der involvierten Parteien und die Kommunikation erfolgt schriftlich per E-Mail. Außerhalb von dieser Kommunikation, in meiner Freizeit und ohne Vorwarnung, werde ich von Einzelpersonen von jener Partei auf meine Recherche angesprochen und unter Druck gesetzt. Ich betone dabei mehrfach, dass ich in diesem Moment nicht über die Recherche sprechen möchte, insbesondere nicht vor Veröffentlichung und nicht in diesem Rahmen – was nicht akzeptiert wird. 

Inwieweit habe ich noch Lust und vor allem den Mut, diese Thematik weiterhin zu behandeln und unter meinem Namen einen Artikel zu veröffentlichen? Wenn ich mich mit einer kritischen Recherche als Journalistin in der Clubszene bewege, inwiefern gefährdet das a) meine Freund:innen- und Bekanntschaften und b) mein Dasein als DJ und Veranstalterin? Können es sich Menschen, die nicht anonym bleiben, leisten, unangenehme Themen aufzugreifen und kritische Fragen zu stellen, solange sie Teil der Szene sind und sein möchten?

Dieser ‚Exkurs‘ ist dem Interviewteil vorangestellt, um die Komplexität der gesamten Situation zu verdeutlichen und eine zeitliche Einordnung vornehmen zu können. Und gleichermaßen aufzuzeigen, mit welcher journalistischen Sorgfalt vorgegangen wurde und welche Fragen mich als Autorin in dieser Sache weiterhin beschäftigen. Jetzt kommen wir – endlich – zu den Fragen und Antworten von Nicht Schweigen. 

Interview

ff: Euren Texten nach zu urteilen möchtet ihr mit eurer Plattform als Ansprechpartner:innen für all jene agieren, die diskriminierende und anderweitig unangenehme Erfahrungen mit dem mjut gemacht haben. Inwiefern erlauben die bisherigen Strukturen aus dem mjut so eine Auseinandersetzung nicht?

Nicht Schweigen: Es gab keine offizielle, interne Stelle, an die sich mit Kritik gewandt werden konnte. Die Stelle, die sich mit Diskriminierungen auseinandergesetzt hat, waren wir, aber wir fanden bei der Clubleitung und beim Großplenum kein Gehör. Und wenn wir selbst betroffen waren, hatten wir keine Möglichkeit, uns intern auszutauschen. Kritik wurde oft ins Private verlagert, in Mitarbeitendengespräche, die als 1:1-Situation zwischen Clubleitung und betroffener Person stattfanden.

Die gesamte Stimmung gab keine vertrauensvolle Atmosphäre her, in der Kritik offen geäußert werden konnte – und wenn sie im Großplenum, konfrontativ, geäußert wurde, wurde das zu einer „alle gegen die kritisierende Person“-Situation bzw. als „nicht angemessenes Thema“ abgewiegelt.

Kritik, vor allem an sexistischen und transfeindlichen Strukturen wurde als „beschweren“ dargestellt, manchmal auch als „nörgeln“ oder „jammern“. Das Framing war, dass wir „überempfindlich“ seien, anstatt uns um wichtigere Probleme zu kümmern.

Das wurde durch die cis-männliche Leitung verstärkt, die sich – unserer Ansicht nach – am liebsten gar nicht mit struktureller Diskriminierung auseinandersetzen wollte.. Kritik, aber auch persönliche Betroffenheit, kann nicht geäußert werden, wenn zuerst Bildungsarbeit geleistet werden muss, warum das genannte Verhalten überhaupt problematisch ist.

Zu Beginn gab es noch den den Plan, eine Mediation zu ermöglichen, dafür sollte jedoch kein Geld ausgegeben werden und somit verlief sich das im Sande. Einer der Punkte, die wir kritisieren: Das mjut möchte am liebsten nie Geld für emanzipatorische oder teaminterne Maßnahmen zur Verringerung von Diskriminierung ausgeben.

Ihr sprecht zugleich konkrete Situationen und tieferliegende gesellschaftliche Issues an. Wie ordnet ihr eure Plattform ein – als Bildungsplattform für die Mitarbeiter:innen des mjut? Als Bildungsplattform für die Szene im Allgemeinen? Als Outcalling-Plattform?

Als Bildungsplattform für alle, die Interesse haben, sich sowohl diskriminierenden Strukturen, als auch den konkreten Situationen innerhalb dieser zu beschäftigen. Natürlich reden wir vor allem über das, was uns im mjut passiert ist, aber gleichzeitig ist das mjut kein einzigartiger Ort. Die dahinterliegenden, diskriminierenden Strukturen sind allumfassend – eben strukturell. Wir wollen darauf aufmerksam machen, was oft hinter der hübschen, linken Fassade von Clubs stattfindet und was durch Menschen unterstützt wird, die den Club unhinterfragt besuchen.

Ihr hebt in eurem Statement vom 16.2. hervor, dass die einzige trans Person aus dem Awareness-Team gekündigt wurde. Ihr schreibt, dass das auf Transfeindlichkeit zurückzuführen ist, wie könnt ihr das erklären? – bzw. wird im Text vom 28.03. geschrieben: „‚Lass mich in Ruhe, ich hab keinen Bock darauf.‘, war die Antwort, als im Plenum höflich (aber nachdrücklich) darauf bestanden wurde, nicht dauerhaft als Frau misgendert zu werden. Eine Person zu zwingen, in zunehmender Lautstärke die eigenen Pronomen und den eigenen Namen zu wiederholen, um endlich korrekt angesprochen zu werden – und darauf mit Verärgerung zu reagieren (anstatt sich zu entschuldigen und es besser zu machen), ist ein eindrückliches Zeichen dafür, wie ignorant nicht nur mit der Awareness als politischer Struktur, sondern auch mit der Identität der einzelnen Mitarbeitenden, umgegangen wurde.“ Wurde die Auseinandersetzung im Anschluss im Plenum diskutiert? Gibt es Gründe dafür, dass in euren Texten der gesamte Club und nicht einzelne Akteur:innen benannt werden? 

Die einzige trans Person im Team wurde in einer semi-öffentlichen Awareness-Telegram-Gruppe des mjut gekündigt (beziehungsweise eine weitere Kooperation ausgeschlossen), als Begründung wurde ihre „Einstellung und Arbeitsweise“ angeführt. Offenstehende Honorare wurden nicht bezahlt.

Das geschah zeitnah an das genannte Großplenum, in dem das Misgendern konsequent übergangen worden ist, ebenso wie die Kritik daran. Es gab keine Auseinandersetzung. Das Großplenum ist dazu da, alle Teile des mjut gemeinsam an einen metaphorischen Tisch zu setzen. Wenn trans Personen an diesem Tisch dauerhaft in ihrer Existenz hinterfragt bzw. negiert werden, sich dabei keine Person unterstützend neben diese stellt und dieses Verhalten als „normal“ wahrgenommen wird, dann ist die strukturelle Transfeindlichkeit zu kritisieren, anstatt einzelne Akteur_innen als „Sündenböcke“ darzustellen. Nicht nur agierende Täter_innen, sondern auch die schweigende Mehrheit, die Betroffene alleine mit der diskriminierenden, übergriffigen Situation lässt, ist ein zu benennendes Problem.

Ihr schreibt im Statement vom 09.03.: „Wenn wir eine Toilette für FLINTA wollten – kümmert euch selbst darum. Wenn wir die Auswahl an sexistischen DJs kritisierten, wurde ‚die DJ-Debatte‘ als zutiefst störend und lästig wahrgenommen – und dies auch so kommuniziert. Machten wir deutlich, dass die Arbeitsbelastung an und über unsere Grenzen ging, wurden wir ausgelacht – wir täten doch nichts, das bisschen Awareness! Wünschten wir uns klare Strukturen, statt ‚macht doch Obst und Klopapier und alles andere auch, was so anfällt!‘ wurde uns fehlende Spontanität und Flexibilität vorgeworfen.“ Mit wem fanden diese Gespräche statt und woran liegt es eurer Meinung nach, dass solche Angelegenheiten im mjut keine Wertschätzung und Aufmerksamkeit bekommen?

Diese Gesprächen fanden sowohl in den Großplena des mjut, als auch im direkten Kontakt zur Clubleitung, statt. Wie wir bereits schrieben, denken wir, dass es daran liegt, dass „Awareness“ als „Feigenblatt des politischen Diskurses“ verwendet wird, ohne sich tiefergehend mit den Bedürfnissen und Strukturen in einer diskriminierenden Realität auseinandersetzen zu wollen. Das führt dazu, dass mit der Gründung und der Schichtübernahme des Awarenessteams die Problematiken „Sexismus“ und „Patriarchat“ als erledigt angesehen wurden, anstatt es als Anfang einer Auseinandersetzung zu sehen. Wir sollten das Ende einer Debatte sein, anstatt als deren Beginn begriffen zu werden. Leider verschwinden diskriminierende Strukturen nicht einfach von Zauberhand, sondern müssen bewusst bearbeitet und reflektiert werden.

Was haltet ihr davon, dass das mjut sich bisher nicht zu euren Statements geäußert hat?

Als Personen, die sich seit über einem Jahr mit dem Kommunikationsverhalten des mjut auseinandergesetzt haben, bevor wir mit Nicht Schweigen begannen, wundert uns dieses Verhalten nicht. Wie bei „Monis Rache“ und der sogenannten „DJ-Debatte“ (eine interne Auseinandersetzung, bei der es um sexistische Texte von DJs ging) scheint das mjut bevorzugt Kritik auszusitzen, statt sich mit ihr auseinanderzusetzen.

Was wünscht ihr euch vom mjut? Wie würde eine wünschenswerte Reaktion auf die Statements aussehen?

Ein „zurück zu den Wurzeln“ des mjut, das als Kollektiv mit Augenhöhe und großen Plänen bezüglich Inklusion und antidiskriminierender Arbeit begonnen hatte. Einsicht der eigenen Fehler, der eigenen, diskriminierenden Strukturen und das ehrliche Vorhaben, es zukünftig besser zu machen.

Wir wünschen uns einen echten, linken Club, der seine Aufgabe als „ein bisschen sichererer Raum“ ernst nimmt, anstatt auf Symbolpolitik zu setzen. Wir wünschen uns einen Raum, in dem Menschen sicher feiern gehen können und sich auch bei Kritik ernsthaft damit auseinandergesetzt wird. Wir wünschen uns eine Anerkennung unserer Arbeit und der Mühe, die wir in die Aufarbeitung stecken, anstatt Diffamierung und persönlicher Angriffe.

​​​​​​​Eure Instagram-Beiträge wurden per Privatnachricht über den mjut-Account mit Follower:innen geteilt. Wart ihr in diesem Prozess beteiligt?

Auch wenn uns diese Aktion gerne zugeschoben wird, waren wir daran tatsächlich vollständig unbeteiligt – keine Person von uns hat die Zugangsdaten zum mjut Insta. Wir danken der Person, die das getan hat, dennoch von Herzen und freuen uns über diese sichtbare Solidarität aus den Reihen der aktuellen Mitarbeitenden – wir hoffen, es gab für dich/euch keine Konsequenzen/Sanktionen dafür!

Möchtet ihr Reaktionen teilen, die euch im Zuge eures Statements erreicht haben?

Von Lob bis Kritik war alles dabei. Am meisten hat uns berührt, dass wir Reaktionen bekamen, dass Menschen dankbar sind, dass wir uns damit beschäftigen. Außerdem gab es oft die Reaktion, dass es gut sei, dass sich endlich mit den Strukturen beschäftigt werden würde und Anerkennung für die Arbeit, die wir uns machen. Wir bekamen aus unterschiedlichen Richtungen, auch anderen Clubs, solidarische Nachrichten, das hat uns eher überrascht und gefreut.

Kritik gab es für den Zeitpunkt, mitten in der Pandemie, wenn es um Clubs und Kultur ohnehin „schlecht bestellt sei, und dafür, dass wir anonym schreiben. Damit haben wir uns intern auseinandergesetzt. Wir wollen nicht „den Club zerstören“, sondern Veränderungen. Eben… „nicht schweigen“, statt in falsch formulierter Solidarität, in Passivität zu verharren. Außerdem ein paar persönliche Beleidigungen auf dem Niveau von „Ihr Opfer“, das war aber zu erwarten gewesen. 

Gibt es (noch) Fragen, die ihr dem mjut stellen wollt?

Inwiefern setzt ihr euch mit der Kritik intern auseinander? Verfolgt ihr das, was wir schreiben? Erkennt ihr an, dass in dieser Auseinandersetzung viel Arbeit, Mühe und Analyse steckt oder ist es euch egal? Wie könnt ihr unsere Kritik mit eurem linken Selbstbild vereinbaren? 

Was wünscht ihr euch von der Leipziger Szene oder der Clubkultur im Allgemeinen?

Weniger Symbolpolitik, mehr Auseinandersetzung. Awarenessteams sind ein Anfang, kein Ende. Wenn wir irgendwann Awarenessteams überflüssig machen wollen, weil der gesamte Club, alle Anwesenden aware ist und Diskriminierung überwunden ist, dann muss daran gearbeitet werden. Awareness ist – als Form der Auseinandersetzung mit diskriminierenden Strukturen -, nichts, was einzelnen Personen überlassen werden soll, sondern Grundaufgabe jeder linken Struktur. Wenn wir herrschaftsfreie Räume wollen, muss daran gearbeitet werden. Das Private ist politisch. Wir wollen eine Auseinandersetzung, eine Auseinandersetzung mit Sexismus, Patriarchat, Transfeindlichkeit, Rassismus, Behindertenfeindlichkeit, Antisemitismus, Queerfeindlichkeit in den eigenen Räumen. Und dazu gehört als Grundlage die Anerkennung, dass diskriminierende Strukturen real sind und auch „linke“ Räume nicht davor gefeit.

Wenn ihr euch zu weiteren Situationen äußern möchtet, könnt ihr auch auf diese eingehen.

Weitere Situationen werden wir in zukünftigen Texten bearbeiten, um genügend Raum für eine angemessene Analyse haben zu können. Wir möchten auch nochmal drauf hinweisen, dass sich alle Menschen, die auch Probleme mit dem mjut hatten, bei uns melden können. Am liebsten per Email oder auf unsere Instagramseite. Wir sind solidarisch mit allen, die gleiches oder ähnliches erfahren mussten in der Clubszene. 

Einordnung mjut

Am 01. Juni kontaktierten wir das mjut und fragten nach einer Stellungnahme zu den Vorwürfen, die durch Nicht Schweigen erhoben wurden. Zudem leiteten wir die Fragen, die Nicht Schweigen in unserem Interview formuliert hatten, an den Club weiter. Eine Stellungnahme erfolgte in der Antwort, die wir am 14. Juni erhielten, nicht. „Wir vom mjut haben derzeit nicht vor eine Stellungnahme zu Nicht Schweigen zu veröffentlichen. Sollte ein Artikel eurerseits veröffentlicht werden, werden wir entsprechend reagieren und eine Stellungnahme bzgl. Nicht Schweigen veröffentlichen – über unsere Kanäle oder mit euch gemeinsam.“

Die Option einer Klärung oder eines Interviews per Mail oder anderweitig schriftlicher Form wurde als unmöglich gewertet, stattdessen wurde uns angeboten, Gespräche mit diversen aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter:innen zu führen, Protokolle durchzulesen und viel mehr. Da dieser Prozessvorschlag einer professionellen Mediation gleichte, zu der wir nicht in der Lage sind, lehnten wir dieses Angebot ab. Wir haben weder die Kapazitäten, noch die Ressourcen, eine solche Aufarbeitungsarbeit mit dem oder für das mjut zu leisten. 

Aber: In der dreiseitigen PDF wurden unter anderem die Fragen von Nicht Schweigen durch das mjut beantwortet. 

Nicht Schweigen: Inwiefern setzt ihr euch mit der Kritik intern auseinander? 

mjut: Wie schon geschrieben ist eine Auseinandersetzung mit dem Blog sehr schwierig. Es hat sich intern eine offene Gruppe gebildet, welche sich mit unseren Werten, einem Verhaltenskodex sowie Kommunikationsstrukturen auseinandersetzt. 

Verfolgt ihr das, was wir (die Macher:innen von Nicht Schweigen) schreiben? 

Ja, wir haben gelesen was sie schreiben. 

Erkennt ihr an, dass in dieser Auseinandersetzung viel Arbeit, Mühe und Analyse steckt oder ist es euch egal? 

Wir beschäftigen uns eingehend damit wie mit den durch Nicht Schweigen erhobenen Anschuldigungen umzugehen ist. Dass wir bereit sind in einen Dialog zu treten, zeigen unsere wiederholten Gesprächsangebote an frohfroh. Uns ist der Blog nicht egal, weshalb wir frohfroh auch immer noch anbieten unsere Protokolle offenzulegen. (Anm. d. Red.: Gesprächsangebote von Seiten des mjut, die vor des hier aufgeführten Frage- und Antwortkatalogs stattgefunden haben, gibt es unserer Perspektive nach nicht.)

Wie könnt ihr unsere Kritik mit eurem linken Selbstbild vereinbaren? 

In einer patriarchal geprägten Gesellschaft kommt man nicht umhin sich im eigenen Selbstverständnis ständig zu reflektieren. Seit der Veröffentlichung wenden wir viele Kapazitäten auf, um uns mit dem Blog auseinander zu setzen. Es fällt uns aber nicht leicht, weil er in unserer Wahrnehmung widersprüchlich ist und wir diese Widersprüchlichkeit alleine nicht auflösen können. Kritik anzunehmen ist für uns wichtig, denn nur so kann man erreichen sich von systemimmanentem Problem zu lösen und ein durch wahrhaftige Awareness gekennzeichnetes Miteinander zu etablieren. Die Art und Weise wie Nicht Schweigen ihre Kritik publiziert hat, hilft uns in diesem Prozess jedoch nicht. Eine derartig destruktive Kritik erschwert uns vielmehr die Realisierung utopischer Ideale.

Am 18. Juni hakten wir erneut beim mjut nach, um eventuell doch eine schriftliche Stellungnahme zu erhalten und stellten weitere Fragen, die auf den Inhalt der Vorwürfe bezogen waren. Eine Antwort erhielten wir am 01. Juli: „Wir möchten euch mitteilen, dass wir an einem Statement arbeiten. Der Blog ist inhaltlich umfangreich und uns ist wichtig möglichst alle Personen einzubeziehen, welche direkten Bezug zu dem Geschehen haben, das dem Konflikt zugrunde liegt. Dieser Prozess ist sehr zeitaufwendig. Darum möchten wir euch bitten mit einer Veröffentlichung eures Artikels zu warten, bis wir unser Statement erarbeitet haben.“ Weiter heißt es: „Die interne Aufarbeitung mit allen Leuten, die noch bei uns im Team sind und die bei der Entstehung des Konflikts schon im Mjut arbeiteten hat uns sehr geholfen die Vorwürfe, die gegen uns erhoben worden sind, aufzuarbeiten. So hat sich nach und nach der Kontext abgezeichnet, in dem sich der Konflikt entwickeln und derartig zuspitzen konnte. Um unsere Strukturen anpassen zu können, müssen wir ein detailliertes Verständnis für das damalige Klima im Mjut entwickeln. Nur so lässt sich genau beurteilen, was falsch gelaufen ist und was wir verändern müssen.“

Wir haben uns dazu entschieden, das Interview mit Nicht Schweigen als ersten Teil einer (hoffentlich) zweiteiligen Reihe und nach über zwei weiteren Monaten Wartezeit zu veröffentlichen. Wir sind eine eigenständig arbeitende Redaktion und können unsere redaktionellen Veröffentlichungen nicht von ungenauen beziehungsweise nicht vorhandenen Zeitangaben abhängig machen, weshalb wir der Bitte des mjut, mit der Veröffentlichung zu warten, nicht nachkommen können. Selbstverständlich verfolgen wir alle Entwicklungen, halten euch auf dem Laufenden und hoffen, dass dieser Konflikt für alle Parteien ein zufriedenstellendes Ende findet.


Vielen Dank an Jasmin Biber für die Illustration!

Nachtrag vom 22. September 2021: Das mjut hat am 19. September ein Statement veröffentlicht, das sich mit vielen Vorwürfen des „Nicht Schweigen“ Blogs auseinander setzt. Es wird über den internen Aufarbeitungsprozess gesprochen und es wird thematisiert, welche Änderungen der Club und das Kollektiv dahinter vornehmen möchte, um ein inklusiverer Raum zu werden; ein safer space. Das zehnseitige PDF haben wir euch verlinkt.