Bells Echo Interim 2023

Am 10. November gibt es mal wieder ein Bells Echo – wieder an einem besonderen Ort und mit einem spannenden Headliner aus Japan. Wir präsentieren das Konzert und verlosen Tickets.

Die Bells Echo-Reihe ist seit einigen Jahren ein verlässliches Highlight für Konzerte mit experimentieller elektronischer Musik – nicht irgendwo, sondern an ungewohnten Orten. Dieses Jahr ist es mal wieder eine Kirche, die Heilandskirche in Plagwitz, um genau zu sein.

Ende Oktober 2023 eröffnet sie mit dem Westkreuz einen neuen Raum, der nach einem Umbau in neuen Glanz erstrahlt. Der Westkreuz-Bereich ist ein architektonisches Spezifikum, weil zu DDR-Zeiten in der Kirche eine Zwischendecke eingezogen wurde. Dadurch entstand oben ein recht niedriger Kirchraum und unten Platz für ein Kunstarchiv. Mehr Infos gewünscht? Hier gibt es ein interessantes Bau-Tagebuch.

„Die Heilandskirche hatten wir schon 2020 ausgesucht, mussten die Ausgabe aber wegen Corona absagen. Durch den extrem niedrigen Kirchraum ist man als Besucher auf einer Höhe mit der Orgel und nah an den Fenstern.“ – Stefkovic van Interesse, Mit-Organisator Bells Echo

Musikalisch spielt auch eine Orgel eine herausragende Rolle – allerdings eine selbst gebaute von Yosuke Fujita alias FUJI|||||||||||TA. Der japanische Soundkünstler nutzt dafür einen alten Blasebalg aus Holz und eine eigens entwickelte Klaviatur, um Luftströme in die Pfeifen zu drücken. Das ergibt eine melancholisch-sphärische, sehr unmittelbare, mantrenhafte Sound-Ästhetik, bei der auch die Geräusche des Bedienens organisch mit einfließen. „FUJI|||||||||||TA war schon seit einiger Zeit auf unserem Zettel, da seine Performance sehr eindrucksvoll und geisterhaft wirkt“, meint Stefko. Hier gibt es einen Eindruck davon:

Und zur weiteren Einstimmung empfehlen wir das 2020 erschienene Debüt-Album „Iki“.

Mit Maya Shenfeld gibt es am 10.11.2023 noch ein weiteres Ambient-Highlight. In Jerusalem geboren, nun von Berlin aus, entwickelt sie mit E-Gitarre und Elektronik einen verträumt-schwebenden, interstellaren Sound. Etwas zugänglicher in ihren Harmonien, vielschichtig in den Spunds.

Abgerundet und eingeleitet wird der Abend von Bells Echo-Co-Host Stefkovic van Interesse. Gemeinsam mit dem Video-Artist Gen.Pi, der Künstlerin Johanna Frederike Koenitz und dem Sound Designer André Klar hat er eine neue Performance mit lokalem Bezug entwickelt: Es geht um die Faltensprengung des Schornsteins im Leipziger Süden vor wenigen Wochen. Wie Stefkovic arbeitet, haben wir schon filmisch begleitet:

Tickets und Verlosung

Tickets für Bells Echo 2023 gibt es online bei TixForGigs.

Oder ihr macht bei unserer Verlosung mit. 3 x 1 Tickets könnt ihr gewinnen, wenn ihr bis zum 30.10.2023 an dance @ frohfroh.de eine Mail mit dem Betreff „Bells Echo“ schreibt. Die Gewinner:innen erhalten dann eine E-Mail.

KW 41 – Pause

Warum gibt es eigentlich gerade keine frohfroh-Tipps. Hier zwei Erklärungen.

Ja, seit fast 15 Jahren gibt es die frohfroh-Ausgehtipps. Bis auf ein paar Wochen Pause 2015 und während der Corona-Lockdowns haben wir euch konstant mit Party-Empfehlungen und Überblicken versorgt.

Das soll auch künftig so bleiben. Aber: Erstens gab es bei Party-Tipp-Host Jens einen Todesfall in der Familie – und damit nun wenig Lust, sich mit Party-Tipps zu beschäftigen. Einen Ersatz haben wir auf die Schnelle leider nicht.

Zweitens: Telegram etc. haben das Party-Announcement-Game sehr verändert. Oftmals habt ihr eure Überblicke zum Wochenende schon auf dem Smartphone. Leider verteilt auf verschiedene Gruppen zwar, aber dafür sicher auch einige Off-Location-Tipps, die bei frohfroh eh schwierig zu promoten sind. Wie wir mit dieser neuen Situation umgehen, möchten wir noch durchdenken.

Gebt uns bitte etwas Zeit.

Und hört gern in der Zwischenzeit in unseren Podcast oder in unsere Spot on-Mixe.

Spot on – 50PHIE

Es ist wieder Zeit für Spot on: 5OPHIE. Mit Platten angefangen und seitdem nicht mehr damit aufgehört. Ihr Sound erinnert oft an die Musik aus der Geburtsstadt des Techno: Detroit. Was es sonst noch mit 50PHIE auf sich hat, erfahrt ihr hier bei uns.

Schon länger in der Leipziger Techno-Szene dabei und jetzt kurz vor dem Umzug nach Hamburg: 50PHIE hat die letzten Jahre aktiv an vielen Leipziger Decks mitgemischt. Egal, zu welchem Gig es geht, ihr Plattenkoffer mit den Wackelaugen ist mit am Start. Wozu der früher eigentlich gedacht war und worauf es für 50PHIE beim Auflegen ankommt, erzählt sie frohfroh im Spot-on-Interview.

Wer bist du und wie bist du zum Auflegen gekommen?

Hi, ich bin Sophie und ich wohne schon seit zehneinhalb Jahren in Leipzig. Aber tatsächlich nicht mehr lange. Ab Mitte Oktober geht es nach Hamburg. Da studiere ich dann Kultur -und Medienmanagement im Master, mal schauen. Hab‘ auf jeden Fall Bock auf die Stadt und die Szene dort. Hier in Leipzig war ich auch immer feiern, damals noch im Pferdehaus auf der Karl-Heine, das gibt’s schon gar nicht mehr. Da hatte mich dann die elektronische Musik, obwohl ich eigentlich eher aus der Punk- und Hardcore-Schiene komme. Irgendwann wollt ich selbst was machen, hab mir nen Plattenspieler gekauft und mit nem Kumpel rumprobiert.

Deinen Plattenkoffer, den sieht man auch überall auf Instagram? Ist das schon immer so?

Stimmt, der Koffer. (lacht) Ursprünglich war der ja dazu da, Alkohol mit in den Club zu schmuggeln. Nein gar nicht. Ich habe zwar mit den Platten angefangen, aber dann erstmal bei nem Praktikum im Conne Island gelernt, wie man mit CDJs auflegt. Erst seit ein oder zwei Jahren spiele ich wieder mehr mit Vinyl. Es macht schon echt Bock, ich kann was anfassen und es fühlt sich mega gut an, wenn man es geschafft hat, da was Ordentliches zusammen zu mixen. Klar, digital auflegen bietet einem viel mehr Möglichkeiten und auch mehr Zeit. Deswegen find ich auch bis heute beides gut.

Was spielst du denn am liebsten?

Ich bin echt ganz schön breit aufgestellt. Am meisten gebucht werde ich für Techno, so ein bisschen dubby und ein bisschen detroitig. Ich spiele aber auch super gerne House und bin gerade so ein bisschen mit gebrochener Musik auf den Trichter gekommen. Zur Peaktime doller, aber auf dem Ambient-Floor gechillter. Also will mich da gar nicht so festlegen.

Und wo?

Ich liebe das ://about blank in Berlin. Da ist meist gutes Monitoring, guter Sound in der Booth, da geh ich mit einem guten Gefühl raus. Seitdem ich im IFZ die „Drive“-Veranstaltungsreihe mitorganisiere und im Island die Weekender, sind die Clubs eigentlich schon meine Base. Da fühl ich mich zu Hause und da bin ich super gern.

Und zu welcher Zeit?

Uff, das kann ich gar nicht sagen. Ich mag die Herausforderung, das Opening zu spielen. Da muss man sich dann echt was für überlegen und das Ganze schön aufbauen. Aber Peak Time macht auch extrem Spaß. Letztens habe ich auf dem Nachti-Festival von 2 bis 4 Uhr im Ravecave gespielt, das war schon echt witzig. Mein letztes Closing ist schon über fünf Jahre her. Vielleicht wird es bald mal wieder Zeit dafür. Kann mich aber echt nicht entscheiden.

Hast du irgendwelche Auflege-Rituale?

Ganz ehrlich, nein. Einfach nur unglaublich viel Rauchen vor Aufregung, das wars.

Schonmal was Witziges vom Pult aus beobachtet?

Ja, ich hab mal einen „Nur Show, kein Techno“ Gig gehabt, eher aus Spaß. Da haben wir die ganzen Hits und Oldies gezockt. Und bei „Time of My Life“ durfte ich bei einer Hebefigur zuschauen. Die hat nicht zu 100 Prozent geklappt, aber war extrem witzig.

Wie geht es jetzt weiter bei dir?

Der Umzug steht kurz bevor, ich freu mich auf jeden Fall schon auf die Hamburger Szene. Ich will unbedingt mal im „Pudel“ spielen (Update: Gesagt, getan, am 26.10. ist es soweit). Werde aber sicherlich auch noch viele Male nach Leipzig und Berlin zum Spielen kommen, fühlt sich einfach nach zu Hause an. Selbst produzieren wollte ich auch schon lange mal, aber das ist momentan eins meiner vielen kleinen Hobbies, die ich gerne mal vertiefen würde, aber bis jetzt noch nie die Zeit dafür gefunden habe. Momentan leb ich ja so ein bisschen vom Auflegen, das möchte ich in Zukunft eigentlich nicht. Dafür lieb ich es zu sehr und ich will den Spaß daran nicht verlieren. Das Auflegen soll etwas sein, wovon ich mir nice Platten kaufen kann und nicht etwas, wovon ich meine Miete bezahlen muss.


Party-Tipp

50PHIE’s vorerst letzter Drive-Rave vor dem Umzug nach Hamburg:

14.10.23
Drive @ IfZ // 23:59 Uhr
w/ Sol Ortega, Lydia Eisenblätter, Febi, Antr, 50PHIE


Spot on – der Mix

Zum Reinhören gibt es einen Spot-on-Mix von 50PHIE – und zwar ein Mitschnitt ihres Sets bei der ungesund-Party im about blank.

__Fotos

Und hier noch ein herzliches Danke an Iona Dutz. Von ihr kommen die Bilder dieser Spot-on-Ausgabe. Wie sie dieses Shooting erlebt hat, erzählt sie hier:

„Das Treffen mit Sophie findet mittags an einem heißen August-Tag statt. Die Klamotten kleben förmlich an den Körpern. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten für unsere kleine Fotosession: Den kühlen Schatten unter den Plagwitzer Industriebauten suchen oder die Füße im Karl-Heine-Kanal versinken lassen. Sophie machte beides mit.“

Hey Hey – leku 2023

Am 14. Oktober 2023 findet die zweite Ausgabe der Leipziger Kulturmesse – kurz leku – statt. Was es mit diesem Event auf sich hat, wollte Hey Hey-Podcast-Host Sebastian wissen.

Im vergangenen Jahr hatte die leku für ein erfrischendes Debüt gesorgt. Die Messe möchte einerseits die verschiedenen Akteur:innen der Leipziger Kultur- und Kollektivszene zusammenbringen, andererseits zum Entdecken einladen. Und zu entdecken gibt es auch dieses Jahr wieder einiges.

Neben der Messe im Werk 2, bei der sich Leipziger Kulturschaffende aus unterschiedlichsten Bereichen mit ihren Werken präsentieren, gibt es auch Workshops und Netzwerktreffen sowie Konzerte, Podiumsdiskussionen und eine After-Show-Party im Mjut.

Was hinter leku konzeptionell steckt, wie die Idee dazu kam und was euch erwartet, erfahrt ihr in unserem neuen Hey Hey-Podcast. Hierfür traf ich mich mit Victoria und Michael vom Orga-Team.

Weitere Infos gibt es auf der leku-Website und Instagram.

Stell die Verbindung her – 47. Leipziger Jazztage

Jazz und frohfroh? Why not. Es gibt immer wieder spannende Connections zwischen elektronischer und improvisierter Musik. Ein paar davon sind bei den diesjährigen Leipziger Jazztagen zu erleben. Wir verlosen Tickets.

Zum 47. Mal gibt es dieses Jahr die Leipziger Jazztage – das Festival ist durchaus eine Instanz im internationalen Jazz-Kalender. Es ist nicht das erste Mal, dass die Programm-Kurator:innen ihre Fühler in Richtung Elektronik ausgestreckt haben. Ich erinnere mich u. a. an Kollaborationen mit dem Conne Island.

2023 stehen die Leipziger Jazztage unter dem Thema „Stell die Verbindung her – und handle with care“. Es ist ein Plädoyer für die Neugier an Unbekanntem, Ungewohntem und für mehr Empathie gegenüber anderen. Im Begleittext heißt es:

„Mit der diesjährigen Festivalausgabe haben wir Musiker*innen eingeladen, die sich trauen in ihren zwischenmenschlichen Begegnungen Grenzen zu überschreiten und große Distanzen zurückzulegen: stilistisch, disziplinär, kulturell, politisch, geographisch. Musiker*innen, die sich empathisch ihrem Umfeld zuwenden, sich mit Vergangenheit und Tradition verbinden, die Ursprünge ihrer Identität erkunden, gleichermaßen aber auch in der Gegenwart verortet sind und Zukunftsvisionen entwickeln, die ihre jeweils ganz eigene Geschichte zu erzählen haben.“

Vom 14. bis 21. Oktober 2023 spielen mehr als 100 Musiker:innen in verschiedenen Clubs und Locations – internationale Stars, aber auch innovative Geheimtipps. Drei Konzertabende der Leipziger Jazztage möchten wir euch besonders ans Herz legen – weil es hier eben auch Verbindungen zur Elektronik gibt.

17. Oktober // UT Connewitz // 21 Uhr

Doppelkonzert mit dem Joana Duda Trio und Roher/Loderbauer/Westerhus/Freund.

Während die polnische Pianistin akustische Instrumente mit eigenen elektronischen Samples und Sounds frei bewegen lässt, geht das andere Quartett um die Berliner Legenden Max Loderbauer und Tobias Freund auf eine dunkel-repetitiv-perkussive Reise.

Yes Yeah? Wir verlosen 2×2 Tickets für diesen Abend. Bitte schickt bis 14.10.2023 an dance @ frohfroh.de eine Mail mit dem Betreff „Jazztage 17.10.“


19. Oktober // Schaubühne Lindenfels // 21:30 Uhr

Doppelkonzert mit STAX und SUM.

Das internationale Quartett STAX um den Leipziger Drummer Max Stadtfeld erzeugt einen kontemplativen Strom aus organischen und dezent elektronischen Sounds. SUM dagegen ist ein Performance-Duo mit Verbindungen zur Film- und Medienkunst, bei dem mächtige Beats auf intensive Improvationsmomente und eine experimentell gespielte Trompete treffen.

Interessiert? Wir verlosen 2×2 Tickets für diesen Abend. Bitte schickt bis 14.10.2023 an dance @ frohfroh.de eine Mail mit dem Betreff „Jazztage 19.10.“


21. Oktober // Werk 2 // 23 Uhr

Triplekonzert mit Gorz, Hjirok und Marie Tjong-Ayong.

Zum Abschluss der 47. Leipziger Jazztage wird es nochmals clubbig mit einem breakigen DJ-Set von Marie Tjong-Ayong. Davor begeben sich Gorz voll in die Welten der Free Jazz-Improvisation. Und Hjirok geht zusammen mit Andi Toma von Mouse On Mars auf die Spurensuche nach transzendenten kurdischen Sounds. Aber leider ist er krank, so dass mit Siamand Mohammadi  an den Synths auftreten wird.

Ihr wollt dabei sein? Wir verlosen 2×2 Tickets für diesen Abend. Bitte schickt bis 14.10.2023 an dance @ frohfroh.de eine Mail mit dem Betreff „Jazztage 21.10.“


Tickets und mehr

Mehr Informationen zum gesamten Programm der 47. Leipziger Jazztage findet ihr auf www.jazzclub-leipzig.de/leipziger-jazztage. Tickets gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen in Leipzig oder online.

Artwork von Stefan Ibrahim.

New In – September 2023

Der September ist rum – und mit ihm ein Monat mit einigen guten Leipzig-Releases. Hier sind unsere Top 6.

George John – „Remote Island EP“ (Blaq Numbers)

George John ist zurück! Mit seiner zweiten EP auf Blaq Numbers und die sieht aus wie sie klingt und anders herum. Wunderschön und smooth. Die Illustratorin Nänni Pää hat bereits einige der letzten Releases auf Blaq Numbers gestalterisch begleitet und was soll man sagen? Du willst das Tape sofort auflegen.

Der Musiker holt alles raus aus seinem Instrumenten-Fuhrpark. Cheesy Analog-Synths, (E-)Piano Chords und Funky Basslines fliegen und flirren umher. Fünf Tracks stammen vom Artist selbst und bewegen sich in der Schnittmenge aus E-Funk, Downbeat, (Hip-)House und instrumentaler Pop Music. Das Paket wird abgerundet mit drei Remixes, die ein wenig mehr auf den Dancefloor schielen.

Eine runde und funky Sache, aber ich hatte hier nichts anderes erwartet als Qualität. Keine Ahnung, wo das Label all diese guten Artists herzaubert, aber ich bin und bleibe Fan vom Label der schwarzen Zahlen.

Nils‘ Hit: „I´ll be gone“. Why: Weil hier alles so wunderschön gleichzeitig passiert.


Malo Moray & His Inflatable Knee – „Atolls“ (self-released)

Weisst du noch, was du 2020 getan hast? Und 2021? Was du gefühlt hast? Jahre der Isolation, des Rückzugs, vielleicht auch der Besinnung. Zeugnisse in Schrift- oder Musikform aus dieser Zeit gibt es viele. Und manchmal wirkt diese Zeit wahnsinnig weit weg und unwirklich.

Der Leipziger Musiker und Bassist Malo Moray hat in diesen beiden Jahren ein episches Album mit befreundeten Mitmusiker*innen aufgenommen, welches soeben auf Doppel-Vinyl/MC und digital erschienen ist. Gemeinsam und doch isoliert. Basierend auf den Improvisationen von Malo sollten die Mitstreiter*innen nur ihrer Intuition folgend einen Take einspielen.

Es beginnt mit einer Fläche. Man kann die Klangquelle nicht richtig ausmachen. Eine Orgel vielleicht oder ein Synth? Es geht Schicht um Schicht. Ein Bass, Streicher, das ganz große Zusammenspiel. Kammermusik, die sich orchestral aufbäumt, sich aber auch keinem Genre verschließt. Einfach Emotionen transkribiert in Musik. Eine Platte, wie sie vielleicht früher auf Constellation erschienen wäre (Godspeed You Black Emperor! usw.). Mit Stücklängen bis zu einer halben Stunde braucht es hier auf jeden Fall Aufmerksamkeit. Schenkst du sie diesem Album, wirst du belohnt. Sortiert sich irgendwo ein zwischen Ambient, Postrock, Jazz und Experimental. Groß!

Nils` Hit: „Replying to Unadressed Letters“. Why: Bin einfach in love mit dem Drone-Synth am Anfang.


Mbius – „FREE005“ (Breakfree Records)

Mittlerweile auch schon bei Nummer 005 angekommen ist das „R.A.N.D. Muzik“-Sublabel „Breakfree Records“, betrieben von Salomo und Reece Walker. Wo jetzt genau die musikalische Abgrenzung zu „R.A.N.D.“ liegt, wird zwar auch bei dieser Veröffentlichung nicht klar, wohl aber, dass der Release für mich positiv heraussticht.

Vier ziemlich straighte, aber durchaus melodiöse Tech House-Nummern mit kosmischen Synths über perkussiver Schwerstarbeit im Bereich von 130 bpm. Klingt nicht neu, aber trotzdem frisch. Was es für mich allerdings hier rausholt ist der Track „Mittelsachsen Sundowner“ auf der B1. Zwei Akkorde reichen hier schon um glücklich zu sein. Die 303-artigen Sounds und das Voice Sample tun ihr Übriges. Absolut magischer Track!

Nils` Hit: „Mittelsachsen Sundowner“. Why: sh. oben 🙂


M-pha – „Tollwut Synapses“ (GLYK)

Und auch GLYK, das Label von DJ Balduin hat was Neues raus. Unter dem experimentierfreudigen Pseudonym M-Pha veröffentlicht Balduin ein Mixtape mit Fremdmaterial und eingestreuter eigener Musik. Ein Mix, der zum genauen Hinhören einlädt und somit nur als Kassette und Stream via Bandcamp erhältlich ist. Entstanden ist der Mix als Teil eines Projektes während der Pandemie. Künstler*innen waren angehalten sich mit einem bestimmten, per Zufall ausgewähltem Thema auseinanderzusetzen und in Musik zu übersetzen. Die Ergebnisse wurden dann in gemeinsamen Online-Listening-Sessions geteilt.

Wir befinden uns hier auf jeden Fall irgendwo im Wald und irgendwas beisst. Alles andere als gemütlich. Field Recordings neben Ambient im weitesten Sinne und Perkussives. Mal atmosphärisch, mal noisy überdreht. Es bleibt düster und irgendwie bedrohlich. Vielleicht nicht unpassend für die Zeit, in der der Mix entstand. Ein Mixtape, der etwas anderen Art und das spiegelt sich auch in der aufwendigen Gestaltung der Kassette wieder. Balduin war auf jeden Fall mit dem Schleifpapier zu Gange.

Nils` Hit: Schick mal Track-ID bei 39.02 min!


Manasyt „The Genetic Lottery“ (Lunatic)

Nach einer längeren Pause gab es im September auch mal wieder ein Lebenszeichen des Leipziger Electro-Labels Lunatic – immerhin im zehnten Jahr des Label-Bestehens. Und auch die Katalognummer ist ein kleines Jubiläum, es ist nämlich das zehnte Release. Manasyt hatte die Ehre, es mit einem Mini-Album zu feiern. Bisher hatte ich den bulgarischen Producer, der mittlerweile in China lebt, noch nicht auf dem Schirm. Sehr schade, denn die sieben Tracks des Albums schaffen es für mich, dem recht auserzählten Electro-Genre doch ein paar neue Nuancen hinzuzufügen. Rhythmisch ist hier ein anderer Drive drin. Vielleicht ist es das höhere Tempo, vielleicht der Minimalismus. Aber auch in den Harmonien und Sounds stecken einige Sci-Fi-Soundtrack- und Rave-Anleihen sowie eine andere musikalische Epik. So entsteht ein spannender Mix aus Dystopie und Utopie. Super Album, das es auch als limitiertes Vinyl mit einem Siebdruck-Cover gibt.

Jens‘ Hit: „Treatment #8“. Why? Weil gerade im zweiten Teil der filigrane Beat und die cineastischen Sounds eine ganz eigene Spannung erzeugen.


Finn Klein & Pal_unknown „Dorothea“ (110100100.global)

Zum Abschluss noch eine interessante Jazz-Folk-Electronica-EP vom Leipziger Label 110100100.global. Mit Finn Klein & Pal_unknown sind hier zwei Nürnberger Musiker zu hören, die sich in einem sanft angerauten Terrain mit Field Recordings, Gitarre und elektronischen Geräten unterwegs sind. Die vier Stücke der EP lassen einerseits der süßen Melancholie und warmen Kontemplation viel Raum, andererseits sind da immer wieder auch Reibungen in den Sounds. Eine gute Balance zwischen Abtauchen und Entdecken, organischen Klängen und elektronischen Experimenten. Die zwei Remixe bringen dann mittendrin etwas Hektik in die EP – musikalisch durchaus filigran und gut, aber in der Dramaturgie dieser EP etwas too much.

Jens‘ Hit: „I“. Why: Weil die Spielplatzsounds mit den elegisch verzerrten Gitarren unglaublich gut passen.

Spot on – Madda Chantal

Pink, Pastell, Barbie aesthetics – dazu ein schneller, harter, gebrochener Sound und viel Experimentierfreude, ohne dabei abzuheben: Das ist Eiji alias Madda Chantal. Wie Eiji mit seinem Sound und seinem Style die allzu übliche Vorstellung von Techno-Couture herausfordert und warum der Berliner die Leipziger Szene schätzt, erzählt er im Interview.

__Leipzig und Berlin

Eiji De Luca nennt sich Madda Chantal, arbeitete als DJ und Selektor unter anderem im Aeden in Berlin und kam vor rund drei Jahren nach Leipzig. Der Grund: Er musste aus seiner Berliner Wohnung ausziehen – ein guter Anlass, „um mal rauszukommen“, erzählt er. Leipzig kannte er von Feier-Ausflügen und war schnell angetan von der Technoszene, den Clubs und den Möglichkeiten der Stadt. 

Geradezu antizyklisch, denn der Fluss nach Berlin ist ungebrochen; kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein:e DJ ein Zimmer in Berlin via Instagram sucht… Aber Leipzig und die Leipziger Art zu Feien gefiel Eiji. Die Ausflugsstadt wurde zu seinem Hauptwohnsitz.

__Psytrance und Peak-Time

Die Faszination fürs Feiern und für elektronische Musik liegen bei Eiji zehn Jahre zurück: „Mit 13 war meine große Liebe Psytrance und Darkpsy“, sagt er und erinnert sich an seine ersten Male in Berliner Clubs. Die hat er recht jung kennengelernt, ausgiebig. Damals kam bei ihm schon nach den ersten Nächten der Wunsch auf, Leute zu seinen Beats tanzen zu sehen, sagt er. 

Denn Feiern ist das eine. Auflegen, im Nachtleben aktiv sein und dort arbeiten, das ist das andere. Für ihn war es ein ganz logischer, nächster Schritt: DJ werden. Mit geschenktem Equipment einer Freundin – der er hierfür ewig dankbar sein wird, sagt er – und einer Traktor-Software, fing er an; und legte das erste Mal in Berlin, später auch in Leipzig bei Freund:innen auf. Damals noch „klassischen und härteren“ Techno. 

Leipzig empfing ihn also nicht nur als Gast auf der Tanzfläche, sondern auch als DJ sehr herzlich. Die Szene sei eben eher klein, „süß“ und übersichtlich, findet er. Ein enormer Vorteil, um Anschluss und Gigs zu finden. Das sei in Berlin anders, die Schnelllebigkeit dort könne schnell frustrieren. Er sei deshalb weiterhin froh, in Leipzig zu leben. Auch wenn er in letzter Zeit mit Wien als place to be liebäugelt. Leipzig als Zwischenstation auf der Weiterreise? Auch das ist nicht abwegig, wird aber erst die Zukunft zeigen.

__Pastell und Pink

Auffallend ist nicht nur Eijis pumpiger, vibiger, breakiger, trotzdem immer düster-technoider Sound bis 150 BPM, sondern auch sein Style. Pastell, Pink, Crocs mit Plateauabsätzen, Handtaschen und Uhren an jedem Handgelenk, oft sogar am Fuß, sind sein Markenzeichen:

„In erster Linie ziehe ich das an, weil es ich es geil finde. Es passt zu mir als Person – es ist ein bisschen silly, cute und es versprüht einfach Frische, finde ich“

– sein Stil sei witzig, aber nicht ironisch.

Das typische Bild von Männlichkeit und wie sich Männer „üblicherweise“ kleiden, werde hierbei gebrochen. Und gerade Männer fühlen sich davon durchaus provoziert, sagt er. Auf der Straße fallen die Reaktionen nämlich leider meist anders aus als im Club, wo sein Kleidungsstil eher Anerkennung statt Abwertung erfährt. Seine Persönlichkeit, ob beim Auflegen oder im Alltag, mit Kleidung und Farben auszudrücken, sei ihm aber wichtiger als die Befindlichkeiten rosa-hatender Typen.

„Ich nehme das DJ-sein sehr ernst, weil ich dafür brenne“

– Eiji aka Madda Chantal

Eiji beobachtet die Partyszene als DJ und weiterhin als regelmäßiger Gast in nahezu allen Leipziger Clubs; und fast alles bei ihm hat irgendwie direkt oder indirekt mit Clubkultur zu tun: „Ich nehme das DJ-sein sehr ernst, weil ich dafür brenne“, sagt er sehr bestimmt zum Ende des Interviews. 

Das ist spürbar, wenn er von Nächten erzählt, bei denen er aufgelegt hat. Oder vom Ausgehen und Tanzen mit Freund:innen: „Im Club kann ich mich zeigen, wie ich bin. Und hier lerne ich immer wieder Leute kennen, die mich auch genauso annehmen und mich supporten.“ 

__Lust auf Herbst

Gerade hat er drei neue Partyreihen in Leipzig entdeckt, die für ihn Zeitgeist und einen modernen Sound vereinen: Saft, Morph und Maniac. Sie markieren das Ende einer Durststrecke, in der ihm die Veranstaltungen in Leipzig zu „alt eingesessen“ und nicht mehr wirklich progressiv-interessant vorkamen. 

Das sind gute Vorzeichen für die Zeit nach der Sommerpause. Eiji werden wir in der kommenden Saison sicher wieder in den Leipziger und Berliner Clubs treffen – entweder auf der Tanzfläche oder als Madda Chantal hinter dem DJ-Pult. 

Einstimmen, auf welche Party, Session, Pre- oder Afterhour auch immer, könnt ihr euch mit dem frohfroh-Mix von Madda Chantal. Enjoy!


Alle Fotos von Iona Dutz. Noch mehr Bilder findet ihr auf Ionas Website und bei Instagram.

KW 38 – Samstag

Und hier noch zwei interessante Tipps für den KW 38-Samstag.

frohfroh-Tagestipp //

Narciss presents: Language Of Love // Institut fuer Zukunft // 23:55 Uhr
w/ Narcis b2b Malugi, I$A, Bbetriebswirt, Nb}|{MC, J Nuggetz

Nice, Narciss hostet hier eine eigene Party für wunderbare musikalische Grenzüberschreitungen. Da treffen Broken Beats und House auf happy Rave-Sounds und euphorische Chords. Gemeinsam mit Broken Hearts-Resident Maluga wird Narciss ein B2B-Set spielen.


Außerdem heute //

DanceNFriends & Face To Face – Neue Welle, 23:00 Uhr – Hardgroove und Techno mit Leo_Lauch, Polaroidbær b2b Hoffster2000, Lecat, Rove Ranger, David Löhlein

KW 38 – Donnerstag

Das Seanaps ist zurück – heute gibt es das Festival-Opening.

frohfroh-Tagestipp //

Seanaps Festival 2023 // Westflügel, Luru Kino, Techne Sphere Leipzig, Westwerk, Temporrrm, Txpx // 18:30 Uhr
w/ Anna Schimkat, Miki Yui, Hauptmeier|Recker, Yun-Chu Liang, Felicity Mangan, Damsel Elysium, Wild Terrier Orchestra, Selu Herraiz, Wilted Woman, Maurice Louca, Slumberland, Weird Dust, Don The Tiger, CV & JAB, So Sner, Damian Dalla Torre, Lieven Martens, Julia Santoli & Lorenz Lindner, Jane Jin Kaisen, GAŁGAŁ

Heute startet die siebte Ausgabe des Seanaps Festivals – mittlerweile eine feste Event-Reihe, die experimentelle und zeitgenössische Musik, Kunst, Performance und Filme präsentiert – viele Veranstaltungen sind auch for free und damit niederschwellig besuchbar. Dieses Jahr steht das Programm unter dem Motto „Composing Future“. Bis Sonntag gibt es Konzerte, Interventions, Screenings und Workshops.

Das gesamte Programm findet ihr hier.

VA – Disco Orangen (VAYA)

Einen kleinen musikalischen Nachtrag zum scheidenden Sommer liefert uns das Leipziger Label VAYA. Die Macher haben bereits mit der ein oder anderen Soli-Compilation und hübschen Shirts einen blendenden und bleibenden Eindruck hinterlassen. Nun folgt der erste Release auf Tape und man kann es nicht anders sagen: Der Name ist Programm.

VAYA versammeln auf „Disco Orangen“ ein wenig Produzent*innen-Prominenz aus dem erweiterten Umfeld und liefern eine geschmackvolle und vielseitige Compilation. Konservierte Sommer-Vibes auf satten 2 x 40 Minuten für das Kassettendeck am See oder den Walkman unterwegs. Wer es lieber digital hat, findet die Compilation auf Bandcamp als Stream und Download. Es lohnt sich!

Ob Discofunk (Ranko) oder fluffiger Dubstep (Lai Raw), Beastie Boys-Hommage (Varum), House (DJ Balaton; Cimas, Rob de Bank; Siggatunez) oder Synth-Pop (supa KC; Heron). Das Spektrum ist ziemlich breit und macht Freude. Hört sich wie ein schönes Mixtape, das einem jemand aufgenommen hat, der einen mag.
Mit „Insights“ von Jakob Mäder gibt’s dann gleich noch einen super sweeten Disco-House-Kracher (mein geheimer Favorit), der Lust macht rauszugehen, zum See zu radeln oder auf eine Open Air Party zu gehen.

Apropos: Die Vaya-Compilation feiert an diesem Samstag ihren Release im Leipziger Westen.

SA, 16.09.2023

@ MULE

14-22 h


Na, wenn das nicht verlockend klingt? See you around!

KW 37 – Freitag

Dieser Freitag ist offiziell recht überschaubar. Aber sicher geht einges mehr – also lasst es uns in den Kommentaren wissen.

frohfroh-Tagestipp //

Impuls // Neue Welle // 23:00 Uhr
w/ Detroit In Effect, Credit 00, Cyan85, Sithara

Classic Electro mit einem echten Detroit-Hero. Seit seiner frühen Jugend Ende der 1980er bastelt Detroit In Effect an eigenen Tracks und DJ-Sets. Heute ist er zusammen mit Leipzig Finest Electro-Acts in der Welle. Sithara bringt außerdem noch uplifting House-Vibes dazu.


Außerdem heute //

It’s An Eli Thing With Kaufmann – Elipamanoke, 23:59 Uhr – Psytechno, Tech House und Techno mit Kaufmann, Aio, Adrija, Lars Goldammer, Senta Julien, Splinter

KW 37 – Samstag

Tagsüber geht es auf die Straße – nachts in die Clubs. Sechs Tipps für heute.

frohfroh-Tagestipp //

Global Space Odyssey // Leipzig // 12:00 Uhr
w/ tba

Die Global Space Odyssey ist ein Leipzig-Classic – einmal im Jahr ziehen Teile der hiesigen Clubszene durch die Straßen und laden zu einer kritisch-bunten-lauten Demo. Dieses Jahr läuft die GSO unter dem Motto „Dance For Future“ und möchte auf die Verantwortung der Rave-Culture beim Klimawandel hinweisen.

Wo die Route langgeht und welche Crews daran teilnehmen, erfahrt ihr auf der GSO-Website.

Im Anschluss gibt es zwei Aftershow-Parties:

Global Space Odyssey Aftershow – Elipamanoke, 23:00 Uhr – Techno, Trance und Drum & Bass mit Dørte, EAIA, Wintermute, Ace, Darkula, Slany, E.V.A, Sebastian Sandmann & RDR, Sun Is Underwater , Margarethe Specht, Bonnie, The Biceps, Thomas Leitschuh, Vannie Lieh, Meine Weinigkeit, Blizzard Wizzard

Global Space Odyssey Aftershow – Mjut, 22:00 Uhr – Techno, Breaks, House, Electro mit Relict, Fayray, DJ Annita, Smooksy, Fjedn, Brothers of Sisters, Phoebe, Krue, :Mumm, Nicetan


Außerdem heute //

Aequalis x Zan x Quartal – Institut fuer Zukunft, 23:59 Uhr – Techno und Ambient mit Medha, D-Leria, N.akin, Current Location, Luzi, Kimya, Siggi Petrol, Taar1, Thnts, Nælida b2b Balanca

Hyperfokus – Neue Welle, 23:00 Uhr – Deep Techno mit Amelic, MZR, Jan Goertz

Taktgewackel – Absturz, 23:00 Uhr – Techno mit Daniel Accent, High Know, Kob