Bells Echo mit Kali Malone – ein Rückblick

Bells-Echo-Abende sind meist etwas Besonderes. Mit experimenteller Musik an außergewöhnlichen Konzertorten. Die vergangene Ausgabe hat das alles nochmals getoppt.

In den letzten Jahren hat die Bells-Echo-iiiinteriiiim-Reihe einige hochkarätige Ambient- und Experimental-Acts nach Leipzig geholt. Ben Frost war im UT, William Basinski in der Phillipuskirche und Maja Shenfield spielte in der Heilandskirche. Am vergangenen Samstag konnte Bells Echo sein zehnjähriges Jubiläum mit einem neuen Highlight „feiern“ – an einem für Leipzig und die Musikgeschichte extrem wichtigen Ort: die Thomaskirche. Einst Wirkungsstätte von Johann Sebastian Bach, heute Tourismusmagnet. Die fast einhundert Meter lange Einlassschlange dürfte dann aber auch für die Thomaskirche ein ungewohntes Bild gewesen sein.

Ein wenig wirkte es, als sei hier der derzeit gehypteste Club der Stadt. Mit solch einem Andrang hatten scheinbar auch die Veranstalter:innen nicht gerechnet. Obwohl die Kirche schon gut gefüllt war, musste das Konzert etwas später beginnen, weil draußen noch immer Leute anstanden.

Gegen 20:30 Uhr läuft Kali Malone dann über die Empore zu der riesigen Bach-Orgel und winkt lässig herunter in den Besucherraum. Die in Schweden lebende Komponistin und Organistin hat in den letzten sieben Jahren sehr beeindruckende musikalische Spuren hinterlassen. Vor allem durch ihre minimalistischen, kontemplativ verwobenen und zeitgenössischen Orgel-Stücke, die Ambient nochmals auf ein ganz anderes Level heben.

Die Thomaskirche ist der perfekte Ort für ihre Musik. Ihre lang ausgespielten, gleitenden Klänge erhalten hier einen angemessen erhabenen Rahmen. Anfangs wirkt es noch recht leise, es braucht etwas, bis sich meine Ohren an das nicht mikrofonierte Konzert gewöhnen. Doch der schlicht-imposante und hohe Raum der Thomaskirche resoniert schnell und schafft die richtige Balance. In voller Klarheit werden Kali Malones feine Soundschichten hörbar; und in den tiefen Frequenzen auch dezent spürbar.

Kollektives Abdriften

Wunderbar auch, dass durch die Kirchenorgel-Situation – das Instrument ragt auf der linken Seite erhöht weit nach oben – das klassische Konzert-Setting aufgehoben wird. Kali Malone ist quasi nicht zu sehen. Somit wird der Fokus unwillkürlich auf die Musik gelenkt. Und das gelingt äußerst gut. Im Publikum sind viele geschlossene Augen zu sehen – die Masse taucht ein, lässt sich auf die sanft-sakrale und doch modern arrangierte Atmosphäre von Kali Malones Stücken ein. So sehr, dass sich niemand traut, in den Pausen dazwischen zu applaudieren. Starke Momente der Stille und Erfurcht. Und des kollektiven Träumens, Gedankenabdriftens und sicher teilweise auch Eindösens.

Nach den ersten drei Stücken kommt Stephen O’Malley, Gründungsmitglied der legendären Drone-Doom-Band Sunn O))) und seit 2023 Ehemann von Kali Malone, mit dazu. Für die vier folgenden, vierhändig zu spielenden Stücke, unterstützt er sie. Das Ergebnis: noch weitere klangliche Schichten, teilweise etwas mehr Dynamik und ein lang gezogenes Ende mit. Selbst nach dem letzten Stück bleibt es erstmal still – solange, bis Kali Malone sich erhebt und sich beim Publikum und der Bach-Orgel verneigt. Danach bricht die angestaute Faszination und Freude über dieses Erlebnis bei den Besucher:innen heruas – mit einem langen Abschlussapplaus.

Ein neuer Meilenstein für Bells Echo – und eine wunderbare Premiere in der Thomaskirche. Gerne wieder.

Alle Bilder von Susann Bargas Gomez

KW 18 – Mittwoch

Der 1. Mai steht an – das heißt: Der Tag davor ist schon ein Rave-Day. Und er bietet einiges zur Auswahl.

frohfroh-Tagestipp //

Halftime Extended: Sweet 16 // Conne Island // 18:00 – 08:00 Uhr
w/ Goldie Palm b2b Ellen, P. A. Operators, Sam, Action Bronko b2b Neele, Balouv b2b John Minus Plus

Die Halftime-Saison vom Conne Island beginnt heute – immerhin schon die 16. Ausgabe und passendeweise an einem Mittwoch vor dem 1. Mai. Aus diesem Grund geht es heute auch länger. Erst auf dem Island-Freisitz, später im Saal bis zum frühen Morgen. Und das mit einem sehr schön kuratierten House- und Techno-Line-up mit lauter Local Heroes. Es wird sweet.


Außerdem heute //

My Grooves / Garage Ost, 19:00 – 03:00 Uhr – Noch mehr classic uplifting, breaky und soulful House gibt es auch im Osten. Die My-Grooves-Reihe kehrt zurück für einen frühen Rave in die Garage Ost. Dieses Mal mit Heron live und Filburt, Traxx Jr, F.D.M sowie Porpoise an den Decks

A Blink Blink Night / Dankbar, 20:00 – 02:00 Uhr – Nach einer großen Ausgabe fällt die Blink Blink Night an diesem Wochenende wieder etwas intimer aus. Mit dabei aber die Blink-Blink-Residents Nici Palm & Gabriele Storm mit ihrem wavig-treibenden Techno

Rude / Elipamanoke, 21:00 – 09:00 Uhr – Auch die Rude-Reihe ist zurück. Wieder mit ihrem erfrischend offenen Mix aus Cloudrap, Hyperpop, Techno und Neuro Funk. Dieses Mal mit dabei: Latifa Iguma, Facci OG, Emi X, Yaso, Annstoehn, Luzi, Ace, F.Feuerstein

Sachsentrance Mayday / Duqo, 23:59 – 22:00 Uhr – Sachsentrance feiert einfach seinen eigenen Mayday-Rave, mit drei Floors, indoor und outdoor, 24 Stunden lang und mit einem großen Techno-Trance-Line-up. Mit dabei: Akribisch Rapid, Atreo, Blame the Booker, Clju_2k, Eloisa, Hotboi2300, Johaensson, Krue, LetKidBe, Multifun b2b Pony, Nele + Lina, RaverPik, Sabu!, Shadylines, Traurig aber Trance, The Jakob Sister, Vbomb666 + Frühschoppen mit DJ Kanne

Krumm & Schief goes Absturz / Absturz, 23:30 – 06:00 Uhr – Krumm & Schief gibt dieses Mal einen Teaser auf das Wicked Waste Festival. Wieder mit einem wilden Mix aus schnellem Drum & Bass und Techno. Mit dabei: Fränk, ADM 666, Mc Lovin, Mr. Quint, Pj.Lomi, Atzetoni

Groove in den Mai / 360 Grad Waschbar, 22:00 – 03:00 Uhr – House, House, House mit Simon Phil.ter & Niklas Meier, Bajazo, Swen Dufke

KW 18 – Freitag

An diesem Freitag gibt es ein frohfroh-eigenes Date, yeah. Und natürlich noch weitere Tipps.

frohfroh-Tagestipp //

frohfroh präsentiert: From Leipzig’s Club With Love // Tapetenwerk, Büro K-03 // 17:00 – 24:00 Uhr
w/ Fotos von Iona Dutz

Diesen Tagestipp-Spot gönnen wir uns ausnahmsweise mal selbst: Denn heute eröffnet unsere dreitägige Fotoausstellung mit Porträts von sechs Akteur:innen der Leipziger Clubszene. „From Leipzig’s Clubs With Love“ ist eine Adaption der fast gleichnamigen Porträtreihe, die wir in unserem Print-Magazin zum 15. frohfroh-Jubiläum letztes Jahr veröffentlicht haben. Mit wunderbaren Bildern der Leipziger Fotografin Iona Dutz und Texten von mir haben wir Miss Take, Azil, Judith van Waterkant, Agy3na, Peter Invasion und Luiser in den Fokus gerückt – stellvertretend für verschiedene Generationen und Subszenen der Leipziger Clubkultur.

Die Ausstellung zeigt teilweise unveröffentlichte Aufnahmen in einer raumgreifenden Weise und clubbigen Atmosphäre. Mehr wird nicht verraten. Samstag und Sonntag ist sie ebenfalls geöffnet zwischen 11:00 und 17:00 Uhr.


Außerdem heute //

Mische / Axxon N., 23:30 – 07:30 Uhr – Die nächste Premiere im Axxon N.: Mische präsentiert sich heute erstmals als Reihe für „trancy vibes und genre-crossing sounds“. Mit dabei sind beim Start Berlin-Headlinerin Caiva sowie DJ Cringey, DJ Softice, Kiko b2b DJ Tonic, Blecho b2b Lina12345

Leef:Powersetseries Vol. 2 / Absturz, 23:30 – 06:30 Uhr – Ihr wollt einen schnellen Check-in in die lokale Groove-, Trance- und Hardtechno-Szene? Dann ist diese Party perfekt – alle 30 Minuten wechseln sich die DJs hier heute ab. Mit dabei: InterStella, DJ Sanity Check, Alba Acab, Saegstasy, KunstTechnologe, Dreifachzucker, Aroma Pink, Kreone, Lena xx, Laviena, Lyzi, Dyroff, Untenlinks, Aeon, Fränk

Crush – The Wet Dream / Elipamanoke, 23:59 – 09:00 Uhr – Die bunte, extravagante, glitzernde Fetisch-Techno-Reihe Crush geht in die nächste Runde. Dieses Mal mit Chriz2far, Colon:P, DJ Sanity Check, HoudaFK b2b Bil.al.ien, Keta Perry, Polly Pocket, Voivittu

Elektronischer Tanztee IV / Hitness Club, 18:00 – 22:00 Uhr – Ganz ehrlich: Wir wissen nicht, was hier laufen wird. Aber der Hitness Club hittet meist gut. Virginie Delcour & Hurz! spielen heute zur vierten Tanztee-Ausgabe

KW 18 – Samstag

Der KW 18-Samstag startet mit zwei Open Airs und mündet später in düstere Techno-Nächte.

frohfroh-Tagestipp //

Proper Emergency Open Air // Forum Neun // 14:00 – 22:00 Uhr
w/ Alba Acab, Discobabe2, Cafgar b2b Nea.Cuajo, Mag.darine, Yung Jacob

Forum Neun ist ein Art Space für zeitgenössische Kunst in der Franz-Flemming-Straße. Und scheinbar ist der Ort etwas am Struggeln. Denn die Proper-Pull-Crew lädt an diesem Samstag zu einem Soli-Day-Rave dort vor Ort ein. Nicht nur mit einem guten, diversen und breaky-treibenden musikalischen Line-up, sondern auch mit Tattoo, Drinks, Haareschneiden und Dosenwerfen. So lässig kann ein Emergency Call sein. Alles open air.


Außerdem heute //

More Amore by Bayou / Neue Welle, 21:00 – 03:00 Uhr – Das Erfurter Bayou-Festival verabschiedet sich dieses Jahr nach fast 20 Jahren. Bevor es Anfang Juni den Last Dance mit viel House und Italo Disco gibt, hostet die Bayou-Crew nochmals eine Nacht in Leipzig. Mit dabei: Kenny Leaven Soundsystem, Mario Wiedemann, Ryus, Pepe Braun

Superpamanoke / Elipamanoke, 23:59 – 10:00 Uhr – Psy- und trance-fluiden High-Energy-Techno kuratiert die Eli-Classic-Reihe dieses Mal. Mit dabei Berlin-Act DJ Hyperdrive und die Locals Am3li3, Lea Jessen, Nienein, Noxsonos, R-Sohr, Senta Julien

Feral Returns / Axxon N., 23:59 – 09:00 Uhr – Die noch junge Feral-Reihe für dunkel-treibenden Techno kehrt mit zwei weiteren Highlights zurück: Boris aus dem Berghain und Swarm Intelligence mit deren teils breaky Sets. Dazu Edoppelk, Helly_fx, Nachtigall, Wllkr

Opening Party / Stadtstrand Leipzig, 17:00 – 22:00 Uhr – Der Stadtstrand am Stadthafen öffnet seinen Open-Air-Space mit viel House und Disco von Phoebe, Flash Goerdten und Bajazo

Duqo Garden Techno Open Air / Duqo, 15:00 – 22 Uhr – Der Duqo-Garten öffnet für ein spätes Techno-Sektfrühstück mit Repthiloid, Oblique, Dynamic Experience

The Return of the Clubproton Crew / 360 Grad Waschbar, 22:00 – 03:00 Uhr – Da Megro und Spooky Spill teilen sich wieder in einen Abend mit zwei Genres ein, einmal Techno, einmal Drum & Bass

KW 18 – Sonntag

Ein kraftvoller Sonntag mit gleich fünf Tipps erwartet uns.

frohfroh-Tagestipp //

Sonntagskost // Absturz // 16:00 – 22:00 Uhr
w/ Judith van Waterkant, Kluese, Phoebe + Surprise Act

Der Absturz steigt ebenfalls in das Sonntags-Day-Rave-Game ein und serviert heute erstmals seine discoid angehauchte Sonntagskost. Zu mehreren Slow- und Mid-Tempo-Sets kann hier noch einmal das Wochenende verlängert oder doch noch angetanzt werden. Inklusive großen Besuch von Judith van Waterkant und einem Überraschungsgast.


Außerdem heute //

Sunday Groove / Duqo, 12:00 – 22:00 Uhr – Mittags schon öffnet der Duqo-Garten mit Food und zehn Stunden voller Classic House – hosted vom Berliner House-Party-Trio Kedi Bounce

Nachlegen x Nachtschicht / Elipamanoke, 16:00 – 24:00 Uhr – Auch im Eli geht heute nochwas, deutlich düsterer und pushender aber mit Techno und Hardtecho von Daniel Sailer, Hypnosta, EinfachWinter, Siggi Petrol

The Afterparty V2 / Garage Ost, 15:00 – 22:00 Uhr – Die Garage Ost ist heute ebenfalls wieder ein Afterhour-Spot, hier mehr für Progressive House und Techno von Huehue, Fede Frostl, Crush, Emeveka

Freisitzeröffnung / Laden, 16:00 – 22:00 Uhr – Das Connewitzer Bar-Café-Restaurant Laden eröffnet heute mit einem kleinen Italo-Disco-und House-Open-Air seine Freisitzsaison. Mit dabei: Aux Jenser, Don Ramomes und Zacharias

From Leipzig’s Clubs With Love – Fotoausstellung

In unserem Jubiläums-Printmagazin haben wir sechs Leipziger Artists porträtiert, die stellvertretend für die Vielfalt der lokalen Clubszene stehen. Anfang Mai werden ausgewählte Fotografien und die Texte dieser Reihe in einer Ausstellung zu erleben sein.

Am 2. Mai 2025 findet wieder das Tapetenwerkfest im Leipziger Westen statt. Wer es noch nicht kennt: Das Tapetenwerk ist ein post-industrieller Komplex, in dem früher tatsächlich Tapeten gefertigt worden und heute mehrere Ateliers und Büros aus dem Kreativbereich zu finden sind. Auch das „frohfroh-Headquarter“ ist hier seit knapp zehn Jahren.

Wir freuen uns sehr, dass wir nun erstmals eine eigene Ausstellung beim Tapetenwerkfest hosten können: „From Leipzig’s Clubs With Love“ ist eine Adaption der fast gleichnamigen Porträtreihe, die wir in unserem Print-Magazin zum 15. frohfroh-Jubiläum letztes Jahr veröffentlicht haben. Mit wunderbaren Bildern der Leipziger Fotografin Iona Dutz und Texten von mir haben wir Miss Take, Azil, Judith van Waterkant, Agy3na, Peter Invasion und Luiser in den Fokus gerückt – stellvertretend für verschiedene Generationen und Subszenen der Leipziger Clubkultur.

Die Ausstellung zeigt teilweise unveröffentlichte Aufnahmen in einer raumgreifenden Weise und einer clubbigen Atmosphäre. Mehr wird nicht verraten.

Wann?
2. Mai 2025 | 17:00 – 24:00 Uhr
3. Mai 2025 | 11:00 – 18:00 Uhr
4. Mai 2025 | 11:00 – 17:00 Uhr

Wo?
Tapetenwerk, Lützner Straße 91, Leipzig
Büro K-03 / People & Leute / Erdgeschoss

Specials?
Ihr habt nochmals die Chance, die letzten Exemplare unseres Print-Magazins zu kaufen.

KW 17 – Freitag

Acht Tipps für den heutigen KW 17-Freitag – mit einem Festival, das wir mitpräsentieren.

frohfroh-Tagestipp //

Queer Music Festival // UT Connewitz // 20:00 – 24:00 Uhr
w/ Lie Ning, C’est Karma, Singha, Hungry

Seit gestern läuft die neue Ausgabe des Queer Music Festivals – mit frohfroh als Medienpartner. Festival-Host Zacker hatten wir gerade im großen Interview, er übernimmt bei der heutigen Konzertnacht auch die Moderation mit Oliver Viehweg. Musikalisch wird es heute sehr divers: Mit contemporary RnB-Pop von Lie Ning, experimentellen Hyperpop von C’est Karma sowie Drum & Bass-Rap von Singha. Mit Hungry gibt es dann auch noch eine surreale Distorted-Drag-Performance.

Checkt auch gern die anderen Programmpunkte: Das Queer Music Festival bietet ein breites Programm aus Film, Workshops, Panel-Diskussionen und einer Party morgen. Alles mit einem Ziel: Queere Kunst sichtbarer zu machen und den Austausch untereinander zu unterstützen.


Außerdem heute //

Movin Groovin / Kulturlounge, 23:00 – 08:00 Uhr – Schön classic House und Techno mit Tillydin & Hektor Amore, R!ke & Marov, Pajari & Fred Flamme

Pilea Vol. 3 / Absturz, 23:00 – 06:00 Uhr –  Alternativ im Süden: Sehr klarer und hypnotischer Techno von V:Sonntag, Hypnosta, Dolce

+++ with Tham / Axxon N., 23:59 – 09:00 Uhr – Industriell peitschender Techno mit den Berlin-Headliner:innen Tham und Alina Viktoria sowie lokalem und regionalem Techno- und Trance-Support von Atalanta, Subkoøne, Ch4r20tte, Alina Viktoria, Apøllo

Aggregat / Neue Welle, 23:00 – 06:00 Uhr – Die überregional verortete Aggregat-Crew übernimmt die Welle mit proggy-pushenden Techno-House-Hybriden und breakigen Sets von DJ M€r$ebvurg, F. Feuerstein b2b Ge_heym, Lina12345, K-Lorenz – zugleich feiert die Crew ihren ersten eigenen Release

Never Grow Up / Ilses Erika, 23:00 – 06:00 Uhr – Lässig-tänzelnde Disco- und Italo-Vibes kommen hier von Mellon Collic, Anka, Phoebe

Obscurité / Elipamanoke, 22:00 – 10:00 Uhr – Die Obscurité-Reihe geht in die nächste Runde mit Techno und Tech-House von Maniaclina, Enèh, Houda Fk, Fr.Jpla, Axrec, Silsan, Sin:port – und nur mit extravaganten Dresses

Expedition / Duqo, 23:00 – 08:00 Uhr – Ihr habt es sicher mitbekommen: Das Duqo ist wieder auf mit neuer Crew. Und heute wird erstmal ausgiebig gepsy-trancet mit Gabbo, Azure, Psychic Reptiles, Akuuji, Tram To Moon, Yondo and Lorca, Rhabia, Mallki, Confetti, GoaGraf, Esmaily, Kaliiraa

Ohne Grenzen: Achzig Jahre Widerstand / Garage Ost, 17:00 – 02:00 Uhr – Zum 80. Jahrestag der Befreiung Italiens vom Faschismus gibt es heute ein großes Kulturprogramm mit Beiträgen verschiedener Migrantenorganisationen, Küfa und Musik und DJ-Sets von Planta Santa, Dayla Rakrak, DJ Rahmlet, DJ Dra Kulo

KW 17 – Samstag

Schwierigkeiten beim Entscheiden? Dann wird der KW 17-Samstag schwer – mit zehn Tipps.

frohfroh-Tagestipp //

Bells Echo iiiinteriiiim // Thomaskirche // 20:00 – 22:00 Uhr
w/ Kali Malone

Und nochmals heißt es an diesem Wochenende: frohfroh präsentiert. Heute gibt es ein weiteres Highlight-Event des Frühjahrs – die international geschätzte Komponistin und Organistin Kali Malone gibt in der Thomaskirche ihre Leipzig-Premiere. Damit ist der Bells-Echo-Crew einmal mehr ein neuer Meilenstein gelungen.

In den letzten sieben Jahren hat die Musikerin und ausgebildete Orgelstimmerin mit sehr minimalistischen, elektro-akustischen und kontemplativ-sakralen Stücken an der Orgel, Elektronik und mit Chören international für einiges Aufhorchen gesorgt. Vor allem ihre Alben „The Sacrificial Code“ und „All Life Long“ brachten ihr zahlreiche begeisterte Kritiken ein.

Bei ihrem heutigen Konzert wird Kali Malone bei einigen vierhändig gespielten Stücken auch von Stephen O’Malley, Gründungsmitglied der legendären Drone-Doom-Band Sunn O))), begleitet. Großer Abend!


Außerdem heute //

Schwuppenexpress x No No No / Neue Welle, 23:00 – 06:00 Uhr – Die Clubnacht des Queer Music Festivals sorgt heute für massive 2000er-Rave-, Pop- und Fun-Vibes mit Schwuppenexpress, The Menstruaters, Shit Stirrer, Athena Owls

Season Opening 2025 / Westhafen, 13:00 – 09:00 Uhr – Der Westhafen eröffnet seine neue Saison mit einem durchaus beeindruckenden Festival-Line-up und einer der wenigen Möglichkeiten, um Ben Klock, DJ Koze und Mano Le Tough vor Ort zu erleben. Außerdem dabei: Fadi Mohem, Luna City Express, Jonathan Kaspar, Ignez, Marie Lung, Johannes Albert, Pau Pau, Rob/nson, Eliza Feliz, Dilivius Lenni, Nici Palm, Vanaenae, Sledge, Goldie Palm

Groove Generator / Elipamanoke, 23:59 – 09:00 Uhr – Bouncy, trancy und pushy Floor-Sets liefert der Groove Generator, angetrieben von 0megavybe, 2D1G, Bury2k, DJ Hyaluron, Glen S, Salush, Ttyfal, :Mumm

Solirave x Tolerade by Beatz2Bounce / Absturz, 23:00 – 06:00 Uhr – Die Leipziger Drum & Bass-Crew bietet heute ein Breaks-Gegengewicht zu Techno und Trance mit Glacidya, Azaleh, Johnny Deep, König, DaWiesel, Nabou x Vyun – zugleich unterstützt die Party die Tolerave-Demo in Dresden, die am 10. Mai stattfinden wird

ASMR with Akua & Moosgrund / Axxon N., 23:59 – 09:00 Uhr – Und noch eine neue Reihe vom Axxon N.: ASMR widmet sich eher dem hypnotischen Techno und groovy House. Zur Premiere ist auch Akua aus NYC am Start – und dazu: Azil, DJ Sra, E.m.s. b2b Carton22, Josua, Miss Finster, Raev, Sirius Topic b2b Rosana Randale

Garden Open Air + Rekursiv / Duqo, 15:00 – 08:00 Uhr – Der Duqo-Garten lädt heute schon früh zum Schwofen und Schlürfen zu smoothen House von Suprema Luna, Lifegoesno, Vinyldependents und Desparate House Guy ein. Später geht es dann rein und das Rekursiv-Kollektiv übernimmt mit rauem Techno, floating House und bouncy Trance von Biers & Schmiers, Proma, Lautlos, Noxsonos b2b Slany, Kur, Kichererbsenstampf, IsoSportler, DJ Mischkonsum, Trashmuss b2b DJ Hornbach

Garage Takeover / Garage Ost, 19:00 – 02:00 Uhr – Progressive Leipzig ist mit einem Showcase in der Garage zu Gast. Prog-Sounds kommen von Lucken b2b Astor Levinstein, T.T., Doko, Milox

Haus 002 / xxx, 23:00 – 10:00 Uhr – Deep bis sphärisch abdriftenden Sounds verstecken sich hier im tiefen Westen. Mit und von Nadine, Jetru, Mattmosphere, Ina All

Splinter Cell: The Third Chapter / xxx, 23:00 – 09:00 Uhr – Ein spannend-diverses und internationales Line-up hat die Splinter-Cell-Reihe hier kuratiert. Mit einem Mix aus Psy, Ambient und Breaks von Alda Vain, Alocasia Garden, Araknyl, Broken Pillar, Def Qlub, DJ Fairytail, ?¿, Meeek, My Gander, Reinhaudt, Stammtisch Flutwelle

KW 17 – Sonntag

Zwei Sonntags-Dance-Möglichkeiten gibt es noch.

frohfroh-Tagestipp //

DoSo – Downtempo-Sonntag Open Air // Westwerk // 14:00 – 22:00 Uhr
w/ Naikaa, B.rauschung, Takt & Taumel, Merida

Sonntag im Westen und noch etwas Kraft für mehr? Dann ist das DoSo Open Air ein guter Ort heute: Die DoSo-Crew bringt den Sonntagnachmittag mit Downtempo, Slow-House und Midtempo-Tech-House in entspannte Schwingungen – unter freiem Himmel mit mehreren Locals, frischem Bier, Pizza und einem Siebdrucktisch, an dem ihr eure Stoffe bedrucken lassen könnt.


Außerdem heute //

Garden Open Air / Duqo, 14:00 – 22:00 Uhr – Auch im Duqo-Garten lässt sich der Sonntag gut ausklingen. Zum Line-up später mehr

New In – März 2025

Ein release-starker März liegt hinter uns – in unserer neuen New-In-Ausgabe könnt ihr 16 Releases aus Leipzig entdecken. Für Homelistening-Sessions und Raves.

Modus Pitch – „Re:Polyism“ (Altin Village & Mine)

Friedrich „Fritz“ Brückner, aka Modus Pitch, ist wohl das, was man einen umtriebigen Musiker nennt. Seit vielen Jahren sammelt er fleißig Credits auf den interessanteren Platten der deutschen (Pop)Musik – parallel betreibt er das Haunted Haus im Leipziger Westen, und im November 2022 wurde sein Debütalbum „Polyism“ bei Altin Village & Mine veröffentlicht. Knappe drei Jahre später erscheint an gleicher Stelle unter dem Titel „Re:Polyism“ eine Remix-Version des Albums – und vor dem Hintergrund von Modus Pitchs weitreichender Vernetzung als Session-Musiker überrascht es nun nicht, dass die beteiligten Künstler so sorgfältig ausgewählt wurden, dass es fast allen Teilnehmer:innen gelingt, auf ihren Remixen die musikalische Formensprache des Ausgangsmaterials aufzunehmen und in einer eigenen Interpretation fortzuschreiben. Das nimmt verschiedene Ausmaße an: Die Gebrüder Teichmann ändern bei „Drive“ recht wenig, dafür aber sehr wirkungsvoll, während bspw. Maya Shenfeld eine umfassendere Umarbeitung vornimmt. Einzig der nominell größte Name auf der Platte – Modeselektor – enttäuscht ein wenig, da der von ihnen gelieferte Remix ein wenig aufgewärmt wirkt. Aber im Umkehrschluss liegt ein schöner Reiz von Remix-Platten ja vor allem dort, wo das Publikum die ihm bisher unbekannten Acts näher gebracht werden – und umso erfreulicher ist es, dass wir nun endlich einmal mit der Klarinettistin Angel Bat David bekannt gemacht wurden, die ihre Klarinette virtuos über “Iridescent Path/Afrosonification“ drüber jagt.

Davids Hit: „Iridescent Path/Afrosonification (Angel Bat David Remix)“ – Why: Es ist nicht der allerzugänglichste und mit Sicherheit nicht der romantischste Song von „Re:Polyism“, aber diese Klarinette sucht ihresgleichen.


The New Solarism – „The Kiss“ (Dran Musik)

Bereits vor einer guten Weile erschien The New Solarism auf meinem Radar. Die Violinistin Izabela Kałduńska bereichert mit ihrem experimentierfreudigen Ambient-/Neoclassic-Projekt seit einer guten Weile die Leipziger Szene bei sehr hohem Output. Das Material zum vorliegenden Album „The Kiss“, welches auf dem Leipziger Label Dran Musik erschienen ist, stammt aus dem Jahre 2020. „Music for an unperformed theatre piece by Tomas Blum …“ wird das Album untertitelt. Und wir erinnern uns: Kultur kam Anfang der Corona-Pandemie wie so vieles zum Erliegen.

Die Musik funktioniert allerdings auch ohne zusätzlichen Kontext sehr gut. Es sind teils kurze, skizzenhafte Aufnahmen, teils elegische und auskomponierte Stücke. Alles ist sehr finster und räumlich, aber es gibt auch ab und an ein wenig Hoffnung („Spring“). Izabela schichtet ihre Violin-Spuren und baut große Musik daraus. Man hört hier im Vergleich zu älteren, sehr viel experimentelleren Aufnahmen am ehesten, wo die Künstlerin auch zu Hause ist. In großen Konzertsälen, in denen klassische Musik gespielt wird.

Nils‘ Hit: „Spring“ – Why: Ich wähle die Hoffnung.


Duktus – „Explore Your Mind“ (O*RS)

Filburts Label O*RS ließ im März auch wieder von sich hören – dieses Mal mit einer 2-Track-EP von Duktus. Ein gutes Match, lotet Duktus als DJ und Producer seit vielen Jahren auch immer wieder Genre-Überschneidungen aus. Auf der „Explore Your Mind“-EP erforscht er die Verbindungen von Electro-Funk, HipHop und soulful House aus. Alles mit sehr reduzierten und entschleunigten Arrangements und mit schön analog lo-fi-klingenden und markanten Sounds. In den beiden Tracks wird schnell deutlich, dass hier jemand sehr tief verbunden mit der House- und E-Funk-Geschichte ist – und dass hier jemand seine Maschinen sehr genau kennt und weiß, dass oftmals nur wenige Elemente reichen, um einen zu catchen. Tatsächlich habe ich bei dieser EP ganz starke Metro-Area-Vibes – und das ist definitiv als Kompliment gemeint.

Jens‘ Hit: „Enter The Floor“ – Why: Weil der laid-back Schub und die deep-freundlichen Sounds tatsächlich eine schöne Einladung auf den Dancefloor sind.


_C – „_c•レクション“ (Patching Flowers)

Schon seit einer ganzen Weile erscheinen auf Leipziger Label Patching Flowers regelmäßig spannende Releases elektronischer Musik. Um dem eher irrationalen Bedürfnis nach einer übergeordneten Kohärenz der Releases nachzukommen, bleiben nicht wahnsinnig viele Möglichkeiten; am ehesten vielleicht, dass Patching-Flowers-Releases klanglich mit relativer Zuverlässigkeit erstmal damit zu tun haben, Klangräume an der Schnittstelle zwischen Produktion und Wirkästhetik zu erkunden. Da macht diese Compilation von _c keine Ausnahme – auf 18 Tracks eröffnet sich atmosphärischer, flächiger/breaky Electro, der eine seltsame (muss ja!), aber umso greifbarere musikalische Ausdrucksform des 90er-Retrofuturismus findet, der seinen atmosphärischen Assoziationsrahmen in dystopischer Ghost in the Shell/Jin Roh/Anime-Ästhetik findet. Es könnte nicht passender sein, dass die Compilation zu einer Serie gehört, die physische MiniDisc-Releases erhalten hat. Bereits die Tape-Releases des Labels waren von einer wundervollen DIY-Ästhetik getragen, die MD-Releases schreiben diese Geschichte nahtlos weiter.

Davids Hit: „そうろう“ – Why: Weil der Track eine wundervolle, obskure Late-90ies-Atmosphäre feiert.


8×10 x Cavalier Hypersonique – „Inside A Rocket“ (Patching Flowers)

Und noch ein Patching-Flowers-Release im März: Und zwar ein perfektes Beispiel für: Live jammen und sofort raushauen. Denn offensichtlich gab es am 14. März eine Live-Session von 8×10 und Cavalier Hypersonique, aus dem sechs Stücke bzw. Versionen eines Themas entstanden, die am selben Tag veröffentlicht wurden. Not bad. Eine gewisse Roughness ist den Stücken auch anzuhören. Schön lo-fi und dennoch deep, mit teils scheppernden Bassdrums, klassischen detroit-inspirierten Synth-Chords und kratzigen Acid-Basslines. An manchen Stellen klingt das durchaus etwas holprig, an anderen dagegen erstaunlich gut auf den Punkt gebracht. Aber insgesamt klingt es nach viel Spaß für die beiden.

Jens‘ Hit: „Inside A Rocket“ – Why: Weil diese 16 Minuten einen sehr tief mitnehmen in diese Live-Session.


Cavalier Hypersonique – „Stand I This Way“ (Patching Flowers)

Ein weiterer Patching-Flowers-Release ist unter dem Titel „Stand I This Way“ erschienen. Der einzige Track auf dem Release namens „Gate Opener“ ist wunderschöner, dreamy Retro-Electro. Getragen wird der Track von einer knallharten Drum-Machine und flächigen Synthies, die diversen Spielereien zur Leinwand dienen. Die auf Patching-Flowers-Releases oftmals so charakteristische Technologieromantik findet auf „Gate Opener“ eine wunderschön detailverliebte Ausdrucksform. Diesmal leider ohne MD-Release, aber das wäre für einen Track vermutlich auch nicht allzu zielführend gewesen.

Davids Hit: „Gate Opener“ – Why: Ist der einzige Track auf dem Release.


JaasRoo – „Sound“ (Riotvan)

Ein neues Lebenszeichen von Riotvan. Yeah! Der Leipziger Peter Invasion, der das Label unter anderem betreibt ist bereits vor einer Weile nach Mexiko übergesiedelt und rekrutiert hier scheinbar auch neue Talente. JaasRoo kommt aus Xalapa und bringt mit seinen drei Tracks dieser EP die Discokugel zum leuchten und die Füße in wippende Wallung. Die Synthline von „1918“ ist so basic, dass sie einen sofort mitnimmt. Der Titel mutet analog an und ist so dermaßen staubtrocken, dass es eine Freude ist. Keine großen Gesten, einfach nur eingängige Sounds. Wir halten fest: Er funktioniert!

Ob „The Fantastic Mr. Fox“ irgendwas mit dem gleichnamigen Film von Wes Anderson zu tun hat, bleibt unklar. Klar ist jedenfalls, dass der Beat und der Bass euch bewegen wollen. Die Samples klingen irgendwie nach 80er-Jahre-Action-Movie. Dass Riotvan etwas für dieses Jahrzehnt übrig hat, sollte mittlerweile auch allen klar geworden sein. „Sound“ macht mit seinem Voice-Sample, den verhallten Percussions und seinen fiependen Synth-Sounds ebenfalls sehr viel Spaß.

Nils‘ Hit: „Sound“ – Why? Die Nummer macht Spaß.


Eira Haul – „RM12033“ (R.A.N.D. Muzik Recordings)

Auch die R.A.N.D.-Fans müssen wieder ein bisschen mehr Platz im Plattenschrank machen, denn hier kommt eine neue Scheibe vom Leipziger Qualitätslabel. Die vier Tracks vom Berliner Artist Eira Haul sind flott, groovy, atmosphärisch und bewegen sich in der Schnittmenge Progressive House und klassischem Techno/House der frühen 1990er.

„Pocary Sweat“ hat ein paar Filter-Spielereien am Synth parat und schiebt, schiebt, schiebt. Der zweite Track „Tectona“ knüpft hier an. Der delayige Synth-/Orgelloop ist super eingängig und gibt dem Track das besondere Etwas. „Root Synergy“ lässt mich zum ersten mal aufhorchen. Denn der verträumte Titel mit seiner Synthlinie und den eingängigen Chords hat voll etwas von frühen und melodiösen Underground-Resistance- oder F-Com-Releases. Wer es vorher noch nicht hatte: Hier ist DAS Kaufargument für die Platte! „Beach Haze“ rundet die VÖ schön ab und ist ebenfalls hitverdächtig as hell. Der „Querflöten“-Synth ist der Hammer, der Groove ein Traum.

Nils‘ Hit: „Root Synergy“ – Why: Goes back to the roots!


DJ Surgeles – „Underground Solutions EP“ (Recorded Things)

Neuer Monat, neue Recorded-Things-EP: Dieses Mal mit einer besonderen EP. Denn DJ Surgeles ist ein niederländischer Techno-Producer, der nicht nur ein eigenes Label gegründet, sondern auch einige Releases beim legendären Axis-Label von Jeff Mills veröffentlicht hat. Alte Techno-Schule also. Seine vier Tracks für Recorded Things fangen auf jeden Fall auch klare Signale aus Detroit ein – mit trippigen Soundverwebungen, weiten Hallräumen und breakig schiebenden Bassdrums. Doch insgesamt gleicht diese EP einer Art Werkschau über das breite Techno-Spektrum von DJ Surgeles. Denn es beginnt deep-bassgeladen und breakig und erhöht dann nach und nach in den nächsten beiden Tracks das Tempo und den Druck. „True Warrior“ gefällt mir hier besonders durch die langgezogene Spannung, während sich „Underground Solutions“ etwas düsterer und dystopischer entfaltet. Zum Schluss gibt es dann mit „Fanfare For The Common Man“ noch eine ordentliche Detroit-Hymne – sehr schön pushend und mit wahrlich fanfaren-haften Soundspiralen. Super gut ausgewogene und spannende EP.

Jens‘ Hit: „Fanfare For The Common Man“ – Why: Weil die Detroit-Nostalgie einfach immer kickt.


XY0815 – „This Tool Has No Options“ (Yuyay Records)

Yuyay Records veröffentlichte im März XY0815s 2018er Album „This Tool Has No Options“ nochmals als LP. Auf 13 Tracks eröffnet sich eine schön dreamy-warpy Klangwelt, die mal entspannter ist, mal etwas mehr nach vorne geht, dabei aber doch zuverlässig um eine klar formulierte musikalische Identität oszilliert. Es sind tendenziell die subtileren Atmosphären, in denen das Album seine souveränsten Momente findet, und davon gibt es gar nicht wenige – der ganze Release ist in Balance; findet aber immer dort auch zu atmosphärischen Höhepunkten, wo die Grenzen dieser Balance auch mal ausgereizt werden.

Davids Hit: „Fuck Mars, We’re On Earth Now“ – Why: Eben genau, weil es im Rahmen der recht engen Klangwelt des Releases einer der Tracks ist, die die gesteckten Grenzen ein wenig ausreizen.


Brigade – „Housekopplung Zwei“ (Ost:end Musik)

Hallo „Housekopplung Zwei“! War die erste VÖ dieser „Reihe“ des „derzeit entstehenden“ Clubs Ost:end noch eine Various Artists, wurde diesmal mit Brigade nur ein Artist verpflichtet. Das Duo hat zwei wundervolle und starke House-Nummern mit Acid- und Electroanleihen im Gepäck. Die unterschiedlichen Elemente wirken allerdings nie aufgesetzt oder dazu geschaltet, sondern werden mühelos zu homogen zu fließenden Stücken verwoben. Das ist sehr gut und kann sich hören lassen.
„Dog Feed Dog“ beginnt als deepe und getragene House Nummer mit Voice-Samples, verlässt den Pfad für einen sehr schönen Electrobreak und kommt zurück. Funktioniert als Listening-Nummer oder im House-Set. Der zweite Track „Mind Media inc.“ bespielt gleich zu Beginn das gebrochene Beat-Spektrum, aber auch hier hat man housige Gefühle. Die Produktion ist wirklich super ausgefeilt. Jedes Element sitzt.

Die Remixe stehen den Originalen in nichts nach. Im Gegenteil, die Künstler:innen nehmen sich packende Elemente und bauen ihre eigenen treibenden oder gediegeneren Versionen daraus. Die Janthe-Version von „Dog Feed Dog“ setzt auf die eingängige Acid-Bassline aus dem Original und ergänzt mit fluffigen Orgel-Chords. Colour Your Mind & Gina Sabatini zaubern aus „Mind Media Inc.“ einen geraden Deep-House-Track, der ähnlich stimmungsvoll wie das Original daher kommt. Aber was ist das für ein sensationeller Break ab 3.30 min? Zauberhaft! Gun!lla will es zum Ende noch einmal wissen und schaltet auf Angriff. Schneller und ein bisschen härter in jedem Fall, aber nicht weniger klug und ausgefeilt ist diese Version von „Dog Feed Dog“. Alles in allem eine runde Sache!

Nils‘ Hit: „Dog Feed Dog“ – Why: It´s a hit!


Sòn Du Maquís – „Mogale Stepper / Puur Dub“ (45Seven)

Neues vom charmanten 7-Inch-Label 45Seven, das Alphacut-Head LXC zusammen mit dem britischen Dubhelden Dubmonger seit über zehn Jahren betreibt. Vor allem Mitte der 2010er-Jahre waren die 45Seven-Singles heißt begehrt und gingen in UK weg wie nichts. In den vergangenen Jahren beschränkte sich der Output auf einen Release pro Jahr. Im März war es dann wieder soweit: Dieses Mal bietet 45Seven einen kleinen Einblick in die offenbar sehr aktive Dub-Soundsystem-Szene von Toulouse. Dass die südfranzösische Stadt da so gut aufgestellt ist, liegt auch an Stefan Dubs alias Sòn Du Maquís. Er ist Teil einer Crew mit selbstgebautem Soundsystem und eigenen Partys. 2023 war er auch bei einer Bassmaessage-Party in Leipzig zu erleben. Nun vertieft er seine Leipzig-Connections noch mehr: Die 7-Inch featuret zwei für mich sehr zeitgenössische Versionen von klassischen Dub- und Jungle-Sounds. Natürlich ist nach wie vor die typisch verhallte, patina-überzogene Soundästhetik da, doch in den Arrangements passiert sehr viel mehr – viel Rascheln, hochgepitchtes Rasseln, repetititiv-reduzierte Sounds und insgesamt eine gewisse Freshness. Aber to honest: Ich stecke nicht so tief in der Dubwelt drin. Was sagen die real Dub-Heads? Lasst gern einen Kommentar da.

Jens‘ Hit: „Puur Dub“ – Why: Weil die schnell rasselnden HiHats für einen überraschend hintergründigen Drive sorgen.


LXC – „Connewoodz“ (Self-released)

Stichwort LXC: Er hat im März auch wieder einen Blick in sein großes Archiv geöffnet und eine Werkschau mit eigenen Tracks und Remixen auf Bandcamp veröffentlicht. „Connewoodz“ bündelt geremasterte 17 Stücke aus den Jahren 2001 bis 2008 – einer Zeit also, in der Reihen wie „Strukturbruch“ und die Radio-Blau-Sendung „Fakecore Show“ jede Menge Input für die lokale Jungle- und Breakcore-Szene lieferte. Viele der Tracks sind über die Jahre bei unterschiedlichsten Labels herausgekommen. In dieser Zusammenstellung entfalten sie jedoch nochmals einen schlüssigen Sound-Eindruck dieser Ära.

Leipzig war da noch deutlich kantiger – und das spiegelt sich auch in diesen Tracks wider. Eine große Freude am Ausforschen, Herausfordern und an einem Underground, den es heute so kaum noch gibt. Was „Connewoodz“ mir aber auch nochmals deutlich macht: Wie produktiv LXC als Producer tatsächlich in dieser Zeit war. Ich hatte ihn vorwiegend als lokalen Multiplikator der Jungle- und Dub-Szene sowie als Betreiber des international bestens vernetzten Labels Alphacut wahrgenommen. Als Producer hat er jedoch auch viel gerissen. Wie immer bei den Archiv-Releases, sind auch bei „Connewoodz“ wieder die Liner-Notes sehr spannend – hier gibt LXC einen ausführlichen Deep Dive in den Kontext der Stücke. Absolute Empfehlung für alle Breaks-Heads, die offen sind, sich mit der breiten Leipziger Breaks-History auseinanderzusetzen.

Jens‘ Hit: „The Necessity Of Reputation“ – Why: Weil hier gefühlt all die Kreativität, Diversität und Wildness von LXC Tracks gebündelt wurden.


Various Artists – „Kann55x58Eins (Kann Records)

Was für ein schöner Move von Kann! Es gibt ein paar Hits vergangener digitaler Releases des letzten Jahres nun zusammengefasst auf einer Vinyl. Das ist cool, denn die vorliegenden Tracks sind es definitiv wert, auf schwarzem Gold veröffentlicht zu werden.

Tibi Dabo ist ein Produzent aus Barcelona und steuert hier zwei Tracks seiner letzten EP VÖ “The Hiker“ bei. Das tolle „Hiking On The Moon“ fehlt zwar ausgerechnet, aber das sind wirklich eher subjektive Befindlichkeiten. Denn „A Go Go“ und „Desert Hike“ sind schöne Micro-House-Perlen mit kluger Percussion und diversen Samples, die ständig im Raum umherschwirren. Abgeklärter und saucooler Sound, der sich und dich bewegt. Cubemod & Joe Davies bewegen sich ebenfalls, allerdings in gediegeneren Gefielden. „Cutty Sark“ ist eine atmosphärische Dub Techno/House-Nummer mit viel Delay und tiefen Bassfrequenzen. Joe Davies hat zuletzt ein paar wahnsinnig schöne Releases auf Smallville veröffentlicht, die ich hiermit wärmstens empfehle. Auch ist er unter seinem anderen Alias DJ Assam schon in der Vergangenheit auf Kann in Erscheinung getreten. Eine Verbindung, die wir wollwollend zur Kenntnis nehmen. Gerne mehr!

Nils‘ Hit: „Cutty Sark“ – Why: Joe Davies ultras in the house.


David Wallraf / Chemiefaserwerk – „16 Minutes Split“ (Frenetic Magic Sounds)

In unserer regelmäßigen Bandcamp-Recherche sind wir im März auch auf ein neues Leipziger Tape-Label gestoßen: Frenetic Magic Sounds. Das Label existiert seit 2022 und hat seitdem immerhin schon zwölf Releases herausgebracht – vorwiegend mit experimenteller, eher sperriger Musik und tollen Artworks. Auch die Nummer 12 sperrt sich einem beiläufigen, leicht zugänglichen Zuhören. Es ist eine Split-EP mit dem Hamburger Noise-Artist David Wallraf sowie Chemiefaserwerk, einem französischen Musiker und Betreiber des Labels Falt Records. Beides neue Namen und Acts für mich. Aber genau das macht solche Bandcamp-Entdeckungen so interessant.

Beide Musiker bespielen auf dieser EP rund acht Minuten – Wallraf verteilt auf vier Tracks, Chemiefaserwerk gebündelt in einem Stück. Letzterer forscht in stiller und konzentrierter Weise mit Field Recordings und einer im Hintergrund schwebenden Harmonie. Sehr kontemplativ und unter Kopfhörern sehr einnehmend. David Wallrafs Stücke kontern dieser Ruhe mit einem harschen Noise-Mix verschiedenster Ebenen. Spannend ist hier aber, dass die Stücke trotz ihrer Kühle immer auch wieder harmonische Zugänge bieten. Mal versteckter und abstrakter, mal deutlich melodischer. Ein bis zweieinhalb Minuten lässt er seinen Forschungen Zeit – genau die richtige Kompaktheit, um sich diesen special Sounds hinzugeben, ohne überfordert zu werden.

Jens‘ Hit: „Static_Live“ – Why: Weil ich schon eher Team „Ambient und Field Recordings“ bin.


M.ono – „Schmackofatzi / The Biggest Pig In Barbados“ (Rose Records)

M.ono fütterte uns im März derweil mit ersten Singles zum neuen Album. Ja, richtig gelesen! Es gibt ein neues Album des Produzenten. Moment, sagt ihr? Der hat doch erst letztes Jahr schon eins rausgebracht? Stimmt! Der Mann ist sehr produktiv. Vor allem geht es bei den Vorboten des Albums wieder ein wenig „back to the roots“. Deep House at its best mit sonnigen Vibes im Gepäck.

„Schmackofatzi“ ist ultra groovy und so unverkennbar M.ono. Ein paar leicht angejazzte Chords und eine sehr schöne kleine Melodielinie dominieren diesen Piano-House-Track. Kleiner Acid-Bonus als Garnierung oben drauf. Sweet! Bei „The Biggest Pig In Barbados“ bekommt man ein wenig Getrommel mit schön schiebender Bassline, die Fläche schleicht sich im Hintergrund dazu und dann DAS PIANO Das versüßt uns den Frühling und macht Lust auf das kommende Album. Checkt auch unbedingt die anderen Singles, die bereits erschienen sind!

Nils‘ Hit: „Schmackofatzi“ – Why: Classy M.ono-Sounds, wie ich sie liebe!

Queer Music Festival: „Identität ist Realität“

Das Queer Music Festival findet vom 24. bis 27. April zum zweiten Mal in verschiedenen Leipziger Locations, darunter die Neue Welle und das UT Connewitz, statt. Welche Events ihr nicht verpassen solltet und wie ihr Tickets gewinnen könnt, lest ihr bei uns.

Zacker ist eine Leipziger Bekanntheit. Und wenn er das hier liest, sehe ich ihn vor mir, wie er abwinkt und sagt: „Ich mache das nun mal schon sehr lange, Bekanntheit würde ich jetzt nicht sagen.“ Aber doch, schon, Zacker und seine Veranstaltungen sind seit vielen Jahren in Leipzig bekannt und beliebt.

Ein wenig extravagant, immer ganz in schwarz gekleidet, mit einem Händchen für Newcomer-Bookings und einer ungebrochenen, absoluten Hingabe für die Musik- und Kulturbranche in Leipzig. Das ist Zacker, der seit mehr als 20 Jahren in Leipzig Partys und Konzerte veranstaltet.

Sein Festival, das Queer Music Festival, wird von frohfroh präsentiert. Es ist bereits die zweite Edition mit Fokus auf queere Musik, queer Joy, Drag und queere Nächte. Wir haben nachgefragt, welche Events Techno- und Elektro-Fans auf dem Radar haben sollten und auf welche Acts sich der Initiator und Veranstalter besonders freut.

frohfroh: Wir haben uns vor einigen Jahren über dein Archiv für queere Musik, Bouygerhl, unterhalten. Damals hast du schon davon gesprochen, ein Festival aufbauen zu wollen. Wie kam es letztlich dazu, wie konntest du es wahr machen? 

Zacker: Das war ganz organisch. Seit 20 Jahren veranstalte ich Partys in Leipzig, früh auch schon Konzerte. Im Zuge des Bouygerhl-Archivs zu queerer Musik habe ich dann die erste Queer Music Night veranstaltet, das war Ende 2022. Aber ich wollte es irgendwie größer haben – denn ich hatte die passenden Kontakte und bekam viele Mails von queeren Bands und Artists, die gerne mal bei mir spielen wollten. Dann habe ich mir gesagt: Ich gehe es nochmal an. Und habe mich, das erste Mal, um Fördermittel gekümmert, um das zu realisieren. 

Du organisierst das Festival fast ausschließlich alleine. Warum? 

Im Grunde ist es so, dass die Idee, die Konzeption und die Durchführung alleine bei mir liegen. Anträge, Venues und Künstler:innen buchen, die Pressearbeit und Grafik, das läuft alles über meinen Tisch. Meine Ideen bespreche ich aber in regelmäßigen Abständen mit meinem Mann, der mir Feedback gibt. Und ich habe, das möchte ich betonen, fantastische Partner: die Nato, das UT Connewitz, meine helping hands. Ohne die ginge es nicht. Darüber hinaus habe ich dieses Jahr auch zwei Sponsoren, die mir ebenfalls ein bisschen helfen. 

Warum ich das Festival überhaupt veranstalte, das ist eine schwierige Frage. Ich hinterfrage es kaum, denn es ist eine Gewohnheit. Seit 20 Jahren mache ich nichts anderes, ich habe immer Veranstaltungen organisiert. Während Corona habe ich mir das erste Mal Gedanken gemacht, warum ich das alles mache. Das Festival für die Community zu gestalten, gemeinsam laut zu sein, Geschichten zu erzählen und sich den Raum ganz klar zu nehmen – das ist, bleibt und wird in diesen Zeiten immer wichtiger. Und ist mir persönlich eben auch sehr wichtig.

Die zweite Ausgabe des Queer Music Festivals findet ab dem 24. April in Leipzig statt. Mit Konzertnächten, Filmvorführungen, Tanzkurs, Branchentreff, Lesung. Was ist an dieser zweiten Edition anders, was ist neu, was hat sich bewährt? 

Alle Veranstaltungen haben das Bindeglied queere Musik, jede Veranstaltung dreht sich darum. Auch die Filme, das sind Dokumentationen über queere Musiker:innen. Dieses Jahr sind wir mit dem Festival im Gewandhaus, das ist ein besonderes Highlight. In einem intimen Rahmen, mit Piano-Musik. Ich möchte dieses Jahr auch das Thema Artist Talk mehr in den Fokus nehmen, um gemeinsam mit dem Publikum mehr über die Arbeit der Künstler:innen auf der Bühne zu erfahren. Im Zentrum stehen weiterhin die zwei Konzertnächte. Etwas kleiner als letztes Jahr, dafür aber umso wilder wird dieses Mal die Clubnacht in der Neuen Welle. 

Auf welchen Moment freust du dich dieses Mal besonders, was ist für dich das Wichtigste beim Festival-machen?

Das Schönste, das Allerschönste ist für mich wirklich die Reaktion der Teilnehmenden und des Publikums. Unter den Teilnehmenden ist wirklich eine Stimmung wie bei einer Klassenfahrt. Mit vielen bleibe ich danach auch in Kontakt, beobachte weiterhin deren Karrieren, man supportet sich gegenseitig. Und natürlich das Publikum an diesen Abenden. Die Menschen dabei zu sehen, wie sie tanzen, mitfühlen, Tränen in den Augen haben, das ist wirklich ein fantastisches Gefühl.

Und was lässt dich nervös werden?

Na ja, das ist eine Sache, die mich seit 20 Jahren nervös macht: In Leipzig kannst du dir nie sicher sein. Ich hatte schon mehrmals die Situation, einen tollen, großen Act gebucht zu haben, im Sommer – und da liegt das Leipziger Publikum manchmal lieber am See. Was völlig okay ist, aber das ist etwas, mit dem man umgehen muss. So groß ist die Stadt dann nun auch nicht, es kommt schon auf das Zielgruppenpublikum an. 

Steigende Kosten sind auch etwas, was mich wirklich umtreibt. Jeder Euro, den ich beim Preis erhöhen muss, tut mir weh. Es gibt dieses Jahr deshalb wieder einiges an kostenlosem Programm. Und es gibt Supporter-Tickets für diejenigen, die es sich leisten können und wollen, das Projekt finanziell ein klein wenig zu unterstützen. Geld, Geld, Geld – das ist natürlich für uns alle ein großes Thema.

Welche Acts sind dabei, die unbedingt gesehen werden müssen? Und was ist für unsere frohfroh-Leser:innen besonders interessant?

Ich buche nur Acts, hinter denen ich hundert Prozent stehe. Wenn ich dennoch eine Person herausheben müsste, dann ist es Lie Ning. Lie Ning hat eine unfassbar tolle Stimme, die mit melancholischem Indie-Dance-Electro gepaart wird, was ich sehr liebe – in der Kombination ist das für mich einfach ein echter Superstar, der da auf die Bühne kommt. Die Drag-Performance von Hungry wird auch ein Höhepunkt des Festivals sein. Viele kennen Hungry als Art-Director von Björks Make-Up ihrer vergangenen beiden Alben. Das ist Hungrys Artistry auf Björk. Beide performen am Freitag, den 25. April im UT Connewitz.

Für die frohfroh-Leser:innen wird die Partynacht am Samstag, den 26. April interessant sein. In der Neuen Welle starten wir mit Schwuppenexpress sehr poppig und exzentrisch. Danach wird es technoider und durchaus eklektisch mit The Menstruaters. Und, unbedingt, das Event mit Bertolt Meyer im ZiMMT – er steuert seine Armprothese mit seinen Gedanken, und damit seine analogen Synthesizer, das ist total faszinierend. Den Talk und die Performance würde ich also sehr empfehlen, beides findet auch am Samstag, den 26. April statt, aber schon etwas früher, ab 17 Uhr geht es los. 

Und dann gibt es noch einen Film über Genesis P-Orridge, den ich all denjenigen ans Herz lege, die sich für die Historie von Industrial und experimenteller Elektronik begeistern können. Die Filmvorführung findet am Freitag, den 25. April in der Kinobar Prager Frühling statt.

Die NoNoNo- und die Glitter und Trauma-Partys werden ebenfalls von dir organisiert. Dann gibt es die besagten Queer Music Nights und das große Queer Music Festival. Wie schaffst du das alles?

Ich stehe jeden Tag um sechs Uhr auf. Dann arbeite ich bis 17, 18, 19 oder auch mal bis 23 Uhr. Ich arbeite tatsächlich durch. Meine Freunde kennen das schon – ich bin dann auch mal einen Monat komplett im Festival-Tunnel. 

Vor allem das Werben und Ankündigen, das hat sich mit der Zeit stark verändert, da komme ich mit einem Flyer und Plakaten nicht mehr weit (lacht). Das muss alles zeitgemäß gestaltet werden, macht mir aber natürlich auch Spaß. Als ‚Hobby‘ würde ich es nicht bezeichnen, das ist zu wenig. Wenn ich sage, es ist ‚das Leben‘, klingt es zu pathetisch. Irgendwo dazwischen befinde ich mich.

Dein Festival wird vom Kulturamt in Leipzig gefördert. Wie kam es dazu, hast du Tipps für andere Veranstalter?

Corona war hier ein großer Grund. In dieser Zeit war alles komisch, die Eintrittspreise sind damals im Clubbereich schon extrem gestiegen und man fragte sich, wo es damit noch hingeht. Ich habe den Papierkram und die Bürokratie für Fördergelder anfangs zwar gescheut, aber ich kann wirklich jedem und jeder nur den Tipp geben: Arbeitet euch einmal ein und versucht es. Die Leute bei der Stadt sind extrem nett und beraten euch. Mir haben sie sehr gut zugehört.

Was ist das Motto des Festivals?

Das Motto ändert sich nicht, es ist und bleibt „Identität ist Realität“. Denn die Aussage wird immer wichtiger, finde ich. In der Dringlichkeit hat sich ja einiges, leider, getan. Der Slogan bleibt also. Dieses Jahr wird das Motto das erste Mal auch auf Merch zu lesen sein.

Das Festival-Motto ändert sich nicht, es ist und bleibt: Identität ist Realität.

Es ist immer etwas merkwürdig, noch bevor die zweite Edition stattfand schon nach der Zukunft zu fragen. Aber ich tue es trotzdem: Planst du eine dritte Ausgabe?

Ja! Das sage ich zumindest jetzt, wir können meine Aussage nächstes Jahr dann mit der Realität abgleichen (lacht). Ich bin tatsächlich schon in Gesprächen mit einigen Künstler:innen – aber ich will noch nicht darüber sprechen, erst wenn es spruchreif ist.


Wer aufmerksam gelesen hat, der:diejenige hat nun die Chance 1 x 2 Gästelistenplätze für den Konzertabend im UT Connewitz oder 1 x 2 Gästelistenplätze für die Party in der Neuen Welle zu gewinnen. Schreibt uns eine Mail an hello@frohfroh.de und erzählt uns, zu welcher der beiden Veranstaltungen (Freitag, 25. April @UT oder Samstag, 26. April @Neue Welle) ihr gehen wollen würdet – und welchen der Acts ihr unbedingt live sehen möchtet. Ausgelost wird am 20.04.2025.

Viel Glück!


Reguläre Tickets gibt es hier zu kaufen.

Never // Now – solidarisch feiern

Die AfD wird immer stärker, das BSW wollte einigen Leipziger Musikclubs die Förderung streichen und die CDU forderte kürzlich die Fördergeldprüfung von NGOs – das politisch-gesellschaftliche Set-up in Deutschland verschiebt sich immer mehr nach rechts. Ein überregionales Bündnis aus der Clubkultur möchte das nicht einfach hinnehmen und veranstaltet in den nächsten Monaten mehrere Soli-Partys. Ein Termin ist auch in Leipzig.

Never // Now hat sich im Februar gegründet – kurz nachdem die CDU eine Überprüfung der „politischen Neutralität“ von staatlich finanzierten Organisierten im Bundestag beantragte. Und kurz nachdem die AfD bei den Bundestagswahlen erneut zulegen konnte. Dieser Clusterfuck an Ereignissen war für mehrere Kulturschaffende, Veranstalter:innen und Aktivist:innen aus verschiedenen Ecken des Landes der entscheidende Impuls, um selbst etwas gegen die fortschreitende Erosion von demokratischen und zivilgesellschaftlichen Grundfesten zu tun. Mit dem eigenen Handwerk, wie sie uns mitteilen – und deren Handwerk ist das Veranstalten von verschiedenen Club-Events.

„Hinter Never // Now steckt vor allem eine kraftvolle Mischung aus Wut, Hoffnung und dem festen Glauben daran, dass Musik und Clubkultur mehr können als nur eine gute Nacht liefern“, meint das Organisationsteam. Dies versteht sich als offener Zusammenschluss von engagierten Menschen aus dem Club- und Festival-Kontext. Offen heißt: Es können gern weitere mitmachen und ihre Ideen sowie Energie einbringen.

Deutschlandweite Soli-Partys

In den kommenden Monaten veranstaltet die Never // Now-Crew mehrere Soli-Partys in deutschen Großstädten wie Berlin, Hamburg, Bremen, Dresden und Köln – ehrenamtlich und mit vollem Support von den beteiligten Clubs und Acts. Am 18. April macht Never // Now auch in Leipzig Halt für eine zehnstündige Party im Elipamanoke – gemeinsam mit dem Entropie-Festival, das im August in Niedergörsdorf mit einem ähnlich politischen Anspruch stattfinden wird.

Das Ziel der Never // Now-Partys ist mehrschichtig: Zum einen Spenden sammeln für solidarische Vereine und Projekte, zum anderen aber auch den Austausch für aktive Communities ermöglichen und möglichst viele Menschen für die derzeitigen Herausforderungen der zivilgesellschaftlichen Akteur:innen sowie der zunehmenden politischen Polarisierung sensibilisieren.

In Leipzig startet der Abend beispielsweise mit dem Screening des Films „Perspektive Ost“, der die Ideen und Visionen von 30 zivilgeschaftschlichen Projekten in Sachsen, Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern vorstellt. Anschließend sind mit Komszi*Komsza, Lisa Luka, Lazer Lucy, Chaos Katy, Daensen, Mira Vána & Glenn Shaw, Garstique und DJ Rotkäppchen Halbtrocken DJs und Drag-Acts aus verschiedenen Genres und Städten im Eli zu erleben.

100 Prozent der Einnahmen werden gespendet – aktuell unterstützt Never // Now den Polylux e. V., ein Verein, der alternative und linke Projekte in ostdeutschen Kleinstädten finanziell unterstützt und berät. Der Verein leistet hier eine enorm wichtige Arbeit, weil gerade in ländlichen Regionen die antifaschistische Arbeit deutlich schwieriger, gefährlicher und notwendiger ist als in den Großstädten.

Als neue Bewegung sieht sich Never // Now nicht – das Movement sei schon da, meint die Crew. Mit „A100 Wegbassen“ oder „Bass gegen Hass“ gibt es bereits andere Initiativen mit einem ähnlichen Engagement – und klar, auch lokale Soli-Partys sind nichts Neues.

Doch mit seiner deutschlandweiten Präsenz hat Never // Now durchaus die Chance, die Clubkultur in einem größeren Rahmen für demokratisches Engagement und für eine starke Haltung gegen Rechts zu empowern. Gemeinsam mit euch, indem ihr die Partys besucht und so einen Teil beitragt, dass progressiv-soziale Projekte weiterbestehen können.

Danke Danke für den Einsatz!