Sounds spüren – Sens Taktil Festival

Vom 25. November bis zum 4. Dezember lädt das ZiMMT zu einem besonders eindrücklichen Festival ein: Sens Taktil. Worum es geht, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Wer in den Club oder zu einem Konzert geht, kann sie schnell direkt spüren: die taktile Berührung durch Klangschwingungen. Doch zwischen Tast- und Hörsinn bestehen weitere, oftmals subtile Wechselwirkungen. Um genau das geht es beim Sens Taktil, dem Festival für multisensorische Wahrnehmung. Nachdem im ZiMMT, dem Zentrum für immersive Medienkunst, Musik und Technologie, im letzten Jahr bereits die Schnittstelle zwischen Düften und Sounds ausgelotet hat, folgt 2024 der haptische Sinn.

Wieder einmal hat die ZiMMT-Crew ein beeindruckendes Programm kuratiert – mit audiovisuellen Konzerten im 3D-Sound, einer ASMR-Performance, einer taktilen Ausstellung mit Klangliegen und begeh- und berührbaren Installationen sowie mit Workshops und Vorträgen. Dieses Jahr gibt es sogar eine Festival-Sauna sowie einen Tastpfad für gleichermaßen fühl- und hörbare Erlebnisse. Wir sagen wow und empfehlen einen genaueren Blick in das Programm.

Hier schon mal ein Überblick über die Konzerte:

John Burnett – 28.11. / 20 Uhr

Lucas Gutierrez – 30.11. / 20 Uhr

Mʊdʌki – 30.11. / 21 Uhr

Marcus Schmickler – 29.11. / 20 Uhr

Passion Asasu & Cosmo Schüppel – 27.11. / 30 Uhr

WhispersRed – 01.12. / 19 Uhr

Das Festivalticket gibt für 70 Euro (bzw. 55 Euro ermäßigt), außerdem können auch Tickets für einzelne Events gekauft werden – und zwar hier.

Afar Odea – „You‘ll Be Better Soon“

Ende September brachte der Leipziger Musiker Afar Odea sein Debütalbum heraus. Und das Album ist so ein guter stiller Grower zwischen Indie und Elektronik, Pop und Experiment, dass wir uns Zeit für eine ausführliche Review genommen haben. Denn dieses Album verdient auch Zeit.

Wir müssen vielleicht zunächst eine kleine Meditation zum Thema Kreativität und Zeit vorneweg schicken: Unter Druck entstehen Diamanten. Mit Sätzen wie diesem versucht der gestresste kontemporäre Mensch das wechselseitig diffizile Verhältnis zwischen Kreativität und Zeit im Interesse der Deadline für sich urbar zu machen, und in der Tat liegt bestimmt auch eine Wahrheit drin: die Anwesenheit von Terminzwängen alleine zwingt dazu, den kreativen Prozess zu rationalisieren. Es gibt nicht viele Präkonfigurationen, in denen dieses Spannungsfeld – selbstredend immer mit kritischer Distanz betrachtet – nicht mit erbarmungsloser Macht zutage tritt, und eine recht offensichtliche ist das Szenario „Debütalbum“. Salopp gesagt: Niemand hat drauf gewartet, niemand schaut dem Kunstschaffenden hinter die Stirn und fordert ein Debütalbum innerhalb der nächsten sechs Monate. Oder anders: Ein Debüt per se ist Beweis, dass der Prüfling den kreativen Prozess zu einem Abschluss führen kann. Die Länge des Prozesses interessiert niemanden. Und manchmal, so wie beim Debütalbum „You‘ll Be Better Soon“ des Leipziger Künstlers Konrad Jackisch aka Afar Odea hört sich das Ergebnis dann so an, als hätten sechs Jahre gerade so gereicht, um die Impulse eines vor Ideen übersprudelnden Geistes in einem kreativen Kraftakt auf eine publikums- und praxistaugliche Menge zu verdichten.

Argumentativ eigentlich nicht schwierig, fällt es trotzdem gar nicht so leicht, diese These am Material zu untermauern: Wo sollen wir denn eigentlich anfangen? Ein leichtes zum Beispiel, nun auf zahlreiche intelligente und/oder verfremdete Zitate und Hommagen hinzuweisen. Wer will, der hört in den Songs auf dem Album Zitate und Einflüsse en masse. Natürlich ist die Musik viel zu intelligent für bloße Epigonen, es ist dann schon eher die Kreation spezifischer, vertrauter, Atmosphären (jaja, im Plural – jeder Song ein kleines, eigenes Universum), die auf der Platte mit sehr individuellem Ausdruck erzeugt werden. Es ist vielleicht eine Erkenntnis am Rande, dass Atmosphäre durch sich selbst wirkt, sich als emotionale Wahrnehmung manifestiert – wenngleich wir womöglich drauf trainiert sind, die Ausdrucksformen überzubewerten, mit der sie erzeugt wird. Und gleichzeitig ist es angenehm überraschend zu sehen, dass Afar Odea mit seinen Mitteln des musikalischen Ausdrucks auf der Platte Atmosphären transportiert, die stark an die Vorbilder einer ganzen Generation erinnert. Sehr präsent ist da etwa ine sehr spezifische, runtergedimmte, aber gleichzeitig unglaublich lebensbezweifelnde Energie, wie sie in den Neunzigern durch Massive Attack zur ersten Vollendung gebracht wurde. Wirklich beeindruckend ist, dass diese Stimmung erzeugt wird, ohne zu kopieren.

Denn Afar Odea äußert sich mit den Mitteln seiner künstlerischen Identität, die sich als vielfältig, stilsicher, mit kreativem Urteilsvermögen zeigt. Am offensichtlichsten, paradoxerweise vielleicht aber auch gerade am natürlichsten, zeigt es sich in der Stimme. Bereits die ersten Takte des Albums führen eine wunderschöne Popstimme ein – keine Ecken, keine Kanten; keine charakteristischen, zur Stärke umgedeuteten technischen Unzulänglichkeiten. Aber ebenfalls so selbstsicher, souverän, dass sie sich diese Abwesenheit von Imperfektion leisten kann, ohne Langeweile zu erzeugen. Es ist recht simpel: Afar Odea singt in den meisten Momenten der Platte einfach sehr sehr gut, in manchen Arrangements wirkt seine Stimme freilich stärker als in anderen. Aber sie ist im Kern purer Pop.

Interessant gestaltet sich auch die Frage nach Songstrukturen. Die aufregendsten Songs fühlen sich an, als hätten sie organisch zueinander gefunden, weil jede Idee, mag sie noch so klein oder groß sein, aufeinander aufbaut und sich sehr bewusst einer Struktur entzogen hat; niemals ideologisch dekonstruktiv, sondern immer als pragmatische, aufs Resultat gerichtete Entscheidung. Diese Songs sind in ihrer Fülle geradezu cineastisch. Andere Tracks folgen konventionelleren Mustern, das sind die Momente, die dann vielleicht nicht im gleichen Maß Erstaunen erzeugen – doch man merkt auch in jenen Momenten: Jeder Takt wurde hart erarbeitet, nicht einen Moment lang wird das Album beliebig. Kaum ein Beat wirkt wie Füllmaterial, überall ist Ausdruck, überall ist Ornament – sehr zeitgenössisch, sehr stilsicher. Und allen Tempowechseln, allen Reduktionen zum Trotz hat jeder einzelne Track durchgehend genug Leben, so dass nie ein Spannungsabfall droht, der dem Material nun gar nicht stehen würde.

Der Reiz dieser Platte liegt in der Klasse des Künstlers, manchmal ist es so „einfach“ für uns als Konsumenten. Und es ist ja doch als Kritiker irgendwie billig, die Kritik so nah am kolportierten künstlerischen Subjekt zu halten, diese unglaubliche kreative Energie und Ausdrucksstärke auch als Resultat eines Prozesses zu verstehen, der nicht von Zeitdruck getrieben war. Und es tut mir ja tatsächlich fast Leid, dass diese Kritik so sehr auf ästhetische Grundfragen geht. Aber am Ende geht es uns ja vor allem darum, ein Kunstwerk irgendwie urbar zu machen. Manchmal müssen wir dazu weit ausholen, die kleinen und großen Geschichten der Welt aufrollen, um durch Rückbezüge einen Hintergrund zu schaffen vor dem ein Kunstwerk wirkt. Aber es kommt vor, dass Kunstwerke einfach ganz durch sich selbst zur vollen Entfaltung finden, in diesem Sinne sehr unmittelbar großen Reiz entwickeln, weil sie, ganz simpel, einfach ganz ganz toll sind. Afar Odeas Debüt ist genau so ein Werk, eines an dem man merkt, dass der kreative Prozess dahinter enorm produktiv war und außerordentlich stilsicher in Form gebracht wurde. Unter Druck entstehen Diamanten – aber oft eben nicht durch zeitlichen Druck, sondern durch Verdichtung.

KW 47 – Donnerstag

Zwischen Feiertagsrave und klassischem Wochenende gibt es hier noch einen interessanten Konzert-Tipp.

frohfroh-Tagestipp //

Konzert // Noch Besser Leben // 20:00 – 22:00 Uhr
w/ Rustre

Vor sechs Jahren hatten wir erstmals über Rustre berichtet – einen interessanten Musiker, der Ambient und Elektronik sehr subtil mit Shoegaze und Post-Rock in Einklang bringt. In den kommenden Tagen erscheint sein neuer Release „Holding Hands With Runaways“. Wir stellen uns in der nächsten New-In-Ausgabe nochmals ausführlicher vor. Wer nicht warten mag, geht heute schon zum Release-Konzert.

KW 47 – Samstag

Heute wird es nochmals schnell im Tempo – und die Station Endlos ist zu Besuch in der Stadt.

frohfroh-Tagestipp //

BPM Attack x Dynamic // Institut fuer Zukunft // 23:59 – 09:00 Uhr
w/ Aexhy, Arlenys, Aurora Polaris, DJ Ferrari, DJ Sanity Check, DJ Ritalino, Gretchen Bazooka, Ostbam, DJ Rakita, Trashabelle, XVII

Letzte Edition der „BPM Attack“-Reihe. Wie der Name schon sagt, geht es hier ordentlich vorwärts und alle brachialeren Genres sind vertreten – von Downtempo ist hier also höchstwahrscheinlich keine Spur. Dieses Mal gibt es extra FLINTA*-Power von der Dynamic-Crew aus Berlin – und zwar mit Gabber (ja, wirklich) auf Trakt 1 sowie mit Trance und mehr auf Trakt 2.


Außerdem heute //

Eli invites Station Endlos / Elipamanoke, 23:00 – 09:00 Uhr – Die Station Endlos ist zu Besuch mit viel langsamer Tanzmusik von Albí Bæk, Aivee, Delia Plangg, Mari Kabel, Mila Stern, Nienein, Pascal von Wegen, Sonnensysteme

No Name / 360 Grad Waschbar, 22:00 – 03:00 Uhr – Fun en Masse mit Trance und Speed House von Karl Lautermach, WhipitClipit, DJ Schnürschuh

Sugarbass x Eurodance / DUQO, 23:00 – 08:00 Uhr – Collab von Eurodance und Sugarbass mit sehr viel Hände-hoch-Trance und Edits mit David Ghetto, DJ Cringey, DJ Twerking Class, Eurodance2000, Gigi Spears, Kammerflimmern, Mischkonsum, Paraçek, Prada3000, Richie Rollin, Rocky Zement, Scrappy Coco

KW 47 – Freitag

Heute wird es nochmals rude im IfZ. Aber es gibt auch zwei interessante Off-Space-Tipps.

frohfroh-Tagestipp //

Rude // Institut fuer Zukunft // 23:00 – 08:00 Uhr
w/ Shoki287, Dea BBZ, Juno 030, Discobabe2, DJ Luiser, Goldie b2b Bassb0uncebeby, DJ Gabi b2b Dirtylicious, Sophiise, AngelConda

Rude war schön öfter bei uns ein Tagestipp. Dennoch noch einmal zur Erklärung: Rude ist eine Veranstaltungsreihe im Institut für Zukunft und konzentriert sich auf die spannende Schnittstelle von HipHop-Acts sowie Live-Acts zwischen Bass, Breaks, Techno und Trance. Alle Artists sind FLINTA* und jede Party zeigt eine andere Tendenz von Kuration auf. Einige Nächte sind hiphop-lastiger, einige verträumter mit atmosphärischen Vibes und Vocals. Zum Finale im IfZ gibt‘s viel tanzbare Live-Acts aus Berlin und Leipzig mit einem guten New-Age-Rap/Trance-Schnitt. Besonders stark ist dieses Mal das DJ-Line-Up, bestehend aus lokalen und Leipzig-related Acts. Genremäßig erwartet euch ein guter Mix aus Juke, Bass, Dubstep, Garage und mehr. Hier ist auf jeden Fall für alle was zu hören, die Bock auf viele kreative Einflüsse und persönliches Mixing haben.


Außerdem heute //

Devinitiv / Dankbar, 21:00 – 03:00 Uhr – Housy Sound in Bar-Atmosphäre. Mit Mp.ulle, Peter Invasion, Nici Palm

Ventral Vibration / Ernst, 22:00 – 06:00 Uhr – Bass- und Soundsystem-Special im Ernst. Mit Pea, El P, Tide, Old Man Crane, Tico

&With KeinKollektiv + Polyphon / Elipamanoke, 23:59 – 10:00 Uhr – Collab zwischen zwei Leipziger Kollektiven mit viel Techno. Mit Carotin, Genelle, HoudaFK, Ilovedaddyz, Keno, Kirberg, Lena xx, Pierre Arndt, Sophie Cue

Inner Rhythm / DUQO, 23:59 – 08:00 Uhr – Reduzierter Classic-House-Sound mit Must-See Tomoki Tamura. Außerdem dabei: Admo, Anjin, Boris, F.D.M., Habikat, Lulu, Pokka, Tomoki Tamura, Zischko

Oasis by k²o / Absturz, 23:00 – 06:00 Uhr – Träumerisch zwischen Breaks und Techno gleiten? Geht hier mit Nyn Lou, Knete b2b Rodèk, Friedrich Gegner b2b Milan Geuser, Titanophoneus

Bar Extended w/ Close / Neue Welle, 20:00 – 03:00 Uhr – Von der Bar geht es direct in ein tolles lokales Line-up mit Chiara Ferrara, Gladee b2b Yuli, DJ Spa, Marov b2b Mizar

Basic Inar / Kulturlounge, 23:00 – 08:00 Uhr – Inar-Crew mit House und Tech-House von Bertha, Bodo Kushmann, Li Wa

Danke Danke

Hier kommt ein großes Danke Danke! Wir hatten letzte Woche zwei sehr schöne Abend im Conne Island und im Inch by Inch-Plattenladen, um 15 Jahre frohfroh zu feiern und um unser neues Print-Magazin zu präsentieren. Hier ist ein kleiner Rückblick.

Wir machen es aber kurz: Beide Abende waren sehr verschieden und jeder für sich wunderbar. Mit vielen guten Gesprächen, viel Zuspruch und viel Support und toller Musik von Kassem Mosse, Mix Mup und I$A sowie Nils Panda. Danke an alle, die das möglich gemacht haben und an alle, die vor Ort waren.

Und als wäre das alles noch nicht genug, hat uns am Freitag sogar das Groove-Magazin mit einem Artikel erwähnt. Nicht nur auf dessen Website, sondern auch in den Berliner Fenstern – dem U-Bahn-Fernsehen der Hauptstadt, yeah. An dieser Stelle auch ein Danke an DJLab für den Artikel.

Ein weiteres Danke geht an Stefan von FZEY für die Gestaltung, an Christoph alias Kid Kozmoe für das Lektorat und an Magentur für den hochwertigen Druck des Magazins. Und natürlich ein großer großer Dank an Nastassja von der Weiden für die Redaktion sowie all die Autor:innen, Fotograf:innen und Künstler:innen, die mit ihren Beiträgen zu diesem tollen Magazin beigetragen haben. Danke auch an Maxim und Nasti für die Event-Bilder.

Damit auf zur 20. Wer ist mit dabei?

P.S. Im Mzin, dem Bookstore im Museum der Bildenden Künste, Sleeve++, Inch by Inch und Sex Nails findet ihr einige Exemplare zum Kaufen. Oder ihr sichert euch ein Exemplar direkt bei uns via Bandcamp.

KW 47 – Dienstag

Sachsen gönnt sich morgen einen Feiertag. Und der kann zum Beten oder Raven genutzt werden. Hier drei Tipps für letzteres.

frohfroh-Tagestipp //

BCCO // Institut fuer Zukunft // 23:00 – 09:00 Uhr
w/ DJ Hyperdrive, Dirtpitcher, DJ Fairytail, Future.666, FlexibleHeart, Micina, Nina Farrina

In der Nacht vor dem Feiertag mischt sich das Berliner Label und Kollektiv BCCO in die letzten Wochen des IfZ. Bekannt für berlintypischen technoiden Sound und wegweisend für den andauernden Hardgroove-Hype der letzten zwei Jahre tourt BCCO in und außerhalb Berlins. Heute entsteht eine Kollaboration von Local Heroes aus Leipzig und Berlin, die von groovigen Bässen mit 135 bpm schnell auch mal über die 140 bis 150 bpm hinausschießen. Also, diese Nacht ist für alle, die es tendenziell schneller und grooviger mögen.


Außerdem heute //

Superpamanoke / Elipamanoke, 23:59 – 10:00 Uhr – Resident-Sause mit Caiva als Headliner in atmosphärischer Hypertrance-Manier. Außerdem dabei: Apøllo, Carlotta Jacobi, DJ Stimula, Lars Goldammer, Luzi, Vanta

Westhafen Klub „Spandau 20“ / Westhafen, 22:00 – 09:00 Uhr – Besuch straight outta Spandau mit den Techno-Headlinern Fjaak und Elli Acula. Mit dabei auch Coline, Nikk, Dajusch, Sledge

KW 46 – Samstag

An diesem Samstag startet eine weitere längere Party plus TransCentury Update und Sachsentrance.

frohfroh-Tagestipp //

TransCentury Update Day 3 // Cammerspiele, UT Connewitz, Conne Island, 16:30 – 06:00 Uhr –
w/ Military Genius, Horizontaler Gentransfer, El Khat, International Music, Disko Sued, Julián Mayorga, Bacao Rhythm & Steel Band, Istanbul Ghetto Club, Duo Devotion

Das TransCentury Update konzentriert sich seit 2018 auf die Schnittstelle von popkultureller Ästhetik mit frischen Wind der Musikszene. Ziel ist es, Acts nach Leipzig zu bringen, die kaum oder noch nie hier gespielt haben. Dabei möchte das Festival nicht aus dem Augen zu verlieren, inwiefern die lokale Szene den Sound der Stadt ausmacht. Grenzen von Subkulturen sollen überwunden werden. Heute folgt der dritte experimentierfreudige Abend mit Potenzial für viele neue Eindrücke. Das beginnt im UT und wandert schließlich ins Conne Island. Große Empfehlung ist hier Istanbul Ghetto Club – hier trifft eine Live-Techno-Performance trifft auf türkische Zupfgitarren (Saz).


Außerdem heute //

Sachsentrance x LeZoo / DUQO, 23:59 – 08:00 Uhr – Nach längerer Zeit mal sind Sachsentrance wieder in Leipzig zu erleben. Heute gibt es ein Team-up mit dem linken Genfer Standort Le Zoo. Das heißt: Sachsentrance-typischer Sound trifft auf mehr groovige und hypnotische Tunes auf dem Le Zoo-Floor. Mit The Jakob Sister, Blame the Booker, RaverPik, Sabu!, Kween K, Injuste, Qui est qui, Z-aphyr

To Gather / xxx, 20:00 – 06:00 Uhr – Kosmische housy Strukturen in einem Privathaussetting. Ask your local Network. Mit Lb. Honne + Matsssiii, Laura Fiore, Orion, Dan Andrei, XDB, Mbeck

Rillenrealitaet 24 h / Institut fuer Zukunft, 22:00 – 22:00 Uhr – Rillendisco mit noch einem Großevent. Geschätzter Rillensound mit tollem Line-up. Mit V:Sonntag, Thnts, The Peergroup, Silva Rymd, S.ra, Neurobic, N.akin, Motram, MDMK, Low Velocity Soundsystem, Kwaint, Kontinum, Kikimike, Kaspar Oberon, Kadia, Jolly Goths, HKS97, Hagen Richter, FAQ, DJ Ravernunft, Diwa, Cylo, Breza, Barbara Hofmann, Alice in Flames, A:Tok

Kosmos / Elipamanoke, 23:59 – 10:00 Uhr – Melodic Techno und Festival-Sound à la Fusion mit NoNameLeft, Aio, Lautaro Ibañez, Moto Moto, Sinah, Aender

In.Takt / Neue Welle, 23:00 – 07:00 Uhr – Nostalgie-Vibes mit Melodic-Tech-House-Größen. Mit Ron Flatter, Daniel Stefanik, PerisinLE, Martin Young

Progressive Freakz / Absturz, 23:00 – 06:00 Uhr – Prog-House into Techno mit MoodFreak, Milox, Emeveka, Sami Zee

Fall Fever Funk / Garage Ost, 20:00 – 02:00 Uhr – Ein funky-souliger Abend mit DJ Elastik + Support

Foam and Frequencies / 360 Grad Waschbar, 22:00 – 03:00 Uhr – Bassy in süßer gemütlicher Atmosphäre. Mit Old Man Crane b2b Tico, Shortee b2b Subconsciouz

KW 46 – Freitag

Weiter geht es mit dem KW 46-Freitag. Heute startet eine exta-lange xxx-Party. Und dazu gibt es ein zweites Magazin-Release-Event.

frohfroh-Tagestipp //

Vaertism x Creme Club // xxx // 23:00 – 08:00 Uhr (Sonntag)
w/ Pajari, Annina, Arndt29, Elli.on, Zoch, Submod, Lulu & Nell, Mbius, DJ Uludag, Unjack, Nastik, Boris & Davy, mFX

Vaertism und Creme Club tun sich für 33 Stunden zusammen und bouncen euch House um die Ohren bis niemand mehr kann. Ganz nach dem Sinne sonstiger cremiger und vaertismer Veranstaltung erwartet euch klassischer bis progressiver Sound, gerne auch auf der schwarzen Scheibe präsentiert. Das Line-up ist ein guter Mix aus Newcommer:nnen und länger bekannteren Gesichtern der Leipziger Szene und darüber hinaus. Also für alle, die House lieben und Lust haben, das komplette Wochenende an einer geheimen Location zu verweilen. Und wo ist das Ganze: Ask your local Network oder schaut bei den Kollektiven vorbei.


Außerdem heute //

15 Jahre frohfroh – Past. Present. Future / Inch by Inch, 18:00 – 21:00 Uhr – Noch eine Möglichkeit, unser neues frohfroh-Magazin direkt an unserem Stand zu kaufen. frohfroh-Mitautor Nils Panda legt auf, es gibt Drinks und gute Vibes

Elek Panjoli / Elipamanoke, 23:59 – 09:00 Uhr – Klassische Eli-Sause mit Residents plus geladenen Gästen. Mit Kimya, Michele Inflagranti, Noxsonos, Siggi Petrol, Siggi Sauer, Splinter

Soli: Rosalinde / Institut fuer Zukunft, 22:00 – 06:00 Uhr – Genre-Mix in Support für den Rosalinde e. V. im Kampf für Safer Spaces für die queere Community Leipzigs. Mit Blizz, DJ BJ b2b DJ RJ, DJ Genre b2b DJ Jetset, Judith van Waterkant, Kluges Kind, Unicorn Partisans, Was Grantiges

Park & Ride / Neue Welle, 20:00 – 04:00 Uhr – Sanfterer bis dunklerer und progressiver House mit Multisex-Touch. Mit Vlada, Jewelry, Optyi

Wobblekalypse / Absturz, 23:00 – 06:00 Uhr – Wobble ist Programm. Dubstep, D&B und UK Bass mit Timmy Tiefkühl, Specter & Enrage, Soundgestoerter, Sandman_One

TransCentury Update Day 2 / UT Connewitz, Werk 2, Ilses Erika, 19:00 – 06:00 Uhr – Zweiter Festivaltag an verschiedenen Locations und unterschiedlichen Styles. Mit Ryley Walker, Wand, King Hannah, Shafrah, Das Kinn, Pigeon, Baby’s Beserk, Andreya Casablanca

KW 46 – Donnerstag

Wir starten das Wochenende schon heute – mit einem Tipp in eigener Sache.

frohfroh-Tagestipp //

15 Jahre frohfroh – Past. Present. Future. // Conne Island // 20:00 – 03:00 Uhr
w/ Kassem Mosse, Mix Mup, Thomas Meinecke, Oliv

Dieser Tipp ist etwas besonderes – nämlich ein Tipp in eigener Sache: Wir feiern mit frohfroh in diesem Jahr unser 15-jähriges Bestehen – mit einem 170 Seiten starken Print-Magazin und einer Party, yeah. Heute ist es soweit, wir präsentieren das Magazin und ihr könnt es an diesem Abend erstmals selbst kaufen.

Parallel freuen wir uns auf einen Vinyl-Talk von Autor, Musiker und DJ Thomas Meinecke mit Kassem Mosse und Mix Mup. Die Drei sitzen an einem Tisch mit einem Plattenspieler, legen mitgebrachte Platten auf und unterhalten sich über Musik und sicherlich auch die ein andere persönliche Anekdote. Anschließend ist Party – mit der tollen Oliv aus dem DUQO und von Callshop Radio sowie MM/KM alias Kassem Mosse und Mix Mup. Wir freuen uns auf euch.

Ihr könnt nicht kommen, wollt euch aber eines der limitierten Magazine sichern? Dann ordert hier bei Bandcamp euer Exemplar.


Außerdem heute //

TransCentury Update Day 1 / UT Connewitz, 19:30 – 23:00 Uhr – Heute startet auch die neue Ausgabe dieses wunderbaren Festivals. Mit experimentellen und sphärisch-poppigen Electronic-Sounds von Discovery Zone, Mabe Fratti, Afar

Italo Night / Garage Ost, 19:00 – 24:00 Uhr – Im Osten gibt abends auch gute Italo-Disco-Vibes mit Oleg Maximov, Stinia3000, DJ Saibz

New In – Sep / Okt 2024

Der Spätsommer und Frühherbst haben jede Menge spannende Musik aus Leipzig hervorgebracht. In unserer neuen New-In-Ausgabe bündeln wir ein Dutzend EPs und Alben für euch. Nehmt euch etwas Zeit.

Teleporter Scape Orchestra – „The Draft Of A Ball“ (Teleskop)

Der Mensch hinter diesem Projekt ist kein Unbekannter in der Leipziger Szene. Sebastian Bode betreibt das Label und die Projektplattform Teleskop, spielt in der Indie- und Popformation Wooden Peak und ist Mitveranstalter der regelmäßig stattfindenden Ambient-Visual-Abende „Teleskop Radius“ im UT Connewitz. Und das sind nur einige Projekte, bei denen der Produzent und Musiker seine Hände mit im Spiel hat. Sein Teleporter Scape Orchestra ist Ambient-Musik im eigentlichen Sinn. Basierend auf Loops (meist solchen, die sich durch das ganz Stück ziehen) werden Klanggebilde erdacht und musikalische Kollagen erzeugt. Diverse Instrumente kommen zum Einsatz: Rhodes, Gitarre, Synthesizer, im Hintergrund eine Stadtszenerie oder Vogelzwitschern.

Man kann „The Draft Of A Ball“ sehr bewusst oder unbewusst hören. Ersteres empfehle ich dringend, denn die Vielschichtigkeit eröffnet sich einem erst beim genauen Hinhören. Man sollte keine Songstrukturen oder einen dramaturgisch ausgeklügelten, allzu offensichtlichen Aufbau erwarten. Die Stücke gehen dahin und hüllen einen ein, die Elemente verändern sich leicht oder schieben sich manchmal mehr in den Vordergrund. Mehr braucht es auch nicht, damit diese Musik funktioniert.

Ein Anspieltip ist der Titelsong der EP: „The Draft Of A Ball“. Über dem schwebenden Klangteppich improvisiert der Musiker Christian Dähne auf seinem Bass. Das Instrument wird eins mit den Geräuschen und den im Hintergrund laufenden Loops. Sebastian Bode schreibt übrigens mitunter auch viel Musik für Filme und Dokumentationen. Auf dieser EP funktioniert die Musik ganz ohne Bildmaterial, aber vor dem inneren Auge lässt es sich wunderbar träumen von fernen Orten.

Nils Hit: „The Draft Of A Ball“ – Why: Das Zusammenspiel aus Bass und Klangkollage funktioniert hier vorzüglich.


Tibi Dabo – „The Hiker“ (Kann)

Ist Kann Records eigentlich noch ein Leipziger Label? Betrieben wird das Label mittlerweile allein von Sevensol, der vor einer Weile nach Berlin übergesiedelt ist. Sei es drum, wir schauen in dieser Ausgabe nochmals auf einen durchaus spannenden Release. Denn im September kam ein weiterer digitaler Release vom spanischen Produzenten Tibi Dabo. Er mixt ein bisschen Micro-House mit reichlich Voice-Samples und Percussion-Vielfalt und ist dabei groovy wie Sau. So klingt der Opener „Desert Hike“.

Und um ehrlich zu sein, haut „A Go Go“ genau in die gleiche Kerbe. Die Bassline ist schon sehr nice hier. Die Samples atmen ein bisschen 90s-Flair und sind sehr soulful, wenn man so will.

Am meisten nach vorne geht „Moon Hike“, hier geht auch mal der ein oder andere Synthraum auf und der Titel ist melodisch nicht ganz so verhalten wie die anderen Stücke auf der EP. Beim Vocoder-Einsatz bin ich dann voll und ganz dabei.

Nils Hit: „Moon Hike“ – Why: Treibende Nummer mit schönem Melodie-Anteil und coolem Vocoder. Yeah!


Littlelake – „Fang Song EP“ (Brombért Records)

Bereits im September ist auf Brombért Records die Fang Song EP von Littlelake erschienen. Der EP liegt eine leitende Frage nach Balance zugrunde und die künstlerische Antwort findet sich in bassgetriebenem Garage. Das Fundament ist solide und stabil gelegt, und drüber schweben spielerische Soundlandschaften, die im UK Garage ihre Vorfahren haben. So entsteht eine EP, die ganz beiläufig etwas angenehm Hypnotisches transportiert, dabei immer mitreißt.

Exemplarisch dafür steht der zweite Track “Passing by„, der mit gebührendem Raum aufgebaut wird, ab und an mal per Voice-Over konstatiert, dass man just passing by wäre, und so seiner Wege weitergeht. Die hier so nonchalant unterstellte Beiläufigkeit ist aber natürlich eine falsche Fährte, denn selbst in der hochgradig unglamourösen Umgebung des Arbeitszimmers nicke ich auf dem Bürostuhl unwillkürlich im Takt mit, während ich diese Zeilen geschrieben habe. Und in diese Sinne ist „Passing By“ programmatisch für die ganze EP; „Fang Song“ kann und will gar nicht allzu sehr für die Nachwelt eingefangen werden, sondern ist dafür gemacht, erlebt zu werden.

Davids Hit: „Passing By“ – Why: Weil der Kopf noch immer nickt.


Nici Palm & Rødel – „I Want Both“ (Paradise Palms Records)

Die Tech-House-Nummer „I Want Both“ der Leipziger Produzent:innen Nici Palm und Rødel geht gut nach vorne – mit dickem Bass, fetter Kick und den sich mantraartig wiederholenden Vocals, die genau das einfordern. Man fragt sich bis ungefähr zur Hälfte des Tracks, was denn die beiden Dinge sein könnten. Die Frage wird bei Minute 3 beantwortet: Hier gibt es mit E-Bass und extended Vocals einen poppigen Break mit eingängigen Vocals und coolen Lyrics. Der Part hätte gut und gerne etwas länger gehen können, bricht er doch das repetitive Muster des Tracks schön auf. Allerdings geht es nach dem Break ähnlich weiter wie zu Beginn. Funktioniert dennoch sicher gut im Club.

Der Remix von Fausto zäumt das Pferd von hinten auf. Das Ding baut eher auf die Vocals und den Basslauf und mutiert zum Electroclash- bzw. Technobanger mit verzerrtem Bass und sogar einer Sologitarre oder sowas. Klingt nach viel Spaß! Erinnert auch ein bisschen an die Ed Banger- und Kitsuné-Releases vor ein paar Jahren. 

Nils Hit: „I Want Both (Fausto Remix) – Why: Die Nummer macht einfach Spaß beim Anhören, auch wenn das Original viel cooler daher kommt.


Dib – „Equipotentiale 002“ (Pragmat)

Wer produziert heutzutage noch CDs? Das Leipziger Label Pragmat tut es. Und bei der hier vorliegenden VÖ mit ihrer aufwendigen und liebevollen Gestaltung ist das durchaus berechtigt. Durchnummeriert und in schöner DIY-Optik. Dabei ultra-limitiert. Für alle, die mehr wollen als nur die Musik in digitaler Form. Mittlerweile ist die EP leider schon ausverkauft.

Apropos Musik: Um die soll es hier ja gehen. Sie ist ein „46-minütiges Hypnotic Techno Masterpiece“, laut Beschreibung des Labels. Man könnte auch sagen: Konzeptalbum. Denn im Text zur Veröffentlichung wird eine physikalische Dystopie beschrieben, die man sich vor dem Genuss von „Equipotentiale“ zu Gemüte führen kann. Unter diesem Aspekt gewinnt die Musik bereits beim ersten Hören sofort an Tiefe. Die Schwerkraft ist aufgehoben, Berge fliegen umher, Evolution hat keine Richtung mehr, alles existiert einfach nur noch. Soweit die Theorie zur Platte.

Der Sound ist mal mehr, mal weniger treibend. Teilweise mehr Ambient als Techno, mitunter ein wenig dubbig angehaucht. Der darke Sound von „Equipotentiale 002“ funktioniert dabei auf mehreren Ebenen gleichermaßen – auf dem Dancefloor („Equipotentiale 002.6“), aber auch im Listening Kontext („Equipotentiale 002.4“).

Nils Hit: „Equipoteniale 002.2“ – Why: Der Track saugt dich ein. Der Sound, der nach Klavier klingt voll mein Ding.


Various Artists – 160 Vol. 1 (Defrostatica)

Leipzigs spannendstes Breaks-Label Defrostatica startete Anfang Oktober eine neue Compilation-Reihe für Newcomer:innen, die sich jenseits von 160 bpm bewegen – und von Jungle, Footwork, Techno und Juke beeinflusst sind. „160 Vol. 1“ macht gleich klar: Das wird eine sehr intensive und club-pleasende Reihe. Zur Premiere hat Defrostatica Acts aus Dänemark und UK, die mit Deepness, Latin-Einflüssen und rollenden Grooves neue Impulse auf dem Breaks-Floor sorgen. Mit all der mitreißenden Dynamik, für die wir Juke und Footwork lieben – und mit dezenter Rave-Leichtigkeit. Starker Start.

Jens‘ Hit: „Move“ – Why: Weil hier maximale Spannung aufbaut wird, mit subtilen Drops sowie deepen bis ravigen Synths


Varum – „Breakbeat Business“ (Piccolo)

Ende Oktober erschien ein weiteres Breaks-Highlight in diesem Leipziger Herbst: Varums zweites Album. Nachdem er auf seinem Debüt „Basement Business“ einige HipHop-Roots in seinen Signature Sound gemixt hat, widmet sich Varum auf „Breakbeat Business“ seiner Breakbeat-Liebe. In verschiedenen Tempi und Intensitäten verbindet er darauf Old- und Newschool. Da treffen alles umarmende Piano-Chords und schwebende Trance-Flächen auf deepere und melancholischere Sounds – bis hin zu einigen breakigen Downtempo-Tracks wie „Throttled Down“ und „C-Glitch“. Varum hat mit diesem zweiten Album nochmals einen ordentlichen Sprung gemacht. Die Produktion klingt deutlich ausgereifter, fluider und wärmer – und sie steckt voller Details, für es einfach etwas mehr Zeit zum Entdecken und Feiern braucht. Ein sehr gutes Artist-Album. Btw: Das Album ist auch wieder als limitiertes Vinyl erhältlich.

Jens‘ Hit: „C-Glitch“ – Why: Weil das klassisch anmutende Downtempo-Setting immer weg glitcht und so eine ganz spezielle Ästhetik erhält.


8×10 – „Unsigned“ (Patching Flowers)

Nicht ganz richtig, was uns der Titel hier versucht zu suggerieren. Denn mit Patching Flowers hat diese kleine Sammlung an flächigen Ambient-Acid-House-Tracks ja ein schönes Zuhause gefunden. Das Leipziger Label veröffentlicht kleine Auflagen an Tapes – und auch digital wird hier rausgehauen, was das Zeug hält. Die vorliegenden drei Tracks feiern alle die hypnotische Wirkung einer 303-Bassline. Funktioniert (natürlich) nach wie vor sehr gut.

„Tango“ brilliert durch einen flächigen Loop, der spielerisch variiert wird. Das Stück klingt wie ein Live-Take im Studio. Auf jeden Fall eher intuitiv als hart durchgeplant. Fadet dann auf seinem Höhepunkt aber leider schon aus. Bei der zweiten Nummer kriegt man dann wieder die 303 auf der Kick zu hören. Dazu eine Fläche in einer Side-Chain-Compression und zusätzlichem Bass ab Minute 1, der die Harmonie schön erweitert. Der Track peitscht sich hoch und ist mit seinen 3:30 Minuten auch eher kurz geraten. Ein perkussiver Synth-Loop dominiert den dritten Titel, der mit ziemlich viel Rauschen und eher Lofi daher kommt.

Sehr atmosphärische VÖ, die nicht auf den Club abzielt. Dafür ist sie voll von guten Ideen und Sounds. Klingt so, als wollte man ein paar Live-Takes schnell veröffentlichen wollte, ohne zu lange über den Tracks zu brüten. Den Moment der Aufnahme nicht zerstören – eine gute Sache.

Nils Hit: „Tango“ – Why: Der Ambient-Loop ist ziemlich gut. Leider zu kurz :-/


Jamie Bissmire – „Pocket Universe EP“ (Recorded Things)

Eine neue EP auf Recorded Things, dem Label von Oliver Rosemann und Sebastian Rothermel.
Der harte und hypnotische Techno-Sound, für den das Label steht, wird auch hier bis zum Abwinken durchexerziert. Jamie Bissmire ist auch kein unbeschriebenes Blatt, veröffentlicht der Produzent schon seit Ende der Neunziger Techno-Tunes auf diversen Labels. Man kann die Erfahrung in den Tracks hören. Das ist High-Quality-Shit!

Greifen wir mal zwei Titel raus, die den Sound der EP sehr schön repräsentieren. „Silurian Symphony“ wird dominiert von einem quietschenden und perkussiven Synth-Loop, der so spielerisch disharmonisch daher kommt, das man ihn sich ewig anhören könnte. Darunter schiebt sich ein Techno-Brett mit sehr interessanter und klug gesetzter Bassline.

„Analouge Antiquity“ überrascht dann mit spieluhr-artigen Sounds. Das Konzept vom atmosphärischen Techno-Track, der von spannenden Sounds und seiner treibenden Kraft lebt, bleibt das selbe. Hypnotisch! Kurzum: Sechs Techno-Banger, die durch geschmackvolle und psychedelisch variierende Sound-Loops sowie groovende Basslines brillieren.

Nils Hit: „Umlaut“ – Why: Die nervöse, perkussive Mikromelodie und die FM-artigen Synth-Sounds haben es mir angetan.


KyXor – „Inpax“ (Patching Flowers)

Patching Flowers ist in diesem Herbst sehr aktiv – Nils hat in dieser New-In-Ausgabe bereits eine EP vorgestellt. Mit „Inpax“ erschien Mitte Oktober noch eine weiterer sehr hörenswerter Release von einem mir unbekannten Act namens KyXor. Die fünf recht kurzen Tracks dieser EP setzen voll auf Dekonstruktion, abstrakt-vertrackte Beats und Überzerrung. Einiges davon erinnert an die IDM-Hochphase Anfang der 2000er Jahre. Das heißt: Die Tracks sind schon stressig an einigen Stellen, aber KyXor bindet immer wieder auch harmonische Elemente ein, die die Kanten etwas abmildern und eben diese besondere Atmosphäre zwischen Dissonanz und Deepness erschaffen. Nicht alle Tracks nehmen mich sofort mit – „VXV“ beispielsweise ist mir zu kindlich-überdreht. Doch KyXor zieht seine Musik nicht unnötig in die Länge – die Kürze tut den Stücken tatsächlich gut. Insgesamt ein spannender IDM-Flashback.

Jens‘ Hit: „S_V“ – Why: Weil die sanften Hi-Hats mit den deepen Ambient-Chords perfekt zu den nebeligen Landschaften dieses Herbstes passen.


Murky fm – „Turbulent Seas“ (Self-released)

Und wer es super straight mag und sich für ehrlichen und harten Techno begeistern kann, der dürfte bei der neuen, selbst veröffentlichten EP von Murky fm voll seine Kosten kommen. Der Titel ist Programm: Es geht ab und drängt stürmisch nach vorne. Die Tracks sind allesamt Techno-Walzen im ursprünglichen Sinne. Der Titel-Track ist schon ziemlich stark mit seiner dicken Kick, den räumlichen Percussions und den nagenden und saugenden Sounds. Wie kriegt man eigentlich diese wummernden Kicks produziert, die eine Bassline überflüssig machen?

Herausstechend auf dieser VÖ ist für mich der letzte Track: Der Name deutet es schon an, es wird ein bisschen „Deeper“. Ich drehe den Volume-Regler mal ein bisschen hoch. Für mich funktionieren Flächen in Techno-Tracks immer super gut. Auch ist der leicht aufgebrochene Beat eine willkommene Abwechslung.

Nils Hit: „Head First Into The Deep End“ – Why: It´s deeeep!


Champion Sound „Gun Fevah / Wise Man“ (457)

Und zum Schluss noch etwas Dub. Das Alphacut-Records-Sublabel hat im Oktober eine neue 7″ gedroppt. Darauf sind zwei schöne Hafttime-Sessions der russischen Dub-Crew Champion Sound dokumentiert. Beide mit der angenehmen, tief verhallt-nebeligen Dub-Schwere und dieser tollen Slowness, aber auch mit einigen special Momenten. „Gun Fevah“ kommt etwa mit Bläsern und gedrosselter Jungle-Einschüben. „Wise Man“ klingt dagegen etwas minimalistischer und heller. Diese kleine Single zeigt einmal mehr, wie international und grenzüberschreitend der Dub-Sound immer wieder neu auflebt.

Wo ich grad bei Alphacut bin: Leider haben wir die letzte Compilation übersehen – obwohl sie das erste Lebenszeichen nach drei Jahren Release-Pause war. Deshalb hier noch ein paar Worte zu „Post Morphem“. Denn die EP hat definitiv eine Erwähnung verdient: Die vier Tracks öffnen nämlich einige eher experimentelle Jungle-Zugänge. Vor allem „Lower Rust“ von Paradox Effects ist ein trippy Hit, der irgendwie mitreißt und zugleich alles andere als klassisch ist. Bei den anderen drei Stücken drückt dann immer mehr Dub durch, immer aber mit einer hohen Detailtiefe und einer besonderen Spannung. Tatsächlich eine beinahe übersehene Perle.

Jens‘ Hit: „Canopy“ von Rude Operator – Why: Weil diese dicht getakteten Sounds und die filigranen Drums direkt ins Mark treffen.

TransCentury Update 2024

Knock, knock! Das TransCentury Update steht einmal wieder vor der Tür. Man hat es vielleicht schon bemerkt, denn immer um diese Jahreszeit blitzen überall in der Stadt die Plakate dieser Leipziger Festival-Institutuion auf. Man kann schon sagen, dass man sich daran gewöhnt hat. An dieses sehr gut und spannend kuratierte Event rund um das UT Connewitz. Wir präsentieren euch die Top 5 unserer musikalischen Highlights in diesem Jahr – und verlosen 1 x 2 Festivalpässe.

Baby’s Berserk (Elektro-No-Wave/NL)

Da hat es mir doch tatsächlich schon vor einiger Zeit einen Song dieser Band beim Streaminganbieter reingespült und prompt habe ich mir den Titel gleich als „Favorit“ markiert. Warum? Weil das Stück „Accessories“ mit seinen LoFi-Beats, der leichten Early-90s-Ästhetik und den zuckersüßen Vocals ein Hit ist, den man nach dem ersten Hören bereits in Herz geschlossen hat. Aber: Der Sound der Band steht noch für so viel mehr. Postpunk, Electroclash, No Wave. You name it! Eine nahtlose Mischung aus Mode und Musik? Ok, das sollte man sich ansehen. Und: Baby’s Berserk veröffentlichen in diesem Herbst einen neue Platte, von der man live sicher schon das ein oder andere Stück hören wird. Wo und wann?

Fr, 15.11. 1.10 – 2 Uhr @ Werk 2


Afar (Krautwave/DE)

Hypnotisch, minimalistisch, krautig, elektronisch und wavig. So klingen Afar aus Berlin. Ein wenig düster, aber auch genau so erbauend und warm einhüllend ist die Musik auf der neuen Platte von Afar. Die Titel leben von Synths, Gitarre, Drumcomputer und dem stimmlichen Wechselspiel der beiden Mitglieder. Dazu klingen subjektiv empfundene Referenzen von The Knife an. Zwischendurch darf es aber auch mal ein bisschen elektronischer Slacker-Pop oder ein Gitarren basiertes Pop-Stück sein.

Dringend zu empfehlen am

Do, 14.11. 21.50 – 22.45 Uhr @ UT Connewitz


Afar Odea (Avantpop/DE)

Eine garantierte Neuentdeckung ist der Künstler Afar Odea aus Leipzig. Sein jüngst erschienenes Debütalbum ist einfach der Wahnsinn. Ziemlich opulente Popgesten gleich beim ersten Stück. Akustikgitarre, Bläser, Drums, Vocoder, Synth, Samples, Piano – das ganz große Spektrum. Die Stimme kristallklar und wunderschön darüber. Diese Musik sollte raus aus der Nische und in die Welt. Wow!

Wie klingt das live? Sollte man sich ansehen und -hören am

So, 17.11. 18-19 Uhr @ Cammerspiele


Discovery Zone (Synthpop/US)

Die hittigen Stücke der amerikanischen Künstlerin Discovery Zone funktionieren auf sehr vielen Ebenen. Sie sind genau so eingängig wie verspielt. Dabei sehr referenziell und poppig. Eine Menge Synths und eine Menge 80er Jahre Vibes. Ein bisschen Kraftwerk, ein bisschen Dntel. Live wird die Performance durch 3D-Visuals ergänzt. Das wird sicher sensationell schön am

Do, 14.11. 19.30-20.10 Uhr @ UT Connewitz


King Hannah (Noisepop/GB)

Und zum Abschluss noch mal ganz straight und unverblümter Gitarren-Noise Pop von King Hannah? Ganz so einfach ist es dann doch nicht. „New York, let´s do nothing“ ist zwar der Überhit vom neuen Album und die Live-Session auf YouTube macht große Lust, King Hannah live zu sehen. Musikalisch und stimmlich erinnert das Stück stark an Heldinnen wie PJ Harvey und Kim Gordon.

Es stellt sich jedoch heraus, dass das Album sehr viel mehr zu bieten hat. Ruhige Balladen à la Cat Power und Stücke mit ganz viel Slackerpop-Attitüde. Klingt nach viel Spaß am

Fr, 15.11. 21.20-22.10 Uhr @ UT Connewitz


Das gesamte Line-up

Neben unseren Top 5 gibt es natürlich noch viele weitere wunderbare Musiker:innen zu entdecken beim diesjährigen TransCentury Update. Hier ist das gesamte Line-up:

Afar
Afar Odea
Andreya Casablanca
Baby Berserk
Bacao Rhythm & Steel Band
Bex Burch
Das Kinn
Discovery Zone
El Khat
Horizontaler Gentransfer
International Music
Istanbul Ghetto Club
Julián Mayorga
King Hannah
Koerper playing Mort Garsons „Plantasia“
Mabe Fratti
Military Genius
Pigeon
Ryley Walker
Shafrah
Snitsh Pitsh
Wand

Um einen weiteren Eindruck zu bekommen, empfehlen wir euch die beiden offiziellen TransCentury Update Mixtapes:


Tickets? Kaufen oder gewinnen!

Wochenend-Tickets und Tickets für die einzelnen Abende könnt ihr hier erwerben.

Oder ihr macht mit bei unserer Last-Minute-Verlosung: Schickt uns bis Mittwoch, den 13.11.24 um 12 Uhr eine Mail an dance @ frohfroh.de und schreibt uns, was euer Festivalhighlight ist. Die Gewinner:innen werden per E-Mail benachrichtigt.